Der 8 September 2006, es war eine regnerische Nacht die der Hitze des Tages folgte. Leise hämmerten die Tränen der Götter auf Stein, Glas und Erde. Wandelten den Geruch. Erzählten im Flüstern des Windes ihre ganz eigene Geschichte während vorbeiziehende Wolken die Szenerie in ein Spiel aus Licht und Schatten tauchten. Der Regen kam Überfallartig. Auf den Straßen wuselten die Nachtschwärmer und suchten Schutz, in Häusereingängen, überdachten Passagen. Straßenbahnhaltestellen. Manche unter Bäumen. Sie tanzten zur Symphonie der Nacht. In der Ferne konnte man das Grollen hören, das näher kam. Unaufhaltsam.
Es war nur noch eine Frage der Zeit....
Die Pleißenburg, in den heutigen Nächten eher bekannt als das neue Rathaus. Eine heilige Stätte, für jene die Gefangen sind zwischen Leben und Tod. Sie mochte auch in dieser Nacht ihre Pforten geöffnet haben. Ihre Funktion erfüllen, die ihr irgendwann einmal auferlegt, aufgezwungen wurde.
„Mors certa, hora incerta“.
Nur wenige kennen diesen Ort gänzlich, noch weniger seine Geschichte. Gerüchte gibt es viele, wie Geschichten und Erzählungen. Es sind nur wenige Schritte den Gang entlang, nach dem man das Elysium auf den üblichen Wege durch den Eingang in der Seitenstraße betreten hat, das man von einem unbekannten Mann, mittleren Alters empfangen wird. Er steht neben einem Durchgang welcher jenen die schon mindestens einmal hier waren, völlig unbekannt ist. Scheinbar verborgen in der all der Zeit. Er ist in einen passgenauen Anzug gehüllt. Die Stoffe scheinen auf den ersten Blick von hoher Qualität. Der Mann ist routiniert. Lässt die angemessene Höflichkeit walten. Keiner der heutigen „Gäste“ scheint ihm unbekannt.
Es stehen dort noch weitere Bedienstete, die Waffen, Handys, Fotoaparte und jede Form von Technischem Gerät in Empfang nehmen. All jenes scheint untersagt.
Nach all den Floskeln, nach all den Höflichkeiten, nach dem Ende des Prozedere, folgt stets die Hand welche zum Eingang deutet. Fast möchte man meinen ein unbestimmtes Lächeln dort hinter der kühlen, nüchternen Fassade des Mannes in den Fenstern seiner Seele erkennen zu können.
Nur ein Eindruck?
Er ist nicht groß der Eingang, der Weg welcher über steinerne Treppe hinab in die Tiefe führt ist nicht breit. Nicht mehr als zwei Schritte. Vielleicht sogar ein bisschen schmaler. Und viel höher ist er auch nicht. Es ist ein Pfad in andere Welt, in eine vergangene Zeit. In Stein gehauene Stufen, die Wände wirken massiv, markant und sind mit Fackelhaltern versehen, die alt und verbraucht wirken, in denen brennende Talgkerzen die einzige Lichtquelle bieten. Sie flackern wenn man ihnen vorbei geht. Flüstern. Zischen. Ein leichter Geruch von Weihrauch der in der Luft liegt. Aber vielleicht täuscht der Eindruck auch nur.
Der Abstieg welcher etwa eine Minute bei normaler Gehgeschwindigkeit andauert endet in einer kleinen Halle. Sie ist karg und schmucklos, ein Kronleuchter auf dem mehrere Kerzen brennen spendet ein wenig Licht. Ein massives Tor bildet das Zentrum. Es steht offen. Tief schwarzes Holz. Darin verborgen, in leichten Schattierungen, kann man Wappen erkennen, Malereien, Symbole. Untote Geschichte? Lebende? Religion? Es scheint verbunden. Untrennbar, Verwoben. Zuviel als da man es auf einem ersten Blick deuten, entschlüsseln könnte.
Neben dem Tor stehen zwei Männer, in schwerer, metallener Rüstung, von schwarz und dunklem rot dominiert, die kaum als Zeitgemäß erachtet werden kann. Die Gesichter sind hinter Helmen verborgen, die Hände von nicht weniger schweren Handschuhen bedeckt, welche metallisch im Lichtschein Funkeln und auf den Knäufen ihrer Schwerter ruhen, welche mit der Spitze auf dem Boden verharren. Scharf geschliffen. Kein Werk der Zierde. Die Blicke sind starr und gerade aus gerichtet. Kein Zucken. Keine Bewegung. Sie schienen nicht hier zu sein um Türen zu öffnen.
Der Saal der dahinter liegt ist geräumig, wenn auch nicht weniger Karg. Heller Stein, welcher vom Zahn der Zeit zernagt wurde, dominiert das hier und jetzt. Säulen im romanischen Baustil erschaffen, teilen diesen, zumindest optisch. Bilden ein, aber nicht das Zentrum. Fackeln und Kronleuchter erhellen die Szenerie, mit abnehmender Stärke, je weiter man in den Saal hineintritt. Gegenüber dem Eingang am Ende des Raumes herrscht nur noch diffuses Licht. Mehr Schatten.
Drei Stufen führen im hinteren Teil des Raumes auf eine kleine Erhebung, auf der ein pechschwarzer, aus Granit gehauener Thron steht. Er ist ebenso schlicht in seiner Natur wie der Saal in seinem gesamten Wesen. Bietet keinerlei Komfort und dennoch scheint er ihn auf seine ganze eigene Art und Weise für sich einzunehmen.
Er ist leer und scheint es zu bleiben. Einzig die selbsternannte Hand des Prinzen, Pretorius von Richthofen steht neben jenem und wartet, in aller Ruhe bis sich die Reihen füllen. Nach und nach die Mitglieder Gesellschaft sich einfinden.
Sich Gruppen Bilden. Erste Gespräche ihren Anfang nehmen.
Er trägt einen maßgeschneiderten Anzug. Schwarz und weiß die klassische Variante. Ein moderner Stil. Er erwidert mögliche Floskeln in Neutraler, Wertfreier Art und Weise. Agieren von sich aus tut er jedoch nicht.
Zado ist der Letzte, der ankommt. So scheint es jedenfalls.
Hinter ihm schließt sich das Tor.