by Jean Carpenter » 23 Dec 2014, 22:53
Während die Ventrue erzählte, hielt sich die Aufmerksamkeit der Engländerin zwar weiterhin auf ihr, aber die Lider dieser senkten sich ein Stück herab – als benötigte sie nicht mehr, als den schmalen Spalt, um genau zu sehen, was sie sehen wollte. Gleichzeitig zeichnete es ihre Züge ein wenig müder und nicht so streng, wo das Lächeln im Hintergrund bereits nachgelassen hatte – einfach wie ersetzt.
Und schon nach den ersten Zeilen löste die Toreador die Berührung wieder auf, langsam und ruhig, jedoch offensichtlich nicht als Anzeichen dafür, dass sie das Interesse verloren hatte, sondern viel mehr, weil es genügte. Es genügte, die Nähe schlicht aufrecht zu halten, um Anna zu betrachten. Ihre Pupillen lagen im Einklang mit dem grünbraun der Iris, die nun mehr ein sanftes Gemisch aus beiden Farben bildete – vermutlich weil durch den geringeren Lichteinfall alles ein wenig dunkler wirken wollte, als es war.
Ob bei der Geschichte irgendeine Emotion oder Gedanken ihr innerstes dominierten, zeigte sich wohl genauso wenig, wie bei der Deutschen selbst, denn keine Regung der Mimik wollte dafür sprechen. Weder fühlte sie mit noch schien sie amüsiert. Sie nahm es so hin, wie es gesagt wurde. Vielleicht war ihre Neugierde schlicht befriedigt und das war ihr genug. Dennoch schwieg sie über das Ende hinaus und würde die Worte noch nachhallen lassen, damit sie im eigenen Ohr noch hörbar blieben – länger als der Raum des Denkmals und die Stimme es könnten.
Dann trennten sich ihre dunkelroten Lippen, bildeten vorausgehend bereits das erste Indiz dafür, dass es nicht lange dauern mochte, bis Jean etwas verbalisierte – und doch floßen die Sekunden. Sie wirkte gar für einen Moment, als schaue sie durch die Ventrue hindurch, als nähme sie diese nicht mehr als solche wahr – oder hatte sie vergessen.
„Es gehörte einem Menschen, einer jungen Frau – um genau zu sein – für deren Ableben ich verantwortlich bin. Es war in den 30ern in den Staaten, in einem der verbliebenen Speakeasys. Das waren zu der Zeit meist Hinterräume in Lokalitäten oder privaten Häusern, wo alkoholische Getränke ausgeschenkt wurden.“ es klang zwar ein Stück weit erklärend an, aber doch dafür noch viel zu nüchtern – als das man meinen wollte, es sei eine für sie rührende Geschichte.
„In diesem Fall war es eine private Einladung. Und besagte Person war eine von einem etwas mehr als halben Dutzend anderer Menschen. Ganz ansehnlich und durchaus mondän erschien sie, wie sie mit ihrer Umgebung umging und Konversation betrieb. Im Laufe des Abends hatte es sich dabei herausgebildet, dass sie sich ausschließlich nur noch in meiner Nähe aufhielt und in ihrem angehenden Rausch nicht mehr bei vollen Sinnen war. Dabei hatte sie begonnen zu plappern und die eigenen Füße nur noch wacklig vor und zurück zu setzen, sodass offensichtlich sein wollte, dass ihre Grenze schon erreicht war. Aber sie hatte nicht aufhören wollen, vielleicht aus mangelnder Selbstbeherrschung, vielleicht aus Unachtsamkeit und vergangenen Ereignissen – oder einfach einem Gemisch aus allem zusammen.“ wie sie es sagte, erschien es nicht, als suche sie bis heute nach einer Antwort, sondern als läge sie ganz beiläufig eben Möglichkeiten dar, weil es eben passte.
„Durch ihr Verhalten und durch die Situation an sich, hatte ich so bereits jegliches Interesse für sie verloren. Sie war keine Herausforderung.“ ihr Haupt brachte sich von der leichten Neigung wieder in die Gerade zurück, verlor aber den Fokus für Anna nicht.
„Meine Seite verlassen, wollte sie jedoch nicht und ich ließ sie, warum – kann ich nicht einmal mehr genau sagen. Sie begann immer mehr von sich und ihrem Leben offenzulegen, die Schattenseiten und die Traurigkeit darin – als hätte sie irgendeinen Punkt als Anlass genommen, es eben mir anzuvertrauen. Sogar soweit, dass sie anfing in Tränen auszubrechen.“ kurz ging ihr Augenmerk mit dem Blick auf die Hand der Ventrue, welche den Gegenstand hielt.
„Und ich wollte, dass sie aufhört. Nicht, weil ich Mitleid empfand. Sondern eben, weil ich genau das nicht tat. Da war nichts. Mein Kopf, meine anerzogene, menschliche Moral sagte mir, dass es da etwas geben muss. Dass ich fühlen musste. Dass ich ihr etwas geben musste. Egal wie. Wenn es nur ein paar aufbauende Worte waren. Sie trösten. Und wenn es nur für den Moment war.“ sie lächelte hier leicht, wenn auch ohne großen Beweggrund dahinter, sondern nur wieder, wie gewöhnlich auch, um die Züge weicher zu zeichnen.
„Zu der Zeit gab es da für mich nur einen logischen Umkehrschluss, der beidseitig seinen Effekt haben sollte. Wenn ich es mache, dass sie aufhört, aufhört zu weinen. Weil sie nicht mehr daran denkt – denken kann. Weil sie zu sehr eingenommen ist von einem größeren, viel schöneren Rauschgefühl, habe ich sie getröstet. Im Gegenzug würde sie, würde ihre Erinnerung, ihr Blut mir etwas geben. Und sei es nur das eine Gefühl. War es doch ein Gefühl. Wie es sich ...gehört.“ kurz nur, dass sie innehielt, wohl um eine rhetorische Pause einfließen zu lassen und gleichzeitig die Lider wieder ganz zu heben.
„Ich sollte recht behalten. Da war etwas. Viel mehr, als ich erwartet hatte und ich ließ sie nicht gehen. Ich konnte nicht, weil ich nicht wollte.“ ein wenig, als wollte sie die vorherige Form der Erzählung spiegeln, schien es keine spektakuläre Geschichte zu sein, aber eben eine persönliche.
„Seitdem ist das Feuerzeug ein ständiger Begleiter, der mich an diese Geschichte erinnert.
Der mich an das Fühlen erinnert.“
[Auspex 2 – 0 Erfolge]
"Oh, the phoenix says
- Burn for me
The devil says
- Lie for me
The serpent says
- Beg for me
The siren says
- Die for me"