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Der Mann und der Mond [Leopold von Schlüsselburg]


Der Mann und der Mond [Leopold von Schlüsselburg]

Postby Victor von Creuzberg » 14 Nov 2014, 13:01

Für den Erstgeborenen der Malkavianer wurde ein Brief mit einem beigefarbenen Umschlag im Elysium hinterlegt. Wenn man das Siegel bricht, welches ein altdeutsches „V“ stilisiert, dann würde man einen weißen Briefbogen von durchschnittlich guter Qualität vorfinden. Die Buchstaben waren in schwarzer Tinte geschrieben und dabei einfach sowie ohne besondere weitere Merkmale. Die einzige Ausnahme davon war die verschlungene Unterschrift, die schon fast wie einstudiert wirkte und darüber hinaus die einzige Extravaganz des Schriftbildes darstellte.


Wohlwerter Leopold von Schlüsselburg,
Neugeborener des Clans des Mondes,
Erster seines Blutes zu Leipzig,

in meiner Position als Neuankömmling mit unbefristetem Gastrecht wäre es mir eine Freude und auch Ehre, mich Ihrer Person vorstellen zu dürfen, sowie auch diese erste Chance zu nutzen die Malkavianer der Domäne kennen zu lernen.

Bezüglich aller Rahmenbedingungen des Treffens richte ich mich natürlich gerne nach Ihren Zeitplänen und Vorstellungen.

Dankbar und Achtungsvoll verbleibe ich,

Victor von Creuzberg,
Neugeborener des Clans Ventrue,
Nachfahre von Joachim von Neumann
Ancilla des Clans Ventrue
“Every saint has a past, and every sinner has a future.”
- Oscar Wilde -
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Victor von Creuzberg
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Re: Der Mann und der Mond [Leopold von Schlüsselburg]

Postby Leopold von Schlüsselburg » 03 Dec 2014, 23:01

Es erreichte auf selbigem Wege eine Antwort den Ventrue, die - so musste ein jeder aufmerksame Leser befinden - über alle Notwendigkeit hinaus verklausuliert worden war. Das Papier war sauber und ordentlich, beschrieben wohl mit einer Feder in geübtem Sütterlin und ganz nach alter Sitte gefaltet worden. Kein Briefumschlag, kein Kleber, nur der Bogen und ein schlichtes Siegel aus rotem Wachs.
Im krassen Gegensatz dazu die bescheidene Qualität des Papiers, das dünn, weiß gechlort und offensichtlich ein Massenfabrikat war.

Werter Herr von Creuzberg,
Kind des Joachim von Neumann,
Ancilla vom Blute Ventrus,

ich kann mir nicht anmaßen, für meine Geschwister im Blute eine Zusage auszusprechen. Gleichwohl will ich, in Anbetracht aller Umstände, Pflichten und Gegebenheiten, Ihrer freundlichen Bitte nachkommen und freue mich darauf, mein Blut zu repräsentieren.
Sie treffen mich am einundzwanzigsten November um einundzwangzig Uhr im Kaffeehaus Riquet, Schuhmachergäßchen 1.
Es sei Ihnen gleichsam zugetragen, welche Regeln dort eisern herrschen: Jene der Maskerade.

Es verbleibt,
Leopold von Schlüsselburg,
Primogenus Lipsiensis,
Kind der Elisabeth Förster,
Ancilla vom Geblüte Malkavs.


Als der kleine Abend gekommen war, war es recht herbstlich, aber noch nicht winderlich draußen. Nicht, dass man es der Fußgängerzone im Zentrum Leipzigs angesehen hätte, wo weder Baum noch Strauch stand, um den Farbwechsel anzuzeigen. Aber den Leuten, die in das Wiener Kaffeehaus kamen, denen war es anzusehen. Sie alle hüllten sich in eine Unmenge aus Schals, aus Mänteln, Hüten, Handschuhen, Strümpfen und Überziehern, sodass der dicke Altherr gar nicht weiter auffiel, der mit seinem altmodischen Mantel über der Stuhllehne in der kältesten und verlassensten Ecke des Hauses Platz genommen hatte.
Durch die altmodische Glastür mit ihrem goldenen R als Griff war er gemessenen Schrittes um zwanzig Uhr in das dunkle Interieur gegangen, hatte seinen Blick an den eichernen Stützbalken mit ihren Verzierungen, an den schlichten Schränken schwarzen Holzes und den ganz nach alter Art mit schwarzen Westen, weißen Schürzen angetanen Kellnern satt gesehen. Er hatte einen Tisch und diverse Süßigkeiten bestellt, sie jedoch wohl über der Lektüre...schlicht vergessen.
Einen silbernen Zwicker auf der Nase, über den er elegant herüberblickt und den er gar nicht zu benötigen schien, las er in einem abgegriffen, reichlich altmodischen Buch, eine beliebige, doch aktuelle, Tageszeitung neben sich. Dem Anschein nach war sie durchblättert worden, doch spätestens nach den ersten Seiten Politkommentar zu neuen Ländern im Osten Europas beiseite gelegt worden.

[Schreib mir doch eine Mail, wenn du mit mir spielen willst. :p Ich übersehe sowas doch.]
Der Mensch hat eine wahre Wollust darin, sich durch übertriebene Ansprüche zu vergewaltigen und dieses tyrannisch fordernde Etwas in seiner Seele nachher zu vergöttern.
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Re: Der Mann und der Mond [Leopold von Schlüsselburg]

Postby Victor von Creuzberg » 05 Dec 2014, 12:31

Victor bestätigte das Schreiben des Erstgeborenen und damit sein Erscheinen mit einigen formellen Zeilen, kurz nachdem er die Antwort erhalten hatte. Er war gespannt auf das Treffen und freute sich über den Ortswechsel. Er verbrachte gerne Zeit in der Stadt und es gab hier noch so viel zu entdecken. Während er seinen Gedanken nachging schaute er aus dem Fenster und sah, den Herbst noch mit aller Kraft seinen Einfluss vor dem Winter verteidigte. Der Ventrue wählte heute einen hüftlangen, schwarzen Mantel und einen grauen Schal über seinem Outfit. Er tat es nicht weil er musste, sondern vor allem weil es zu den äußeren Umständen passte.

Zur angegebenen Stunde fand sich Victor, an der angegebenen Adresse ein. Er führ mit einem Auto selbst vor, ein schmuckloser, schwarzer Seat Leon und parkte einige Straßen weiter um den letzten Rest des Weges zu Fuß zurückzulegen. Der Ventrue trug heute einen schwarzen Anzug mit Weste, Krawatte und Hemd in gleicher Farbe unter dem Mantel. Er sah sicher elegant aus, aber auch wie immer so unauffällig als ob er versuchte sich in den Hintergrund einzufügen. Neben ein paar silbernen Manschettenknöpfen fehlte jeder andere Schmuck wie Ringe oder eine Uhr. Wenn man Victor auf der Straße beobachteten würde, wie er sich mit leisen Schritten auf sein Ziel zubewegte konnte man ahnen, dass er daran gewöhnt war nicht aufzufallen und ehr versuchte in der Masse oder dem Hintergrund unterzutauchen, als darin aufzufallen. Nur ein weiterer blonder Kopf in der Masse von grau, braun und schwarz der Spätherbstbekleidung, dass nur selten von einem Farbtupfer aufgelockert wurde.

Schließlich erreichte er sein Zeil und trat in das gemütlich wirkende Kaffeehaus ein um bereits vom Duft und Aroma der frisch gemahlenen Bohnen begrüßt zu werden. Er schaute sich schließlich auf der Suche nach seinem Gastgeber um und hoffte diesen zu entdecken.
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Re: Der Mann und der Mond [Leopold von Schlüsselburg]

Postby Leopold von Schlüsselburg » 05 Dec 2014, 13:00

Leopold von Schlüsselburg blickte um Punkt 21 Uhr und dreizehn Sekunden von seiner Lektüre auf. Er legte Manzonis "Sposi Promessi" beiseite, nahm die auf der vernachlässigten Gazette liegende Taschenuhr zur Hand und überflog nach kurzem Studium der Uhrzeit die Köpfe der Anwesenden.
Merklich verschlechterte sich seine ohnehin grantige Miene, als ihm wieder einfiel, dass er Herrn von Creuzberg nie getroffen und Sullivan zu fragen vergessen hatte...Der Malkavianer rückte seinen Zwicker zurecht und blickte durch das Glas. Hinein in den Abgrund, in die Abscheulichkeit. Ein Maelstrom aus Farben, aus Gerüchen und den schmutzigsten Wichsflecken der Seele öffnete sich vor ihm, sog ihn aus seinem eigenen Kopf hinein in den Hedonismus der Gesellschaft. Blau, rot, stark und leuchtend, vibrierend von Leben, Leidenschaft glühte es um ihn herum, zuckte einen wilden Tanz und drohte, ihn zu ertränken.
Sein Blick blieb an dem bleichen Blondschopf in Schwarz hängen.
Leopold nickte ihm zu, machte eine kleine und in vollen Häusern recht gewöhnliche Geste, um den Erwarteten herüberzuwinken.

Die Kleidung des Malkavianers war ordentlich, wenn auch von auffallender Antiquiertheit. Der hochgeschlossene Vatermörderkragen, die Volants seines weißen Leinenhemdes, die dunkelgraue Weste, die sich über seinem Bürgerbäuchlein spannte, dazu der königsblaue Ausgehrock mit seinem dutzend großer, silberner Knöpfe, der den Stuhl zu seiner rechten in Beschlag nahm.
Es verblieben zwei Plätze an dem Ecktisch: Einer zur linken des Malkavianers, einer ihm gegenüber. Auf letzteren deute er mit der rechten Hand und zwang sich zu einem schmallippigen Lächeln.
"Herr von Creuzberg. Guten Abend. Wie schön. Bitte, nehmen Sie doch Platz."
Keine Frage, keine Zweifel am kuriosen Zustand des Gegenübers.
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Re: Der Mann und der Mond [Leopold von Schlüsselburg]

Postby Victor von Creuzberg » 06 Dec 2014, 13:56

Da war er Leopold von Schlüsselburg. Ganz und gar einzigartig auch wenn das Foto aus der Mappe der wahren Erscheinung fast nicht gerecht wurde, schließlich sieht man heute nicht mehr alle Tage einen man mit Zwicker. Er bewegte sich schließlich auf den älteren Mann zu und nickte diesem höflich zu. Schließlich sprach er sein Gegenüber mit ruhiger Stimme an. Am Auftreten des Ventrue war wenig Außergewöhnliches zu beobachten, lediglich dessen Teint war bei näherem Hinsehen und im Licht sehr viel lebendiger als man es normalerweise von einem Vampir erwarten konnte.

„Guten Abend Herr von Schlüsselburg. Ich freue mich darüber ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Haben Sie herzlichen Dank für diese Einladung.“

Er schloss den Satz mit einem weiteren Nicken ab um zu zeigen, dass er verstanden hatte und setzte sich auf den Platz der ihm angeboten wurde.
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Re: Der Mann und der Mond [Leopold von Schlüsselburg]

Postby Leopold von Schlüsselburg » 19 Dec 2014, 00:57

"Ist es noch eine Einladung, wenn der Eingeladene auf eine Einladung besteht?", fragte Leopold von Schlüsselburg und klang dabei rau, unzufrieden, ein wenig abweisend und etwas wie ein abrupt zugeschlagenes Büchlein. Mit einem Worte: Grantig. Er wartete, bis der Ventrue sich gesetzt hatte. Musterte ihn nur, die kostbare und unauffällige Kleidung, das wohlgemachte Haar, die feinen Hände. Musterte ihn bewertend.

Nichtsdestotrotz zauberte er ein Lächeln auf die schmalen Lippen und fraß ordentlich Kreide, bis seine Stimme sanfter wurde.
"Sie haben meine Neugier aber geweckt, Herr von Creuzberg. Tatsächlich sind Sie der erste ihrer Art. Bislang hat niemand, nicht einmal zu Zeiten meiner sehr geschätzten Vorgängerin, soweit ich weiß, Anstalten gemacht, sich uns vorzustellen. Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch", sagte der ältere Herr mit schütterem Haar und blickte über seinen Zwicker hinweg zu dem Ventrue, eine Augenbraue eulenhaft fragend hochgezogen, "Ihre Anfrage ehrt mich in eben jenem Maße, in dem Sie mich neugierig auf Ihre Motive macht. Will heißen: Äußerst."
Des Malkavianers Lächeln verbreiterte sich etwas, womöglich über seine grammatikalische Doppeldeutigkeit, womöglich über den neugierigen Blick, den er seinem Gegenüber zuwarf.
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Re: Der Mann und der Mond [Leopold von Schlüsselburg]

Postby Victor von Creuzberg » 28 Dec 2014, 09:07

„Ich glaube ich würde die Auffassung vertreten, dass der Charakter einer Einladung dann wiederhergestellt ist, wenn Sie Zeitpunkt und Örtlichkeit des Treffens wählen und es damit Ihrem Gast ermöglichen neue Orte wie diesen hier kennen zu lernen.“ [i]Der Ventrue machte eine kleine Geste um auf das Interieur des Raumes zu deuten und begleitete diese mit einem Lächeln, während er immer noch bewunderte wie der ältere Herr vor ihm sich in diese Umgebung einfügte, ehr als gehörte er zur Dekoration, denn zum Stamm der Gäste. Der Ort hatte etwas sehr, ja 'behaglich' war wohl das beste Wort um es zu beschreiben, gerade im Kontrast mit den heiligen Hallen des Elysiums.

Schließlich ergriff er wieder das Wort um auf die Frage seines Gegenübers zu antworten. „Nun ich bin neu in dieser Stadt, würde mich aber seit jeher als einen Familienmenschen bezeichnen. Deswegen ist es mir wichtig alle Mitglieder kennen lernen zu dürfen. Egal welchem Teil des Stammbaumes Sie eigentlich angehören. Ich bedauere zwar, dass andere Mitglieder meines Teiles der Familie den Weg noch nicht überall hin gefunden haben, allerdings bin ich davon auch nicht sehr überrascht.“ Der letzte Satz kam wertfrei und ebenso bar jeglicher Emotion, ehr wie ein Fakt den man so lange wiederholt hatte bis man ihn auswendig kannte. „Insbesondere…“ Der blonde Mann legte eine besondere Betonung in dieses kleine Wort bevor er fortfuhr

„…Insbesondere, da nach meiner Erfahrung ein jedes Mitglied unserer kleinen Sippe interessante Geschichten zu erzählen hat, ganz zu schweigen von denen der eigentlichen Sippschaft der er angehört.“ Das Lächeln des Ventrue wurde breiter auf dessen Gesicht. „Denn auch ich besitze einen äußerst neugierigen Charakter Herr von Schlüsselburg und hoffe das wir uns über diese kleine Gemeinsamkeit heute Nacht ein wenig besser kennen lernen werden, schlicht als Familie wenn Sie so wollen.“ Das Gebaren des Ventrue war offen und freundlich. Ein simples Angebot, nicht mehr und nicht weniger.
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