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Snegurotschka [offen]


Snegurotschka [offen]

Postby Ísa MánisDóttir » 15 Nov 2014, 21:03

"Sterntaler" könnte einem zu dem Bild einfallen. Zwar war das Mädchen nicht nackt und es regnete auch keine Sterne, aber genau so begeistert, wie das Sterntaler-Mädchen die blanken Taler in dem Märchen empfing, reckten sich die dürren Arme in die Luft, um die herabtaumelnden Schneeflocken aufzufangen. Fast konnte man meinen, sie versuchte sie allesamt in die Arme zu schließen und an sich zu drücken, wie einen wertvollen und geliebten Schatz. Auf ihrem Gesicht lag ein seliges Lächeln, während sie sehnsüchtig in den Himmel blickte und ihre Füße sie tanzend durch den Schnee drehte. Die blassblauen Lippen öffneten sich vor Freude und Eiskristalle küssten liebevoll ihren Mund, sowie das gesamte Gesicht, einschließlich der geschlossenen Augenlider mit den weißen Wimpern. Langsam ließ sie sich in das weiße daunenweiche Bett fallen und malte im Licht der Laterne mit Armen und Beinen einen Schneeengel.
Nachts war der Park nicht gut besucht, genauer gesagt: sie war alleine. Oder?
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Re: Snegurotschka [offen]

Postby Kaleb » 16 Nov 2014, 22:21

Einer seiner sich ewig wiederholenden nächtlichen Streifzüge. Es gab hier in dieser Stadt viele Parks, viel Wald, viel, das man zu Fuß erkunden konnte. Wieder und wieder. Und die winterlichen Nächte boten lange, dunkle Stunden dafür. Kalte Stunden, die Einsamkeit verhiessen und Ruhe, die Gelegenheit, mit sich selbst und seinen Gedanken allein zu sein, weil kaum jemand bei solchen Wetter zu später Stunde noch draussen war. Nicht, wenn Wärme und Gemütlichkeit in den eigenen vier Wänden lockten.

Obwohl Schnee aus gewissen Blickwinkeln her betrachtet eine Menge Nachteile bot, mochte er Schnee. War gerne unterwegs in einer kalten verschneiten Nacht. Ein Schatten unter Schatten. Bewegung half beim Denken. Bewegung...

Er verharrte im Schritt, wandte den Kopf etwas, kniff leicht die gelben Augen zusammen, als könne er dann besser sehen, was gerade eben seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Eine junge Frau? War das nicht...er änderte etwas die Richtung und näherte sich ihr. Das Knirschen seiner schweren Stiefel im Schnee kündigte ihn an.
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Re: Snegurotschka [offen]

Postby Ísa MánisDóttir » 17 Nov 2014, 00:24

Was für ein schönes Geräusch das war! Knirschender Schnee unter Füßen, die zum ersten Mal das frisch gefallene Weiß zusammendrückten. Wenn man genau hinhörte, konnte man erkennen, wie schnell derjenige sich fortbewegte, wie schwer er wohl sein mochte, sogar wie lange die Schneeflocken bereits angekommen waren, ganz ohne hin zu sehen. Auch Ísa sah nicht hin. Sie genoss und verfolgte aufmerksam das Geräusch und begann eine Melodie zu summen, die ihr in den Sinn kam. Erst als die Schritte verstummten und die Person bei ihr angekommen schien, öffnete sie langsam die Augen. Pure Freude leuchtete dem Gangrel aus den beiden Aquamarinen entgegen und noch immer lag das selige Lächeln auf dem Gesicht der Isländerin. Vielleicht um den Fluss des Liedes nicht zu stören, hob sie zur Begrüßung die Hand und blinzelte Kaleb freundlich zu.
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Re: Snegurotschka [offen]

Postby Kaleb » 18 Nov 2014, 22:06

Faszinierend.

Diese geradezu kindliche Freude, die sie an den Tag legte durch Blick und Handlung, diese Ruhe, sich durch die Annäherung eines Fremden nicht in ihrem Tun stören zu lassen war faszinierend. Faszinierend, falls es echt war. Faszinierend auch, wenn es gespielt war. Wenn man bedachte, wer sie war.

In jedem Fall zumindest ungewöhnlich.

Er störte sie nicht in ihrem Lied, liess sie der Melodie folgen, die sie begonnen hatte und wartete ruhig ab, fast schien er zur Statue erstarrt, während der Schnee fiel und weisse Spuren auf Haar und Schultern hinterliess. Ganz ohne Eile erwiderte er das Lächeln und nickte ihr zur Begrüßung zu, schien völlig zufrieden damit, sie zunächst noch sich selber zu überlassen.

Gelbe Augen, die Augen eines Wolfes ruhten auf ihr. Und wo in ihren Freude stand war in den seinen nur Leere, nichts anderes.
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Re: Snegurotschka [offen]

Postby Ísa MánisDóttir » 21 Nov 2014, 22:21

Sie sah so unglaublich lebendig aus in ihrer Freude. Sie schaute zu ihm hoch, blieb aber liegen. Es schien so gemütlich zu sein in dem weichen weißen Bett, ind das sie sich hatte fallen lassen, nachdem sie durch den Schnee getanzt war. Fast schon auffordernd, als sei er ein Freund, der mit ihr spielen würde, blickte sie ihn erwartungsvoll an. Die Melodie, die sie in die Luft zauberte, war wie ein Hintergrundrauschen, das sie begleitete. Als würde sie dem fallenden Schnee vertonen und er den Herzschlag außerhalb ihres Körpers darstellen. Der Soundtrack zu dieser Szene.
Nicht einmal die Eiskristalle, die sich in seinem Haar fingen, konnten sie ablenken von den Wolfsaugen, die sie zu fangen versuchten. Aber die Malkavianerin sah dort keine Leere. Sie sah ein Leuchten und eine Wildheit, die gelebt werden wollte. Ganz viel Leben, wo doch der Tod war. Freiheit, die sich ihren Weg durch Grenzen kämpft.
"Kaleb, nicht wahr?!" fragte das helle Stimmchen des Mädchens schließlich. Ísa richtete sich auf und das weiße Haar fiel um ihre Schultern. Über und über von gleichfarbigem Schnee bedeckt, der sich um sie geschmiegt hatte und sie nicht wieder loslassen wollte. Sie strich mit ihren Zeigefinger über ihre Unterlippe, welche sie zuvor benetzt hatte und drückte den Finger sacht in die frisch gefallene Schneedecke. Dann beobachtete sie begeistert die Eiskristalle, die an ihm hafteten und nicht schmelzen wollten.
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Re: Snegurotschka [offen]

Postby Kaleb » 25 Nov 2014, 23:10

Wissenschaftlich betrachtet gibt es und gab es mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nie zwei komplexe Schneekristalle, die exakt gleich waren, da es sehr große kombinatorische Möglichkeiten vieler einzelner Merkmale gibt.

Oder man freute sich einfach an der unglaublichen Kreativität der Natur und versuchte, damit zu spielen, ein Teil davon zu sein, darin aufzugehen. Oder man sah sie auch einfach nur an und fand es, wenn schon nichts anderes, dann zumindest beachtenswert.

Als sie sich aufrichtete liess er sich auf ein Knie nieder, begab sich so mit ihr auf eine Ebene, zumindest physisch. Eine ruhige, fliessende Bewegung, die vermuten liess, dass er blitzartig wieder auf beiden Füssen stehen könnte, wenn er es denn wollte. Oder er könnte regungslos so verharren, bis der Schnee ihn gänzlich bedeckt hätte.

"Richtig. Miss Ísa MánisDóttir?" Zersplittert und rauh durchdrang seine Stimme die Stille der verschneiten Nacht, gerade so laut, dass sie ihn verstehen konnte, verriet sein Akzent unfehlbar seine Herkunft aus der neuen Welt. Es war halb Frage, halb Feststellung. Während sein toter Blick weiter auf ihr ruhte schien er keinerlei Eile zu haben, sie in ihren Betrachtungen zu stören, ihre Aufmerksamkeit zu fordern.
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Re: Snegurotschka [offen]

Postby Ísa MánisDóttir » 08 Dec 2014, 22:41

Ísa nahm nach wenigen Augenblicken, in denen sie unnatürlich wenig blinzelte, als habe sie es vergessen, wieder Blickkontakt mit dem Gangrel auf. Sie nickte zu seiner Feststellung und blinzelte dann ein sehr langes Blinzeln, als müsse sie doch noch einmal darüber nachdenken. "Ísa." sagte sie dann. Schwer zu sagen, ob es eine Bestätigung oder eine Korrektur seiner halben Frage sein sollte. Dann fiel ihr Blick wieder auf die Eiskristalle auf ihrem Finger. Sie hob die Hand weiter an, so dass sie sich zwischen ihr und Kaleb befanden. So konnten sie einander ansehen und beide hatten die Möglichkeit, zeitgleich die Kristalle zu bewundern. Wenn man denn wollte. Wenn man einen Sinn für so etwas haben sollte.
Die Malkavianerin überlegte nebenbei, ob eines oder vielleicht mehrere Seelen in diesem Tierhaften leben mochten ...
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Re: Snegurotschka [offen]

Postby Kaleb » 11 Dec 2014, 22:10

Er betrachtete sie und vor allen Dingen betrachtete er auch die Eiskristalle auf ihren Finger, als versuche er, ihre Form, ihre Struktur zu ergründen. Die Komplexität zu erfassen, die diesen hübschen Spielereien der Natur zugrundelag und so vielfältige Erscheinungsformen möglich machte. Vielleicht fragte er sich auch, was sie dazu brachte, wie ein Kind hier im Schnee zu liegen und damit zu spielen. Als suche er den Grund auf ihren Fingern. Oder vielleicht hatte er auch einfach alle Geduld dieser Welt.

So saß sie da und er hockte vor ihr und die Eiskristalle zwischen ihnen waren Verbindung und Trennung zugleich bei diesem Kennenlernen. "Was genau fasziniert sie an Schnee, Miss Ísa?" Seine rauhe Stimme zerschnitt leise den lautlosen Tanz der Flocken.
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