by Leopold von Schlüsselburg » 12 Nov 2014, 13:05
Um Punkt 22 Uhr und 58 Minuten stand Leopold von Schlüsselburg vor dem Tor zur Hölle. Seiner ganz privaten Hölle des gesellschaftlichen Parkets, das sich seit seiner Zeit doch ordentlich verändert hatte, wie er feststellen musste. Es war ungewöhnlich,
"Erster Im Blute"...daran würde er sich gewöhnen müssen. Können womöglich, wobei er immer noch nicht recht fassen konnte, wie es dazu gekommen war. Was hatte sie auch den Kopf verlieren müssen?
Der Malkavianer schüttelte den Gedanken ab, seufzte, streckte das Kreuz durch und warf einen letzten Blick auf seine silberne Taschenuhr. 22.59.
Leinerne Handschuhe legten sich auf das dunkle Holz der Tür, drückten und drückten, bis die Masse des Erstgeborenen sich durch den aufgetanen Spalt zu zwingen in der Lage war. Antiquiert gekleidet, so wie stets, und tadellos in Ordnung gebracht, so wie stets, stolzierte er in den Saal. Eine Maske aus falscher Selbstsicherheit im Gesicht, eine Aura militanter Ordnungsliebe am Leib wie seinen geliebten Anzug aus dem vorletzten Jahrhundert. Der Irre lächelte, als sein Gehstock ihm über die Schwelle half und er sich umsah, ob Cornelius bereits dort war.
Wie gern würde er sich einbilden, dem Nosferatu vertrauen zu können, oder zumindest etwas weniger als allen anderen misstrauen zu müssen - hatte er doch vergangene Gefälligkeiten des Verborgenen keineswegs vergessen.
Der Mensch hat eine wahre Wollust darin, sich durch übertriebene Ansprüche zu vergewaltigen und dieses tyrannisch fordernde Etwas in seiner Seele nachher zu vergöttern.
- Friedrich Nietzsche