„Schon, ja.“
Die kleine Ventrue sah die Rose nachdenklich an, sicher, weil sie über die Worte nachdachte, dass es nur noch wenig gebe, das sie in irgendeiner Form nachhaltig fesseln könne. Ein hässlicher Gedanke für ein Küken, sogar für eines, das nach außen hin so fürchterlich fahl und leblos war.
„Ich hatte mal ein Heft mit Sprüchen darin. Und einer sagte, dass nur die Gegensätze einen die Welt kennen lernen lassen. Denn wer nicht ums Dunkel weiß, kann das Licht nicht erkennen.“
Mit den Fingerspitzen berührte sie nun das Modell des Völkerschlachtendenkmals, denn sie war neugierig, aus was für einem Material man sowas machte. Dazu beugte sie sich etwas vor und rieb die Spitzen des Daumens und des Zeigefingers danach aneinander, als hätten sie etwas Farbe abbekommen.
„Und Fontane sagte, dass sich alles nach einem Gesetz des Gegensatzes regelt, das zugleich ein Gesetz des Ausgleichs ist.“
Jetzt sah sie sich ihre Finger an, rieb die Spitzen noch einmal und ließ sie dann in Ruhe. Farbe war jedenfalls keine dran, nur die Erinnerung an ein höchst kratziges Material. Viel mehr fand sie in dem Raum allerdings nicht, was sie sich unbedingt noch ansehen wollte. Tatsache war, dass sie eben auch nicht leicht zu begeistern war.
„Meine eigenen Gedanken dazu sehen eher so aus, dass Gegensätzliches einen schnell an die eigenen Grenzen führen kann. An die Grenzen der eigenen Denkweise, der eigenen Moral, der eigenen Grundsätze. Wie ein Spiegel, der allerdings das Negativ des Bildes zeigt.“