by Tae » 06 Sep 2013, 10:09
„Park, Tae Young? Tae Park?“
Ein Lächeln und ein Nicken, sowie eine dezente Geste auf den freien Platz ihm gegenüber. Zierliche Finger, die sich kaum rühren und dennoch jedes Wort spielerisch zu ersetzen wissen. Braune Augen, die fremden Bewegungen folgen und jedes Detail mit Aufmerksamkeit bedenken. Sagte ein Blick nicht oftmals mehr als tausend Worte? Blasse Lippen, die schließlich das Lächeln an Kraft gewinnen lassen und die zuvor so ruhigen Gesichtszüge des Koreaners zum Leben erwecken. Mühelos, als würden sie im Stillen eine Einladung, einfach mit dem Fluss zu gehen und den Moment auszukosten, aussprechen wollen. Doch, die entscheidenden Worte bleiben unausgesprochen. Die Versuchung rückt zwar für einen Sekundenbruchteil in den Vordergrund, doch die Distanz ändert sich dennoch nicht. So nah und doch so fern, scheint der Asiat. Ein Gefühl, welches Spannung erzeugen mag, auf die eine oder andere Art und Weise. Dennoch, er ist nicht nervös oder gar in Eile, sondern scheint bereit seinem Gegenüber alle Zeit der Welt zu schenken. Warum auch nicht? Schließlich würde ein solches Geschenk nicht bedeuten, dass es sich um seine Zeit handele und die Absicht dahinter tatsächlich offengelegt werden mochte. Nicht?
Ein Blick in das Gesicht des jungen Mannes, dessen Züge für Manche wie von Meisterhand gezogen scheinen, reicht aus und jeglicher Zweifel verliert sich. Nichts ist dem Zufall überlassen, jedes Detail an dem ihm zugedachten Platz. Das tiefschwarze Haar glänzt im Licht und jede Strähne scheint perfekt positioniert worden zu sein, sodass die Frisur mehr oder weniger einem komplexen Schema entspricht, wie man aus diversen Modezeitschriften des asiatischen Raums kennt. Die jugendlich anmutenden Gesichtszüge sind entspannt und zugleich von Leben erfüllt, wodurch der Koreaner irgendwie jünger als Dreißig wirkt. Nur, wirkten Asiaten für die meisten Europäer nicht immer ein paar Jahre jünger? Vielleicht traf dieser Eindruck auch nur zu, weil der Erbe der Familie Park ein wenig schmaler als die meisten Deutschen scheint? Filigran oder gar zerbrechlich, wenn man ehrlich war und den entschlossenen Blick außer Acht ließ. So, wie junge Mädchen sich eben zu gern einen Mann seiner Herkunft vorstellten – Einen modernen Prinzen ohne offensichtlichen Makel, der für Realisten doch schnell mehr dem Wolf im Schafspelz gleichen konnte?
Legere Kleidung ersetzt den so häufig erwarteten Designeranzug. Eine graue, lange Strickjacke, deren Ärmel fast schon ein wenig zu lang und aufgrund der schmalen Handgelenke weit wirken. Ein Schal, der locker um den Hals gewunden ist und den modernen Schnitt des Hemds ein wenig verdeckt, jedoch das Label des Designers nicht gänzlich verbergen kann. Eine zerschlissene Edeljeans, ein Gürtel, der zu schlicht für geschulte Augen anmutet, um nicht ebenfalls einen entsprechenden Wert sein Eigen zu nennen, sowie schlichte Zōri runden das Bild des Abends ab. Kein Schmuck, bis auf einen verzierten Silberring, er an einem geflochtenem Lederarmband an seiner linken Hand baumelt, ist an dem sehnigen Körper zu finden. Ein simples Accessoire, ein Geschenk oder doch ein Verlobungsring, wenn man die Gravur des Datums im Inneren des Schmuckstücks bedenkt? Nun, warum nicht direkt danach fragen? Warum nicht einen weiteren Schritt auf den Südkoreaner zumachen? … Und finden, was unausgesprochen bleibt und sich in den dunkelsten Winkeln seiner Seele verbirgt? Dort, wo das Raubtier schon zu Beginn dieser Unterhaltung der Versuchung erlegen ist …
왕관을 쓰려는자, 그무게를 견뎌라. The one trying to wear the crown, must bear it's weight.
"The scariest thing in the world? Money.
Even so - If there's no greed, then there's no fear."