Das Tor das in den dunkeln Schatten zur rechten des Throns im Verborgenen lag, öffnete sich ganz langsam. Zwei Männer in Rüstungen, welche jenen anderen Wachen denen man im Verlauf des Abends schon begegnet war ähnelten. Sie gingen voran, schoben das schwarze, massive Holz zur Seite, bis die Flügel letztendlich gänzlich offen standen, fast die Mauer berührten.
Dort nahmen sie ihren Platz ein,verharrten sie still und starr.
Es war ein hämmerndes Geräusch das denn Schritten voraus ging. Holz das auf harten Stein auftraf, näher kam, präsenter wurde, ehe eine hochgewachsene Gestalt sich aus der Dunkelheit löste. Schwarz war die Robe, in die sie Gehüllt war, weitläufig in ihrem Charakter und aus teuren Stoffen geschaffen, die Kapuze hatte sie tief ins Gesicht gezogen. Der Blick war gerade aus gerichtet und der rechten Hand hielt sie einen langen, massiven Stab, in denen verschiedene Muster und Reliefs eingearbeitet waren, an dessen Ende man jedoch deutlich einen Löwenkopf erkennen konnte.
Sie blieb etwa anderthalb Schritte vor den Stufen welche zum Thron führten stehen. Verharrte einen längeren Moment schweigend, bis Stille und Ruhe eingekehrt war. Fast als wäre sie festgefroren, nur um dann den Stab ein wenig anzuheben und diesen ruckartig und kraftvoll wieder herniederfahren zu lassen. Der Bewegung folgte ein lautes, hämmerndes Geräusch, das sich förmlich durch die Stille fraß.
„Seine hochverehrte Majestät, Friedrich von Sachen. Ahnherr vom hochwohlgeborenen Blute der Könige, Herr der Domäne Leipzig….“
Die dunkle, kräftige wie auch unverkennbare Stimme des farbigen folgte nur einen Moment später während sich aus den Schatten des Tores die Konturen zweier weiterer Gestalten lösten.
Die hochgewachsene Gestalt des germanischen Prinzen war in eine, leichte metallische, reichverzierte Rüstung gehüllt, welche er über einem weinroten Wappenrock trug, der mit goldenen Stickereien versehen war und unter anderem wie die Rüstung auch, aufrecht gehende Löwen zur Schau stellte. Ein Schwert trug er nicht, einzig den Knauf eines Dolches mochte man erahnen. Eine passende Hose und schwere Stiefel rundeten das Bild des Ahnen ab.
Die Züge des Gesichts waren steinern, hart und frei von jeder Emotion. Kleine Narben, die man erkennen kann, wenn man genauer hinsieht, auf der Wange, auf dem Nasenrücken, auf der Stirn. Eine vom Krieg geschriebene Geschichte, verewigt im Fleisch. Die stahlgrauen Augen waren kalt, bestimmend in ihrem Charakter und frei von jedem Zweifel. Insgesamt erschien seine Gestalt wie ein Relikt aus einem längst vergangenen Zeitalter. Geradezu fremdartig in dieser Welt. Brachial und unbeugsam war die Natur die ihr am nächsten kam. Etwas schwer definierbares umgab sie, etwas das abstoßend und anziehend zugleich wirken konnte. Aufrecht war sein Gang, die Haltung des Körpers.
„……in seiner Gesellschaft….die sehr verehrte Magarete Theresia von Montegelas, Ancilla vom hochwohlgeborenen Blute der Könige, Hüterin der heiligen Hallen der Domäne Nürnberg, Kammerherrin ihrer hochverehrten Majestät, Maria Anna von Bayern, Ahnherrin vom Blute der Könige, Prinz der Domäne Nürnberg.“
Erklang erneut die Stimme von Richthofens, nach einem Moment des Schweigens.
Die deutsche Adlige an seiner Seite, deren Finger der linken Hand nur sachte auf dem ihr gebotenen Arm ruhten, mochte um die 1,75 groß sein, hatte dunkle, lange, lockige Haare welche zu einer aufwendig aussehenden Fontange hochgesteckt wurden, die das hübsch anzusehende Gesicht umrahmte. Sie war nur dezent „geschminkt“, ein wenig weises Puder, ein wenig Rouge…ein dunkler Lidstrich.. um in Gegensatz zu ihrer Begleitung, herrschte auf ihren Zügen eine gewisse Lebendigkeit vor. Es waren vielleicht 30 Winter die sie erlebt hatte bevor sie dem Tod das erste Mal begegnet war. In den Fenstern ihrer Seele zeichnete sich der Ansatz eines Lächelns ab das schwer zu deuten war, sich jedoch nicht von ihren Lippen getragen werden wollte. Ein schlichtes Collier mit dunklen Steinen und passende Ohrringe reihten sich nahtlos in das geschaffenes Bildnis ein. Das barocke Kleid, war ebenso von dunklem Stoff und mit goldenen Stickereien versehen. In der rechten hielt sie einen Fächer, welcher sich in das gewählt Farbschema einfügte, fast schon ein wenig metallisch glänzte. Ihre Bewegungen waren fließend und elegant. Ihre Haltung eine aufrechte.
Schweigend folgte sie dem vorgegebenen weg und löste sich erst von dem Prinzen als sie die Stufen, welche zu den verschiedenen Sitzmöglichkeiten führten, erreicht hatten. Sie mochte warten bis der Ältere sich niedergelassen hatte und tat es ihm dann gleich.
Und so mochten die Augenpaare der beiden Könige sich zum ersten Male auf jene richten, welche sich dort versammelt hatten.