by Leopold von Schlüsselburg » 16 Mar 2014, 19:31
Die Limousine gefiel Leopold nicht. Er ließ seinen Unmut über die schlampige Vorbereitung seiner selbst an der Meinung über das Gefährt aus - immerhin hatte er mitsamt der Kutsche vor dem Portal auffahren wollen. Welchen Sinn hatte Exzentrik, wenn niemand sie sah?
Noch beim Austritt aus dem Teufelswagen zierte Missmut das feiste Gesicht, das sich angesichts der Architektur ein wenig erheiterte.
Überwältigt war er von dem Prunk zwar nicht, wohl aber in angenehmen Maße beeindruckt. Es war ihm ein Zerrbild, zu sehen, wie weit Adel und Alter die Repräsentation treiben konnte.
Einen Moment verharrte er auf der Schwelle, die Augen weit geöffnet und alles in sich aufsaugend. Der süße Duft der Burgundervorhänge, das Knarren der Lichter, die atmende Musik und...die Kälte der tanzenden Leiber betäubten ihn, zwangen ihn doch zu einem Lächeln. Dieses eine Mal sogar ein echtes.
¨Guten Abend, werter Herr¨, sagte der Ältere mit gereifter Stimme zur Begrüßung. Honigwarm, von Stunden des Redens und Redenhaltens geschmiert, klang sie. Kein Vergleich zwar zu seiner kleinen Schwester, die er noch nicht kannte, aber angenehm.
¨Mister Sullivan nehme ich an?¨, fragte er den gut angezogenen rhetorisch und fuhr sogleich mit der Vorstellung fort.
¨Leopold von Schlüsselburg und Peter Mörsner¨, erklärte er, mit einer Hand auf den rechts von ihm laufenden Malkavianer zeigend. ¨Neugeborene vom Blute Malkavs. Es ist uns eine ausgesprochen Freude, heute Abend geladen zu sein.¨
Nach dem Austausch der üblichen Floskeln lächelte Leopold freundlich und strich, da Sie ein weniges spät waren, in Richtung des Festsaales herüber.
Der Mensch hat eine wahre Wollust darin, sich durch übertriebene Ansprüche zu vergewaltigen und dieses tyrannisch fordernde Etwas in seiner Seele nachher zu vergöttern.
- Friedrich Nietzsche