Die Dunkelheit war kalt und unfreundlich, es nieselte und war kurz davor zu gefrieren. Der einem Unwetter nicht unähnliche Winterwind zerrte unnachgiebig an ihrem braun-blau karierten Mantel und brachte die wenigen dunkelblonden Strähnen, die unter der dicken, braunen Wollmütze hervor schauen konnten, komplett durcheinander. Ein paar davon klatschte er der kleinen Ventrue feucht und schwer in das fahle, kränklich wirkende Gesicht, andere wiederum zwirbelte er immer wieder von neuem auf und zog an ihnen, wie es ihm gerade gefiel.
Schritt für Schritt und äußerst lustlos dabei kämpfte Anna sich am Drallewatsch vor. Vorbei an den wenigen Menschen, die es in dieser Nacht nach draußen gelockt hatte und an all den bunten Schaufenstern und einladend wirkenden Gaststätten vorbei. Über 30 gab es hier davon. Restaurants, Bars und Kneipen. Dazu das Bach-Museum und das Sächsische Apothekenmuseum samt Restaurant.
Vor Letzterem blieb die dürre Gestalt dann irgendwann stehen. Es gab nicht viel zu sehen. Nur einen Kellner, ein paar Gäste und ihr Spiegelbild in der Fensterscheibe. Kurz überlegte sie, hinein zu gehen. Aber was außer rumsitzen hätte sie da schon machen können? Also wandte die kleine Ventrue sich wieder der nächtlichen Straße zu und blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen, sah sich um, lustlos und unmotiviert, auch nur noch einen einzigen Schritt zu machen.
Die Nacht war lang und wie es aussah, wurde sie langweilig.