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Defende nos in proelio [Anna]


Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Jean Carpenter » 11 Dec 2014, 13:31

Jean begab sich, nachdem die Runde einmal vollzogen war, in Richtung Loch in der Mitte des gegebenen Raumes. Die Hände legte sie wie automatisch auf das kalte und niedrige Steingeländer, ehe sie ihren Blick hinunter wagte. Und obwohl sie den Fokus auf den dort liegenden Kranz auf Marmorgrund bedachte, begann sie das Sprechen erneut.

„Würde man das?“ hakte sie nach, obwohl es wohl eher eine rhetorische Frage blieb, zumindest fuhr sie gleich fort. „Ich bin sicher, dass Sie zu dem Kreis gehören, an denen solch ein Detail nicht vorbeiziehen würde. Aber ebenso überzeugt bin ich, es gäbe genug andere, die es nicht wahrnehmen oder sich gar Gedanken darum machen würden.“ ihre Stimme verlor sich kaum in den hohen Wänden, vermutlich weil sie dafür zu gedämpft und doch klar genug sprach, als dass ein Echo übergreifen konnte.

„Sind Sie schon einmal in einem echten Grab gewesen?“ wollte die Toreador dann wohl zusammenhangslos wissen und hatte auch ihr Augenmerk wieder auf ihre Gesprächspartnerin gelenkt.
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Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 11 Dec 2014, 14:32

Anna legte die Hände zwar nicht auf das Geländer, denn die hatte sie inzwischen doch noch in die Manteltaschen gesteckt, aber auch sie sah nach unten, als sie zusammen mit der Toreador stehen blieb. Der Kranz zog auch ihre Blicke auf sich, wann er abgelegt war oder von wem, das fragte sie sich dabei auch kurz.

Das, was Jean da sagte, darüber, dass sie eben zu dem Kreis gehörte, an denen so ein Detail nicht entgehen würde, das ließ ihre Mundwinkel kurz nach oben zucken. Eine eher seltene Regung um ihren Mund herum, aber man konnte es trotzdem ganz gut als das deuten, was es eben war. Sowas wie ein Lächeln in der Anna-Version eben. Zurückhaltend, verkniffen und kaum vorhanden. Aber eben doch existent.


Ob sie schon einmal in einem echten Grab war?

„In einem Grab?“

In einem Grab. Einem echten. Die Nachfrage klang genauso verwirrt, wie sie es in diesem Moment war. So wie hier? In einem Mausoleum? Da musste sie ernsthaft kurz in den eigenen Erinnerungen graben
.

„Ich habe viele offene Gräber gesehen. Viele, welche die Zeit überwuchert hat. Manchmal, eigentlich eher selten, besuche ich die Ruhestätten meiner Verwandten.“

Der Stein war nicht in der Lage, die kräftige, heisere Stimme zu verschlucken. Stattdessen erklang sie jetzt eher blechern und ganz sicher nicht etwa schöner durch den Hall.

„Aber direkt in einem Grab, das war ich wohl noch nie. Jedenfalls in keinem, in dem ich eine Leiche vermutet hätte.“
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Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Jean Carpenter » 12 Dec 2014, 22:36

Für eine Weile schwieg die Engländerin, so als hatte sie vergessen, worauf sie hinaus wollte – oder gar, dass es dieses Gespräch gegeben hat. Ihr Blick war schon zurück auf einen imaginären Punkt in der Ferne des Marmors gefallen und hatte dort verharrt – sodass der Eindruck dadurch unweigerlich gefestigt wurde.
Dann begannen die Finger einmal flüchtig über den Stein des Geländers hinweg zu streichen und dann entzog sie diesem diese Berührung auch wieder – wie einleitend zu dem Ergreifen des Wortes. Denn fast zeitgleich hatte sie sich so auch wieder ihrer Begleitung zugedreht.

„Ich habe diese Besichtigung solange auf sich warten lassen, weil ich bereits wusste, was das Ergebnis dessen sein würde.“ begann sie, als hätte Anna danach gefragt.

„Dieser Ort ist leer. Leer für mich. Er steht für so viele Gefallene, so viele Tote, so viel Leid und Schmerz und doch spricht er nicht. Er ist selbst tot. Das Gestein neu, ein Denkmal, aber darunter liegt die wahre Geschichte. Als hätte es diese unter sich begraben. Paradox nicht. Um etwas in Erinnerung zu behalten, muss man diese vernichten und durch etwas künstliches ersetzen....“ ein wenig sinnierend klang die natürlich dunkle Stimme an.

„Es gäbe einiges, dass ich Ihnen über das Material, den Aufbau, die Architektur oder den Architekten erzählen könnte...aber nichts davon wäre etwas, das mich in irgendeiner Form faszinierend mag. Hier liegt niemand begraben. Hier trauert niemand. Kein Blut hat den Boden bedeckt.“ schon machte sie die ersten Schritte hin zu der schmalen Wendeltreppe, die den Weg nach unten offenlegte.

„Aber umso erfreulicher, dass Sie mir Gesellschaft leisten. Das wertet diesen Verlust auf.“
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Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 17 Dec 2014, 11:19

Wenn die kleine Ventrue etwas besaß, dann Ruhe und Geduld. Wenn sie mal sprach, dann redete sie auch gerne viel, aber die Rolle des stillen Zuhörers und Beobachters gefiel ihr am allerbesten. Ohne Eindrücke mit der eigenen Stimme zu vertreiben war es einem möglich, viel mehr aufzunehmen und zu sehen und kleine Details waren nicht unbedingt dazu geschaffen, ihr zu entgehen.

Die Geste, mit welcher Jean über das steinerne Geländer strich, beobachtete Anna ganz genau. Es war aber eher Zufall, dass sie da hin sah, der Blick wurde eben von der Bewegung angelockt und blieb dann darauf haften. Sie sah dann auch erst verzögert zurück in das schöne Gesicht, ein bisschen wie in Zeitlupe, und hörte zu.

Leer. Es waren nur vier Buchstaben und sie bildeten ein so treffendes Wort. Anna nickte verstehend und zustimmend, sie sah das ähnlich. Aber sie empfand die Leere höchstens deshalb, weil sie mit dem Grund für das Denkmal an sich absolut nichts verband.


„Die meisten, die hier her kommen, tun es sicher nur, um ganz oben mal die Nase in den Wind zu halten und nicht, um der Gefallenen zu denken. Es ist sicher wie mit dem Petersdom, den sich viele ansehen, ohne sich dabei besonders christlich zu fühlen. Man geht halt hin, weil es im Reiseführer steht, also kommt man auch hier her, denn man kann ja nicht nach Leipzig reisen, ohne das Völkerschlachtendenkmal gesehen zu haben.“

Ganz natürlich passte sich die hagere Gestalt immer wieder den Bewegungen der Rose an, wobei sie sich nicht an die Toreador klammerte und jeden Schritt nachmachte, sie orientierte sich einfach nur als gute Gesellschafterin danach.

Und sie schwieg, und schwieg und irgendwann zeichnete sich da etwas Versonnenes in ihren Augen ab. Es wirkte eigenartig fröhlich, obwohl da nicht einmal der Ansatz eines Lächelns zu sehen war. Nur der Glanz, der auf einmal die matten Augen mit Leben erfüllte.

„Für mich sind die schönsten Denkmäler die, welche die Natur geschaffen hat. Ganz besonders Steilküsten. Die an der Ostsee verbinde ich mit meiner Kindheit, mit meiner Jugend, mit den ersten Zweifeln an mir selbst, mit Trauer, mit Glück, mit Liebe und Wut.

Stellen Sie sich peitschenden Regen vor, eine aufgewühlte See, Kälte, die ihnen wie mit Nadeln in die Haut sticht. Ihre Kleidung kann sie vor dem Unwetter nicht schützen und der unnachgiebige Wind tut sein Übriges. Nur zwei Schritte trennen sie vor dem schwarzen Abgrund und der Pfad, der vor ihnen liegt, ist aufgeweicht, rutschig und schmal. Auf der anderen Seite rascheln die Weizenfelder und komponieren zusammen mit dem Heulen des Sturms ihr eigenes Lied, welches das aufgewühlte Wasser beantwortet und zu übertönen versucht. Und sie sind mittendrin, drohen bei jedem Schritt herum geworfen zu werden und kommen irgendwann vollkommen erschöpft aber ausgeglichen wie nie zuvor wieder daheim in der Wärme an.“

In all ihrer Nüchternheit gelang es sogar Anna, ins Schwärmen zu geraten.

„Ich könnte niemals über eine Steilküste gehen, ohne genau daran zu denken. Sind also nicht unsere Erinnerungen das eigentliche Denkmal? Das was wir selbst mit einem Ort oder einem Geschehnis verbinden? Wie könnte hier als mehr als Leere auf Sie warten, wenn nicht einmal der Stein selbst Anreiz zu etwas bietet, das Ihnen Freude macht.“
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Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Jean Carpenter » 17 Dec 2014, 20:47

Jeans Züge wurden nur wieder von dem schwachen Lächeln erfasst, das weder besonders ergriffen noch amüsiert schien – ganz so, als diente es lediglich des Erhalts von Freundlichkeit in ihrer Mimik. Die schmalen Stufen, die sie dabei hinab stieg, hatten kein Geländer und einige Kerben in der Oberfläche. Sie führten direkt hinunter zu dem vermeintlichen Grab, das rein optisch sicherlich dem eines Mausoleums würdig erscheinen konnte. Von hier würde ein Blick nach oben, durch das Loch des oberen Raumes hinweg, noch einmal anders erscheinen, gepaart mit der sonst so niedrigen Decke und der vorherrschenden Dunkelheit in allen Ecken, vielleicht sogar ein Stück düsterer wirken.

„Ah, ich denke...das kann ich mir sehr gut vorstellen.“ ein kurzes Schmunzeln, das nur ihre Stimme umfasste, machte sich bemerkbar. „Und falls Sie jemals mit dem Gedanken spielen sollten, Britannien zu bereisen, werden Sie sicherlich verstehen weshalb. Es würde Ihnen gefallen. Die weißen Klippen zum Beispiel. Solange diese noch existent sind, sollte man einmal auf ihnen gestanden haben.“ dennoch erschien es nur beiläufig eingeworfen.

„Ich stimme Ihnen zu, dass Erinnerungen und Assoziationen den Ort besonders machen. Aber es müssen nicht unbedingt die meinigen sein.“ sie war dabei bereits unten angekommen und hatte mit harten Schritten den dunklen Mamor betreten. Sich so nun zu der Ventrue wendend, bedachte sie jene erneut flüchtig.

„Wenn Sie etwas mit diesem Ort verbinden würden, etwas intensiveres als nur ein Stück Geschichte, das Sie einmal gelesen haben. Dann würde es schon reichen, um das Denkmal mit ein wenig mehr Leben zu füllen. Ihre Erzählung, Ihre Geschichte würde das bewirken. Aber da es, wie Sie bereits erkannt haben, ein Ort des Tourismus ist, ein Ort, um nicht zu vergessen, das kaum einer hier mehr weiß, wird es nichts dergleichen geben.“ ihr Ziel war die Mitte und der darauf platzierte Kranz mit der roten Schleife.

„Natürlich ist der Wert, der eigenen Erinnerungen noch einmal differenziert zu betrachten, als die anderer Personen. Aber durch das Teilen dieser, wird eine neue geschaffen, in der ein Teil der alten weiter existiert. Und so mag etwas eigenes, jemand anderen berühren, weil etwas ausgelöst wurde – etwas, das vielleicht gar nicht mit der eigenen Gedankenwelt zusammen passt, aber durch die Assoziationen des anderen einen Anstoß gefunden haben.“ ihre Schuhspitzen waren so nah an den Nadeln des Gesteckes, das nur ein Windhauch gefehlt hätte, um eine Berührung dieser einzuleiten. Etliche Sekunden bedachte die Engländerin es, erneut wie regungslos. Dann hob sich der linke Mundwinkel ein Stück an, um doch nur gleich wieder zurück zu fallen.

Ihr Fokus haftete noch auf dem Boden, während ihr Körper sich bereits ein Stück mehr zu ihrer Begleiterin gedreht hatte, bevor letztere dann auch die vollständige Aufmerksamkeit erhielt. Das Grün der Augen schien hier in dem diffusen Licht deutlich stärker als noch zuvor, während der Rest der Miene unverändert blieb. Mit einem Griff in die rechte Manteltasche, zog sie dann etwas hervor und hielt die Hand dann ungeöffnet, aber auffordernd gen Anna.
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Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 17 Dec 2014, 21:01

Das Bild, welches die beiden Damen abgaben, war vermutlich kein sehr harmonisches und wenn, dann lag dies an Anna allein. Ihre Bewegungen die Treppe hinab waren zielsicher, ja. Aber eben nicht elegant, nicht fließend. Mit einer Hand hätte sie sich an der Wand festgehalten, wenn sie es gekonnt hätte, aber so stützte sie sich eben nur daran ab und ging so nah an ihr herunter, wie es gerade ging, ohne den Stein ständig mit dem Mantel zu streifen.

Unten angekommen war sie natürlich wieder so selbstsicher wie eh und je. So selbstsicher, wie die kleine Ventrue eben so war. In sich gekehrt, abgesehen von dem Stimmorgan still, ihrem Gegenüber irgendwie immer den Vortritt lassend, aber eben doch ziemlich gut wissend, wer sie selber war. Was sie selber war. Vielleicht war das Bild, welches Anna für sich ganz allein abgab, auch nicht unbedingt harmonisch.

"Ich habe Bilder davon gesehen."

Natürlich sprach sie von den weißen Klippen.


"Es ist wirklich kein Vergleich."

Weil die weißen Klippen viel imposanter waren als alles, was man an der Ostsee fand. Und weil sie emotional trotzdem an ihre eigenen Orte gebunden war.

Anna ging Jean hinter her und gelangte so ebenfalls zur Mitte des Raumes, nur dass sie sich nicht vor den Kranz stellte, sondern eben daneben. Dann kräuselte sich die Stirn und das hagere Wesen stockte. Schluckte leer. Verdrängte die Farbe des Kranzes und des Bandes aus ihrem Sichtfeld und sah erneut auf.

Durch ihre eigene Bewegung nahm sie die der Toreador wahr. Es war ein eher zufälliges Aufeinandertreffen der Blicke, intensives Grün und langweiliges Braun. Dann holte Jean etwas aus ihrer Manteltasche hervor und Anna konnte sich gar nicht dagegen wehren, runter zu schauen und wie aus einem Reflex heraus, wenn auch nur sehr langsam, hob sie dann ihre eigene Hand an, die Handfläche nach oben hin geöffnet.
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Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Jean Carpenter » 17 Dec 2014, 21:21

Sie selbst hatte keinen Moment die eigene Regung bedacht, sondern einzig ihren Blick auf die Züge der Ventrue behalten. Und der Moment, in welcher jene herunter sah, der wäre so kurz und unscheinbar, aber irgendwo im Hinterkopf setzte sich etwas fest, das man vielleicht erst Stunden später in einem ruhigen Moment realisieren wollte – wenn man vergangenes noch einmal Revue passieren ließ. Vielleicht aus Einbildung, vielleicht durch die Wahrnehmung des Unterbewusstseins gesteuert. Die intensive Betrachtung, das fixierte Augenmerk, das mit aller Aufmerksamkeit betrachtete. Noch viel mehr, als sie wegsah. Als ginge es dann am besten. Das zu sehen, was niemand sehen sollte.

Jean lächelte ein Stück mehr, wie die Gestik erwidert wurde und ließ es sich nicht nehmen, diese auch vollends auszuschöpfen. Ruhig ließ sie etwas schweres, kaltes mit glatter Oberfläche in die Innenfläche gleiten, das zuerst so undefinierbar sein wollte, wo amn es noch nicht gesehen hatte. Vielleicht, weil man es schwer einschätzen konnte, vielleicht aber auch, weil die kühlen Fingerspitzen der Toreador ebenfalls eine Berührung von toter Haut auf tote zuließen. Ein, zwei Sekunden, dann war es vorbei.

Die Deutsche konnte erkennen, dass es sich um ein silbernes Feuerzeug handelte, eines mit eingravierten Ornamenten und einer Klappe zum Öffnen. Es lag schwer in der Hand und war deutlich vom Zahn der Zeit gesegnet. Einige Dellen führte es auf und die feinen Linien des floralen Musters waren abgegriffen und oxidiert, an manchen Stellen fast schon schwarz.

„Hier. Nicht so imposant wie ein Denkmal, und für Sie sicherlich nicht mehr als ein Funktionsgegenstand.“ ihre Finger waren lange wieder herab gesunken, als sie zu sprechen begann. Immer noch ruhig und in der warmen, dunklen Tonlage.

„Aber ich könnte Ihnen mehr als eine Geschichte dazu erzählen. Und auch, wenn das Feuerzeug an sich vermutlich in seinem Wert für Sie sich nicht steigern würde, könnte die ein oder andere Erzählung dessen gegenteiliges bewirken. Damit wäre das Gesagte, das Gefühlte, der Kern. Aber der Auslöser wird nun durch meine Handlung immer das Feuerzeug bleiben. Und wenn Sie ein ähnliches sehen, Jahre später, wird es Ihnen vielleicht wieder einfallen, was ich Ihnen heute und in diesem Moment gesagt habe.“ es schien dabei nicht, als wollte sie es sofort zurückhaben.
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Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 17 Dec 2014, 21:47

Da war vieles, was passierte, wenn man genau hin sah. Wenn man der ruhigen Oberfläche nicht traute, der Nüchternheit, die jedes Leben, jede Regung auffrass. Oder besser dann, wenn die hagere Ventrue sich unbeobachtet fühlte oder nicht auf andere achtete. Momente, in denen Annas verschlossenes Wesen bröckelte. In diesen durfte man hoffen, mit einem Blech hinter ihr her kehren zu können und das, was man aufsammeln würde, wären neue Eindrücke ihrer Person, neue Erfahrungen in Bezug auf ihr Wesen. Eine kleine, dürre Frau, im früheren Leben nicht besonders alt geworden aber schon da so, wie sie es heute war. Kühl. Verkrampft. Aber nicht tot. Und auch nicht ohne Gefühle.

Der Impuls, die Hand noch rechtzeitig zurück zu ziehen, der war natürlich da. Aber Anna hielt stand und schaute verwundert drein, als die kühle Handinnenfläche durch den Gegenstand noch kühler wurde. Und sie presste die Lippen aufeinander, als ihre Haut ein, zwei Sekunden lang kribbelte. Angenehm? Unangenehm? Sie konnte das nie so ganz einordnen. Aber es machte ihr nichts aus, also war es wohl Ersteres.

Kaum, dass Jean die eigene Hand zurückgezogen hatte und Anna ungehindert auf ihre Hand hinabschauen konnte, sezierte der Blick den Gegenstand sofort. Die Neugier stand ihr dabei regelrecht ins Gesicht geschrieben. Warum ein Feuerzeug? Rauchte Jean? War es ein Überbleibsel aus der sterblichen Zeit? Von einem Liebhaber? Hatte ihr Erzeuger etwas damit zu tun? Hatte sie jemanden damit in Brand gesteckt?!

Keine dieser Fragen verließ allerdings ihre Lippen. Stattdessen malten die spitzen Finger der anderen Hand die feinen Linien nach. Sie befühlten die abgegriffenen Stellen, die an manchen Stellen fast schwarz waren, etwas später dann drehte und wendete sie das silberne Feuerzeug. Das Material selber machte ihr schon einmal nichts aus. Der Gegenstand verführte sie aber auch nicht dazu, ihn zu benutzen. Besonders schön fand sie Flammen eigentlich nicht und selbst das schönste Feuerzeug erzeugte nichts gewöhnlicheres als das.

Seltsam war, dass Anna vergaß,nicht zu lächeln. Nicht, dass sie es jemals bewusst zurückgehalten hätte, es war nur so, dass sie sich grade für ein paar Sekunden vergass und in ihrer Freude über das kleine Rätsel in ihrer Hand, hoben und hoben sich die Mundwinkel und versanken erst wieder in Neutralität, als die kleine Ventrue wieder aufsah.

"So wird es sicher sein."

Es schien auch nicht, als würde Anna das Feuerzeug einfach so wieder hergeben wollen. Natürlich würde sie es nicht einfach so einbehalten, aber sie hütete den kleinen Schatz in diesem Moment ziemlich gut.

"So wie vieles etwas in einem auslösen kann. Manchmal ganz schön unvorbereitet."

Zwischen den hellen Augenbrauen bildete sich eine Steilfalte und Anna sah wieder auf den Kranz runter.

"Rot war mal meine Lieblingsfarbe."

Sie fing leise an, wobei leise bei ihrer kräftigen Stimme relativ war. Aber sie hatte eben abgesehen von dem nicht wirklich schönen Organ wenigstens das Talent, die Worte passend zu intonieren.

"Deshalb sah eine der Schleifen auf meinem eigenen Grab auch so ähnlich aus wie die hier."
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Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Jean Carpenter » 17 Dec 2014, 22:12

Möglicherweise blieb das Geheimnis um das Feuerzeug auch eben genau das – ein Geheimins. Denn zumindest machte Jean weder Anstalten weiter darauf einzugehen noch es wieder an sich zu nehmen. Viel mehr schien sie daran interessiert, der Ventrue zuzuhören. Ohne den Blick abzuwenden, wusste sie auch so, wie der Kranz aussehen wollte, und schenkte damit erneut jede Aufmerksamkeit einzig ihrer Begleitung.

„Und nun haben Sie den Sinn für Rot verloren?“ wollte sie wissen, wenn auch genauso wenig fordernd im Ton, wie alle Male davor. Es schien schlicht eine gewisse Neugierde aus ihr heraus zu sprechen, vielleicht nochmal unterlegt durch den intensiven Fokus an sich. Letzterer schien sich nur sehr schwer wieder legen zu wollen, als müsste jede Regung genau bedacht und aufgenommen werden.

Wenn jemand von oben herunter sehen würde, wäre das Bild, das die beiden boten, sicherlich eines, das genauso viele Fragen aufwerfen konnte, wie ein kleiner Gegenstand. Erst recht, wenn man sie dabei noch belauschte.
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Re: Defende nos in proelio [Anna]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 18 Dec 2014, 09:40

Das Feuerzeug war immer noch kühl, ebenso, wie die Haut darunter es war. Trotzdem spürte Anna keinen Unterschied mehr zu ihrer eigenen Körpertemperatur, das Silber hatte sich angepasst. Oder die Hand sich dem Silber.

„Nein, nein. Das nicht.“

Jetzt wurde der Gegenstand vorsichtig und unablässig gedreht und gewendet, ohne, dass Anna noch einmal auf das Feuerzeug hinunter sah. Der Kranz zog ihren Blick noch einmal an, dann aber ging er wieder zu Jean.

„Ich finde nur, es steht mir nicht besonders gut. Deswegen mag ich erdigere Töne jetzt meistens lieber.“

Das war so unwichtig und alltäglich und mit einer Selbstverständlichkeit dahin gesagt, dass es schon fast ungehört hätte verklingen können.

„Aber es war doch sehr aufmerksam, nicht?“

Erstmals lag eine Spur von Bitterkeit in ihrer Stimme, die sie aber gleich mit einem flapsigen Schultern heben und Schultern wiederfallenlassen beiseiteschob. Das war jetzt wirklich ein Schuh, der dieser Situation hier nicht so ganz passen wollte und Anna wollte Jean auch nicht mit alten Kamellen aus der Vergangenheit langweilen. Die langweilten die kleine Ventrue ja schon fast selbst. Stattdessen sah sie jetzt doch wieder auf die eigene Hand und bot Jean dann an, sich ihr Eigentum wieder zurück zu nehmen, indem sie ihr die flache Hand mit dem Feuerzeug darauf wieder hinhielt. Vielleicht kribbelte es ja gleich wieder?

„Haben Sie das von jemandem geschenkt bekommen?“

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