Es war eine kühle Frühlingsnacht, beherrscht von einem Nieselregen. Ein Sonntag. Irgendwann am Ende des Monats März. Lange war sie noch nicht vorangeschritten. Der Himmel war verdunkelt von schweren Wolken und es schien nur noch eine Frage der Zeit bis der Regen stärker wurde. Ein leichter Wind pfiff durch das hier und jetzt. Der Mond am Himmel stand im Zenit und durchbrach nur selten das dunkle Reich der Schatten das sich gebildet hatte. Das Elysium, die heiligen Hallen, das neue Rathaus, die einstige Pleissenburg, es lag ruhig und friedlich da. Herrschaftlich gerade zu. Einnehmend in seinem Charakter. Ein Gebäude mit einer eigenen Geschichte. Mit einer eigenen Philosophie.
Vielleicht hatte es schon den ein oder anderen unsterbliche Besucher in jener Nacht. Vielleicht auch nicht? Vielleicht war es heute besser nicht hier an diesem Ort zu sein?
Vielleicht…
Mit der Zeit wurde der Regen stärker und stärker, der Wind kräftiger. Angekündigt war Unwetter bereits vor Stunden und so waren die Straßen nahe zu Menschleer. Die wenigen welche die Zeichen der Zeit verpasst hatten, flüchteten in Bars, nach Hause.. sonst wohin, nur weg von Straßen. Kämpften mit ihren Regenschirmen. Mit durchnässter Kleidung. Irgendwann, war niemand mehr da draußen, wenn er es nicht sein musste. Rollläden wurden geschlossen. Fensterläden zugeklappt.
Das Geräusch grollender Motoren reihte sich nahtlos ein in die Symphonie der Nacht, welche von Blitz und Donner begleitet wurde, von prasselndem Regen, von einem Spiel aus Licht und Schatten.
Ein Geräusch das immer lauter wurde. Schemen die sich gegen das Licht abzeichneten, an Wänden, auf Straßen. Männer unterschiedlicher Größe, Masse und Alters, auf schweren Motorrädern, mit Helmen, mit Lederkutten, massiven Stiefeln, ein Dutzend, das dem einen folgten.
Apostel des Johannes stand oben auf dem Schwarzen Leder in weißen Buchstaben, in altdeutschen Schriftzeichen.
Darunter dargestellt in einem Bildnis, eine Flagge aus Blau, Silber und Rot, wehend im Wind, zerschlissen, zernagt vom Zahn der Zeit und dennoch Stolz. Aufgestellt auf einem Hügel und Massen von Schemen, die sich aus den Schatten und der Dunkelheilt lösen, darauf zu gehen, darauf zu kriechen. Ketten zieren ihre Hände die sie Hoffnungsvoll ausstrecken. Die Leiber geschunden. Die Kleidung zerfetzt.
Darunter Namen, wie Petrus, Jakobus, Matthäus.
Der Verbund hielt nicht unweit vom Eingang der heiligen Hallen. Der Regen schien keinem etwas auszumachen. In den Gesichtern konnte man Entschlossenheit, Hass, Wut, Zorn erkennen. Starr und Eiserne Züge. Eine gewisse Angriffslust vielleicht bei manchen. Anspannung. Vielleicht auch ein Hauch von Unsicherheit bei dem einen oder anderen. Nur einer stach der Maße heraus, nur einer, welcher sich deutlich von allen anderen abhob, in jeder Hinsicht, einer der ruhig auf seinem Motorrad verharrte.
Den Eingang im Blick, abwartend. Ein kräftiger, großer Mann mittleren Alters, mit einem massiven Bart, mit dunkeln grünen Augen, dunkelm Kupferroten Haar. Die oder andere Narbe, die das Gesicht zierte.
Zwei Anrufe die hinter den Mauern getätigt wurden. Einen erreichte die Hüterin des Elysium, den anderen die Geißel. Der Inhalt der knappen Nachricht, war stets die gleiche.
Die Anarchen stehen vorm Elysium.