Auch in Leipzig ist der Winter eingekehrt. Rund um das neue Rathaus, dort wo ehemals die Pleißenburg gestanden hatte, türmen sich weiße Massen auf. Eiszapfen hängen hier und da von den Dachrinnen des prunkvollen Baus herab. Auf dem Parkplatz haben sich ein paar Halbstarke einen Scherz erlaubt und einen erstaunlich detaillierten Schneemann gebaut, dessen frappierende Ähnlichkeit mit dem regierenden Oberbürgermeister nur bis zur Gürtellinie reicht - darunter werden die angelegten Maßstäbe sozusagen mikroskopisch. Offenbar haben sie von seinem neuen Sportwagen erfahren. Nicht ohne ein flüchtiges Lächeln auf den Lippen ist die in den nachtschwarzen Mantel gekleidete Frau an jener Figur vorbei gekommen, wenngleich das Lächeln eher der künstlerischen Ausdruckskraft gegolten hat und weniger dem so gewaltsam herbei gezerrten Klischee.
Mit einer lässigen Handbewegung wischt die Toreador sich einige Schneeflocken vom flauschigen Mantelkragen, ehe sie sich, die in schwarze Handschuhe gehüllte Hände, ineinander legt und den Geräuschen des verlassenen Museums lauscht. Anschließend setzt der Körper sich in Bewegung. Ebenso zielstrebig wie zuvor, allerdings weniger rasch hallen die Schritte an den Wänden der Eingangshalle wieder, die die flachen schwarzen Schuhe erzeugen, nur um sie einen Augenblick später durch ein weiteres beinahe identisches Geräusch zu ersetzen, bis die Gestalt den oberen Bereich erreicht.
Der lange mit schwarzem Fell besetzte Mantel reicht ihr bis zu den Knöcheln, wo die in einer transparenten Strumpfhose steckenden Knöchel zu erkennen sind, ehe die Füße in den erstaunlich robust wirkenden Schuhen verschwinden, die ebenfalls schwarz sind. Das gilt auch für die Uschanka, die auf dem rotblonden Haar ruht und die Ohren nicht bedeckt. Sie scheint aus dem selben Material zu bestehen wie der lange Mantel. Die Hände werden von schwarzen Handschuhen bedeckt, allem Anschein nach aus Wildleder. Und dort sitzt sie da und lediglich das Rascheln von Seiten erfüllt die obere Halle.