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Asisi Panometer [Jean]


Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 31 Oct 2014, 13:17

Es ging noch weiter.

Die Sonne stand vermutlich schon irgendwo ganz weit über ihnen am Firmament, als Jean die Augen wieder öffnete. Es war kühl in dem Raum und so blieb der warme Tag nur ein trügerisches Bild und nicht mehr. Die Schatten waren zuerst sehr lang geworden und waren nun wieder kurz, denn die Häuser, Türme und Gebilde wurden von oben beleuchtet.

Eine andere Seite von Leipzig wurde jetzt gezeigt, nun, da das Licht den Unterschied zu der Nacht gezeigt hatte. Die Natur in und um die Stadt. Tiere, von denen man nicht denken würde, dass sie mitten unter den Menschen lebten, denn eigentlich waren sie doch wild? Ein Fuchs sah einem lange entgegen, dann wurde er schwarz-weiß und die Zeitreise nahm ihren Lauf. Die Bilder bewegten sich jetzt nicht mehr, sie wechselten nur noch und waren irgendwann nur noch schwarz-weiß, irgendwann nur noch Gemälde. Man hatte das Leipzig von heute gesehen, in allen Facetten und aus allen Blickwinkeln belichtet. Mit seinen Menschen, seinen Formen, seiner Schnelllebigkeit. Als müsste man mit der Zukunft auf die Vergangenheit vorbereitet werden?

Anna selbst stand die ganze Zeit unbewegt da. Unbewegt, weil sie sich nicht regte und unbewegt, weil das Gesehene keine Gefühlsstürme in ihr auslöste. Nur dieser eine Moment, in welchem Jean die Augen geschlossen hatte, mischte sich in ihrem Gesicht für ein paar Sekunden lang ein Ausdruck aus beginnender Furcht und dunkler Faszination. Aber so schnell, wie die Sonne aufging, so schnell war dieser Ausdruck auch wieder weg und die Erinnerung dafür zurück, dass man hier doch vor all diesen Dingen sicher war.

Geräusche der Schlacht verdrängten langsam die Musik. Stimmen der Vergangenheit, nachgesprochene Worte bekannter Persönlichkeiten, prägnante Sätze, Namen, die genannt wurden, dann ging die Sonne langsam unter und Wagner wurde von Bartholdy abgelöst, welcher zwar nicht hier geboren war, hier aber immerhin gewirkt hatte.

Sie waren im Jahr 1165, dem Gründungsjahr der Stadt und sahen im Zeitraffer dem Bau der Thomas- und der St.-Nikolaikirche zu. Die moderne Technik machte es möglich, Bilder zu zeigen, die es gar nicht geben konnte. Später wurden sie Zeuge der Gründung der Universität, wurden zum Treffen von Luther, Karlstadt und Melanchthon und Eck eingeladen. Sie beobachteten den Handel, der genauso schnell an ihnen vorüber zog, wie alles andere und sahen dabei besonders viele Pelze. Dann wurde die Reformation eingeführt, Leipzig befand sich zwei Jahre lang im Krieg, das Bürgertum wurde immer wohlhabender. Die Trinkwasserversorgung entstand, Zeitungen wurden gedruckt.

Und wieder Krieg, dieses Mal 30 Jahre lang. Ein belagertes Leipzig, dann eines, das 1701 eine Straßenbeleuchtung bekam. Die Preußen waren da und später fand die Leipzig heute noch prägende Stadt statt, die Völkerschlacht. Doch heute ging es nicht nur um diese allein und so zog die Zeit vor den Augen der beiden Untoten weiter. Eine Fernbahnstrecke wurde eröffnet, das Conservatorium der Musik begründet, die Industrialisierung hielt Einzug und immer weiter wurde gebaut. Der Rest der Geschichte war nur zu bekannt und vielleicht auch noch viel zu präsent?

Die Vorführung, welche wenigstens Anna sichtlich beeindruckte, auch wenn sich das nur daran zeigte, dass ihre matten Augen den Bildern folgten, als würde sie sich kein Detail entgehen lassen wollen, sollte aber nicht mit solchen Bildern enden.

Wieder war es Nacht. Man stand irgendwie wieder am Beginn. Nur dass jetzt ein letztes Bild im Zentrum stand – das neue Rathaus. Wie zwei Vögel umkreisten sie das Gebäude, das den Abschluss dieser Vorführung darstellte, bevor es wieder dunkel wurde in dem Raum, wenn auch nicht still, denn die Musik wurde zwar gedämpft, sie blieb aber da. Wie im Kino gingen die Lichter langsam wieder an, welche die Dunkelheit verdrängten und den bis gerade eben noch durch Bilder belebten Raum zurück in seine ursprüngliche Kälte tauchten.

Das war dann auch der Moment, in welchem Anna endlich wieder zu Jean hinsah. Sie hatte die Toreador nicht beobachten wollen und hatte es auch nicht getan. Aber jetzt, da war ein Blick zu ihr etwas, das sich nicht vermeiden ließ? Fragend war er jedoch nicht, nur abwartend. Vielleicht um abschätzen zu können, ob die Hüterin etwas zu der Vorführung sagen wollte, von welcher Anna gesagt hatte, sie wäre davon besonders beeindruckt gewesen? Oder ob sie ungleicher Meinung waren und nun nur noch die Ausstellung blieb, die abgesehen von dem Panorama noch immer anzusehen wäre?
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Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Jean Carpenter » 31 Oct 2014, 13:54

Die gezeigten Bilder spiegelten sich in den Augen der Toreador wider, leuchteten, als die Sonne es tat, bluteten als der Krieg ausbrach und verdunkelten sich, als die Nacht hereinbrach. Dabei gehörte die Engländerin offensichtlich nicht zu der Sorte, die das Gesehene direkt zu kommentieren gedachte – wenn sie es denn überhaupt tun würde.

Die Zeit verflog auf mehreren Ebenen. Gerade war die Stadt gegründet worden, jetzt brannte sie bereits lichterloh. Und am Ende war da nichts. Es gab kein Ende, nur war der jetzige Zeitpunkt erreicht und die Geschichte war immer Vergangenheit. Jeder Moment, der sich spinnt, wird ein Teil davon sein, früher oder später. Manche dieser Momente werden festgehalten, andere nicht. Man selbst war wie ein Panometer, wenn man die eigenen Erzählungen im Geiste ablaufen ließ.

Jean rührte sich auch nach dem das Licht wieder angegangen war, noch nicht gleich – ganz so als erwartete sie jeden Augenblick, dass es fortfuhr. Das Lichtspiel. Kammerflimmern. Das Lächeln hatte sie noch nicht wieder gefunden, aber dafür die Natürlichkeit des Blickes. Ihre Pupillen wirkten wieder zusammen gezogener, der Helligkeit des Raumes angepasst. Und in der anhaltenden Mimik ohne Lächeln, sah man die wahren Zeichner ihrer Züge. Die schwachen Falten um die Augen, an der Stirn, die feine Kerbe am linken Mundwinkel. Es waren nicht die Maler von Freude.

Sekunden lang. Dann rückte die Toreador den Kopf in die Gerade, um sich ebenfalls ein Stück zu wenden, direkt zu Anna hin. Ihren Blick dabei auffangend, hatten sich die Mundwinkel wieder angehoben. Freundlich lächelnd und damit ohne anhaltender Spur einer Veränderung.
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Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 31 Oct 2014, 14:26

Mit dem Blick, welchen die Hüterin auffing, fing Jean auch den darin liegenden Ausdruck von Frage mit ein, sicher eine Spur Unsicherheit, denn die Toreador war so schweigsam, dass es alles bedeuten konnte und eben auch die zu Anna gehörende Anspannung. Sie ließ sich aber selber nicht davon beeindrucken und konnte die Stille dann auch weniger lange ertragen, war nicht ganz so geübt darin, wie es ihr gestanden hätte. Ungeduldig klang sie jedoch nicht, eher vorsichtig? Als zöge sie in Betracht, dass sie Jean mit der Vorführung so gar keine Freude machen konnte und es sich mit ihr einfach nicht noch weiter verscherzen wollte?

„Möchten Sie fortfahren?“

Womit? Das gehörte natürlich auch noch dazu.

„Die Bücher, die das Panometer erwerben konnte und ein paar Kunstwerke, die befinden sich noch außerhalb von diesem Raum. Dazu noch weiteres zu der Völkerschlacht.“

Verkäuferin war sie in ihrem früheren Leben jedenfalls nicht, dafür kamen ihre heiseren Worte gerade zu holzig und zu kratzig ausihrer Kehle hervor. Wenigstens bekamen die braunen, überhaupt nicht rehgleichen Augen wieder ihre gewohnte Leblosigkeit zurück.
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Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Jean Carpenter » 31 Oct 2014, 14:54

Ob der Toreador bewusst war, welchen Eindruck sie hinterlassen konnte, indem sie blieb, wie sie eben blieb? Zumindest nahm sie das Verhalten der Deutschen nicht als Anlass dazu, sich zu erklären oder ihr die Schwere des Moments zu nehmen. Eher im Gegenteil. Denn für den Moment, wo die Worte Annas schon verklungen waren, setzte eine längere Zeitspanne des neuerlichen Schweigens ein, in der sich die Brünette nicht zu regen gedachte.

Dann, an keinem definierbaren Punkt, zog sie ihre Hand hervor und deutete vage vom Podest herunter.

„Gern. Bitte.“ sie selbst wollte sich dann nach einem kurzen Augenblick auch schon abgewandt haben, um die Erhebung zu verlassen. Allerdings nur, um dann auf ihre Begleitung zu warten.
Wenn sie sich so dann abermals in Bewegung setzten, ergriff sie wieder das Wort.

„Ich nehme an, dass Sie in Deutschland geboren, aufgewachsen und gestorben sind...“ eine leichte Spur der Frage schwang in der Betonung mit, während ihr Fokus sich dabei flüchtig auf das Profil Annas lenkte.
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Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 01 Nov 2014, 09:53

Auch Anna setzte sich in Bewegung und nutzte ihre Schritte dazu, das Podest zu verlassen. Die Schwärze der nahtlos erscheinenden Leinwände schien zu versuchen, sie auf dem kurzen Weg zum Ausgang doch noch zu verschlingen, denn irgendwie wanderte sie mit den beiden Gestalten mit. Nur das kühle, indirekte Licht hielt die Dunkelheit davon ab, jedenfals könnte man das meinen.

"Das stimmt. Noch dazu habe ich Deutschland nie verlassen."

Reiselustig oder bedauernd klang die kleine Ventrue nicht, als sie das trocken und nüchtern so sagte. Die nicht wirklich schöne, heisere Stimme hatte aber noch mehr Worte, die sie bilden wollte.

"Mein Zweig der Familie hatte ihren Sitz in Mürwik bei Flensburg, dort habe ich auch meine ganze Kindheit verbracht. Leider stehen die Gebäude heute alle leer und fallen langsam alle auseinander. Eine Instandsetzung wäre einfach viel zu aufwändig für diese wenig vorteilhafte Lage und die Güter selbst wurden nie veräussert. Bevor ich nach Strehla zog, war ich noch einige Jahre in Marburg und nach Strehla bin ich nun hier in Leipzig."

Eine Regung löste das Sprechen von der Vergangenheit nicht aus, keine nostalgischen Gefühle, die Ausdruck fanden und auch kein Bedauern, dass die Zeiten längst vorbei waren. Das Hier und Heute war entscheidend und alles andere, das war nur noch Geschichte.

"Mit Reiseberichten könnte ich also nicht gerade glänzen und selbst von meiner Heimat habe ich nie viel sehen können."
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Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Jean Carpenter » 01 Nov 2014, 11:53

Der Fokus der Toreador hatte sich nach der ersten Erwiderung bereits zurück nach vorn gelenkt, wollte aber im weiteren Verlauf immer mal wieder Anna in das Zentrum des Sichtfeldes rücken. Vielleicht war es deshalb, dass sie die Schwärze der Leinwände und deren unterschwelligen Versuch missachtete, denn weder die Dunkelheit noch andere damit zusammenhängende Möglichkeiten schienen ihr ausreichend in das Gedächtnis zu kommen, um einer Anspannung zu unterliegen.

„Da das Reisen unsererseits sowieso nicht gerade mit viel Freuden verbunden ist, sehen Sie mich wenig verwundert. Viel mehr möchte ich behaupten, dass es anders ungewöhnlicher ist. Und es umso erstaunlicher ist, dass Leipzig so viele Zuwanderer von weiter her beherbergt.“ wie sie es aussprach, erklang es beiläufig in der Betonung und nicht als messe sie diesem viel Wert bei.

„Aber das war auch nicht der Hintergrund...“ ihre breiten Absätze der ledernen Riemchenschuhe kamen in regelmäßigen Abständen auf den Boden, noch immer zielsicher ohne genaues Ziel vor Augen zu haben, hart auf hart.

„...ich fragte mich lediglich, wie Sie wohl diese Geschichte wahrnehmen... Vielleicht anders als ich, wo meine Person überwiegend ihre Zeit in England verbracht hat und die Prägung damit anders verlaufen ist.“ die sinnierende Note gab einem dabei unweigerlich das Gefühl, dass sie darauf keine Erwiderung erwartete.

„Reizt Sie denn hier ein besonderer Abschnitt?“
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Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 03 Nov 2014, 09:28

Es gab keinen Raum, welchen sie durchquerten, der nicht mindestens eine gerundete Wand hatte. Bedingt dadurch, dass das Gebäude selbst rund war und man um den Vorführsaal herum ging, wobei sich der „Gang“ durch Räume unterteilte. Im ersten Raum ging es um Bücher und Schriftwerke, allesamt eher alt, die mit Leipzig verbunden waren. Ein paar Stücke konnte man durchblättern, andere wiederum lagen hinter Glas und waren einfach auf einer Seite aufgeschlagen, welche für den Besucher besonders interessant sein sollte. Auch zum Buchdruck an sich gab es Informationen, hierzu hingen große, weiße Tafeln mit schwarzen Buchstaben und ein paar Bildern an der Wand.

„Das ist ein guter Einwand. Denn als Teil der neuen Welt zum Beispiel sähe man in der alten Welt sicher schillerndere, bedeutendere Domänen als Leipzig. Aber in solchen Domänen könnten viele gar nicht erst bestehen, daher fällt die Wahl eher auf Orte wie diesen hier. Dann noch die Geschehnisse um die Jahrtausendwende, eine Domäne, die von Neuem beginnt, wer würde da nicht Möglichkeiten sehen, die ihm anderswo in dieser Form vielleicht nie geboten werden würden?“

Einen Gegenstand oder ein Buch, welcher Annas Blick besonders auf sich gezogen hätte, gab es nicht. Sie sah sich viel an, ja, wobei sie die Hüterin natürlich nicht einfach so stehen ließ, sondern eben mit ihr durch die Welt der Bücher wanderte.

Sie ließ sich Jeans Frage eine Weile lang durch den Kopf gehen und antwortete dann:

„Die Moderne mit ihrer Schnelllebigkeit und dem Gefühl, dass es nichts mehr gibt, was möglich ist, hat sicher einen großen Reiz. Aber als Teil davon nimmt man vielleicht viel zu viel gar nicht mehr wahr, Neuerungen sind alltäglich geworden, man hat viel zu wenig Zeit, die Wunder der Technik und die Errungenschaften der Menschheit zu bewundern. Dann die Kriege. Diese haben mich und jeden, der sie durchstehen musste, sicher stark geprägt. Nicht weniger die Jahre danach, die vielleicht weniger gefährlich, aber kein bisschen einfacher waren. Aber eine Zeit, die ich so erlebt habe, wie ich sie erlebt habe, kann mich nicht faszinieren. Sie lehrt mich das fürchten.“

Eine kurze Pause und die letzten Worte der kleinen Ventrue verhallten dumpf und kratzig in dem hohen Raum.

„Aber die Industrialisierung, dafür kann ich mich wirklich erwärmen. Der Erfindergeist, der so vieles bewegt hat, die Automatismen, die auf einmal so schnell entstanden sind. Als hätte sich die Welt nach diesen Jahren plötzlich viel schneller bewegt, als davor. Der Mut, der Fortschritt, der in dieser Zeit steckt, den bewundere ich.“
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Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Jean Carpenter » 03 Nov 2014, 20:16

Die Toreador hielt sich ruhigen Schrittes mal auf der einen, dann auf der anderen Seite, um alle Ausstellungsstücke zu betrachten, allerdings galt ihr Interesse jenen hinter Glas deutlich mehr – zumindest verweilte sie dort länger und mit stetiger Stille begleitet.

Vor einem Schriftstück, das die Stadtbildung anbelangte, wandte sie sich mit dem Fokus auch wieder zu ihrer Begleitung. Ihre erste Frage schien als rein rhetorische kategorisiert worden zu sein, zumindest trennte sich das Dunkelrot nicht, um darauf einzugehen, sondern das nächste Thema aufzugreifen.

„Ich bin nicht sicher, ob ich die Industrialisierung mit Mut in Verbindung setzen möchte. Im Gesamtbild gesehen gehört natürlich zu Veränderung eine gewissen Portion dessen, aber in diesem Fall hat eine Form der Schwäche entschieden. Es ist mehr, was der Mensch liebt zu tun. Nämlich sich seinen eigenen Erfindungen zu unterwerfen. Er sieht einen gewissen Vorteil und nur diesen und arbeitet daraufhin, um letztlich Sklave von Zeitdruck und Technik zu sein. Ich möchte nicht damit sagen, dass diese Form der Moderne nicht durchaus ihre Vorzüge hat, verstehen Sie mich nicht falsch. Aber es wird immer selbstverständlicher, die Erwartung ist quasi schon eine neue unterschwellige Form von Druck. Es muss schneller, kompakter und innovativer sein. Und jeder muss sie nutzen, die Neuerung.“ sie klang dabei nicht missbilligend oder negativ berührt, sondern doch recht sachlich und damit nüchtern.

„Aber ich könnte verstehen, wenn der Drang nach Wissen und Antworten der Antrieb ist, der sie faszinieren mag.“
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Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Anna-Lukardis von Egidy » 06 Nov 2014, 09:43

Für Anna gab es in dem Raum kaum etwas, das sie länger als ein paar kurze Augenblicke faszinieren konnte. Es waren Bücher und ein paar davon ausgesprochen staubig. Die Maschinerien, mit welchen diese gedruckt und hergestellt wurden, die interessierten sie schon eher, allerdings war aus das keine Thematik, welche sie länger fesseln konnte. Sobald Jean sich an dem Raum satt gesehen hatte, würde es dann auch weiter in den nächsten gehen. Dort war die berühmte Völkerschlacht das Thema und man ging um eine Miniatur des dazu gehörigen Denkmals herum. Als wäre man ein Riese sah man auf die Spitze dessen hinab, auf das Wasser, das davor lag. Dazu waren die Wände mit Bildern versehen, verschiedenste Darstellungen, Platten, auf denen die Geschichte erläutert wurde. Wenn man Lust hatte, konnte man sogar auf grüne Knöpfe unter den einzelnen Bildern drücken. Eine Lautsprecherstimme würde einem dann etwas über die Darstellung erzählen.

„Neue Schritte zu wagen, das verlangt doch immer eine gewisse Position Mut, oder nicht? Die menschliche Gesellschaft hat sich nachhaltig verändert und ja, der Mensch ist gerade heutzutage ein Sklave seiner eigenen Technik. Aber mitgebracht hat dieser Fortschritt eben auch eine wesentlich stärkere Wirtschaft, ein sozialstaatliches System. Es gab eine wirtschaftliche Hochkonjunktur, die neuartige Lebensbedingungen und eine Verbesserung der Lebensqualität geschaffen hat. Die Medizin ist Schritte gegangen, die vorher undenkbar waren und gleichzeitig haben die bürgerlichen Werte der Unabhängigkeit, Gesundheit, Selbstdisziplin und Körperkontrolle gesellschaftlichen Einfluss gewonnen. „

Jetzt bremste sie sich und zwar erheblich, kurz zuckten die verkrampften Mundwinkel zu einem entschuldigenden Lächeln hoch. Sie wollte die Rose schließlich nicht mit der eigenen Faszination für eine Zeit langweilen, die doch eh schon längst hinter ihnen lag. Trotzdem erklärte sie sich noch.

„Die eigentliche Faszination liegt für mich im Gegensatz. Eine beständige, klar strukturierte und gefestigte und traditionsreiche Gesellschaft wie die unsere und die immer rasanter werdende, oberflächliche Gesellschaft der Sterblichen, die die eigenen Werte immer mehr verfallen lässt.“
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Re: Asisi Panometer [Jean]

Postby Jean Carpenter » 06 Nov 2014, 11:23

Es machte nur erneut nicht den Eindruck, als ob sich die Toreador an dem Verhalten ihrer Gesprächspartnerin störte. Und auch wenn sie eine Weile des Schweigens zwischen ihnen beließ – vielleicht auch nur, um sich den Ausstellungsstücken zuzuwenden – dann wirkte sie weder negativ noch positiv davon ergriffen. Es mochte schwierig sein, in den Blick etwas hinein zu interpretieren, das dabei somit nicht der eigenen Vorstellung zuzuschreiben gewesen war.

Jean hatte kein Interesse daran irgendeinen der Knöpfe zu drücken, es reichte ihr mit den Augen zu sehen. Dafür aber drehte sie sich mit ihrem Kopf wieder ein Stück in die Richtung der Deutschen.

„Wie bereits erwähnt, ist sicherlich ein Teil Mut zum Risiko dabei. Aber das ist nicht der Antrieb. Und wäre deshalb meiner Faszination nicht wert.“ sie lächelte ihr flüchtig freundlich zu, bevor sie fortfuhr.

„Allerdings hat das auch nicht mehr viel zu sagen. Ich muss mit Bedauern feststellen, dass es nur noch wenig gibt, das mich in irgendeiner Form nachhaltig fesseln kann.“ dafür jedoch klang sie recht nüchtern, als sei es kein allzu großer Verlust.

„Können Sie sich denn allgemein für gegensätzliches begeistern?“ möchte sie dann letztlich wissen.
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