Die Luft war kalt und einige Schneeflocken wirbelten nun schon seit einigen Stunden durch die Straßen von Leipzig während sich der Ventrue in langen Schritten zu dem großen erleuchteten Gebäude des Leipziger Hauptbahnhofs mit seinen Promenaden orientierte. Das Gebäude war eindrucksvoll und wenn es nach der reinen Grundfläche ging handelte es sich bei diesem Bahnhof, in dieser mittelgroßen deutschen Stadt, um den größten der Welt. Victor trug eine tiefschwarze Jeans, sowie einen Rollenkragenpullover in gleicher Farbe. Darunter hätte man ein weißes Hemd mit einer dünnen schwarzen Krawatte erkennen können, wenn nicht ein großer Schal und der hüftlang geschnittene Mantel diesen Teil seiner Kleider verdecken würden. Abgerundet wurde Gesamtbild von einer schwarzen Mütze und Lederschuhen die tiefe Spuren in der dünnen Schneeschicht hinterließen.
Er betrat schließlich das Gebäude durch den Westeingang und bewegte sich auf die großen Stufen zu, die zu den Bahnsteigen in das obere Stockwerk der Bahnhofshalle führten. Zwei Stufen auf einmal nehmend beschleunigte er seine Schritte während er einen Blick auf die große Uhr über ihm warf. Kurz vor 21:00 Uhr dachte sich Victor. In kurzer Zeit würden einige der Züge Reisende aus ganz Deutschland und darüber hinaus in die Stadt bringen – etwa 120000 pro Tag allein die hier Einstiegen, andere Züge nahmen oder einfach blieben. Der Ventrue nahm die Mütze ab und zerzauste damit sein blondes Haar während er sich an einen der Balkone in der Mitte stellte, von denen man Ausblick auf die Gleise sowie die darunterliegenden Geschäfte hatte.
Die Massen bewegten sich schließlich über den Bahnhof und Victor schloss kurz die Augen. Anschlusszüge, das Wiedersehen von Freunden und Verwandten, die Aufgeregtheit einiger Reisenden, ja sogar die Wut derer die über verpasste oder verspätete Züge klagten – all das gab dem Ventrue ein Gefühl der Lebendigkeit. Wenige Minuten die so viele Emotionen verursachen konnten waren für eine alterslose und ewige Existenz faszinierender als man vielleicht denken konnte. Als er seine Augen wieder öffnete wandte er seinen Blick um und bewunderte die Größe und Massivität dieses Gebäudes bis er sich wieder den Menschen um sich herum zu wandte. Abende wie diese hatten immer das Potential, dass man die Wege mit den unterschiedlichsten Individuen zu kreuzte…