Ein letzter Blick auf das Werk, auf die Gitarre, die kurz darauf so überaus schändlich von ihrem Eigentümer vernachlässigt wurde. Einfach liegengelassen, im übertragenen Sinne wohl fallengelassen. Der Eindruck, dass das Instrument einen Teil seines Selbst repräsentierte, der nicht immer mit der größten Leidenschaft einherging, lag wohl in der Luft. Unausgesprochen und unbedeutend, wie so Vieles in dieser Nacht. Das Interesse an dem Konstrukt bemerkend, riss der Blick sich von dem Spiel damit los, sodass er unvermittelt zurück zu dem Gegenüber sprang. Mit einer Intensität, die unangenehm sein konnte und das wissende Lächeln in den Schatten stellte. Oh ja, man wusste, was man Anderen antat. Die jugendlichen Gesichtszüge allerdings schienen darin nichts Negatives zu sehen, vielmehr eine Art Insiderwitz oder eine potentielle Schandtat, deren Existenz zu verleugnen schlichtweg nicht im eigenen Interesse lag. Warum auch, wenn es Momente gab, die nach einer Schandtat förmlich schrien? Oh ja.
„So, so.“
Eine vage Reaktion, aber – Was konnte man mehr von einem Schönling erwarten, der offensichtlich so wenig bereit war diese Rolle anzunehmen, sofern es nicht dem eigenen Verlangen diente oder einen bestimmten Anreiz gab? Mehr noch, an diesem Ort? Die Fingerspitzen glitten nachdenklich über den metallischen Rahmen, als würde der nicht gemachte Vorschlag abermals überdacht, ehe sie bereit waren sich davon wieder zu trennen. Ruhig wandte der Oberkörper sich dem Anderen zu, während die Sonnenbrille auf einer Handfläche ohne Mühe balancierend diesem wieder dargeboten wurde. Die Silberketten an dem dürren Handgelenk und die Anhänger daran klimperten, als sie aus dem Ärmel des Parkers fielen. Ein einfaches Kreuz aus der Massenfertigung, eine Spielkarte mit der Gravur des berühmt-berüchtigten Klischee Pik Asses darauf, eine fein gearbeitete Gitarre in Begleitung einer Spritze, sowie – Eine wenig stimmige Miniatur eines Kussmundes, der irgendwie schmerzverzerrt wirkte. Ein Sammelsurium des Lebens, wenn man auf derartige Bezeichnungen stand.
„Schon einige gute Feen gefunden, die bereit sind sich für die Erfüllung dieses zweifelsfrei ganz ausgezeichneten Wunsches versklaven zu lassen?“
Nett war bekanntlich die kleine Schwester von Scheiße, die Frage klang dennoch nett und keinesfalls so, wie man sie ob der eher kreativen Wortwahl hätte verstehen können. Keine direkte Abneigung, eher Neugier darüber, ob der Wunsch wohl wahr werden würde. Wieder sprang der Blick, von den Augen zu den Lippen des Anderen, als wurde der Antwort entgegengesehen. Und wieder war dieses Lachen zu vernehmen, das eigentlich bloß ein Husten oder Röcheln kaschieren sollte. Es ließ den Adamsapfel zwar springen, aber verschluckte doch den ein oder anderen zu erwartenden Ton. Das Leben war nett, aber in der Realität eben immer noch die kleine Schwester von Scheiße …