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Des Grafen Ball [offen]


Des Grafen Ball [offen]

Postby Cornelius » 17 Sep 2014, 15:08

Wenn Menschen sich in die Haut ihrer eigenen Urängste begeben um damit die Monstrositäten zu glorifizieren, die sie einst jagten und fürchteten. Eine perverse Form der Ironie, dein Widerspruch in sich selbst, der nur vom Menschen selbst erfunden werden konnte. Dachte der Nosferatu noch so bei sich, als er den Zeitungsartikel beiseite legte. Doch allein der Gedanke an die Gelegenheit regte Reize an, die kein Nosferatu je haben sollte. Das Wandeln unter Menschen... ohne die Kraft des eigenen Blutes zur Verschleierung zu bemühen... ohne aufzufallen... als eine von vielen grotesken Gestalten, die sich an diesem Abend auf des Grafen Ball tummelten.

So kam es, dass der Leipziger Opernplatz bereits einige Minuten vor Beginn der Veranstaltung übersät war mit Vampiren, Hexen, Zombies, Mumien und allerlei weiteren Gestalten die aussahen, als hätte man sie aus einem schlechten Horrorfilm geklaut. Und unter ihnen ein Nosferatu. Erst wenige Minuten zuvor hatte ihn ein schwarzer Van hier abgesetzt und ist danach irgendwo hinter der nächsten Ecke verschwunden.
In seiner üblichen gebückten Haltung schlich er langsam zwischen den Anwesenden umher und verschwand in beinahe allen Fällen unterhalb der Schulterhöhe. Er trug eine schwarze Robe, die seinen kompletten Körper in ausfällige Stoffwogen hüllte und sein Gesicht tief im Schatten ihrer Kapuze vergrub. Nur wenn er den Kopf anhob, konnte man vielleicht einen Blick auf sein Antlitz erhaschen:

Schneeweiße Haut, überzogen von schwarzen Schlieren und blutigen Flecken. Makeup - oder Corpse Paint, wie man unter Schwarzmetallern sagen würde. Wer würde schon vermuten, dass sich unter dem Schleier der Farbe tatsächlich eine Leiche befindet? Unterhalb der oberflächlich aufgetragenen Schminke konnte man noch ganz leicht das unebene Hautbild erkennen: Narben, Schuppen oder eine Neurodermitis. Das ließ sich schwer mit Sicherheit sagen. Doch sonst wirkte das Gesicht nicht weniger menschlich, als das der anderen geschminkten und kostümierten Gäste des Abends.


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Während alle auf den nahenden Beginn der Veranstaltung warteten, beobachtete der Verborgene das Schauspiel von der Ecke der Treppe zum Opernhaus aus. Kaum ein Blick streifte ihn, nur flüchtig schielte das ein oder andere Augenpaar in seine Richtung. Er spielte hier keine Rolle - während seine Gedanken sich dagegen darum drehten, welche Rolle die Anwesenden wohl gedachten zu spielen. Man sehe sie sich nur an... wie sie sich alle in ihren schlechten Darstellungen von Ungeheuren präsentierten, darauf bedacht von möglichst vielen Augen gesehen und beachtet zu werden. Ekelhaft dekadent und aufgesetzt obendrein.
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Re: Des Grafen Ball [offen]

Postby Ísa MánisDóttir » 17 Sep 2014, 19:39

Die alabasterweiße Haut, das lange offene milchweiße Haar, das schneeweiße Kleid, die nackten Füße. Alles so, wie es immer war. Jedenfalls beinahe. In dieser Nacht trug die Isländerin keinen Schmuck und auch das Kleid sah anders aus als sonst. Zwar war es bodenlang, doch es zeugte mehr davon, dass es stets -und in diesem Fall mit Sicherheit seit mehreren hundert Jahren- über den Boden schleifte, denn es war in Fetzen gerissen und stark ausgefranst. Hoch geschlossen bis zum Hals war es und die langen Ärmel liefen ebenso in zerrissene Streifen aus wie der zerstörte Saum.
Die beeindruckendste Abweichung stellte das Gesicht der Mondtochter dar. Die sonst so unschuldigen gletscherblauen Augen waren mit schwarzen Sclera Kontaktlinsen verdeckt, die also nicht nur die Iris, sondern den kompletten Augapfel verdeckten. Blutige Tränen überströmten das Gesicht und liefen den Hals hinunter, ehe sie im Kragen verschwanden. Die spröden Lippen waren eingerissen, ebenso wie die offensichtlich stark beanspruchten Mundwinkel.
Wer sie zu lange ansah oder ihr im Weg stand, erntete einen hohen heiseren Schrei, der in den Ohren schmerzte und endgültig offenbaren dürfte, wer/was sie war. Jedenfalls für diesen Abend. Oder?!
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Re: Des Grafen Ball [offen]

Postby Cornelius » 19 Sep 2014, 11:01

Der Blick der ganz und gar weißen Augäpfel mit dem gelblichen Schimmer folgte ihr in dem Moment, als sie sich erstmalig durch einen ihrer Schreie bemerkbar machte. Beiläufig zunächst. Und noch in dem Augenblick, indem er seine Aufmerksamkeit von ihr nehmen wollte, schien sich entgegen aller Erwartungen sein Interesse an der Banshee zu steigern. Ein Voyeurismus der in gleichen Zügen widersprüchlich getränkt war mit dem Wunsch die Neugier zu befriedigen und der Angst davor, dabei entdeckt zu werden.

Heimlich schlich er hindurch durch die vielen Rüschen, Hüte, Röcke, Leinen und Fracks, niemals das unter der Kapuze hervorblitzende Augenmerk von ihr nehmend. Ohne dabei auch nur ein einziges Hinderniss in seinem Weg zu berühren, bahnte er sich seine Schritte wie ferngesteuert durch die Menschen hindurch. Seine Anwesenheit schien nun an die ihre gekoppelt zu sein. Stets in Sichtweite, doch nie Berührungsnähe. Somebody's watching.
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Re: Des Grafen Ball [offen]

Postby Ísa MánisDóttir » 21 Sep 2014, 17:07

Wie so oft bei solchen Veranstaltungen: größtenteils langweilig, ideenlos und klischeehaft. Leider. Aber eben nicht alle. Ein paar interessante Kostüme und Ideen haben sich unter die öde Masse gemischt. Sie hatte gehofft, solche Inspirationen genießen zu dürfen. Und auch, dass der eine oder die andere aus dem Kreis der Kainiten dieser Stadt es sich nicht nehmen lassen würde, genau diese Veranstaltung mit ihrer Anwesenheit zu 'beflecken'.
Ísa kennt das Gefühl, beobachtet zu werden. Im Scheinwerferlicht zu stehen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und neugierig beäugt zu werden. Von Natur aus.
"Ich will nicht ... vom Saum bis zum Kragen von Blicken betastet sein.
Ich flieh', wenn ich fremde Augen spür' ... denn ich gehör' nur mir."

Nein, so war die Isländerin nicht. Insbesondere nicht an solch einem Abend, an dem man es durchaus provozierte. Sie genoss die Blicke, egal ob erschrocken, bewundernd, amüsiert oder neugierig. Und so schwer es ihr auch das eine oder andere mal fiel, verkniff sie sich jeglichen Anflug eines Lächelns - schließlich passte das so gar nicht heute Abend!
Mit einem Mal erstarrte die Banshee in ihren Bewegungen und blieb abrupt stehen. Als hätte sie etwas gehört, drehte sie sich langsam in Richtung des Schwarzbekutteten. Hatte sie seinen stechenden Blick gar gespürt? Langsam blinzelten die weißen rotbenetzten Wimpern, während der Kopf der Mondtochter sich leicht zur Seite neigte.
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Re: Des Grafen Ball [offen]

Postby Cornelius » 23 Sep 2014, 10:05

Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?

Als ihre Augen den dunkel Berobten erfassen, hielt dieser augenblicklich inne. Keine Regung ging mehr von ihm aus. Als hätte sie ihn mit der bloßen Kraft Ihres Blickes an Ort und Stelle eingefroren. Sein Haupt blieb gesenkt, die Kapuze verwehrte jegliche Sicht auf sein Angesicht. Bis er es ganz langsam anhob. Zentimeter für Zentimeter ersetzte der schwache Lichtschein der abendlichen Laternen den Schatten, der sich über seine Züge legte. Die weiße Haut mit den schwarzen Akzenten wurden sichtbar, die gänzlich weißen Augen blickten Sie wie zwei grelle Scheinwerfer eindringlich an.

Wenn er aber kommt?

Ertappt. Die Frage, die nun noch offen blieb war nur - bewusst oder unbewusst? Sein Augenmerk blieb einige Sekunden lang stumm und starr auf der Banshee ohne Hinweise auf eine Reaktion zu geben. Dann folgte ein knappes, lang gezogenes und fast schon unsicher wirkendes Zunicken. Eine zögerliche Begrüßung... oder ein Signalisieren der Einsicht, dass man als stiller Beobachter enttarnt wurde.
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Re: Des Grafen Ball [offen]

Postby Martin Cooper » 23 Sep 2014, 16:46

Martin hatte sich entschieden auch mal auf den Ball zu gehen. Er hatte sich natürlich auch ein Kostüm und eine Legende besorgt mit der er auftreten wollte.

Er hatte genau ein Kostüm wie man das von einem Old-School Vampir erwarten würde, mit Umhang und allem.

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Nur im Gegensatz zu vielen anderen hatte er seinen Bart. Er fand das wenn man auf Bilder guckte, alle einen Bart hatten. Also ließ er ihn dran.

Er schaute sich um ob er jemanden von seinem Clan sah. Wahrscheinlich nicht, doch er spazierte herum. Wurde angesprochen und er stellte sich selbst vor mit gekünsteltem rumänischen Akzent natürlich, man musste ja in der Rolle bleiben.

"Er ist Prinz Radu Basarab, seines Zeichnens Wiedergänger, Bruder des siebten Fürsten der Walachei, Schlächter der Mongolen und Osmanen, Verteidiger des Abendlandes. Sprich, Sterblicher ... mit was wagst du seine Durchlaucht zu belästigen?"

Hach, das war so lustig, er machte aber eine ernste Miene dabei. Ob Cornelius ihn hören konnte?

Er ließ es natürlich auch von Herablassung triefen, allein schon das er von sich in der dritten Person sprach war doch schon einmalig.
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Re: Des Grafen Ball [offen]

Postby Peter Mörsner » 12 Oct 2014, 18:05

Die Beleidigung für die Nase, unter den Ärmeln des Fracks. Schwarz. Sauber geschnitten und von Erscheinungsbild her antik, abgewetzt, durch die Jahrhunderte geschliffen, in einem modernden Holzbehältnis zur Reife gelangt...
Ein Frack. Die Schultern sind leicht zu groß, die eingefallene Gestalt darunter füllt sie nicht. Der Gang steif, leicht gebeugt, die Arme sacht angewinkelt ob der langen, feingliedrigen Hände, spindeldürr mit viel zu langen Fingernägeln. Monströsen Fingernägeln. Knochigen, knotigen alten Händen.
Bleich wie der Tod war die Haut dieses Mannes, kühl und fahl. Der Schädel ein Ei mit scharf geschnittenen Augen darin, gewucherten Augenbrauen und dafür kein einziges Haarkrümel auf der Oberfläche. Weit aufgerissene Augen mit braunen, herzlosen Pupillen darin... deren starrer Blick Wege ebnete. Dies... oder die Fledermausohren, die seitlich davon abstanden wie ein schlechter Witz. Nach links und rechts stand je eins der spitzen Ohren, faltig und irritierend.
Schlimmer noch. Von all diesen Blümchenknickervampiren aus romantischen alten Tagen, war dieser hier... ein wahres Monster. Seine Fangzähne waren vorn, dicht zusammen, wie überdimensionierte Hasenzähne. Schlanker. Raubtierhafter. Länger. Wie die Fänge einer Schlange die auf die Schneidezähne aufgepropft wurden. Eine wahre Symphonie des Grauens, le Nosferatu.
Tiefe Schatten um die Augen begleiten diesen Mann wie eine traurige, leblose Aura von Verfall und Hunger. Dieser Geruch...

Es konnte nicht sein das so eine alte Kreatur durch die Reihen wandert ohne zumindest den einen oder den anderen zu kennen, trotz der Maske die sie trugen. So hatte dieser tote auf seinen Wegen die eine oder andere Hand zu schütteln, ein wiederwärtiges Lächeln anzubringen für die unheimlichen Gefühle der Berührten. Dies war nicht die liebevoll grausame Sexwelt der Vampire, durch die er mit seinem Gestank nach Moder wanderte. Da war garnix erotisch an diesem. Oder hübsch. Nur detailreich.
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Re: Des Grafen Ball [offen]

Postby Cornelius » 28 Oct 2014, 13:16

Horch, horch.

Während seine Gestalt noch einige Augenblicke regungslos auf die Isländerin starrte, zuckte es im Gehörgang des Nosferaten. Eine bekannte Stimme... irgendwo einige Meter hinter ihm. Er hörte den Brujah... wenn auch der Wind dessen Worte in diesem Trubel nur durch Zufall zu ihm getragen haben musste. Cornelius kam nicht umher, nach hinten über seine Schulter zu blicken um zwischen Armen und Köpfen, Rüschen und Schärpen, Spinnweben und Blutspritzern hin zum Prinzen Radu Basarab zu blicken.

So Martin die geknickte schwarze Gestalt des Verborgenen bemerkten sollte, würde Cornelius ihm sachte zunicken... ungeachtet dessen, ob er auf anhieb erkannt wurde oder nicht. Es würde reichen um die Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Danach vergewisserte er sich der Malkavianerin. War sie inzwischen verschwunden? Oder stand sie noch immer, wo er den Blick zuletzt von ihr abließ?

So stand er da, irgendwo zwischen Tür und Angel, scheinbar unfähig sich für eine der Richtungen zu entscheiden.
Last edited by Cornelius on 29 Oct 2014, 08:36, edited 1 time in total.
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Re: Des Grafen Ball [offen]

Postby Martin Cooper » 28 Oct 2014, 15:09

Martin, oder Prinz Radu, wurde gefragt ob er ein Foto von sich machen lassen würde. Lehnte das natürlich ungemein forsch und herablassend ab, zwinkerte der jungen Zombie-Dame aber noch zu.

Dann wandelte er weiter und erblickte den Nosferatu, er musste schmunzeln. Die hatten wahrscheinlich den meisten Spaß an Verkleidungsfesten überall.

"Ahh, er wusste nicht das er ihn hier anfinden würde. Seine Durchlaucht zeigt sich erfreut."

Kam wieder mit dem gekünstelten rumänischen Akzent nachdem er sich zu Cornelius bewegt hatte.
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Re: Des Grafen Ball [offen]

Postby Cornelius » 31 Oct 2014, 09:31

"Das wissen für gewöhnlich nur die Wenigsten - bis sie uns erblicken."

Bemerkte der Nosferatu mit einem leicht feixenden Unterton. Seine sanfte heiserne Stimme erklang gerade laut genug um noch von Martin klar verstanden werden zu können - und ja - ob man ihn nun auf Anhieb erkennen mochte oder nicht, die Stimme selbst war ganz eindeutig dem Verborgenen zuzuordnen.

"Und so wie es dem Anschein hat, sind auch wir nicht allein..."

Ein schicksalsschwangerer Unterton begleitete seine Worte. Er ließ den Kopf einmal vorbei an Martin über die Szenerie gleiten, wo er gewiss auch die beiden Malkavianer noch erblicken könnte, wenn sie denn noch dort waren, wo sie sich eben befanden. Die Augen fixierten daraufhin den Brujah erneut und musterten diesen neugierig.

"Äußerst erstaunlich, diese Art der Aufmerksamkeit seitens der Menschen... solange es nur ein Trugbild ist, vor dem sie stehen. Finden Sie nicht?"
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