by Cornelius » 15 Oct 2014, 13:16
Sein Kopf war zu seiner Haltung passend gesenkt, so dass auch sein Blick gen Boden gerichtet war. Erst als die Rose Ihm ihre Frage stellte, blickte er erstmalig seit dem Beginn ihrer Schritte wieder zu ihr auf. Irgendwo in seiner beinahe toten Narbenmaske moche etwas von Erstaunen? ... oder zumindest Neugier... zu finden sein. Achtsamkeit in jedem Fall. Er nickte sachte und ließ noch ein paar Sekunden verstreichen, ehe er sich äußerte.
"Einst war ich Teil der Domäne Valencia - neben Barcelona eine der großen Bastionen der Camarilla in meinem Heimatland Spanien. Mein Erzeuger bekleidete seinerzeit das Amt der Geißel der Domäne - eine große Verantwortung in einer Domäne von solcher Größe. Als sein Zögling durfte ich ihm diverse male in seiner Tätgikeit assistieren. Ein Privileg, das viele praktische aber mitunter auch unangenehme Erfahrungen mit sich brachte. Allen voran das Gewicht, das eine solche Bürde im Kampf gegen die Feinde der Camarilla erhält."
Ruhig und nahezu akzentfrei flossen seine Worte dahin. Dies mochte erstmals so richtig auffallen, als der Verborgene seine fremde Herkunft offenbarte. Die heiserne Stimme mochte sich dabei kaum als Hall in diesen weiten Räumen wiederfinden. Sie war klar aber doch so dezent, dass sie jegliche Aufdringlichkeit scheute.
"Der Kampf gegen den Sabbat ist... eine Notwendigkeit, mir der jederzeit gerechnet werden muss - gewiss nicht nur in meiner Heimat. Trotz der vergleichsweise noch sehr kurzen Zeitspanne seit meinem Tod, wurde ich bereits Zeuge von Krieg und Frieden, Vernichtung und Wiederaufbau, Gewinn und Verlust."
Wieder hob er den leblosen Blick... und vielleicht war nun doch etwas in seinen Zügen erkennbar, wenn man sie sich denn genau ansehen wollte. Es war schwer zu deuten. Etwas regte sich in dieser wandelnden Leiche. Die Augen waren vielsagend starr und aufgerissen.
"Doch die Bedeutung hinter jenen Erfahrungen vermochte ich erst zu begreifen, als sie mir selbst zuteil wurden. Letztlich sollte eine siegreiche Nacht für unseren heiligen Bund gleichsam eine bittere Niederlage mich selbst werden. Im Kampf um die Eroberung einer strategisch wichtigen Domäne mit dem Sabbat verloren einige von mir persönlich hoch geschätzte Kainskinder Ihre Existenz.
Unter Ihnen war auch jener Nosferatu, dem ich die Meine schulde. Sein Verlust war nicht allein der Verlust eines Erzeugers. Für mich war es der Verlust eines Vaters und Freundes. Einer Leitfigur und eines bedingungslosen Verteidigers unseres heiligen Bundes. Ich war Teil von ihm, so wie er Teil von mir war. Von diesem Zeitpunkt an sollten meine Nächte nie wieder die selben sein."
Zögernd verließen diese letzten Worte seine schmalen Lippen... als wäre er sich im letzten Moment nicht mehr sicher, ober dies erzählen sollte oder nicht. Oder war es alles nur Schall und Rauch, heiße Luft?
Man würde es kaum glauben, schwang im Tonfall des sonst so ausdruckslosen Verborgene doch gerade eine Art Emotion mit, die man sonst nur allzu selten bei ihm fand. Es folgte eine etwas längere Pause, ehe Cornelius, offenbar bemüht um seine Fassung, in einem etwas nüchternen Ton ausführte.
"Es sind die Verluste, die uns reifen lassen. Die uns die Wichtigkeit des Schutzes und Zusammenhaltes unserer Gemeinschaft vor Augen führen. Sie lehren uns, welche Zeichen wir erkennen müssen, welche Fehler wir nicht begehen dürfen und welche Entscheidungen manchmal... notwendig für unser aller Fortbestehen sind."
Letztere Worte hatten einen abschließenden Charakter... und ließen klar werden, dass dies seine Moral von der Geschichte sein musste. Auch wenn in ihr begraben wohl noch große Geheimnisse sein mussten. Weiter machte er draufhin keine Anstalten mehr, weiter zu sprechen. Sein Blick senkte sich wieder und nahm jene Position ein, die er schon zu Beginn inne hatte.
"Science is always discovering odd scraps of magical wisdom and making a tremendous fuss about its cleverness."
- Aleister Crowley