Clubbed to death [Monatsthema Juli]

[Peter Mörsner]

Rot zu rot.

Super Tag. Hat gut angefangen. Ein bisschen Aufgeräumt, die Wohnung hübsch gemacht. Will was nettes machen heute. Lange gelüftet, riecht nicht mehr so nach Rauch. Dinge mit Zitronenschalen gemacht. Riecht super nun. Sauber irgendwie. Hat zwei Stunden gedauert mit den Krücken die Fenster zu putzen. Jetzt ist hell. Wusste garnicht das so einfach ist... Zeitungspapier... Sprühflasche... Jetzt ist hell.
Saubere Tischdecke. Der Blick jedesmal, wenn sie das Glas da draufstellt und leicht den Mund verzieht, weil... naja, sie es nicht machen wird, aber er halt auch nicht. Jetzt: saubere Tischdecke. War garnicht so schwer, wenn man sich das alles mal aufschreibt. Eine Stunde hingesetzt, einen Zettel geschrieben... gestern. Abends. Beim Bier. So ein paar Sachen... dann mit Peter gesprochen, ein paar Ideen hin und hergeworfen was man so machen könnte... und jetz, alles blitzt und blinkt. War garnicht so schwer.
Eine Stunde. Und ein Bier.
Bier.
Ach komm. Sie ist erst in anderthalb Stunden zurück, jetzt noch schnell runter, vielleicht ist der Rosenverkäufer da... gleich doppelt Grund für die Treppe.
Heute zwei Krücken.
Die eine ist noch ein bisschen feucht vom Zeitungspapier. Keine Zeit jetz, Jacke an, auf.

Mit einem gut gelaunten Lachen sitzten die Männer an der Bar und klopfen ihm die Schulter. Er hat großes vor und ist mutig heute. Hat Rosen gekauft, nen Schnaps ausgegeben bekommen, aufmunternde Worte... Gemeinschaftlicher Aufwand, Aufmunterung. Er schaut begeistert auf den Strauß Rosen, die er im Impuls gekauft hat... alle. einfach alle. Kein Geld mehr für Bier, aber das war kein Problem... die Kumpels machen das. Sogar Peter war kurz da... und jetzt waren alle in Hochstimmung.

Die Treppe hoch. Geschwind, mit glühenden Augen. Leidenschaftlich begeistert, ein Büschel Rosen zwischen den Zähnen, damit das Hantieren auf zwei Krücken einfacher läuft. Ein Lichtspalt im zweiten Stock, eiliges klappern von Krallen auf Fußboden. Oh du wiederliche kleine Töle...
Böse kläffend kommt das Tier auf den Mann zugeschossen, wie so oft. Kein Spiel. Das hier war blutiger Ernst, diese Kreatur mit den übergroßen Knüppeln an den baumelnden Extremitäten war eine Gefahr. Eine Gefahr für das Rudel, denn er war Laut. Und Gefährlich. Das Tier ist sich sicher... und hat seine Entschlossenheit mehrfach unter Beweis gestellt. Kratzer an beiden Krücken beweisen es ein-eindeutig.
Heute nicht.
Eine Krücke saust von oben herab mit roher Gewalt und presst den Brustkorb des erschrocken winselnden Tieres mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Böse sehen die Augen auf das Tier hinab. Die zweite Krücke erhoben zum Schlag, entschlossen. Kein Zurück mehr. Ein kleiner Tropfen Blut fließt über die Lippe, als die Zähne sich tiefer zwischen die Rosenstängel graben... der Kiefer nicht mehr so unter Kontrolle, unter der gesamten Anspannung dieses Leibes.
Lautes Sausen, trockenes Klatschen. Wieder und Wieder.
Kein Winseln mehr.
Rosenblüten überall. Blut im Mund. Feuer in meinem Kopf.
...


Kein schöner Abend. Die Polizei war da und ich muss Geld bezahlen. Meine Frau hasst mich. Das... war nicht der Plan.
Vielleicht nächstes mal.