Stilles Chaos [Offen]

[Niall Matthew Sullivan]

Der Ventrue fuhr sich mit der rechten Hand durch seinen gepflegten Dreitagebart. In der Linken ruhte die Zigarette zwischen Zeige- und Mittelfinger. Seine graugrünen Augen betrachten die Gangrel interessiert. Er nickt zu der Aussage mit dem Händler. Dann öffnen sich die Lippen und seine Stimme kommt mit einen feststellenden und zugleich freundlichen Ton hervor.

„Die Ducati 1098 R hat eine nicht-straßentaugliche Abgasanlage. Wenn man dieses beheben kann, werde ich sie mir genauer ansehen.“

Seine Zigarette wandert zu seinen Lippen und die Glut erhellt die Nacht. Rauchschwaden wabern durch die Nacht. In seinem Gesicht kann man leichte Überraschung ablesen und auch seine Stimmlage spiegelt dieses wieder.

„Oh, ein Chevelle der zweiten Generation. Ich würde ihn mir bei Zeiten gern ansehen.“

Seine Mimik verfällt wieder in den Zustand, welcher durch ein freundliches Lächeln geprägt ist. Etwas stolz war bei den letzten Worten herauszuhören.

„Mein Klassiker ist ein Ford Mustang Mustang Shelby GT-500 von 1967.“

[Julia Richter]

Das hier war mehr als ein Smaltalk unter Motorradfahrern, die gerade die eigene Maschine und dann vielleicht den kleinen Rand drum herum kannten. Es galt zwischen den Zeilen zu lesen, wie immer. „Ah ja, Sie haben recht.“ Stimme ich ihm dann zu „Diese lästigen Zulassungs- und TÜV-Bestimmungen.“ Scheine ich mich dann zu erinnern. „Ich weiß nicht, in wie weit man das Race-Kit für die Straße umrüsten muss, aber die Abgasanlage zu tauschen dürfte ein kleineres Problem sein. Vielleicht wäre es dennoch einfacher eine 1098 an ihre Wünsche anzupassen.“ Gebe ich zu bedenken … abgesehen davon … find ich die Italiener vom Design her trotzdem ziemlich weit vor den Japanern.

„Einen Shelby GT 500.“ Wiederhole ich ihn „V8 Bigblock mit 428 cubic inch, also 7 Litern Hubraum. Von 0 auf 100 in 6,7 Sekunden bei einem maximalen Drehmoment von 510 Newton Metern.“ Ich weiß nicht warum, aber das kommt mir spontan in den Sinn und nicht zuletzt diese wunderschönen Formen … Klischee? … Leidenschaft … „Waren Sie mit dem Wagen bei dem Empfang der sehr verehrten Signora Leta? Ein solches Exemplar stand dort nämlich in der Tiefgarage.“ Frage ich und lasse beiläufig die Reste der Zigarette zu Boden fallen. Sorgfältig zertrete ich ihren Lebensfunken, die Glut, mit meinem Stiefelabsatz.

[Niall Matthew Sullivan]

Still lauschte er den Worten der Dame. Die Japanerin und die Amerikanerin standen stillschweigend nebeneinander und bildeten ein ungleiches Paar. Zwar passten ihre Farben, doch der Rest war unterschiedlich… Nicht nur die Klassifizierung, ihr Zweck, sondern auch die Philosophie und das Design waren grundverschieden… und doch würden für die meisten nur zwei Motorräder dort stehen… Genau wie die Maschinen unterschiedlicher Herkunft waren auch die beiden Personen einfach als Motorradfahrer zu identifizieren… Und doch gab es zwischen ihnen große Unterschiede…

Ein Nicken quittierte die Aussage über die Italienerin. Seine graugrünen Augen wirkten interessiert. Sein Lächeln wirkte natürlich… Dann nahm er einen Zug an der American Spirit und die Glut meldete sich mit einen Glimmen. Der Rauch zog sich in die tote Lunge… Sinnlose Rituale und doch Sinn als Anker… Erst nachdem die Schwade seine Lippen verlassen hat, warf der Ventrue die Zigarette auf den Boden. Der Filter rollte auf den Fußboden, bevor sein Fuß ihre Bewegung unterbrach und das Schreien nach Leben der Glut endgültig beendete… ein erneutes Nicken um ihre Aufzählung der technischen Daten zu bestätigen…

„Ja, ich war mit ihm dort. Original erhalten, keine Umbauten….“

Ein leichter Unterton von Stolz war herauszuhören. Bevor er nachdenklich wirkte und weiter sprach.

„Haben sie noch Fragen? Sonst würde ich das Gespräch für heute beenden. Die Dame verdient noch eine längere Fahrt…“

[Julia Richter]

Ein sachtes Nicken folgt, das Lächeln auf meinen Lippen ungebrochen. Ich löse mich von meiner Position vor dem Ventrue und gehe um die Buell herum. Meine Fingerspritzen gleiten über den Konturen des Motorrades bis zum Helm. Mit geübten Griffen setze ich ihn auf und verschließe den Doppel-D-Verschluss. Danach ziehe ich die Motorradhandschuhe über meine Hände. „Bis zum nächsten Mal Herr Sullivan.“ sage ich und meine Augen Lächeln ihm freundlich zu. Ich ziehe die Kupplung und drücke den Starter, mit einem bedrohlichen Grollen erwacht der Motor zu Leben. Ich hebe zwei Finger an meinem Helm, zum Gruß „Schönen Abend noch.“ Mit einem geräuschvollen und sauberen Klack lasse den ersten Gang einrasten und ziehe am Gashahn um gemütlich die Straße entlang zu brummen … erst wieder warm fahren … bevor der Tanz auf dem Asphalt beginnt und der Donner durch die Straßenschluchten hallt.

[Niall Matthew Sullivan]

„Schönen Abend noch, Frau Richter.“ Sagte der Ventrue, bevor er ihr dabei zusah, wie sie sich auf ihr Motorrad schwang und davon fuhr. Erst dann zog er sich seine Schutzkleidung an, setzte den Helm auf und startete die 184 PS. Er fuhr in die entgegengesetzte Richtung von Julia… Die letzte Fahrt der alten Dame… Spritzig war sie ja noch…