Go to footer

Lost Places


Lost Places

Postby Eva » 14 Jun 2014, 14:41

"Petra..hier...hier können wir rein..." Aufregung lag in seiner Stimme.
"Glaubst du das ist sicher?" Zögerlich klang sie.
Lost Places. Das Haus in der Mühlholzgasse, hatte schon immer jene angezogen die sich gerne gruseln oder gerne Bilder von seltsamen Orten machten. Von Aussen...eben..weil man nicht ohne weiteres reinkam.
Nun hatte es gebrannt. Von dem Wohnhaus war nahezu nichts übrig geblieben, das ältere seltsame Haus, aus dicken Stein gebaut... hatte gelitten...man sah die schwarzen Schlieren, welche die Flammen nach draussen getragen hatten und vor allem Teile des Daches, die in sich zusammen gebrochen waren. Zerbrochene Fenster. Die Türe , welche zur Straße führte war mit einer dicken Sperrholzplatte versiegelt. Die Absperrungen der Feuerwehr waren nach und nach umgefallen oder runtergetrampelt. Stefan und Petra waren gewiss nicht die ersten die sich hier her gewagt hatten. Katastrophentourismus.Betreten auf eigene Gefahr, stand da irgendwo auf einem Schild.
" Wir müssen einfach vorsichtig sein" erklärte er.
Und sie waren vorsichtig, als sie die Seitentür benutzten...dort im halbdunkel des Mondscheins die Seitliche Tür aufschoben. Hausfriedensbruch, selbst wenn unverschlossen wie diese Tür...nur verklemmt, weil die Struktur des gesamten Hauses sich bei dem Brand verschoben hatte. Sie waren vorsichtig, als sie die steinernen Stufen im inneren des Hauses folgten..mit nur wenig Licht...aus Angst,dass Nachbarn von Aussen etwas sehen würden und die Polizei rufen.
Sie schossen Bilder von verbrannten Möbelstücken...verkohlten Wänden...verwüsteten Mauern. Am Boden sah man die Fußspuren, welche die Feuerwehrmänner und vielleicht auch noch andere hinterlassen hattenGerüche prägten sich ein...von Rus und Harz und Räucherwerk, als wäre eine ganze Räucherwerkfabrik abgebrannt. Ein Abenteuer. Auf die Gusseiserne Treppe die weiter nach oben führte wagten sie sich nicht, obwohl die Neugier arg quälte. So waren sie fast am Ende als Stefan sagte:
"Ich glaub, hier gehts in den Keller..."
"...vielleicht sollten wir gehen?" warf Petra ein...obwohl sie sich durchaus nicht dem Flair dieses...Lost Places...gänzlich entziehen konnte, die Bedenken in einem baufälligen Haus auch noch im Keller rum zu kreuchen konnte sie nicht weg schieben.
"...warum haben sie diese Tür abgeschlossen?" fragte er ...mehr sich selbst, als seine Begleitung...während er an dem ganz offensichtlich neu angebrachten Vorhängeschloss zupfte.
"...weils zu gefährlich sein wird da runter zu gehen" erwiderte Petra.
"Ach was...auch nicht gefährlicher als hier rum zu laufen..." widersprach er und lachte dann, als ein kleines Klick ertönte."...und warum ist man zu doof es richtig zu verschließen, wenn man sich schon die Mühe macht es anzubringen...."
"...ich geh nicht mit..." widersprach Petra und Stefan nickte nur, während er sich schon daran machte sich durch die Tür zu schieben.
"...dann warte draussen im Hinterhof auf mich...ich bin gleich da."
Ich bin gleich da.
Na gut. Es dauerte länger, so lange, dass Petra schon dieses Gefühl in der Magengegen hatte. Unschlüssig ob sie fliehen sollte oder ihm folgen. Eine Sms die sie im geschickt hatte, hatte er nicht beantwortet und auch auf ihren Anruf nicht reagiert, aber...semi professionell wie sie ihre halb legalen Besuche begingen, waren Handys auch stets auf leise geschalten.
Schlussendlich kam er doch...kopfschüttelnd.mit großen Augen...ganz zweifeslohne hoch begeistert.
"Du glaubst es nicht...Petra....du glaubst es nicht.....13 Stufen geht es nach unten..." begann er...und den Rest der Nacht hörte er nicht auf ihr zu erzählen. Schon als sie wieder im Auto saßen zeigte er ihr die Fotos auf seiner Digitalkamera, die er vom Keller geschossen hatte und...bei all der Sorge...beinahe hätte sie umdrehen wollen um den Ort mit eigenen Augen zu betrachten. Durch ihren Kopf schoben sich Bilder..wie es...vor dem Brand ausgesehen haben könnte...
13 Stufen, die in einem …großen..Raum führen. Nicht so breit wie der darüber, aber länger.
Steinern der Boden. Steinern die Wände, welche von da und dort von großen altbackenen Spiegeln..‘verziert‘ werden. Schwere Säulen stützen die Decke. 6 an der Zahl. Kerzen stehen…verteilt am Boden…in kerzenständern..mehrarmigen Leuchtern.
Ein steinerner Rechteckiger Klotz beherrscht die Stirnseite..man..kommt wohl nicht umhin an einen Altar zu denken?
Ein hölzerner großzüger Stuhl..Kein Thron, dennoch großzügig gehalten mit Fellen ausgelegt steht dahinter. Ein anderer Stuhl an der Wand. Es gibt ein zwei schmale Regale. Felle die am Boden liegen. Kelche die auf Regalen stehen. Zeug, das auf den ersten Blick nicht deutbar ist.

Auf Stefans Bilder sah man...erblindete Spiegel...zerbrochene Regale......der zerstrümmerlte Holz.....Thron?..Kerzenständer verbogen oder übertrampelt....der Boden war feucht und dreckig...Etwas..von dem Stefan glaubte, dass es mal Fell gewesen sein könnte...Müll den vielleicht die Feuerwehr mit runter gebracht hatte...oder die ersten Vagabunden, die sich hier vielleicht niederliessn, bevor die Stadt das Vorhängeschluss angebracht hatte.
Seine Bilder waren...beängstigend surrealistisch. Wie aus einem Film setting. Entweder völlig unterbelichtet und unscharf, weil das wenige Licht seiner Taschenlampe für die Kamera nicht genug war um zu focusieren...oder dank der Spiegel völlig überbelichtet, wenn er den Blitz verwendete. Und dennoch..oder vielleicht gerade deswegen bekam die ganze Fotoreihe einen schaurigen Beigeschmack. Sein persönliches Highlight, war ein Bild, dass sich ohne Blitz gar nicht offenbart hätte. Von der Stirnseite des Raumes. Jener Seite, vor welchem der große steinerne Klotz stand.
Auf den ersten Blick sah man in dem großen Spiegel an der Wand nur Stefan, wie er zwischen Wand und Altar stand, die Kamera vor dem Gesicht. Dann offenbarte sich die Tiefe im Raum..denn im Spiegel sah man die anderen Spiegel...die zum Teil gebrochen waren und überhaupt im Prinzip den ganzen Raum...das an und für sich, war schon grandios..wie Petra fand, doch in dem Licht des Blitzes erkannte man Schatten an der Wand...von einem Relief, dass in der Verschmutzung der Löscharbeiten völlig verschwunden wäre. Schatten die...wenn man sich damit auskannte...einen Sinn ergaben.
Auch wenn Petra sich nicht ganz im Klaren darüber war...warum sich jemand einen Davidstern in den Keller an die Wand malte.

Epilog:
Stefans Bilder vom Keller des Hauses in der Mühlholzgasse finden nach und nach ihren Weg in einschlägige Foren.....Lost Places...Rotten Places...ohne Ortsangabe und anonym. Weil mans immer so macht...und jeder Angst hat dafür belangt zu werden wiederrechtlich eingedrungen zu sein. Von dort weg verbreiten sie sich in zum Thema passenden Foren...Homepages....wer schon das englishe Facebook nutzt wird es dort finden. Der Fotgraph erntet erst Lob für die Fotos...später wird er - unnachvollziehbar wie er ist - in manchen Communities gedisst...weil er die Bilder bearbeitet hat. Angeblich. Oder getrollt...weil er zu doof war seine Begleitung aus dem Bild raus zu halten und dass den ganzen Eindruck ruinieren würde. Andere sprechen von Geister. Weil.
....weil da auf diesem einen Bild, von der Stirnseite des Raumes...Im Spiegel..ganz klein...gleich hinter Stefan ...eine Frau....zu sehen ist. Im Schatten quasi...ganz unscharf. Ein Teil nur der vielen Informationen, die sich in der dunklen Spiegelung finden, als wärs nur ein Rahmen für den Fotographierenden. Eine Frau deren...wohl helle Haut von dunklen Zeichnungen oder Narben..entstellt ist. Man sieht einen Teil ihrer langen dunklen Haare...das Gesicht sieht man nicht.
User avatar
Eva
 
Posts: 587
Joined: 26 Jul 2013, 16:28

Return to Board index

Return to Leipzig Inplay

Who is online

Users browsing this forum: No registered users and 1 guest