Märchenstunde (Elysium, Offen für alle)

[Quasim ibn Sabah al-Ghazi]

Es war Freitag Nacht.

Er erinnerte sich an eine Zeit, in der er um diese Zeit bereits besoffen in einer Ecke in irgendeiner Bar gelegen hätte. Falsch. Die anderen hatten besoffen in der Ecke gelegen. Er nicht. Die Hände auf das Geländer gestützt, das die Galerie des oberen Bereichs der oberen Wandelhalle begrenzte, hatte sein Körper eine leichte S-Kurve geformt, so vorngebeugt wie er da dort stand. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen und die Gedanken kreisten um ein bestimmtes Thema: Seine Vergangenheit. Die endlosen Stadien seiner Entwicklung vom kleinen Jungen, der orientierungslos durch Kairo stolperte bis zum Objekt des Hasses eines ganzen Clans, oder sogar zweier Clans, hier in Leipzig. Viele Jahrzehnte hatte die Veränderung gedauert, langsam und schleichend war der Prozess gewesen... größtenteils. Manche Entwicklungen hatten ihn auch rasch und hart getroffen, wie Peitschenhiebe.

Er stieß ein tiefes Seufzen aus und verharrte in dieser lässigen Haltung, mit einem Anflug von Genuss auf dem Gesicht, als würde er sich so eine lockere Haltung nur selten gönnen.

[Lessa]

Dies war eine der ganz seltenen Nächte in denen Lessa zum Elysium gegangen war - kein Hund an ihrer Seite, wie es bisher immer gewesen war - Zögerlich waren die Schritte als sich die Türen hinter ihr schlossen und sie den weg zur oberen Wandelhalle betrat. als sie das obere Ende der Treppe erreichte und Quasim dort am Geländer stehen sah hob sich eine Augenbraue frgagend. ein höflich grüßemdes Nicken in Richtung Quasim ehe sie sich eines der Fesnster suchte um den Blick auf die Stadt zu genießen.

[Quasim ibn Sabah al-Ghazi]

Die Schlange erwiderte das Nicken, behelligte die Gangrel aber zunächst nicht weiter und ließ sie zu einem der Fenster gehen. Eine Weile lang herrschte Schweigen, eine Weile, in der beide ihren Gedanken nachgehen mochten, oder zumindest tat die Schlange dies, ehe er dann doch die Stille brach. „Ein wunderschöner Ausblick, nicht wahr?“ Es war nicht mehr als ein Angebot, das sie sowohl annehmen als auch ausschlagen konnte. Kein direktes natürlich, aber doch ein ernstzunehmendes.

[Lessa]

Die Gangrel hing offensichtlich ihren Gedanken nach, denn als sie angesprochen wurde war ein kaum wahrnehmbares Zuammenzucken zu erkennen. es wirkt wie ein große leicht schlummerndes Monster der Tiefsee. Jedes noch so leise Geräusch, dass das Wasser aufwühlt wird zwangsweise dazu führen, dass es denjenigen, der den Schlummer des Monsters störte vernichten wird. nein der Anblick ist nicht wunderschön. Es sei denn ihr würdet nur den Sternenhimmel sehen können. Sie hielt den Blick auf die Sterne gewand.

[Quasim ibn Sabah al-Ghazi]

„Was mich angeht, kann ein Monster durchaus eine gewisse Schönheit und Eleganz aufweisen. Was ist mit Moby Dick? So wie Käpt'n Ahab ihn beschreibt, handelt es sich zweifellos um eine mörderische Bestie. Trotzdem zeigt er sich von der Gewalt seiner Erscheinung fasziniert. Morbide fasziniert vielleicht, aber dennoch.“ Es folgte eine kurze Pause. „Selbiges gilt für Monster aus der menschlichen Phantasie. Was ist mit den Alben? Ebenso grausam wie schön sollen sie sein. Nicht zuletzt haben wir selbst in unserer Gesellschaft Individuen, die das Monströse zum Schönheitsideal erhoben haben.“ Er hob kaum sichtbar die Schultern. „Der Sternenhimmel hat zweifellos seinen Reiz. In einer klaren Nacht die Spiralarme der Milchstraße beobachten zu können, lässt einen erst erkennen, wie unbedeutend man ist. Doch auch der ruhende Koloss einer Stadt in der Nacht übt einen Reiz aus, zumindest auf mich“, schloss er dann.

[Lessa]

Ja schon, nur dass Ahab ein fanatischer Wahnsinniger war. Aber ja jedes Monster besitzt seine ganz eigene Schönheit, nur sollte man bei all der Bewunderung niemals vergessen, dass es Monster sind. Die Sterne sind leider Ihrer vorbehaltlosen schönheit beraubt worden und auch ihrer Mystischen Faszination, seid jeder weiß, dass es Gaskugeln sind und doch vermögen sie es noch immer Herzen und Seelen an zu sprechen. wir schauen nur zu selten noch zu ihnen auf! Finden sie nicht?

[Quasim ibn Sabah al-Ghazi]

„Hm“, machte der Setit nachdenklich und richtete den Blick nach oben, fast so, als könne er durch die hohe Decke der Wandelhalle hindurchblicken, geradewegs zu den Sternen. An seiner Haltung hatte sich nichts geändert, noch immer stützte er sich mit den Häden von der Balustrade ab. „Wir mögen inzwischen wissen, dass es sich nur um Bälle aus Gas handelt, aber das ändert nichts daran, dass die Sterne zu uns sprechen, wenn wir nur aufmerksam genug lauschen.“

[Lessa]

Sie löste sich vom Anblick der Nacht und betrachtete ihren Gesprächspartner neugierig Manches mal singen sie die Lieder der Lieben, die schon gegangen sind... was singen sie für euch?

[Quasim ibn Sabah al-Ghazi]

Die Schlange erwiderte den Blick und ließ die Gangrel einen Moment zappeln, ehe er antwortete: „Meinem Volk haben die Sterne seit jeher die Geschichten unserer Vorväter erzählt. Also... in gewisser Weise Lieder über die, die schon gegangen sind. Auch wenn es sich bei meinem Volk in der Regel um Götter handelt, die am Anfang unserer Geschichte stehen.“ Es folgte eine Pause. „Aber es gibt einige Kundige, die in der Lage sind, die Sterne zu praktisch allem auszufragen.“

[Lessa]

Lessa lächelte: Mir würde es schon reichen, wenn ich wüsste, dass sie sicher dort sind, wo sie jetzt sind...