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Ein alter Bekannter (Tae Park)


Ein alter Bekannter (Tae Park)

Postby Gregor » 25 May 2014, 10:19

Sein Erzeuger hatte ihm damals gesagt, dass es die Rose Tae Park nach Leipzig gezogen hatte. Gründe hierfür wusste er nicht und auch die Hallen der Elysien hatten darüber nichts zu berichten. Aber das war natürlich nicht weiter ungewöhnlich. Die Kainiten Frankfurts scherten sich wenig um Neugeborene. Warum auch, wenn es doch genug über Ahnen oder zumindest Ancilla gab, über das man „sprechen“ konnte. Auch wenn es Zufall war, dass man sich nun wieder in ein und derselben Domäne wiederfand, so sollte dieser Umstand doch zumindest für einen erstes bekanntes Gesicht gut sein, einen ersten Kainiten, den er zumindest kannte.

Er schaute auf das Papier, welches vor ihm auf dem Tisch lag. Auch wenn es natürlich perfekt glatt war, so strich er doch darüber, als wollte er sicher gehen, dass es wirklich so war. Langsam öffnete er das Tintenfass und griff nach der Feder, welche er vorsichtig in das Tintenfass führte und an dessen Rand abklopfte. Mit schwungvoller Schrift begann das Rosenkind anzuschreiben.

Werter Tae Park,
Neugeborener vom Blute der Toreador,

mit Freuden habe ich festgestellt, dass sich nach Frankfurt unsere Wege erneut kreuzen in dieser stolzen Domäne des Friedrich von Sachsen. Gerne würde ich die Gelegenheit nutzen, um an unsere gemeinsame Zeit anzuknüpfen und Sie baldmöglichst, natürlich nur sofern es Ihre Zeit zulässt, an einem Ort Ihrer Wahl erneut zu treffen.

Ich lege diesem Brief eine Karte mit meinen Kontaktmöglichkeiten bei und würde mich über eine Antwort Ihrerseits sehr freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

Gregor von Sachsen-Coburg und Gotha,
Kind des Ludwig von Sachsen-Coburg,
Neugeborener des Clans der Könige


Er betrachtete noch einmal kurz das Geschriebene und griff dann nach der Streusandbüchse, streute ein wenig Sand über das Papier. So dann nahm er das Papier und blies den Sand hinweg. Vorsichtig faltete er den Brief und verstaute ihn in einem Briefumschlag, der im Elysium hinterlegt hoffentlich schon bald seinen Weg zu Tae Park finden sollte. Im Briefumschlag enthalten war auch eine schlicht gehaltene Visitenkarte mit einer Postfachadresse und einer Handynummer.
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Gregor
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Re: Ein alter Bekannter (Tae Park)

Postby Tae » 26 May 2014, 08:55

Schmale Augen. Scharf auslaufend, wie die eines Fuchses. Dunkel in ihrer Farbgebung und Natur, sodass sie sich deutlich von dem blassen Ton der Haut abhoben. Der Kontrast war unverkennbar, ließ sie an Tiefe gewinnen und zu einem undurchsichtigen Meer der Erinnerungen werden. Kalt und bar jeglicher Emotion, wie die Fluten es eben sein mochten. Ruhig bei Nacht, fast schon auf Argwohn hervorrufende Art und Weise geduldig. Leere, die Alles zu verschlingen drohte? Mochte es dieses Bild sein, welches der Neugeborene in Erinnerung hatte? Oder, die verstörende Disziplin des Kindes, welches unter dem Ius Noctis stand, jedoch im Angesicht der so obsessiv gelebten Freiheit des Erzeugers nahezu irritierend lebendig wirkte, wenn sich gegenseitig dieses jungenhafte Lächeln der Unschuld geschenkt wurde? Eine Wahl, die allein im Auge des Betrachters lag.

Langsam glitten die zierlichen Finger über den Rand des Papiers, darauf bedacht keine Schnitte zuzulassen und doch deutlich in Versuchung geführt. Das eigene Blut zu sehen, es zu riechen und zu schmecken. Karmesinrote Erfüllung dessen, was nicht erfüllt werden durfte. Die Lippen wurden schmal, während das Haupt des Koreaners von der einen zur anderen Seite fiel. Als stünde ihm alle Zeit der Welt zu Verfügung, begann der Blick zu wandern. Über die seidene Bettwäsche, den sehnigen Arm entlang und hinab zum Edelparkett auf dem Boden. Die filigranen Fingerspitzen schwebten nur wenige Millimeter darüber und erstarrten einen Sekundenbruchteil, bis sie nach einem der verstreuten Bögen des traditionellen Edelbriefpapiers griffen.

Ohne Eile näherte sich das geschriebene Wort wenige Stunden später der postalischen Adresse, die von dem Neugeborenen des Clans der Könige angegeben worden war. Getragen wurde es von einem Boten, der in seinen Händen einen jadegrünen Umschlag hielt, tunlichst darauf bedacht diesen nicht im Ansatz seine perfekte Formgebung zu nehmen. Und tatsächlich, nicht eine Falte war darauf zu finden, als der junge Asiat ihn schließlich anderen Händen übergab. Persönlich, so wie es aufgetragen worden war. Ohne eine weitere Silbe zu verlieren zog der Anzugträger sich nach Erfüllung seiner Aufgabe zurück, wozu es nicht mehr als eine Verbeugung gebraucht hatte. Das Gewicht war von seinen Schultern genommen worden. Die Pflicht war seinerseits erfüllt.

Die Luft war vom Regen der Nacht geklärt und deshalb würde sicherlich zunächst der Geruch auffallen, den der Umschlag verströmte. Grüner Tee, ein wenig herb und in den Augen Einzelner in seiner Hauptnote von Bitterkeit erfüllt. Die Quelle des Duftes fand sich in der Umschlaglasche, durch deren dünne Papierschicht der Umriss eines einzelnen Blattes zu ertasten war, sollte man mit den Fingerspitzen darüberstreichen. Abermals – Perfektion in Form- und Farbgebung. Des Weiteren fand sich ein Bogen koreanischen Papieres, auf den in gradliniger Schrift einige Zeilen niedergeschrieben worden waren. Effizient war das Schriftbild, nicht zu vergleichen mit der dekadenten Nuance des ersten Eindrucks. Die Tinte, von tiefem Schwarz …


Werter Gregor von Sachsen-Coburg und Gotha,
Kind des Ludwig von Sachsen-Coburg,
Neugeborener des Clans der Könige,


Ihr Schreiben, sowie Ihre Gegenwart in der Domäne Ihrer hochverehrten Majestät Friedrich von Sachsen, Ahnherr vom Blute der Könige und Prinz zu Leipzig, seien von meiner Person zur Kenntnis genommen worden.

Es wird ein Vergnügen und persönliches Anliegen zugleich sein, Ihre Person am [Datum t0+3] als meinen Gast begrüßen und Ihnen dabei die Gelegenheit verschaffen zu dürfen, eine Erklärung darüber abzugeben, weshalb ein Neonate des Clans der Könige Ihrer hochverehrten Majestät in dem entsandten Schreiben nicht das Ihr zustehende Recht einer formalen Anrede und mehr noch einer Erwähnung der verdienten Ehren zukommen ließ.

Mit freundlichen Grüßen,

Tae Park,
Neugeborener des Clans der Rose,
Kind des verehrten Falk Steinberg,
Ancilla des Clans Toreador.


Es war ein Leichtes sich vorzustellen, wie die schmalen Augen über die Zeilen geglitten waren. Weder boshaft in ihrer Intention, noch nachsichtig oder wertend, sondern mit jenem analytischen Interesse, welches dem Koreaner seit je her zu eigen war. Abwartend, einer Begegnung und einer Erklärung tatsächlich entgegensehend. Sie hatten lediglich geprüft und das Ergebnis mit einem verhaltenen Lächeln bedacht, ehe sie die beigefügte Visitenkarte mit ebensolcher Sorgfalt versehen hatten. Eine Visitenkarte aus schwarzem Karton, mit goldenen Buchstaben, die eindeutig auf schlichte Eleganz setzte. Es fand sich darauf die Adresse eines asiatischen Restaurants, dass mehr oder weniger verborgen in der Innenstadt sein Dasein fristete und nur empfohlenen Gästen seine Türen öffnete. Sündhaft teuer, aber vermutlich mochte jede der in Abgeschiedenheit verbrachten Minuten ihr Geld wert sein? Ein Hauch der Exklusivität, die man definitiv in Erinnerung behalten haben musste, wenn man dem Erben der Familie Park zuvor begegnet war …

Drei Tage später.

Die floralen Muster auf den Milchglasscheiben des „Secret Garden“ glitzerten eisig, entpuppten sich jedoch bei Berührung trotzdem nicht als Ergebnis der ungewöhnlich niedrigen Temperaturen, sondern als kleines Kunstwerk. Eines, das Schutz vor unerwünschten Blicken bot. Ein warmer Lichtschein fiel dennoch aus dem Inneren des Gebäudes, dass auf den ersten Blick keineswegs einladend wirken mochte. Aber, wer fühlte sich schon in einer dunklen Seitenstraße wohl, in welche sich des Nachts kaum eine Menschenseele ohne Grund verirren mochte? Wenige Schritte neben der verzierten Glasfront fand sich ein dezent gehaltenes Schild, dass auf das asiatische Restaurant und indirekt auch auf seine ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten verwies. Ein begrüßendes oder einladendes Lächeln gab es schließlich nicht, sondern lediglich eine schwere Tür und eine Klingel. Trotzdem man sich die Mühe gemacht hatte, überhaupt erst ein Schild aufzuhängen, und – wie es schien – von Hand mit feinen Pinselstrichen zu beschriften, legte man ganz offensichtlich keinen Wert auf fremde Gesichter?
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Re: Ein alter Bekannter (Tae Park)

Postby Gregor » 26 May 2014, 14:06

Gregor betrachtete den Brief und die Visitenkarte für eine Weile. Weniger der Inhalt ließ ihn innehalten, als vielmehr Schrift und Material an sich. Ehre, wem Ehre gebührt. Ein solcher Ausdruck von Stil sollte eine angemessene Würdigung finden und rang ihm doch auch einen kurzen Moment der Bewunderung ab.

Er lehnte sich zurück und las die Zeilen. Er lächelte leicht, ob der Distanziertheit des Schreibens, wie auch über dessen Inhalt. Vorsichtig verstaute er das Schreiben in einer seiner Schubladen.

----------

Drei Tage später erschien Gregor an der Adresse. Mangels einer Zeitangabe in der „Einladung“, oder sollte man „Vorladung“ sagen, erschien Gregor um 22h. Er trug einen dunkelblauen Anzug, darunter ein weißes Hemd und extrabreite gestreifte Krawatte und ein dazu passendes Einstecktuch. Schwarze Lederschuhe eines italienischen Designers und Manschettenknöpfe rundeten das Bild ab.

Während er die letzten Meter zum vereinbarten Treffpunkt schritt, schaute er sich um. Eine menschenleere Seitenstraße, ein wenig heimeliger Ort. Ungewöhnlich, aber ein passender Ort, um nicht aufzufallen. Langsam drückte er die Klingel und wartete.
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Re: Ein alter Bekannter (Tae Park)

Postby Tae » 23 Aug 2014, 14:03

Zeit verstrich, schien dem Ventrue durch die Finger zu rinnen, ehe die Tür sich öffnete. Wie von Geisterhand, sofern man das leise Geräusch des elektronischen Mechanismus, der nicht so recht zu dem traditionellen Ambiente passen wollte, ignorierte. Auch, als die Tür im Rücken wieder zufiel. Nahezu unendlich leise, die traditionelle Musik im Inneren jedenfalls nicht störend. Das Geräusch der ins Schloss fallenden Tür entsprach den Erwartungen, die bei ihrem massiven Anblick geweckt werden mussten, tatsächlich in keinster Weise. Für das, was sich dahinter verbarg, mochte dies allerdings nicht unbedingt gelten.

Es gab nur einen Weg, schwach beleuchtet und gesäumt von mit Seidentapete bezogenen Wänden, an dessen Ende sich ein schwerer Mahagoni-Tisch fand. Hinter diesem stand eine einzelne Person, die fast schon eine Ewigkeit dort verbracht zu haben schien. Allein. Ihre Gestalt jedenfalls war reglos, die schmalen Augen im Lauf der Jahre stumpf und das einst vermutlich glänzend-schwarze Haar grau geworden. Aschfahl und kurzgeschoren – Asketisch. Die kräftigen Finger, gezeichnet von Jahren körperlicher Arbeit, wanderten dennoch eilig über Tischplatte und zeichneten beliebige Muster darauf, während ihre Augen jedoch auf einer Stelle verharrten. Scheinbar beliebige Linien, die zu Symbolen und Landschaften längst vergangener Zeiten wurden. Erst als der Neugeborene die unmittelbare Nähe erreichte, verstummte das Geräusch der über das Holz kratzenden Fingernägel für einen Moment und die Aufmerksamkeit des Anzugträgers richtete sich auf ihn.


이쪽.

Die Stimme war von Jahren des Zigarettenkonsums gezeichnet, doch sprach der Alte das einsame Wort mit Bestimmung, ehe die linke Hand knapp den Weg wies. Dort entlang, sofern der Ventrue nicht gewillt war die abgestumpften Augen und kräftigen Schultern auf die Probe zu stellen. Einen weiteren Gang, der dem ersten nicht unähnlich war und zu einer mit Schnitzereien verzierten Doppeltür führte, galt es zu passieren. Zweifelsfrei fand die Musik, die das Innere dieses geheimnisvollen Ortes in dieser Nacht erfüllte, ihren Ursprung hinter den tanzenden Drachen, die sich den Augen im Dämmerlicht präsentierten. Imposante Tiere, deren Augen an leblose Schlitze erinnerten und auf die im Zentrum zu findende Türklinke gerichtet waren. Ganz so, als verlangte es die Wesen selbst danach der von ihr ausgehenden Versuchung nachzugeben und den Raum zu betreten. Die Tür öffnete sich, trotz des sicherlich beachtlichen Eigengewichts, überraschend leicht und leise. Es war fast zu einfach, die Abgeschiedenheit dahinter zu betreten …

Im Inneren des Raumes schienen zumindest die Lichtverhältnisse eine Nuance besser als in dem Flur. Papierlaternen erhellten das quadratische Zimmer, dessen Holzboden jeden Schritt mit einem warmen Knarren unterstrich und die Gegenwart des Koreaners preisgab. Leise Schritte brachen den Zauber des Moments, als die zierliche Gestalt in das Blickfeld des Gastes und aus dem Schatten einer der Ecken trat. Äußerlich mochte der in einen schwarzen Anzug modernen Schnittes gekleidete Erbe der Familie Park sich mit Sicherheit nicht verändert haben, doch ohne den Kontrast zum Erzeuger schien die zwischen‚menschliche‘ Distanz größer. Es fehlte die von dem Älteren ausgestrahlte Leichtigkeit des Seins, um dem charismatischen Blick Grenzen zu setzen und das seichte Lächeln auf dem blassen Antlitz weniger vergänglich wirken zu lassen. Es fehlte das brüderliche Klopfen auf die schmalen Schultern, um das Schweigen zu beenden und den Gast mit einem vertrauten Grinsen zu begrüßen … Stumm schien das Lächeln stattdessen die Szenerie in Frage zu stellen und den Ausflug in die Vergangenheit zu beenden, während eine Hand dezent den Weg wies. Hin, zu der dunklen Ecke und einem weiteren Mahagoni-Tisch, an dem zwei Stühle sich gegenüberliegend platziert worden waren. Tonlos nahm der Toreador Platz, die ihm eigene gerade Haltung beibehaltend und die schmalen Augen nicht von dem vertrauten Neuankömmling abwendend. Es war Zeit sich der Gegenwart zu widmen, von der Erinnerung an vorangegangene Begegnungen abzulassen.

오랜만이에요. Es war eine Weile her, seit man sich gesehen hatte …
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