Der Fuchs. Er lächelte bei den Worten des Anderen, woraufhin seine Augen zu Schlitzen wurden. Halbmonden nicht unähnlich in ihrer Formgebung und doch keine vergleichbaren Lichtkörper, sondern von Leere erfüllte Untiefen. Ausdrucksstarke Untiefen. Anderen Augen in den heiligen Hallen nicht fremd, denn ein jeder von Ihnen war dazu verdammt sich ihnen im Lauf der Zeit zu stellen. Das eigene Spiegelbild zu zelebrieren, sofern man dazu gewillt war diese Seite anzunehmen. Der Koreaner jedenfalls, ließ den sehnigen Körper tiefer in das Kissen sinken und die verstörende Ruhe – Und, all ihre düsteren Verlockungen im Angesichte des lediglich an der Oberfläche zerrütteten Gegenübers – auf natürliche Weise in die Szenerie übergehen. Das Image eines Erben aus gutem Hause wahrend, blieben die Schultern gerade, während die bleichen Lippen sich anschickten Silben zu formen und die Stille zu brechen.
„Die Clanszugehörigkeit in Relation zur Frage setzend,“
wurden die an diesem Abend so häufig zitierten Worte aufgegriffen, als gäbe es nun keinen Weg mehr an ihnen vorbei. Wenngleich das durchaus charmante Lächeln des Erben der Familie Park dazu verleiten mochte, diesen Eindruck zu hinterfragen? Wenn nicht, dann zumindest dazu nach Verständnis zu suchen, für die Entscheidung des Nosferatu in Anbetracht des ihnen schweigsam zu Füßen liegenden Elysiums? Es lag in den Augen des Betrachters, sowie seiner Art mit der allgegenwärtigen Leere umzugehen.
„Sollte Ihre Person ahnen, dass es nicht selten das Schicksal derer vom Blute Arikels ist, beizeiten daran zu erinnern, dass das, was vom Einzelnen als Können empfunden wird nicht das ist, was im Stillen von ihm als Wille oder von Anderen, nicht zuletzt der heiligen Camarilla, als Pflicht empfunden wird.
Zwischen Offenbarung und Verblendung liegt nur ein schmaler Grat, sodass es für diesen Balanceakt wohl einen Anreiz braucht.“
Die Augen blieben ruhig, blieben leer, und dennoch fand sich in ihnen die Antwort. Nach wie vor betrachteten sie ihr Gegenüber mit einer Intensität, die einen Anflug von Interesse verriet, der bisher tatsächlich von diesem aufrechterhalten worden war. Reines Interesse, wie es in diesen Zeiten wohl Seltenheitswert hatte. Die Monotonie der Stimme, die für den Einen eine Annehmlichkeit und für den Anderen Quälerei sein mochte, unterstrich diesen Eindruck der Neutralität. Erst ein überaus dezenter Fingerzeig auf das Buch, seine vergilbten Seiten und sein unsichtbares Gewicht für die Masse an Gläubigen, lenkte die Aufmerksamkeit wieder auf die filigranen Finger. Ihr geschicktes Spiel mit den kleinen, so unscheinbaren Gesten, die den Lauf des Schicksals zumindest in diesen Minuten beinahe beeinflussten.
„Das Buch sei fortan das Ihre, jedoch von meiner Person nicht als verpflichtendes Geschenk oder Form des soeben erwähnten Anreizes gedacht, das finstere Tal der geteilten Welt zu betreten, sondern vielmehr als Erinnerung. An diese Begegnung, diesen Abend und all das, was unter Neugeborenen unausgesprochen verbleibt.“
Die Unerträglichkeit des Verborgenen, seine so höfliche Aufforderung, kompensiert mit Charisma, dem man sich nur schwerlich entziehen konnte. Erdrückende Intensität, geboren aus der selbstauferlegten Monotonie, die wie Alles auf der Welt daran scheiterte die Leere zu füllen und doch so vortrefflich mit ihr einherzugehen wusste. Disziplin und Maßregelung, sodass das Nachgeben und Hingeben sich auszugleichen wusste. Das Buch auf dem Tisch und ein Ring, an einer Perlenkette, die klanglos aus dem Ärmel des Koreaners glitt. Das schwache Licht ließ keinen Zweifel daran, dass der ebenmäßigen Oberfläche der dunklen Perlen jene tiefen Spuren der Vergangenheit in den Kratzern auf dem Ring schmerzlich gegenüber standen. Eine Rezitationskette oder doch ein Abbild der Begegnung? Wie zuvor, hatte ein Jeder die Wahl, ob man dem aufrechten Blick vertraute …