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Aug.'13 "Salz in meine Wunden, bitte."


Aug.'13 "Salz in meine Wunden, bitte."

Postby Mara » 24 Oct 2013, 12:22

Mara befand sich in einer der zahlreichen U-Bahn-Stationen dieser großen Stadt. Er war sehr laut, es summte beinah. Ein Gewirr aus Durchsagen, die aus den Lautsprechern kamen, Geräusche, die die Bahnen auf Gleisen und Hochspannungsleitungen hinterließen, sich öffnende und schließende Türen, Gespräche und Gerenne der anwesenden Leute und hin und wieder Musik aus einem zu laut gestellten MP3-Player. Doch all dies drang nur wie durch eine dicke Mauer aus Watte an die Ohren der Nosferatu heran. Sie stand abseits am Anfang des Tunnels hinter der Absperrung, die Unbefugten den Zugang zu den U-Bahn-Schächten verbot. Auf dem schmalen Vorsprung, wo der Windzug der heransausenden Bahnen deutlich an den Anziehsachen zog. Sie war verdunkelt und bewegte sich nicht, sodass keiner der Menschen sie wahrnahm. Aber auch ohne dieses Verstecken wäre es wohl schwierig geworden, sie von einem Haufen Dreck zu unterscheiden, der dort in der Ecke zusammengefegt worden war. Das einzige was die Verborgene tat, war: Beobachten. So, als hätte sie noch nie auch nur einen Menschen aus der Nähe gesehen. Wie ein Ausserirdischer vielleicht. Wem machte sie etwas vor? Genauso fühlte sie sich ja auch. Sie kauerte nur da und sah aufmerksam zu. Dem Theaterstück, welches die Menschen Leben nannten. Mara betrachtete die Leute, die ein- und ausstiegen. Wie sie sich mühelos bewegten und ihren Alltag einfach zu bestreiten wussten. Dabei ganz besonders die Frauen. Die, die zur Schau stellten, was sie hatten. Wie sie elegant auf hohen Hacken ihr Leben tanzten. Lange Beine in schmalen Hosen, die noch dazu den knackigen Hintern betonten. Oder gar ein kurzer Rock, der die makellose Haut präsentierte. Enge Oberteile, die die weibliche Silhouette umschmeichelten. Tiefe Ausschnitte, aus denen die Brüste fast herauszuspringen drohten. Langes und aufgeplustertes mit der perfekten Farbe optimiertes Haar, das die hübsch geschminkten Gesichter einrahmte, die sicherlich auch schon ohne Make-Up anbetungswürdig anmutig waren.
All das passierte genau vor ihrer Nase - und doch war es so unendlich weit weg ...
~ to mar sth. = etw. verunstalten, entstellen, verderben, ... ~

perfection is an illusion. - those who seek perfection will find themselves unfulfilled.
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Mara
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