Also den Punkt würde ich gerne genauer erklärt haben, warum soll das nicht möglich sein? Wenn das nicht möglich ist, macht das ganze, meiner Meinung nach, das Setting völlig unglaubwürdig. Der Fall aller Strukturen ganz gleich welcher führt nie zur großen Freiheit, zu größerer Sicherheit... ganz im Gegenteil. Das sich die Mitglieder der Gesellschaft nicht ständig gegenseitig vernichtet haben, war der starren Strukturen geschuldet. Die Etikette die hier so oft negativ angeführt wird, ein Schutz für die jüngeren, nicht für die älteren. Wer sich in diesem Szenario ungeschickt gegenüber dem "stärkeren" und damit meine ich nicht zwingend körperlicher, den gerade die geistigen Disziplinen, wenn man sie nicht völlig entschärft, sind nicht weniger ungefährlich, läuft man eben gefahr das man nicht nur verbal eine auf die Mütze bekommt.
Wenn in der Chronik dann irgendwelche NSC Schutzengel auftauchen die für "Recht und Ordnung" sorgen wenn es "hart auf hart" kommt empfinde ich für eine "Endzeitchronik" ehrlich gesagt absolut unpassend und solch eine Chronik hat für mich persönlich auch keinen Reiz.
Warum darf Brujah A dem Toreador B zwei Wochen nach seiner OT Charakterzulassung nicht einfach wieder aus dem Spiel hämmern? Das kann ich dir erklären. Wir spielen noch immer Vampire die Maskerade und nicht Vampire Death Match. Ja du hast Recht - die Pre-Gehenna Strukturen der Camarilla etc. haben essentiell dafür gesorgt, dass sich einzelne Individuen nicht gegenseitig an die Gurgel gegangen sind - aber sie haben eben auch dafür gesorgt, dass Vampire Die Maskerade als Spielsystem im Allgemeinen überhaupt funktionieren kann. Löse ich die Strukturen auf, um es für alle interessanter zu machen, muss ich für die Aufrechterhaltung der Spielstabilität wenigstens ein paar grundlegende Eckpfeiler im Spiel stehen lassen, damit die Katze sich nicht selbst in den Schwanz beißt.
Es gibt genug Spieler, vor allem Anfänger in Sachen Vampire die ja noch immer ab und an mal mitspielen wollen, die sowohl aufgrund ihrer Spielweise als auch Clan- und Charakterwahl so nicht lange überleben würden. Ich kann mich natürlich hinstellen und einen auf "take it or leave it" oder "das ist nur was für erfahrene spieler" machen, aber dann spielen wir am Ende eben nur zu fünft und dürfen uns alle zwei Monate neue Charaktere erschaffen. Mag "realistischer" sein, damit lässt sich eine ausgewogene Chronik aber auch nicht dauerhaft am Leben halten finde ich.
Versteh mich jedoch nicht falsch - das heißt natürlich nicht, dass ich mich mit NSC-Aufpass-WauWaus ständig neben angriffslustige Spieler stelle und aufpasse, dass sie niemandem wehtun - keineswegs. Das macht das Ganze auch unglaubwürdig. Charaktere können sich gegenseitig zerfleischen, fesseln und in dunkle Keller einsperren, sich Blutsbande aufzwingen, ihre Zufluchten und Elysien gegenseitig anzünden und ihre Ghule als Schießbudenfiguren verwenden - soll mir alles recht sein, da werde ich mich gewiss nicht einmischen. Eine Vernichtung darf grundsätzlich auch vorkommen. Aber eben nicht mal eben so, in dem man locker aus der Hüfte auf ein oder mehrere Kainskinder schießt und sie somit aus dem Unleben reißt. Denn dann müsste ich vertreten, dass die drei eben gestorbenen Spieler-Charaktere eben besser aufpassen hätten müssen, wo sie hinlaufen, und die Diskussionen die daraus entstehen kennst du ja selbst.
Charaktere anderer aus dem Spiel zu kicken sollte schon wohl belegt sein und auch von Betroffenen eingesehen werden können. Es sollte klar hervor gehen, dass sich das Opfer "selbst in diese Lage gebracht" hat und eventuelle Auswege aus der Situation nicht genutzt hat. Dann - ja dann wäre es auch völlig unglaubwürdig, wenn ich mich dann als SL hinstellen und sagen würde "das darfst du aber nicht". Und letztlich muss sich auch der Mordende ja immer bewusst sein, ob er sich mit seinem Verhalten nicht auch andere Kainskinder zum Feind macht, da er so als Bedrohung wahr genommen wird - eben auch von älteren und mächtigeren Kainskinder. Ob NSC oder nicht - das ist etwas absolut vertretbares.
Und Hand aufs Herz Marcel - prinzipiell hast du es bisher in deinen Chroniken auch nicht so viel anders gehalten, mal ganz unabhängig vom dahinter liegenden Konzept
Was ich jedoch viel wichtiger im Vorfeld geklärt haben würde, wäre...wie soll den die Welt jetzt aussehen? also die der sterblichen? Hat sich da was geändert? oder ist Gehenna im stillen abgelaufen und die Welt ist so wie sie jetzt ist? sprich wir spielen im Hier und Jetzt was Zeit, Technick etc anbelangt?
Hier haben ja sowohl du, als auch mittlerweile andere Spieler angekündigt, dass Sie sich ein mehr apokalyptisches Szenario wünschen. Dass Gehenna fast spurlos an der Welt der Sterblichen vorbeiging war eine Eigeninterpretation von mir. Der Gedanke dahinter sollte zum einen sein, dass Gehenna eben genau nicht das sein sollte, was alle erwarteten, sondern still und klammheimlich von statten geht, wie ein Dolchstoß in den Rücken aus der Dunkelheit heraus. Zum anderen sollte Gehenna ja ein Tag des jüngsten Gerichts sein, der eigentlich nur Kainskinder betrifft und die Welt der Sterblichen nicht mit einbezieht. Dass diese Idee nicht von allen gut gefunden wird sehe ich ein. Hier werde ich auch in einem gewissen Maße Änderungen vornehmen.
Hier brauche ich aber ein wenig eure Hilfe. Denn genau das ist der Knackpunkt, mit dem ich meine Vorstellungen noch nicht mit einigen der euren unter einen Hut bringen kann: Naturkatastrophen weltweit, ein globaler Weltkrieg (am besten noch Nuklear), Anarchie und Revolten in den Städten, Seuchen und Massenvernichtung, Vampire Killfest, eine Welt die nur noch aus Kratern und Ruinen besteht... das mag alles unglaublich pompös und apokalyptisch klingen, ABER:
Gehenna ist meiner Empfindung nach die Apokalypse der Unsterblichen, nicht die der Sterblichen. Und wir spielen ja auch immer noch Vampire Die Maskerade. Wenn die Sterblichen während eines beinahe vollständigen Weltunterganges Wind davon bekommen, dass es Vampire und Vampirvorväter gibt, dann sind Vampirjäger sicher das kleinste Problem, dass eure Charaktere in dieser postapokalyptischen Welt erwarten wird. Dann müssten wir ein Szenario schaffen, in dem Vampire sich nicht mehr einfach so unter Sterbliche mischen können ohne dabei aufzufliegen. Das könnten wir schon machen - aber noch weiß ich nicht, wir man das glaubhaft verpacken und in ein WoD-Szenario einfpflegen soll. Außerdem macht es den Einstieg für Anfänger und Maskerade-Gewohnheitsspieler nicht wirklich einfach. Wenn ihr hier Vorschläge und Anregungen habt, wäre ich euch sehr dankbar.
Folgende Gedanken habe ich mir zwischenzeitlich für die Änderung der Geschichte gemacht:Wir spielen Anfang / Mitte der 2000er. Das Weltbild gleicht einer überspitzten Version unseres Hier und Jetzt, gepaart mit Verhältnissen, wie sie George Orwell in seinem Buch "1984" geschaffen hat. Eine 'unwissentlich' versklavte Weltbevölkerung unter einer der Führung einer neuen Weltordnung, bestehend aus den mächtigsten Politikern und Unternehmern der Welt. Viel Korruption, ständige Überwachung, eine klaffende Schere zwischen Reich und Arm, Stehparties mit Cocktails und Kaviar direkt neben dem täglichem Überlebenskampf in kriminellen Armenvierteln, Kriege um Ressourcen, politische Putsche zur Annexion strategisch wichtiger Landesteile, Demonstrationen und Unruhen in den Straßen der politischen Hauptstädte, Zwei-Klassen-Gesellschaft, die Dominanz von Weltkonzernen und Banken über politische Strukturen, tödliche Krankheitsepidemien ausgesät in Dritte-Welt-Ländern und entwickelt in geheimen Regierungslaboren der Industriestaaten, Geheimbünde und Sekten wie Freimaurer und Illuminati neben Geheimdiensten wie NSA und BND. Eine Welt, die irgendwie aussieht wie unsere, aber in der rein gar nichts mehr in Ordnung und unter Kontrolle zu sein scheint.
Ob Gehenna dann direkt im Anschluss an dieses Szenario passiert, oder zu dem Zeitpunkt bereits geschehen ist, darüber bin ich mir noch nicht ganz sicher.