Go to footer

Das Konzept


Das Konzept

Postby Cornelius » 26 Mar 2015, 20:15

Vorwort:

Dieses Konzept versteht sich als grobe Schablone für etwas ganz Anderes. Sie ist noch nicht halb so detailliert ausgearbeitet wie Chicago bei Nacht, da sie weitaus mehr Spielraum zur Verfügung stellt - und ich auch erstmal wissen will, wie die Grundidee überhaupt bei euch ankommt.

Ein krasses Gegenteil zur 20er-Jahre-Chronik: Dieses Spiel soll (zu Beginn) ohne die sonst üblichen Strukturen der Sekten und Regeln arbeiten, was ein völlig neues Spielerlebnis der WoD zu Tage fördern soll. Ziel wäre es, dass diese Chronik eine Eigendynamik entwickelt, die entweder wieder die althergebrachten, klassischen WoD-Strukturen adaptiert, oder - unter den Grundprinzipien eben dieser klassischen Welt - eine völlig neue Post-Gehenna-Welt der Kainskinder erschafft. Das ergibt sich dann eben erst im Spiel selbst. Die Chronik soll sich somit nur an das Regelwerk und die Standard-Lore anlehnen, nicht jedoch davon abhängig sein.

Spieler können sich im Laufe des Spieles selbst entscheiden, ob sie sich in Gruppen organisieren oder Einzelgänger bleiben wollen, ob sie die Wege der Camarilla adaptieren oder sich doch lieber auf den Pfad des Sabbat begeben möchten. Oder aber keines von Beidem. Ein Gedanke dabei wäre, dass wir in einer Stadt spielen, die noch von niemandem “beherrscht” wird. Einzelne Stadtgebiete müssen von Spielern selbstständig “erobert” und gesichert werden. Es wird sichere und weniger sichere Gebiete geben, auch die Einrichtung und Wahrung von Elysien ist völlig den Spielern überlassen.

Ein erweitertes Konzept, das einen weitgehend reibungslosen Spielablauf hierfür garantieren soll, würde ich ggf. noch ausarbeiten. Angedacht sind vorgefertigte Plots sowie eine Definition von Meilensteinen, die im Spiel erreicht werden müssen um z.b. einen neuen Stadtteil unter die eigene Kontrolle zu bringen. Meilensteine die mitunter auch nur in der Gruppe bewältigt werden können.

Die Stadt in der es spielen soll, steht noch nicht fest, da ich mich einfach noch nicht entscheiden konnte. Ich dachte an eine alte europäische Domäne wie Berlin, Rom, London, o.ä. die noch vor Gehenna natürlich als Hochburgen der Camarilla galten, nun jedoch nicht mal mehr ein Schatten ihrer selbst sind. Ein neu für sich zu erschließendes Gebiet.

Könnte zugegeben eine Chronik werden, die im Chaos versinkt. Könnte aber auch ein unheimlich dynamisches und intensives Spielerlebnis werden. Gibt nur einen Weg, das herauszufinden, weshalb ich auch dieses Szenario sehr spannend fände.



??? bei Nacht

Die Situation:

Die letzten Nächte sind gezählt. Gehenna - unser aller Ende ist über unsere Art hereingebrochen. Jedoch… noch nicht ganz. Denn vieles von dem was geschehen ist, sollte doch so anders sein als es jede der alten Überlieferungen es weißzusagen vermochte.

Wir schreiben das Jahr 2001. Die weltweite Population der Kinder Kains ist soweit herabgefallen, dass man mittlerweile von einem glücklichen Zufall reden kann, wenn sich genug von ihrer Art finden um eine Gruppe zu bilden, die gemeinsamen Interessen folgen oder gar eine Domäne für sich beanspruchen kann. Die Unruhen, die sich im Zuge der Vernichtungswelle der Vorsinnflutlichen zu einem unhaltbaren Chaos entwickelt hatten, legen sich mehr und mehr. Kaum einer weiß genau, wie es genau geschehen ist, denn jene die davon berichten hätten können, wandeln nicht mehr unter uns. Die Welle der Auslöschung fand im Verborgenen statt, Kainskinder verschwanden einfach spurlos und die ratlosen Zurückgebliebenen konnten nichts tun außer zuschauen. So ließ das, was die Unsterblichen beinahe gänzlich vernichtete, die Welt der Menschen nahezu unberührt. Bischöfe des Sabbat in Panik brachen in Panik aus, während viele Prinzen der Camarilla das Ende aller Nächte lange verleugneten. In ihren Domänen belegten sie allein die leiseste Verbindung zwischen spurlos verschwindenden Kainskindern zu dem Wort Gehenna mit harten Strafen.

Und wenn auch das Verschwinden von Kainskindern weltweit im Laufe des letzten Jahres beinahe bist zum Stillstand abebbte, so sind doch noch viele der überlebenden Neugeborenen und Ancilla der Überzeugung, dass sich Gehenna noch immer im vollen Gange befindet. Es sei nur eine Frage der Zeit, ehe die Vorväter ihrer Blutslinien sie finden und sie selbst diesem Schicksal zum Opfer fallen würden. Doch noch geben sich nicht alle diesem Wahnsinn hin...

Schöne neue Welt:

Städte, die einst als Hochburgen von Camarilla und Sabbat galten, sind heute nicht mehr als ein Fleckenteppich aus Jagdgebieten einzelner Individuen. Kein Prinz oder Bischof herrscht über diese Kainskinder, kein Blutvogt richtet über ihre Handlungen, keine Harpyie berichtet von ihren Schandtaten, keine Geißel folgt ihren Schritten. In diesen Nächten dreht sich alles nur um das nackte Überleben. Und wenn auch von Nahrungsknappheit nicht die Rede sein kann, so stellt fremde Anwesenheit im eigenen Jagdgebiet doch nun eine größere Bedrohung für die eigene Existenz dar als je zuvor.

Kainitische Sekten im generellen existieren nicht länger. Die Vorsinnflutlichen haben sich nahezu alle Methusala, Ahnen und einen Großteil der Ancilla und Neugeborenen einverleibt. Das Machtkonstrukt der Camarilla, die Pyramide der Hierarchie die auf der Kontrolle ihrer Gründerväter und Ahnen aufbaute, ist mit dem Einkehren von Gehenna in sich zusammengebrochen. Die Erschaffung neuer Kainskinder findet mittlerweile ebenso willkürlich und unkontrolliert statt wie die Diablerie eben solcher. Die Maskerade ist eine der wenigen Tradtionen, deren Einhalt noch bis in diese Nächte Kainskindern aller Fraktionen ihr Überleben ein Stück weit sichert - eine Tatsache, die selbst die Sabbati sich eingestehen müssen.

Die Festungen des Sabbat wurden aufgescheucht wie Ameisenhaufen vom Fegefeuer und jene die überlebten, haben sich ohne jede Führung in sämtliche Himmelsrichtungen verstreut. Der Freistaat der Anarchen und sämtliche Bewegungen der Revolte verloren mit dem Zerfall der Camarilla ihre Grundlage… oder erreichten aber auf eine höchst ironische Art und Weise das höchste ihrer Ziele - je nachdem wie man es interpretieren möchte. Ein Zustand jedoch, der Unruhe in ihren Reihen verbreitete da viele der rebellischen Köpfe nun kein Feindbild mehr hatten und sich diese nun in den eigenen Reihen suchten. Wenn man heutzutage noch das Glück hat auf einen Vertreter der ehemaligen Anarchen zu treffen, so handelt es sich hierbei in den meisten Fällen um Einzelgänger - einer der wenigen, die es bis hierher geschafft haben zu überleben.

Ein neue Morgen bricht an:

Nun ist es an den wenigen überlebenden Ancilla und Neugeborenen, sich in dieser neuen kalten Welt zu reorganisieren, neue Strukturen und die Wahrung von althergebrachten Traditionen wiedereinzuführen - zugunsten des eigenen Überlebens. Oder aber sie gehen an ihr zu Grunde… und fallen ihren schrecklichen Vorvätern in die Hände, von denen viele Glauben, dass Sie noch immer auf der Jagd sind um auch die letzten Rückstände ihrer eigenen Schöpfung endgültig vom Angesicht der Erde zu fegen.

Spielbare Fraktionen:
  • Kainskinder (sektenunabhängig)
  • Menschen

Spielbare Clans:
  • Caitiff
  • Ventrue
  • Toreador
  • Tremere
  • Malkavianer
  • Brujah
  • Nosferatu
  • Gangrel
  • Ravnos
  • Lasombra
  • Giovanni
  • Tzimisce
  • Assamiten
  • Jünger des Seth

Sonstige Notizen:

1. Keine Ahnen im Spiel, nur Neugeborene. Ancilla werden wie bisher zunächst nur als NSCs im Spiel auftauchen, aber nur in sehr begrenzter Zahl.

2. Vorschläge zum Spielort sind gern gesehen, da ich mich bisher für keine Domäne entscheiden konnte. Je nachdem worauf die Wahl fällt, wird es eine kleine Hintergrundstory geben, aber die Grundsituation wird in beinahe allen Domänen die gleiche sein, weshalb die Wahl der Stadt nicht maßgeblich ist

3. Gespielt wird nach den Regeln des 20th Anniversary Edition Regelwerkes - das aber inhaltlich zu größten Teilen an die 3te Edition anlehnt. Sollte einer die Jubiläumseidition also nicht besitzen: Die Unterschiede sind nicht so erheblich und können bei offenen Fragen gemeinschaftlich durchgesprochen werden. Weitere Notizen dazu siehe Bemerkung von mir weiter unten

4. “Hausregeln” möchte ich in einem gewissen Umfang von Leipzig und NY übernehmen - aber nicht alle. Es wird ein paar Unterschiede geben, Details dazu arbeite ich aber erst aus, sobald sich für ein Konzept entschieden wird

5. Charaktere von “exotischen” Clans, also Clans die nicht dem klassischen Camarilla- oder Anarchen-Gefüge angehören werden zwar gerne zugelassen, allerdings nur in Abhängigkeit der bereits bestehenden Anzahl an Spielern dieses Clans und unter Berücksichtigung eines vorher abgesegneten Charakterkonzeptes.
"Science is always discovering odd scraps of magical wisdom and making a tremendous fuss about its cleverness."

- Aleister Crowley
User avatar
Cornelius
Neugeborener/Clan Nosferatu
 
Posts: 588
Joined: 16 Feb 2014, 10:12


Re: Das Konzept

Postby Cornelius » 11 Apr 2015, 18:19

Vorwort:

And the Winner is... Chicago! (Überraschung ;-)) Nach langem hin und her überlegen sollte die Wahl nun doch auf eine amerikanische Stadt fallen. Nicht nur, weil der ein oder andere bereits ein verstärktes Interesse in diese Richtung angekündigt hat, sondern auch weil es einfach besser in die neue Ausarbeitung des Konzeptes passt. Und da sich letztlich doch etwas in mir stark gegen L.A. oder New York gesträubt hat, lag die Entscheidung dann doch schnell auf der Hand. Denn Chicago lässt sich nicht nur für eine 20er Jahre Chronik prima verwenden.

Kritik und Vorschläge sind weiterhin gerne gesehen, aber allzu viel will ich an diesem Grundstock der Story nicht mehr ändern. Ich denke, dass dieses Szenario für alle genügend Anreize und Möglichkeiten bietet um den Geist, den wir im neuen Spiel anstreben wollen, lebhaft auszuspielen.

In Kürze wird noch eine Vorstellung der inhaltlichen Abläufe und der Spielmechanik folgen. Ich empfehle, euch mit euren Überlegungen zu eurem zukünftigen Charakterkonzept bis dahin noch zu gedulden, da dort noch einige Interessante Spielaspekte verkündet werden, die bei eurer Charaktererstellung eine Rolle spielen könnten. Solange wünsch ich euch schonmal viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass ich euren Erwartungen damit einigermaßen gerecht werden konnte.


========================================================================================================

Chicago bei Nacht - The Day After

Prequel:

“Tag 23. Wir schreiben das zweite Jahr einer neuen Zeitrechnung. Kaum mehr als ein Jahr ist vergangen seit der blutrote Mond das letzte mal aufging. Und mit ihm zogen tiefschwarze Wolken auf, die den Himmel verdunkelten und das Firmament in eine schier ewig andauernden Finsternis verschlang. Das Ende aller Nächte: Die lange Dunkelheit von Gehenna. Und die Welt stand still.

Als wir die Augen öffneten war es als würden wir aus einem langen, unruhigen und traumlosen Schlaf erwachen. Kainskinder... gleichsam wie Menschen. Und was wir um uns herum vorfanden glich nicht länger der Welt, der wir entschliefen:
Die Straßen und Häuser waren übersät von Leichen. Blutgefäße, die in Massen einem schnellen und namenlosen Schrecken erlegen sind. Kollidierte Fahrzeuge, von denen einige Feuer gefangen haben mussten, doch längst ausgebrannt waren. Flugzeuge, die auf der Meeresoberfläche oder in Gebirgsketten zerschellt sind. Züge, die ihren Spuren entgleist oder frontal miteinander kollidiert sind. Unzählige Seelen, die als ihre Insassen ihrem finalen Schicksal zugeführt wurden.

Zerstörte Wahrzeichen, verwüstete Wohnblöcke, Firmen- und Regierungsgebäude an deren Wänden noch das vertrocknete Blut ihrer vormaligen Residenten klebte. Zerstörung wohin das Auge reichte, doch keine Spuren von Kämpfen. Willkürliche oder aber auch gezielte Verwüstung, doch kein Anzeichen des Widerstands. Die Systeme, welche die Welt der Menschen noch gestern aufrecht erhielten, schienen auf einen Schlag in sich zusammen gefallen zu sein. Die Börsen und Weltmärkte kollabierten. Während sich neue Regierungen aus den Überlebenden und Nachzüglern bildeten, hatte das Militär alle Hände voll zu tun, die Unruhen und Vandalen in der Zivilbevölkerung in einem überschaubaren Maß zu halten. Internet und Telefonleitungen waren noch Wochen nach dem Kollaps tot und wurden nur langsam wieder ans Netz genommen… sofern die dafür nötige Infrastruktur noch funktionsfähig war. Selbst die Wasserversorgung oder aber die Wasserqualität sank in manchen Gegenden rapide in den Keller. Krankheiten machten sich breit. Friedhöfe und Felder wurden ausgehoben, von Priestern geweiht und in rasch ausgehobene Massengräber umfunktioniert, wo die Unmengen von Toten in öffentlich zelebrierten Trauerzeremonien zu Tausenden beigesetzt wurden. Und die Menschheit sah sich einem neuen, ungewissen Morgen gegenüber… während die Kinder Kains dem Ende aller Nächte nur um Haaresbreite entkommen zu sein schienen.

Wo sind sie alle hin, die Enkel des Verdammten? Die nächtlichen Jäger, die Intrigenkonstrukteure, die Diplomaten und Rebellen, die Scheusale und Schönheiten. Die Schlösser der Ahnen… die Anwesen der Ancilla… die Zufluchten der Neugeborenen… sie gähnen nun leer und trostlos vor sich hin... keine Anzeichen über ihren Verbleib außer ein Hauch von Asche, der meine Sinne umnebelt, jedes mal wenn ich Versuche ihren Spuren zu folgen.
Kein Domänen mehr, welche die Ventrue dominieren können. Keine Bewunderer mehr für die Künste der Toreador. Keine Gildenhäuser mehr, deren Flure noch von den Schülern der Tremere aufgesucht werden. Keine Grundsätze mehr, welche die Brujah mit Wort und Faust verteidigen. Kein wirrer Gedanke mehr, der sich durch die Köpfer der Malkavianer bohrt. Keine Wildnis mehr, die den Gangrel noch ein Zuhause bietet. Die Baue der Nosferatu sind nun nicht mehr einfach nur finster sondern totenstill. Ich zögere, Vermutungen über den Verbleib der Meinen anzustellen. Waren es wirklich jene, die wir solange schon in den Tiefen der Erde schlafend glaubten? Wurden sie von ihrem unermesslichen Hunger geweckt, um vor das Antlitz der Welt zu treten und Ihre Kinder und Kindes-Kinder allesamt in ihrer unerbittlichen Raserei in sich zu verschlingen? Wer glaubte denn zuletzt noch wirklich an ‘Gehenna’ und das Ende unserer Nächte? Ich selbst hätte es als ein Gerücht paranoider Ahnen abgetan. Geschaffen um Ancilla und Neugeborene zu verunsichern und von der Wahrheit hinter Ihrem über die Jahrhunderte andauernden Jyhad abzulenken.
Die Camarilla - das was einst der wahrscheinlich mächtigste Bund von Unsterblichen war, der je über die Nächte dieser Welt herrschte, scheint nun nicht mehr als ein zunehmend verblassende Erinnerung. Die bestialischen Bastionen des Sabbat… zerfallen im Schall und Rauch der Vergangenheit. Die Revolten der Anarchenbewegung - verstummte Proteste gegen ein zerfallenes System. Die kommenden Nächte sind ungewiss und noch vermag ich nicht zu erahnen, wie viele von ihnen ich noch erleben darf, ehe auch ich meinem Schicksal entgegentreten muss.

Doch nun bin ich hier… und wenn auch ich schon seit Monaten auf der Suche nach einem von unserer Art bin, so beunruhigt mich doch der Gedanke ihn zu finden. Nie waren Jagdgebiete und Ressourcen greifbarer für junge Kainskinder als jetzt. Nie waren die Fesseln, die uns das machthungrige System unserer Ahnen auferlegte, so lose wie nun. Keine Instanz mehr, welche die Einhaltung von Traditionen und gesellschaftlichen Regeln kontrolliert, keine Strafen mehr die bei ihrer Missachtung auf einen warten. Und so ich auf einen unsterblichen treffen sollte, so war der Kontrast zwischen Freund und Feind nie schemenhafter als jetzt.

Doch ich werde es nicht wagen, mich ihnen ohne guten Grund zu offenbaren. Mich kampflos zu ergeben, mir nehmen zu lassen was ich mir so hart erkämpft habe. Diese Stadt... sie ist nun Mein. Und ich werde nicht zulassen, dass man sie mir nimmt.”



Die Stadt

Dies ist Chicago. Einst eine schillernde Perle unter den Camarilla-Domänen der neuen Welt. Legenden unter den Kainskindern entstiegen ihrem Untergrund, Intrigen die sich noch bis in die Festungen Europas erstreckten, wurden hier gesponnen, sie überlebte Kriege und Kathastrophen. Ein ansehnliches Stadtbild und eine reiche Kultur prägten einst diese Stadt. Alle möglichen denkbaren Nationalitäten waren hier vertreten, oft mit ganzen Stadtteilen, die sie mit der Sprache und Kultur aus Ihrer Heimat füllten. China Town, Little Italy, Polish Village, Pilsen, um nur ein paar zu nennen. Doch nun… nun ist Chicago nicht mehr als eine weitere verwüstete Landmarke in den schwer angeschlagenen vereinigten Staaten von Amerika.

Die Menschen hier kämpfen noch immer mit den Folgen des Geschehenen. Und doch scheinen die nördlichen Stadtteile langsam aber sicher wieder einer Art ‘Alltag’ zu folgen. Kainskinder wurden nun erstmalig seit Gehenna wieder hier gesehen. Dies scheint der einzige Bereich der einstigen Camarilla-Hochburg zu sein, der die für die Verhältnisse optimalen Umstände für einen dauerhaften Aufenthalt als auch eine sichere Jagd gewährleistet. Die Infrastruktur ist noch zum größten Teil intakt, hier findet sich der wahrscheinlich größte Anteil an ‘zivilisierten’ Menschen. Neue Unternehmen wurden gegründet und haben ihr Geschäft im Rahmen der Aufbauarbeiten und der Stadtversorgung wieder gefunden. Hier ist sowohl die neue Stadtverwaltung als auch die örtliche Polizeizentrale zu Hause. Man kann von einigermaßen “sicheren Straßen” im Gebiet der Northside sprechen. Öffentliche Verkehrsmittel sorgen hier nun wieder dafür, schnell von A nach B zu kommen. Viele der noch immer leer stehenden Häuser, Firmengebäude und Lagerhäuser bieten sich als Zuflucht oder Nutzfläche an. Von hier aus steuert die Stadt Chicago “die Säuberung”, die in Richtung Süden vorangetrieben wird um die dort liegenden Stadtteile nach und nach wieder unter die Kontrolle der Stadtverwaltung, und somit sicher und bewohnbar zu machen.

Doch der hier verfügbare Platz ist überschaubar… die Ressourcen trotz allem knapp… und zu viele überlebende Kainskinder auf zu wenig “Domäne” sind nicht mehr als ein Fass, dass stetig droht überzulaufen. Dieser Jungle bietet den perfekten Nährboden für Futterneid, Betrug, Zweckbündnisse, Selbstjustiz. Hier gilt das Gesetz des Stärkeren. Und nur wer in der Lage dazu ist sein Revier abzustecken und mit seiner Existenz zu verteidigen… oder aber sich mit anderen zur Verbünden und eine neue Machtstruktur zu bilden, welche die Domäne für sich beanspruchen kann… wird es schaffen in diesem Chicago zu überleben.

Bewegt man sich ins Stadtzentrum, so findet man ein reges Treiben vor. Inoffizielle Bars und Clubs, welche Nachtschwärmern ihre Pforten öffnen. Restaurants, die um die wenige Kundschaft buhlt, die gelegentlich ihren Weg hierher findet. Unternehmen, deren Machenschaften für Aussenstehende nicht ersichtlich sind, haben die Wolkenkratzer besetzt, die nun ihre ehemaligen Inhaber verloren haben. Illegale Parties im Untergrund. Drogen, Prostitution und andere zwilichtige Dienstleister… hier findet man alles, was das Herz des gewissenlosen begehrt.
Doch auch die ‘angenehmeren’ Kulturstätten Chicagos sind hier beheimatet: Das Washington Theatre, der Grant Park an den Ufern des Lake Michigan, sowie Museen, Galerien und zahlreiche Hotels haben hier ihren Betrieb wieder aufgenommen. Dies sind die Straßen, in der sich tagsüber das Geschäft und Nachts das Nachtleben Chicagos abspielt.

Einige der ärmsten und gefährlichsten Stadtteile im Westen sind nunmehr nur noch spärlich bewohnt. Englewood, Garfield Park, Lawndale… rote Flecken im Stadtgebiet, in denen Explosionen, Hausbrände, Diebstahl, Vergewaltigung und Morde an der Tagesordnung stehen. Keine Polizeipräsenz, nur wenige die sich hinein wagen, kehren zurück um davon zu berichten. Nur wer des eigenen Lebens müde geworden oder eine Armee im Gepäck hat, traut sich in diesen Nächten noch dorthin.

Nur Bezirke, die südlicher liegen, sind gar gänzlich unbetretbar… nun zumindest für Sterbliche… und Kainskinder, die noch bei Sinnen sind. Die komplette Southside gilt offiziell als Sperrgebiet. Sie grenzt direkt an die geschäftigen zentralen Stadtgebiete. Jedoch ist die ganze Südstadt ringsum abgeschottet durch das Militär und wird rund um die Uhr strengstens überwacht. Keiner kommt rein, keiner geht raus. Niemand kennt die wahren Gründe dafür… selbst die Sprecher der Stadt und die Behörden halten sich bedeckt. Gerüchte munkeln von einer unbekannten Krankheit, welche in Teilen der Südstadt in Umlauf geraten sei. Eine Totenstadt, so heißt es. Bizarr anmutende Leichenreste habe man dort vorgefunden wurden. Keine Stromversorgung, keine Wasserversorgung, ein lebensfeindliches Gebiet.
Eine Sondereinheit wurde zur Aufklärung in jenes Gebiet entsandt, so heißt es. Sie berichtete von einem dichten Nebel, der durch die Straßen und Gassen wabern soll und eine klare Sicht unmöglich gemacht habe. Die Soldaten wollen schemenhafte Schatten und unerklärliche, weltfremde Geräusche wahrgenommen haben. Dann brach der Kontakt ab… und kein Mitglieder Einheit wurde seither je wieder gesehen. Auch Satellitenbilder und Infrarotscans zeigten keine Anzeichen von Aktivität oder Leben… doch ebenso wenig vom mysteriösen Nebel. Alles nur Hirngespinste? Oder lauert dort etwas im Dunkel… dass keine Eindringlinge duldet… nicht gefunden werden will… oder nicht will, dass gefunden wird, was es dort hortet? Ein Flüstern von einem Relikt aus lang vergangen Nächten macht sich unter den Kainskindern der neuen Welt breit. Ein Relikt, das dem, der vermag es in seinen Besitz zu bringen, die Macht verleihen kann, nicht nur die Domäne Chicago wieder unter seine Kontrolle zu bringen… sondern all jene Städte, deren Geschicke einst von hier aus gelenkt wurden. Etwas, das seinem Besitzer ermöglicht, all jene zu unterjochen, die sich ihm dabei in den Weg stellen.
"Science is always discovering odd scraps of magical wisdom and making a tremendous fuss about its cleverness."

- Aleister Crowley
User avatar
Cornelius
Neugeborener/Clan Nosferatu
 
Posts: 588
Joined: 16 Feb 2014, 10:12


Return to Board index

Return to Projekt - the day after

Who is online

Users browsing this forum: No registered users and 1 guest