Neujahrsabend.
Die Luft ist eisig unter einem klaren Himmel. Die Sterne scheinen näher heute Nacht, Stecknadelköpfe im nachtschwarzen Samt. Sie sehen hinab... ob sie wohl um die Bedeutung wissen... was heute Abend wäre... und in Leipzig ganz besonders? Der Wind, der über den Marktplatz streicht, ist von sibirischer Kälte... flüstert von Dingen weit, weit entfernt, von Eis und Schnee und Väterchen Frost... der Osten ist nahe hier in Leipzig. Am Abend zuvor sind hier noch die Raketen in den Himmel gestiegen, laut und bunt und glitzernd begrüßten sie das neue Jahr. Heute abend liegt der Platz verlassen da, man schläft... das Feiern fort. Das Nachtvolk nicht.
Das Alte Rathaus. 1556 im Stil der Renaissance erbaut blickt es auf eine lange Geschichte zurück. Räte kamen und gingen, Bürgermeister, Stadtverwalter. 1905 enthob man es des Amtes und gab ihm eine neue Aufgabe. Heimat des stadtgeschichtlichen Museums ist es nun und zwei ständige Ausstellungen erzählen die Geschichte Leipzigs von Frühzeit zur Moderne. Das Haus ist Geschichte und Geschichte ist im Haus.
Man wird erwartet in dieser Nacht, kaum dass man das Gebäude betritt und von wartenden Bediensteten zum Ort des Geschehens verbracht... dem Festsaal. 53 Meter ist er lang, die Wände weiß, die Decke aus dunklem Holz gefertigt. Der weiße Marmorfußboden glänzt, die Stühle mit den roten Polstern hat man um Tische zu einer gewollten Abfolge gruppiert... ein wenig ist es wie Tanzen, einmal gelernt, weiß man wohin die Schritte führen.
Vor Kopf steht ein schwerer Tisch aus dunklem Holz, längs zum Raum, an welchem sich rechts und links sechs Stühle finden, alle von derselben reich verzierten Machart, dasselbe dunkle Holz, die roten Polster samtig glänzend im Licht der Kronleuchter. Davor, in den Saal hinein, finden sich weitere sechs Tische, ebenfalls mit Stühlen versehen, wenn auch in weniger aufwändiger Machart als die ersteren. In der Mitte würden rechts die Ventrue ihre Plätze finden, links davon Clan Toreador. Rechter Hand finden sich anschließend Clan Brujah und Clan Nosferatu, linker Hand Clan Malkav und Clan Gangrel.
An den Wänden, die Fensterfront ausgenommen, hängen Bilder, unten die der Leipziger Stadtrichter, oben diverse Fürsten der Umgebung, wenigstens lässt sich das kleinen Messingtäfelchen entnehmen, die neben den Porträts hängen. Vorn, in der Nähe des Eingangs, findet sich ein Modell der Stadt von 1823. Hier türmen sich Häuschen an Häuschen, formen Straßenzüge und Stadtteile. Am Nordende des Saales auf einer steinernen Empore sitzen ein paar Musiker in schwarz, zwei Geigen, Cello, Kontrabass, Querflöte, und die leise Musik klingt durch die Räumlichkeiten und vertreibt die Stille.
Bedienstete finden sich wie Schatten... verschwindend, wenn man sie nicht braucht, angeführt von einem Herrn in schwarz, distinguiert, weißes Haar, das Gesicht scharf geschnitten mit stahlblauen Augen. Er stellt sich als Alexander Lehmann vor, Bediensteter der Frau von Preußen, die Begrüßung stets respektvoll, aufmerksam... angemessen wie ein jeder es erwarten könnte. Er wäre der, der sich kümmern würde, um die Garderobe, Dinge, die abzulegen gewünscht wurde und all die anderen Kleinigkeiten, die bis zur offiziellen Eröffnung des Abends augenfällig werden würden.
Die Gäste indes werden sich nun im Saal wieder finden... offenbar ist noch Zeit für... was man auch immer zu tun wünscht.