The Loop, wie die Schleife. So nennen die Bewohner den Downtown-Bezirk von Chicago. Der zweitgrößte Geschäftsbezirk in den Vereinigten Staaten, nach Midtown Manhattan. Zumindest war er das mal, wer weiß wie es jetzt ist. Langsam führen mich meine Schritte durch die nächtlichen Straßen. Im Westen grenzt The Loop an den Chicago River, im Süden an die Roosewelt Road und im Osten an den Michigansee. Imposant sind hier die Bauten. Wenn Platzmangel herrscht, gibt es nur noch eine Richtung in die es die Menschen zieht. Zu den Wolken. Der Willis Tower ist das höchste Gebäude der Stadt und vielleicht sogar der USA. Alles hat sich verändert. Eilig ziehen die Menschen an mir vorbei. Die Blicke auf die Wege vor ihnen gerichtet. Gehetzt sehen einige aus, wovon sie getrieben werden weiß ich nicht, vielleicht von dem nass-kalten Wetter...
Ich hingehen, ich lasse mir Zeit. Ich habe es nicht eilig, schließlich bin ich gerade erst angekommen. Ich habe den Kragen meiner dunkelbraunen Lederjacke hochgeschlagen und um meinen Hals liegt ein hell blaues Seidentuch. Meine Hände stecken, trotz der dunkelbraunen Lederhandschuhe, in den Jackentaschen. Die Schultern habe ich hochgezogen um mich gegen die nasse und kühle Nachtluft zu schützen. Eine Figur betonende hellblaue Jeanshose und dunkelbraune schwere Stiefel aus Leder runden meine Erscheinung ab. Die Straßen und Wege sind nass vom Regen, kühl und feucht ist die Luft. Ich stehe an einer Ampel und um mich herum stehen die Menschen und warten mit mir darauf, dass das rote Männchen grün wird. Ich sehe in ihre Gesichter, sie sind grau … 16.388 Menschen hatten ihre Heimat in The Loop bevor ...
Das Männchen wird Grün und die Menschen setzen sich in Bewegung. Ich mit ihnen, lasse mich treiben und gehe dabei in ihnen unter. Falle nicht auf, weil ich weder besonders hübsch noch hässlich bin. Weder besonders auffällig noch eindrucksvoll, ich bin einfach normal … nett … Ich bleibe vor einem weiteren imposanten Gebäude stehen. Dem Haupteingang des Chicago Art Institutes. Ein Kunstmuseum und eine Kunsthochschule. Irgendwas um 1866 gegründet oder so. Es beherbergt Kunst- und Kultur aus fünf Jahrtausenden. Präsentiert werden die Stücke über zwei Stockwerke in räumlich geordneten und thematisch sortierten Bereichen, in dem großen Gebäudekomplex. Das Museum war eines der touristischen Hauptanziehungspunkte der Stadt, mit jährlich ca. 1,4 Millionen Besucher.
Ob jetzt noch wer hier hin geht? Ich sehe mich hier ziemlich alleine und so zieht es mich zu einem der bronzenen Löwen die am Haupteingang stehen. Und während ich mir dieses imposante Tier so anschaue, verwittert vom Zahn der Zeit, fegt ein eisiger Wind über mein Gesicht und zaubert meine Wangen leicht rot, das zucken um meine Mundwinkel kann man wohl als Lächeln deuten … ein Lächeln was dem mächtigem Löwen gilt … Ein Löwe in Chicago Central umgeben von Barrikaden, Stacheldrahtzäunen und Betonmauern. The Loop, wie die Schleife … oder … die Schlinge…