Trotz des wolkenverhangen Abends hatte sich auf dieser einen Stelle mehrere Menschen versammelt. Alle unterschiedlicher Natur. Frauen, Männer. Kaukasisch, afroamerikanisch, asiatisch. Jede Altersgruppe. Sie standen wie in einem großen, lockeren Halbkreis zu dem Sprechenden auf seinem selbstgebauten Podest, hier mitten auf dem Platz, kurz vor der ehemals gepflegten Grünfläche. Er gestikulierte an manchen Stellen eifrig. Das sah man bereits von weitem, auch wenn man die Worte der kräftigen Stimme vielleicht von der Ferne noch nicht genau zuordnen konnte. In seiner Linken hielt er ein dickes, aber bereits zerschlissenes Buch.
Einige schüttelten den Kopf, andere nickten. Gemurmel. Irgendwelche Zurufe. Ein Punk mit zahlreichen Piercings und Patches an ihm brach mit in eine tosende Bestätigung ein. Der Redner hatte kurz geschorene Haare, die in ihre Ansatz dunkel und dicht waren. Das Gesicht unscheinbar normal, ebenso haarlos, dafür aber von einer gewissen Bräune getönt. Die Augen stachen hervor. Klares, eisiges Blau, mit einer schwarzen Umrandung der Iris entlang. Er war hochgewachsen in der Statur und man mochte auch unter seinem farblosen Langarmshirt die leicht definierten Muskeln erkennen. Eine lange Narbe zeichnet seine linke Halsseite.
„Was ist es, dass die Kirche uns sagt! Es sei Gottes Wille. Gottes Werk. Gott, der unsere Sünden bestraft. Aber ich sage euch. Es ist nicht Gott, der nach arm und reich einteilt. Es ist nicht Gott, der diese Gesellschaft kreiert hat. Nicht Gott hat diese Zeilen verfasst.“ er warf den Einband zu Boden, achtlos aber mit einer gewissen Intensität in der Gestik selbst.
„Seid mutig und hinterfragt euch, die Gesellschaft. Das Konstrukt, in das man euch gesteckt hat. Seid ihr damit zufrieden?“ weiteres Gemurmel um ihn herum. Der ein oder andere geht weiter. Neue kommen hinzu. Und irgendwo dazwischen steht eine Gestalt, die nicht so ganz hinein passen mochte. Ganz in schwarz, sollte sie eigentlich kaum auffallen. Aber sie ist lang und dünn in ihrer Erscheinung. Keine Haut zeigt sich. Selbst kaum etwas von ihrem rotem Schopf unter der Kapuze des Mantels. Da geht keine Regung von ihr aus. Als hörte sie nur zu, ohne eine direkte Seite einnehmen zu wollen. Das wollte sie irgendwo hervorheben. Diese eigene Form der Neutralität zu dem Ereignis selbst.