[Juli 2015] Im Angesicht des Todes


[Juli 2015] Im Angesicht des Todes

Postby Maldito Muerte » 07 Jul 2015, 13:49

"Du darfst ihn anfassen, aber nur mit der linken Hand. Und nicht am Bauch, okay?"
Der Mann und sein Junge waren in dieser kleinen Kapelle Fremde. Es war zum Glück spät und die Zeit bald vorbei, in der dieser tragische kleine Tote im offenen Sarg präsentiert wurde. Der Priester war schon länger nicht mehr anwesend, die Mutter hockte in einer Ecke des Raumes und weint still vor sich hin. Sie hatte mitbekommen, wie dieser Fremde mit seinem Jungen nach vorne ging, aber sie brachte es nicht über sich dazu eine Meinung zu haben. Der Tod war nie fair.
Ihr Gram verschleierte den Geist und ließ sie dort sitzen, wo sie war. Es würde dauern.

Der Junge...
Der arme Junge. Es war so schade wenn Kinder jung starben auf eine Weise, sie hinterließen immer eine besondere Lücke. Der Knabe der gerade vor den offenen Sarg gefühlt wird hat mehr als einfach nur gemischte Gefühle. Er hat blaue Flecken am ganzen Körper die bei jeder Bewegung einen sanften, unaufdringlichen aber ewig währenden Schmerz in den Organismus pumpen. Erinnerungen. Und doch, auch... Kraft. Das hier war sein Moment, dies hier würde ihn erneuern. So viele Gedanken zogen durch den kleinen Kopf während er das deutlichste memento mori vor sich liegen hatte das Menschsein bieten kann. Zögerlich legt sich die Hand auf den Sarg. Ein Blick zur Seite, zu seinem Vater... dessen Blick von Furcht und Anerkennung gleichermaßen geprägt ist. Daddy hat recht, Angst zu haben. Monster regieren diese Stadt. Aber ich... lebe noch.


Ich bin so froh das es vorbei ist. Mein Junge, mein starker Junge... hat genau getan was ich ihm gesagt habe. Keine Widerworte, einfaches Vertrauen. Ich hätte weinen können vor Glück, aber anstelledessen habe ich diesen Knoten im Hals und hoffe das es bald vorbei ist. Das wir jetzt ein normales Leben haben, weitestgehend. Immer wenn ich das denke, fühle ich mich alt. Aber hier, im Angesicht des Todes... wie schlimm kann das schon sein?
Alter ist kein Grund für Gefühle wie dieses. Der Tod... wie er stets zu meiner Linken steht und ich... ihn sehen kann. Als Schatten, als flirren, als vage Bewegung in meinem Augenwinkel. Das ist ein Grund für Gefühle. Das er bisher noch keinen Grund sah, mich zu berühren oder mit mir zu sprechen... das, ist ein Grund für Gefühle.


Unsicher geht der Blick kurz zur Seite, versucht aus den Augenwinkel die schemenhafte Figur zu erhaschen, die Bewegung, das Flirren wie es ihn die Alte gelehrt hatte. Da, da war es wieder. Selbst hier in dieser Kirche, die sie jetzt gerade verließen. Sie hatte einfach recht. Jeder. Einfach jeder und alles was lebte, hatte den persönlichen Tod neben sich herlaufen. Wie konnte man sich und die eigenen, banalen Probleme da noch wirklich.... ernst nehmen?
Im Angesicht des Todes...
wie wichtig war man da selbst noch?

Mit einem Gesicht das deutlich von Abscheu gezeichnet ist, hockt ein alter Mann draußen, vor der Kapelle. Er würde dort nicht hinein gehen. Um keinen Preis. Er wollte nicht einmal auf das Gelände, so das er sich zwischen einer kleinen Baumgruppe befand die in der Nähe gepflegt wurde. Verborgen, vor den spähenden Augen der anderen... Kraft seines eigenen Willens. Mit einem hasserfüllten Blick starrt er auf die Verzierungen des Gebäudes und braucht sichtlich Willen und Kraft, sich davon abzuwenden und einfach so, hier, zu warten.
Es war wirklich nicht so schwer, den Menschen einen Weg zu zeigen. Aber manche Orte die sie daraufhin beschritten, waren einfach wiederlich.
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Maldito Muerte
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