[Juni] Home, sweet home


[Juni] Home, sweet home

Postby Maldito Muerte » 10 Jun 2015, 12:40

Home sweet home.


Es war schon immer eine spezielle sache, Fifi aus der Tür hinaus in die Welt zu bringen. Entweder, Fifi wollte raus. Dann ging er seinen Besitzern hart auf die Nerven, kratze am Boden, nagte am Teppich, schliff willkürlich Schuhe in den Laufweg seiner Fütterer.
Oder, Fifi wollte nicht raus, musste aber. Dann hockte er unter einem Schrank, hinter dem Schirmständer, Hinter dem Klo wo keiner hingreifen wollte, unter dem Bett – alles möglich.
Fifi selbst war eigentlich dabei nur der innere Füllstand in Relation zum Außenwetter wichtig gewesen. Verschiedene Kombinationen davon ergaben die absolute nicht-notwendigkeit zum Außenbesuch, immerhin war er jetzt schon alt.
Heute war man bereits draußen und Jeff war dabei. Jeff war der Irgendwer der seit etwa acht mal Füttern seinen Gestank in der Küche und Wohnung verbreitete, sich aufführte wie Frauchen und davon überzeugt war das er wusste, wohin es ging.

Jeff war es egal, wohin der Scheißköter zog.
Entweder das Kackvieh machte Radau für zehn, knurrte ihn an und war eine einzige gigantische Fellmasse des Hasses... oder es war umhätschelt. Nicht von ihm. Es war eins der Nebenwirkungen von Dates, solche Viecher mit umsorgen zu müssen.

Der Penner zog den armen Köter quer über den Rasen. Zielsicher, als wüsste er wohin es geht... während das Tier mit allen vier Pfoten schon seit einer Weile den Rückwärtsgang eingelegt hatte. Er hatte die Schritte gehört und den schweren Gestank von Parfüm und Tabak gewittert, gleich als erstes heute Abend... und grad zog er sich die Schuhe an. Wer kommt nur auf diese dämliche Idee...
Grimmig schließen sich die alten Augen, ein Griff nach oben... und ein vager Schemen zieht sich in die Baumkrone hinauf.

Oh nein... ohneinohneinohnein. Das war NICHT der Weg. Woanders hin, egal wohin. Heim von mir aus. Ich willnichtmehraufklo lassuns gehen dummerMann.

Scheiße mann... was geht? War da gerade jemand? "Hallo?" Kacke... ein banaler Walk im Park und schon irgendwelche Freaks gefunden. Jeff ließ sich nix erzählen, von niemandem. Jemals. Nicht auf der Arbeit, nicht zuhause, nicht von den Freundinnen. Auch nicht denen mit Hund. Es seidenn der musste raus. Was war mit dem Vieh eigentlich... träge geht der Blick zur Seite unten, betrachtet den Köter der mit allen vieren gegen den Zug der Leine ankämpfte und ums verrecken nicht auf der Grünfläche weiter wollte. Zu den Büschen und Bäumen dort, gleich da vorne, die ideal aussahen als Hundekackplatz... konnte er das nicht sehen? Darum war man doch hier, oder? Der Hund musste leichter werden ohne ein Bein oder Fell zu verlieren dabei.

Ohne viel Aufhebens hatte er seine eigene Erscheinung aus der Erinnerung des anderen getilgt. Blätter und Äste waren im Weg zwischen ihm und diesem Anderen, und seinem Tier. Das Tier war weniger beeindruckt von seiner persönlichen Weigerung gesehn zu werden... der Mensch hingegen hatte jeden Aufwand an ihn zu denken fallen gelassen. Schliff seinen Hund weiter näher.
Was konnte er hier wollen? So viele Nächte die er jetzt hier schon unbehelligt verbracht hatte, geruhsames Erwachen, ungestört... und jetzt, wollte jonny hier, es wissen. Mr. John Doe in Spe. Wie nervig. Reglos harrt der alte Körper auf den Ästen und sieht hinab, beobachtet wie Jeff näher kommt, das Tier an einen Ast bindet, damit er die Hände frei hat... und sich eine Zigarette anzündet. Einen Flachmann herausholt und trinkt.

Wegwegwegwegweg... Schlechter ort, schlechter ort!! Dummer Mensch, hassenswerter Mensch, mach mich los, ich will weg!

Das Gebell konnte einem schon tierisch auf den Zeiger gehen. Gekläff und gescharre, was das Vieh hier anstellte ging auf keine Kuhaut mehr. Die Zigarette brannte und er geht in die Hocke, nach dem Tier zu greifen um es zu beruhigen... keine Chance, der Köter schnappt sogar. Fuck. Genervt richtet er sich wieder auf und schaut durch den Park, ob seine persönliche Alarmanlage ihn hier schon unmöglich gemacht hat. Wenn das einer sieht...

Langsam öffnet er das Wachstuch und schüttelt es leicht. Ein Blick in die Welt macht klar wie die Windverhältnisse sind... und in einer perfekten Pause dreht er das kleine Faltbehältnis um. Ein feiner Haarregen geht nieder, streut sich als kaum sichtbarer Nebel über den Menschen und rieselt in jeden Zwischenraum seiner Kleidung, verfängt sich in den Haaren, rutscht in den Kragen, rieselt den Hals hinab auf die Brust, daran vorbei was nicht haftet, ab zur Hose... Fällt auf die Schuh und im nächsten Schritt, haftets an den Knöcheln die kurz frei lagen. Wer trägt denn bitte keine Socken, in seinen Schuhen.
Ohne viel Hast verschließt er das Tuch wieder und bindet den Knoten zu, verstauts tief im Inneren seiner Kleidung.

Kackmücke... ein Schlag ins eigene Genick tötet das Vieh. Oder? Nein. Aus einem nicht ersichtlichen Grund war dieser Schlag allein, das leichte Klatschen, wie ein Feuerwerk auf der Haut. Vom plötzlichen Brennen und Schmerz erschrocken sieht er nach oben, als wäre da der Grund... und sieht in ein düster glitzerndes Augenpaar im Dunkel der Baumkrone. Reiner Zufall, das Gesicht war so gut versteckt, er hätte es auch bequem übersehen können... aber er hatte ihn gesehen, definitiv. Die Augen weiten sich erschrocken, während das Augenpaar im Baum irgendwie desinteressiert auf ihn hinabstarrt... irgendwie... missbilligend. Das Jucken wurde immer schlimmer. War überall. Wurde mit jeder Bewegung grausamer, ging überall hin. Kacke.
Der Hund. Den Hund losmachen, der hing noch an dem Baum... mit dem Freak... hektisch versuchen die Finger den Knoten zu lösen, was nicht so einfach ist wenn man immer wieder sichernd den Blick nach oben wirft... und sich kratzen will. Und auch tut. Und es schlimmer macht. Jede Berührung, mehr Schmerz... jede neue Bewegung der Kleidung auf der Haut, brennende Pein. Die Leine ist los.
Schweißperlen bilden sich auf der Stirn und er fängt an zu stinken... die Haut rötet sich hektisch an verschiedenen Stellen.

Mein Mensch ist krank, er stinkt nach Schmerz. Ichwillnachhause!!!
Zumindest hat er verstanden das ich festgebunden nicht gehen kann. Jetzt bin ich an seiner Hand festgebunden aber die bewegt sich gewöhlicherweise irgendwann ja auch nach hause, ich ziehzeige dir die Richtung dummer Mann, schau. Folg einfach. Weghierweghier. Ich will hier nicht sein.
Nicht hinsetzen!!! Geh!! Geh! Geh geh geh! Steh auf. Was machst du da mit deinen Armen dummer Mann, hör auf dich zu streicheln. Wir gehen. Nicht sitzen! Gehen! Du bist nicht lauter als ich! Hör auf zu schreien, geh! Geeeh!

Zehn Minuten waren vergangen und aus dem Jucken, waren handtellergroße quaddeln geworden die sich über den ganzen Körper verteilten, wo immer die feinen Haare sich festgesetzt hatten. Schmerz wütete durch den Körper der nicht wusste wie ihm geschah, von Kälte und Hitze gebeutelt unfähig war, irgendwas zu tun. Neurotoxine fluten durch die geweiteten Adern und gingen überallhin, Nesselgift tobt durch den Organismus und erzeugt Schweiß, Muskelkrämpfe... Schmerzen... Das war alles zu viel.
Ein sardonisches Lächeln wandert über die alten Gesichtszüge, während er sich an einem Arm den Baum hinab lässt. Ruhig ziehen die Schritte auf Hund und Halter zu... und wie ein Kompass deutet die Hundeleine entsprechend dem Zug, von ihm weg. Das Monster nähert sich langam und kontinuierlich, immer den perfekten Abstand für das kleine, domestizierte Raubtier haltend der es dazu bringt, nicht anzugreifen – aber weg zu wollen. Nicht das ihm diese miniausgabe eines Wolfes Sorgen machte.

Er hockt sich ab, neben dem am boden Wälzenden, dessen verschleierter Blick ihn verständisslos und gepeinigt fixiert. Es war egal was er ihm sagen würde jetzt, es konnte nicht durch die vielzahl von Empfindungen dringen die dieser hier gerade hatte. Schade. Aber vielleicht war das alles hier, auch schon Zeichen genug. Der Hund hatte es verstanden. Der Mensch würde es auch verstehen.
Ohne größere Hast zieht er zwei Gummibälle aus der Tasche... und drückt sie dem sich Windenden auf die Augen. Nur einen Moment... dann verschwinden sie wieder in seiner Tasche. Der trübe Blick war nun noch getrübter, unzählige geplatzte und geschwollene Äderchen in der Gallerte seiner Augen ließen Jeff aussehen, als bräuche er Augentropfen und weniger starkes Dope.

This is my home.
This is my castle.

"Komm nicht wieder hierher."

Er ging. Stand einfach auf, ließ diesen hier seinem Schicksal zueilen. Er würde das überleben, der Organismus eines erwachsenenen Menschen war nicht so schnell kaputt zu bekommen... aber das hier, würde ihn noch Wochen verfolgen. Nicht nur die Erinnerung. Jedes einzige Häärchen das sich in den Körper gebohrt hatte, war mit einer Haltwertzeit gesegnet die ihn das Fürchten lehren wird... und sich nen Scheiß für Schmerzmittel interessiert.
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Maldito Muerte
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