Just read me my rights [Monatsthemen CRH]


Just read me my rights [Monatsthemen CRH]

Postby Candace Reed Harper » 09 Jun 2015, 22:58

Home, sweet home.

Staub wirbelte auf, als die Räder des 1969er Charger sich in die Fahrbahn fraßen. Sie hatte weder eine Asphaltdecke, noch war sie im Lauf der Jahre anderweitig befestigt worden. Bis auf die Spuren verschiedenster Fahrzeuge war die Straße, die tiefer und tiefer in den Wald führte, unberührt. So wild, wie das Spanische Moos, das an den Bäumen wucherte. Eines der Wahrzeichen des tiefen Südens, das ihren Puls zum Rasen brachte und ihren Fuß auf dem Gaspedal schwerer werden ließ. Fauchend schoss der mit roten Schlamm übersäte Dodge voran, nur um in der nächsten Kurve wütend auszubrechen und kurz darauf in einer Staubwolke zum Stehen zu kommen. Mitten im Nirgendwo. Dort, wo es am Schönsten war. Zuhause. Tief einatmend sank ihr Körper in den Sportsitz, ehe sie die Tür öffnete und ins Freie trat. Auch in der Dunkelheit musste sie sich nicht orientieren. Sie wusste genau, wo sie war und wohin ihre Boots sie tragen würden.

Mit einem Seufzen blickte sie über ihre Schulter zu dem imposanten Coonhound, der schon vor Minuten angeschlagen zum ersten Mal haben musste. Die Muskeln waren geprägt von langen Jagdausflügen, die Augen verrieten keinerlei Furcht und das Gewicht schien so beachtlich wie das Gebiss. Ein schönes Tier. Sie sparte sich dennoch jedes Wort. Er würde keine Ruhe geben, bis sein Herr ihn mit einem Pfiff zum Schweigen brachte. In dieser Gegend war man eben eigenwillig und Fremden gegenüber wenig aufgeschlossen. So war es schon immer gewesen, so würde es immer sein.

Das Holz gab unter ihren Füßen nach, als sie einen Fuß auf die Veranda der Hütte setzte. Es brach nicht, aber kündete lautstark ihren Besuch an. Langsam hob sie ihre Hand, um an die vom Wetter gezeichnete Tür zu klopfen. Und ein verräterisches Klicken war zu vernehmen. Grinsend hob sie ihre Arme, ehe sie sich ohne Eile wieder umdrehte und der Tür den Rücken zukehrte. Keine gute Idee? Nur wenn man nicht wusste, wer da auf der anderen Seite das Gewehr in den Händen hielt.


Es ist sicherlich dein gutes Recht mir eine Ladung Schrot in den Arsch zu jagen, Chan, aber – Wenn es nach mir ginge, dann wäre es mir lieber du würdest deinen Arsch hier herausjagen und mir mit einer deiner berühmt-berüchtigten Umarmungen einen Schauer über den Rücken jagen.

Stille. So weit, so gut. Stille war definitiv besser, als sich eine Ladung Schrotkugeln aus dem Arsch holen zu lassen. Er dachte nach. Und ihre Mundwinkel zuckten amüsiert bei der Vorstellung, wie er mit sich hadern musste. Der Wunsch es ihr heimzuzahlen, der einfach nicht zu dem Wunsch sie in den Arm zu nehmen passen wollte. Das musste ihm gegen den Strich gehen, so wie ihr bei dem Gedanken ihm so nah zu sein diese Stille anfing auf die Nerven zu gehen. Komm‘ schon, Channing. Mach es uns nicht schwerer, als es sein muss.Sie lachte, während sie sich wieder der Tür zuwandte und ihre Arme einladend ausstreckte.Du willst es doch auch! Ihre Stimme war gekennzeichnet von Überzeugung. Sie glaubte allem Anschein nach tatsächlich daran, dass das hier nicht mehr als ein kleines Missverständnis war, das sich leicht aus der Welt schaffen ließ. Wenn man ihr verzeihen würde, wenn sie nur um Vergebung bat. So war es schon immer gewesen, so würde es immer sein.

Verdammt, fluchte es hinter der Tür, als das Gewehr geräuschvoll auf dem Boden abgestellt wurde. Neben dem alten Schaukelstuhl, wenn sie eine Wette hätte abschließen sollen. Neugierig lehnte sie sich zur Seite, um ihre Vermutung bestätigt zu sehen, sobald die Tür sich einen Spalt öffnete. Da war es und da war er. Genau so, wie sie ihn in Erinnerung behalten hatte. Die Haut überall dort, wo sie nicht von Tätowierungen verdeckt wurde, von der Sonne geküsst. Schattierungen von Schwarz auf einem 6'2'' Redneck, der nicht mehr als ein paar zerschlissene Jeans und den üblichen Silberschmuck trug. Das Haar kurz geschnitten, das Gesicht unrasiert. Mit vor Zorn funkelnden Augen und zu Fäusten geballten Händen, lehnte er an dem Rahmen der Tür. So nah und doch so fern, wie sein Ton bestätigte, als er den Hund zum Schweigen brachte und sich dann ihr widmete. Du lieferst mir besser einen verdammt guten Grund, warum ich dir nicht statt einer Umarmung die berühmt-berüchtigte kalte Schulter zeigen sollte, Reed.

Reed? Sie steckte in Schwierigkeiten, huh? Eine Augenbraue hochziehend, warf sie ihm einen vorwurfsvollen Blick zu.
Dann lieferst du mir besser einen verdammt guten Grund, warum ich mich nicht nur aus einem gut 10 Fuß tiefen Erdloch wühlen, sondern auch noch etliche Meilen nachhause mutterseelenallein zurücklegen musste, Channing.Jetzt waren es ihre Augen, die bei dieser netten Erinnerung vor Zorn schmal wurden. Oh ja, sie war sauer. Richtig sauer. Unruhig tappte sie mit der Fußspitze auf das Holz, während sie beobachtete, wie die Worte ihn wie ein Schlag ins Gesicht trafen.

Scheiße!Seine blauen Augen weiteten sich vor Unglauben.Kann nicht sein! Mit nur wenigen Schritten überbrückte er die Distanz zwischen ihnen, als wäre dies plötzlich so einfach möglich gewesen. Als wäre alles vergeben und vergessen, weil er barfuß durch den roten Staub lief und sie fest in die kräftigen Arme nahm. „Was ist passiert? Mit ihm?

Oh, nein.Nicht“, wies sie ihn fauchend zurecht. Dies war eindeutig der falsche Moment, um den zweiten Dorn in ihrem Herzen anzusprechen. Ihre Muskeln spannten sich und der Unterkiefer verfestigte sich. In seinem Blick war keine Furcht, aber das Spiegelbild eines Monsters. Das Haar von Blut verklebt und die Haut an manchen Stellen mit dunklen Schlieren überzogen. Getrocknetes Blut klebte daran, wie Staub auf Schweiß. Sie hatte versucht es wegzuwischen, abzuwischen und die Bilder loszuwerden. Als brauchte es nur etwas Wasser und Seife, um die Schuld von ihren Händen zu waschen. Als kostete es nicht mehr als ein wenig Mühe, um zu vergessen. Vergebung. Wie lange braucht es für die Vergebung ihrer Sünden durch den Herrn? Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, bis die Knöchel weiß hervortraten. Die Fingernägel bohrten sich in das Fleisch, aber sie konnte den Schmerz nicht fühlen. Alles stand im Schatten einer anderen Art von Schmerz.

Wärme? Mit geschlossenen Augen lehnte sie sich in die Umarmung, die seine Arme ihr ungefragt gaben. Todesmutig, das war er schon immer gewesen, wenn es um die Familie ging. Familie. Seufzend löste sie den Druck und legte ihre Arme um seinen Nacken, sodass er seine Hände zu ihrem Hintern gleiten lassen und sie hochheben konnte. Dass ihre Hände seine Haut dabei mit Blut beschmierten war nicht zu ändern und nicht zu bedauern, weil sie das schon viele Jahre zuvor getan hatten. Sie hatte ihn beschmutzt. Ihm seine Unschuld genommen, so wie man ihr die ihre genommen hatte.
Channing.Ihre Lippen zitterten, während sie dem Drang ihre Fänge in seiner weichen Haut zu versenken zu widerstehen versuchte.

Schsch.Er stellte keine Fragen und verlor keine weiteren Worte, weil es nichts zu sagen oder zu fragen gab. Ihren Kopf in seiner Schulter begrabend, ließ sie sich in die Hütte tragen und auf seinem Schoß nieder, nachdem er auf dem alten Schaukelstuhl Platz genommen hatte. Die Uhren liefen anders. Hier, an diesem Ort, den sie ihr Zuhause nannten. Und die Unruhe und der Zorn fielen von ihr ab, während sie seinem Herzschlag lauschte. Dem trägen Rhythmus, den sie lange nicht mehr gehört hatte. Sie hatte ihn vermisst.

Sie beide sacht hin- und herwiegend wartete er, bis sie schließlich nickte und seine Lippen ihr Haupt fanden. Vorsichtig begann er zu sprechen. Nah bei ihr. Näher, als es je ein Mensch gewesen war.
Weißt du, dass das hier das erste Mal ist, dass ich nicht seinen Atem in meinem Nacken oder diesen verdammten Blick auf meiner Haut spüre in deiner Nähe?Er schnaubte und schüttelte den Kopf, als könnte er seinen eigenen Worten nicht trauen. Der so untypischen Masse an Worten, mit denen er versuchte die Stille zu überbrücken. „Scheiße, ich werde dir helfen.“ Ein weiterer Kuss, dieses Mal fester und länger.Holen wir Caleb.Denn seine Hilfe, wäre ihre Hilfe.

Caleb. Ihre Augen schlossen sich, während sie tief seinen Geruch einsog und ihm schließlich einen Kuss auf die Lippen drückte. Fest, als wäre er ein Versprechen und kein Dank.
Holen wir Caleb, stimmte sie schließlich zu. Mit einem Grinsen erhob sie sich. Es war Freitag. Zeit sich umzuziehen, die Tailgate party aufzumischen, an der sie vor einer gefühlten Ewigkeit vorbeigefahren war, sowie dieses kleine Familientreffen um ein Mitglied zu erweitern. Niemand würde zurückgelassen werden, niemand würde vergessen werden. So war es schon immer gewesen, so würde es immer sein.

Ohne Zögern ließ sie sich von ihm an die Hand nehmen und in das Schlafzimmer führen, wo ihre Lippen die seinen im einen Rausch aus Karmesinrot und Ekstase fanden. Der Geschmack von Erdbeer- Moonshine und das Gefühl von Staub unter ihren Fingerspitzen…

Home, sweet home.
She's a product of being raised in the country.
She knows her roots & works hard for her money.
A Southern drawl & dark tan legs.
Ain't nothin' like a woman Southern born & bred.

(G.R.I.T.S. - Brantley Gilbert)
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Candace Reed Harper
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