Jeder hat es gelesen. In den Zeitungen, über dieses Tier, welches sich angeblich in den Parks der Mittelschicht rumtreiben soll. Eine Raubkatze, dunkles Fell, böse Augen, gefährliche Klauen und Pranken. So behaupten es zumindest einige Augenzeugen. Die Stadtverwaltung hingegen behauptet es war nur ein großer Hund und den habe man bereits gefangen. Naja … sie hätte diese Artikel wohl nicht lesen sollen oder zumindest hätte sie nicht zu dieser späten Stunde noch den Weg durch den Park wählen sollen. Aber es ist kürzer als einmal außen rum und außerdem bestehe ja keine Gefahr mehr … oder … ODER?
Sie hatte mit Jim, ihrem Freund darüber gesprochen. Über das Tier und Jim meint, der Hund sei nur eine Ausrede gewesen. Eine Ausrede die Bevölkerung zu beruhigen. Ja, danke Jim … sie wirft einen Blick über ihre Schulter, den Weg den sie bereits genommen hat zurück. Nichts. Nur das Licht der einzelnen Straßenlaternen, dazu das vereinzelte Rauschen der Autos in der nächtliche Lärm der Stadt. Rechts und links Dunkelheit, Büsche, Bäume … der Park ist ruhig. Sie schaut wieder nach vorne.
Kurz verflucht sie auch sich selber. Sie mit ihrer ausgeprägten Fantasie. Was liest sich auch solche Artikel, wenn sie weiß, dass sie auf ihren Weg nach Hause, nach einer Spätschicht, meist durch den Park geht. Vielleicht hätte sie Pepe mitnehmen sollen. Sie lächelt zu sich selber. Pepe wäre auch kein Schutz gegen eine Raubkatze, was sollte schon ein knapp 2 KG Chihuahua gegen eine 80 kg Raubkatze ausrichten. Wiegen Raubkatzen eigentlich so viel? Oder Mehr? Mit Glück weniger … kurz zieht sie ihre Augenbrauen zusammen. Vielleicht auch nur um die 50 KG, das wäre dann genau so viel wie sie wiegt …
Kurz schluckt sie und beschleunigt ihre Schritte nur um abrupt stehen zu bleiben. War da gerade ein Geräusch? Ein Knacken? Im Gebüsch, keine 5 Meter hinter ihr? Langsam dreht sie sich um und starrt mit zusammengekniffenen Augen in die Dunkelheit abseits des Weges. Nichts. Caroline … ermahnt sie sich selber zur Ruhe und setzt ihren Weg fort. Aber wie das so ist, wenn die Angst erst einmal eingesetzt hat. Sie sitzt einem im Nacken, egal wie hoch man die Schultern zieht und wie fest man den hochgeschlagenen Kragen zusammenhält.
Es wird auch nicht besser, als ihre Gedanken anfangen zu kreisen. Vielleicht ist diese Raubkatze auch gar keine Raubkatze sondern ein Werwolf oder Vampir, so wie in Twilight … oder ähnlich. Was liest sie diese Bücher auch noch? Sie weiß doch, dass sie nicht mal die leichtesten Gruselfilme erträgt. Und dann auch noch Bücher, wo alles in ihrem Kopf passiert. Was wäre, wenn nun keiner dieser vegetarischen Vampire wie Edward an der nächsten Ecke auf sie lauern würde? Sie merkt wie ihr Herz in der Brust immer schneller schlägt und ihre Schritte wirken auch immer hastiger.
Jetzt setzt auch noch das Gefühl ein von allen Seiten beobachtet zu werden. Immer wieder wirft sie einen Blick über ihre Schulter zurück, späht in die Dunkelheit, aber sie sieht nichts. Niemanden. Dennoch bleibt dieses Gefühl, gesellt sich zu der Angst in ihrem Nacken. Dazu fängt ihr Gehör auch an ihr Streiche zu spielen … hier ein Rascheln, da ein Knacken und dort ein Schnauben … Fauchen … Atmen? Sie schlingt sich die Arme um die Brust … sind da Schritte? Sie wird verfolgt … ganz sicher wird sie verfolgt. Ihre Härchen an den Armen stellen sich auf, Furcht macht sich in ihrem Kopf und leichte Panik in ihren Herzen breit.
Sie ist sich sicher, man kann es in ihrem Blick sehen, kann es riechen … Tiere können so etwas riechen, das weiß sie. Angst und Furcht, ein Zeichen von Schwäche. Sie ertappt sich dabei, wie sie schon fast läuft … Jetzt aber, da war was! Sie ist sich ganz sicher, auch hat sie rot glühende Augen in der Dunkelheit gesehen … Sie wird immer schneller, ihr Herz hämmert in ihrer Brust und nackte Panik regiert in ihrem Kopf. Da war was und egal was es wirklich ist, sie will nur weg von hier. Nur noch um die Ecke, ein kleines Stück, wo die Laternen ausgefallen sind und dann ist sie auch beim Ausgang. Sie läuft immer schneller, so schnell wie sie ihre Füße tragen …
Nur die paar Meter durch die Dunkelheit und dann, sie kann den Ausgang schon sehen, die Lichter der Stadt … gleich …sie spürt Erleichterung und verlangsamt ihre Schritte. Mit einem Kopfschütteln und keuchendem Atem, hält sie kurz inne. Du bist auch eine Idiotin Caroline, sagt sie zu sich selber mit einem Lächeln auf den Lippen, bevor sie weitergeht. Sie betritt die Dunkelheit der verstorbenen Laternen … ein Knacken aus dem Buch rechts von ihr, sie sieht eine dunkle massige Gestalt auf sich Zuspringen … ein stummer Schrei erstickt in ihrer Kehle … Finsternis.