by Ashina » 05 Jul 2016, 13:01
Kaum waren die Spuren des letzten Kampfes wieder beseitigt; der blutgetränkte Sand von emsigem Arenapersonal entfernt und erneuert, der Schwall an kreischenden Begeisterungsrufen und Pfiffen verklungen, da bereiteten sich auch schon die nächsten Teilnehmer auf ihre bevorstehenden Auseinandersetzungen vor. Mit tosendem Hörnerschall und rasselnden Ketten, wurde erneut das schwere, eiserne Tor der Arena angehoben um den Blick auf das groteske Wesen aus einer anderen Welt freizugeben; Zoja. Wie bereits zuvor, trug sie keinerlei Waffen, Rüstungen oder Kleidung an ihrem mattschwarz glänzendem Körper, der bei jedem ihrer langsamen Schritte das künstliche Scheinwerferlicht zu reflektieren schien. Die peitschenden Tentakel auf ihrem massigen Schädel, wanden sich in boshafter Vorfreude auf das baldige Gemetzel, als sie ihre Herausforderin Ashina aus der gegenüberliegenden Seite der Blutgrube treten sah. Noch während die eisernen Tore zu beiden Seiten wieder geschlossen wurden, beschleunigten sich ihre Schritte über dem knirschenden Sand.
Ich stand da, schaute mir die Kämpfe an, die Gegner, die Jahrzehnte, Jahrhunderte von Erfahrung, wie sie aneinander knallen, wie sie ihre Hiebe verteilen, als wären es Lehren, bedeutend und voller Wahrheiten. Ein Jeder für sich, allein und mit einer Kraft bestückt, mit einem Potenzial, der eben uns, unsere Art kennzeichnet. Wir...die gewesenen Menschen, die Untoten wir...wir waren, wir sind, wir werden sein...aber wie...immer die gleiche Frage wie wir sein werden. Und jetzt...ist es an mir erneut durch den Rachen des Wolfs zu laufen, hinaus in das ewige Rund der Arena, hinaus in die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft. Ich sehe sie...dieses Wesen, die Gewesene, an der etwas menschliches zu ertasten fast nicht möglich ist. Ein Konstrukt, der die Sinne bezwingen will. Sich präsentiert als eine neue Erklärung der Schönheit. Ja sie ist schön, so klar und so fern. Die Behauptung, das es uns allen besser gehen wird, wenn wir annehmen was wir sind, in Fleisch und Seele. Ich schaue sie an, stehe da, diesmal mit einer Axt in meiner Rechten, dessen geschärfter Kopf schwer ist und auf der Gegenseite einen spitz zulaufenden Dorn besitzt. Am Ende ist das massive Holz angespitzt. Panzerknacker...wenn es denn funktioniert.
Es hatte den Anschein, als würde sie gerade einen unerwarteten Taktikwechsel vollziehen; von passiven Manövern, welche sich der Kraft des Gegners bedienten und den feindlichen Schwung in Konterangriffe verwandelte, ging sie ohne zu Zögern in eine zügige Offensive. Die sägeblattartigen Klingen schossen aus ihren Unterarmen hervor und das hervorstehende Kiefer schmatze gierig in Ashinas Richtung, als sie aus vollem Lauf einen Sprung vollführte; dabei beide Tötungsinstrumente rasiermesserscharf nach vorne schnellen ließ.
Keine Zeit verlieren...in mir, dort, dahinten in meinem Kopf, schreit es auf...freut es sich, knallt im gierigen Verlagen an meine Schädeldecke....sei! Ashina, sei als was du erschaffen bist. Ich sehe...ich sehe sie auf mich zurasen, sehe die veränderte, leicht verschobene Art ihrer Bewegungen...ein Trug? Erzeugt nur durch diese Chitinhaut, die das Licht gierig wieder gibt? Ja das Licht, es rutscht von ihr und hinterlässt nasse schlieren, die keine sind. Ihr Sprung hat eine enorme Kraft...schnell und ohne einen weiteren Gedanken als den der Vernichtung. Sei jetzt....ich bin jetzt. Jetzt wach, jetzt hier. Willkommen Kampf, willkommen meine Bestimmung von altersher...und wie du alles andere verdrängst....und wie wundervoll es ist. Ich renne auf sie zu...hole sie ab in ihrem Sprung und spüre, wie eins ihrer Klingen über meine Wange streift, als ich mich drunter durch bewege um dabei seitlich den Innenschenkel ihrer Rechten zu bearbeiten. Ein Hacken wie gegen Holz, gegen einen Baum mit eiserner alter Rinde.
Der Tanz begann. Klingen trafen aufeinander, Funken stoben durch die Luft. Das Alien stemmte mit jedem Gegenangriff ihrer Kontrahentin mühevoll die Beine in den aufgewirbelten Sand um das Gleichgewicht zu halten. Es bereitete dem Ding tatsächlich sichtliche Mühe die unerwartet harten Schläge auszutarieren und am Ende nicht doch noch getroffen zu werden. Allmählich zurückweichend und die brachialen Schläge mit beiden Klingen abfedernd, holte sie zu einem eher unbeholfenen Schlag aus, der ihre Gegnerin kurz unterhalb des Bauches treffen sollte. Wie bereits zuvor war davon auszugehen, dass sich die gezackte Klinge tief in ihre Fleisch fressen sollte.
Ich greife zu meinem Blut, denn einfache Hiebe sind kaum in der Lage diese Haut zu durchdringen. Und ich weiß nicht, ob es ein schöner Kampf ist, denn ich bin mit jedem Schlag den ich pariere und jedem Hieb, den ich setze weiter weg, näher bei mir, bei dem was meine Natur ist...was immer meine Natur sein wird. Es gibt kein Entkommen, nur ein davon rennen...aber was bringt das. Es holt dich ein, es holt mich ein und ich lächle, als sie ungeduldig wird, wütend vielleicht oder verzweifelt in diesem Schlag, der auf mich steuert. Meine Mitte ist ihr Ziel. Ich greife nach dem was ihr Arm ist und nutze ihren Schwung um sie an mich zu ziehen, während meine linke Faust ausholt und gegen ihren Kopf knallt. Sie stockt, ich lasse los und springe einen halben Schritt zurück um ihr dann mit der Rechten unter das Kinn zu treten. Ein Geräusch löst sich dabei aus meiner Kehle und meine Lippen bleiben offen, meine Fänge gieren nach ihr, als ich knurrend wie ein Tier auf sie zu gehe. Kraftvolle, bestimmte Schritte, die nie ein Zögern gekannt haben. Ein Erzittern in meinem Oberkörper...das schmerzhaft gierige Brüllen in meinem Kopf
Mit einem Geräusch, als ob ein dicker, morscher Ast brechen würde, hob der immense Stärke in sich tragende Angriff das zischende Wesen von den Füßen; beförderte es mehrere Meter weit aus dem Nahkampf. Mit einem dumpfen Aufschlag, kam Zoja mit dem Gesicht zuerst auf dem Boden zu liegen und ächzte mit doppelt überlagerter Stimme. Wenn das was sie als ihren ‚Körper‘ betrachtete an und für sich schon selbst eine Rüstung war, dann hatte Ashina soeben einen guten Teil davon unbrauchbar gemacht und zerstört. Und tatsächlich: Als das Wesen sich nur mühsam erhob; teils wieder drohte zurück in den blutdurchtränkten Sand zu sinken, sah man dutzende kleinere und größere Risse in ihrem Oberkörper, die sich an der Stelle des Aufpralls, quer über ihre gesamte, obere ‚Hülle‘ verzweigten und gar den Hals erreichten. Dickes, dunkles Blut troff aus den aufgebrochenen Wunden; sickerte über schwarzes Chitin und benetzte den Arenaboden. Zoja ging auf die Knie, legte den Kopf mit den schmerzhaft zuckenden Tentakeln in den Nacken und ließ die monströsen Kiefer einige Male schnappen. Zu mehr Ausdruck war die Mimik dieses ‚Dings‘ wohl einfach nicht im Stande. Schlussendlich sackte der Kopf nach vorne; die beiden Klingen schnappten zurück in ihre Unterarme, welche auf ihren Oberschenkeln zu ruhen kamen. Die ganze Zeit über war ein tosender Applaus, Pfiffe, gellenden Schreie und langgezogene Wortfetzen durch das Stadion gehallt. Die Siegerin stand fest und es war so wie es sich vielleicht auch viele erhofft hatten, nicht der Xenomorph sondern ‚Ripley‘. Die lidlosen Augen, richteten sich in Richtung der haushoch überlegenen Gegnerin und der massige Schädel drehte sich leicht schief, um sie näher in Augenschein zu nehmen. In heiseren, zweistimmigen Tonfall, verkündete das Wesen laut und dabei doch etwas mechanisch anmutend: „Ich gebe auf.“
Schwach...mangelhaft...der Ressourcen nicht wert...töte es. Ich sehe sie dort auf ihren Knien, höre sie durch einen Trommelgesang, der meine Schläfen ergriffen hat...ich rieche ihr Blut und auch meins und in mir lacht die Zeit, flüstert mein Blut...töte sie. Es ist das Recht der Stärkeren...so war es, so ist es und so wird es immer sein. Töte sie und erlöse deine Art von ihrer Schwäche.
Kreischender Applaus ertönte, Hörnerschall setzte ein und die Menge feierte Ashina. Doch noch war es nicht vorbei. Selbst wenn das Alien aufgegeben hatte, so schrieben die Regeln des heutigen Abends einen letzten Akt der demütigenden Brutalität vor: Das Pflocken der Unterlegenen. Schweigsam wartete das Wesen darauf, das Ashina näher trat um wohl genau dies zu tun und ihren Sieg damit vor aller Augen offiziell zu machen.
„Du bist mir überlegen Kriegerin. Bei weitem überlegen. Selbst zusätzliche Knochenschichten, könnten deinen erbarmungslosen Schlägen nichts entgegensetzen; bemerkenswert.“ Die Tentakel auf ihrem Kopf, verfielen in ein merkwürdig rhythmisches Bewegungsmuster, als sie ihre Gegnerin geradewegs so anstarrte, als wäre diese die fremdartige, außerweltliche Kreatur. „Hast du schon einmal einen Moment lang innegehalten und darüber nachgedacht, dass es immer damit endet, dass man sich gegenseitig umbringt?“, fragte der Xenomorph dann unvermittelt, während der groteske Schädel hoch zur Ehrentribüne, dann über die johlenden Massen glitt.
Ihre Worte...sie spricht zu mir durch den Zorn meiner Schläfen hindurch...
Als sie ihren Bick wieder zu Ashina richtete, streckte sie ihren Oberkörper weiterhin auf den Knien bleibend, leicht nach vorne; bot ihr damit eine ungeschützte Angriffsfläche für den alles entscheidenden Schlag. „Worauf wartest du Kind? Wir tun was sie von uns erwarten und heute Abend will man unterhaltsame Kämpfe und Blut sehen, um sich an unserem Schmerz und der Demütigung zu weiden. Gib ihnen was sie wollen. Stoß zu.“
Ich will diese Worte nicht. Mehrere Risse habe ich ihr geschenkt und nun glänzt tatsächlich feucht ihre gewesene Haut und ihr Blut....dieser Geruch....die Schönheit...schreibt Blumen auf mein Axtblatt und tropft wie dunkler Honig von der Spitze. Ich brauche ihre Worte nicht und ich brauche ihr Sein nicht. Ich bin nicht ihr Richter, ich bin niemandes Henker. Niemals. Meine Fänge ziehen sich zurück und das leichte Zittern lässt ab von mir. Der Kreis ist erneut vollendet. Ich bin Ashina und ich werde bleiben was ich bin. Ich schaue hoch zu der Loge. Alle Statuten sind erfüllt. Ich drehe meine Axt und stoße das angespitzte Holz durch ihr Herz, verharre so, bis sie seitlich kippt und zu liegen kommt. Dann lasse ich die Waffe los und blicke ein letztes mal zu der Loge, bevor ich gehe...ich mit meinem Lächeln, das keine Sekunde des Kampfes vergangen ist....während da hinten in meinem Kopf das Tier tobt und mich verlacht.
Wir waren, wir sind, wir werden sein