Internet: Chicago eine Stadt voller Gewalt?!
Schwappt die Welle der Gewalt auch über die Mauer von den Slums in die Mittelschicht?
Eine noch nicht veröffentliche und inoffizielle Studie von Januar bis März diesen Jahres hat festgestellt, dass vor den Toren der drittgrößten Stadt Amerikas eine Gewalt-Orgie stattfindet wie seit langem nicht mehr. Knapp über 1000 Schießereien mit mehr als 335 Toten wurden uns von nicht staatlichen Stellen gemeldet. Kein Wunder, denn direkt vor der Mauer, bekriegen sich weit über 600 kleinste Banden gegenseitig. Grund hierfür ist die meist von wirtschaftlicher Perspektivlosigkeit und sozialer Verwahrlosung geprägte Bevölkerung der Slums. Dazu gelangen immer mehr billige sowie illegale Waffen in die Slums, ein Sicherheitsapparat ist dort so gut wie nicht vorhanden, denn es handelt sich um die Viertel, die von der Stadtverwaltung inoffiziell aufgegeben wurden.
Kirchenvertreter fürchten, dass die Lage sich immer weiter verschlimmert, von einem riesigen Blutbad ist die Rede. Viele sehen die Polizei, die Konzerntruppe und selbst den Bürgermeister in der Pflicht. „Wenn diese nicht aggressiv und sichtbar vorgehen, werden die Schützen immer dreister! Schon jetzt finden Schießereien am helllichten Tag statt!“ Andere wiederum betrachten den Hexenkessel als ein Problem, was sich über kurz oder lang selbst verschlingt.
Erst vor kurzem hat es den 13-Jährigen Zacher Trumpler erwischt. Er geriet als Unbeteiligter in einen Racheakt zweier Gangs und fing sich einen Querschläger in den Rücken ein. Er starb noch am Tatort.
In den Slums gehört dieses zu einem alltäglichen Bild, immer wieder hört man von Leuten, die angeschossen und getötet werden. Alleine am vergangenen Wochenende wurden 14 Menschen durch Waffengewalt verletzt, zwei starben. Auf der Straße werden die Slums von Chicago schon vieler Orts Chiraq genannt. Ein Misch-Begriff aus Chicago und Irak, mit dem die Gefährlichkeit illustriert wird.
Es finden sich hier viele tragische Geschichten, so auch die von Laureen Davids. Die 50 Jährige hat 4 Kinder, entschuldigen Sie, hatte. Washington, 15, wurde von einem gerade mal 12-Jährigen erstochen. Ihre Töchter Samantha 17 und Irina 19 starben in einem Kugelhagel als Unbeteiligte auf der Straße. Ronald, ihr ältester Sohn, starb mit 23. Er saß in einem parkenden Auto, als ihm ein Killer eine Pistole an den Kopf hielt und abdrückte. Motive? Gang-Streitigkeiten.
Dabei kennen die Täter selbst vor kleinen Kindern kein Halten. Aaron Lee war gerade mal neun Jahre alt, als er von einem 22-Jährigen mit dem Versprechen von Süßigkeiten in eine Nebenstraße gelockt wurde. Dort wurde der Junge laut Augenzeugen „eiskalt hingerichtet.“ Warum? Mit dem Mord sollte der Vater bestraft werden, dieser steckte in einer Fehde zwischen zwei Gangs. Das Resultat war, dass der Vater Selbstjustiz übte und die Freundin des Täters sowie zwei Begleiter niederschoss. Ein Teufelskreislauf: Auge um Auge und Zahn um Zahn.
Und wenn die Obrigkeit mal eingreift, dann mit übertriebener Gewalt um der Lage Herr zu werden. Um nur ein Beispiel zu nennen, nach dem letzten Eingreifen um einen drohenden Sturm auf die Mauer zu verhindern wurde alleine im Körper von den 10-Jährigen Dillen 16 Kugeln aus Polizeiwaffen gefunden. Aggressives und Sichtbares Vorgehen schön und gut, aber nicht auf Kosten von Unschuldigen und Kindern. Wir glauben es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Welle der Gewalt nicht mehr von der Mauer aufgehalten und die erste Hürde Richtung Mittelschicht nehmen wird …
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