Sie begleiten mich heute...der silbrig helle Klang der Glöckchen der Wasserverkäufer, das leichte Platschen nackter Füße, klein und rau, auf den Steinpflastern...die Gerüche, der Staub, das helle Licht der Sonne...so hell und brennend heiß. Und sie begleitet mich heute...Julia, mein Mond...ich sehe sie. Ihr honigfarbenes Haar, ihre blassen Finger...ihr Geruch. Ich weiß nicht ob diese Bilder...diese kostbarsten aller Erinnerungen da sind um mich zu beruhigen oder um mich ab zu lenken. Ich weiß nur, das ich sie nie verlieren möchte. Niemals an die Ewigkeit, an den schleichenden kalten Tot...ich will sie nicht verlieren. Und doch...ich weiß es...alles entwickelt sich, muss sich entwickeln...verändern. Stillstand ist falsch...sich an das Alte klammern ist falsch...und doch...ich weiß es ebenso...man muss das was war verstehen um das das ist zu verstehen und um das was sein wird zu formen.
Nicht meine Nacht bisher.
Heute habe ich lange nach meiner Ruhe gesucht. Ich habe dort gesessen, in diesem leeren Raum und habe nach meiner Ruhe gefischt. Habe meine Gelassenheit....mein 'scheiß drauf' herauf beschworen. Nicht in alte Muster fallen...ich will nicht in alte Muster fallen von denen ich weiß, das sie nicht richtig sind. Ich weiß es...aber...Erziehung...in allen Bereichen schmerzhaft eindringliche Erziehung. Es wäre so leicht, so einfach zu hassen. Alles zu hassen aber der einfache Weg ist nicht der richtige...so oft nicht. Erfahrungen...Erfahrungen die ich überlebt habe...ich Existiere.
Ich muss mich sammeln.
Ich bin gesättigt. So etwas nie dem Zufall überlassen, nicht wenn man Planen kann. Ich habe Karten durchforstet und Informationen über die Gegend gesammelt. Sollte ich fliehen müssen, habe ich keine Chance...aber ich muss soweit vorbereitet sein um sie zu nutzen. Über den Tower gibt es keine detaillierte Pläne...keine die mir so schnell zugänglich waren. Keine klaren Informationen über Mister C. und seine Leute...Freigänger. Ich hatte noch nicht so viel mit Freigängern zu tun. Alles was ich weiß oder vermute stützt sich auf Gerüchte...Hörensagen. Nicht gut aber nicht zu ändern.
Ich erlaufe mir den Weg.
Gewohnheiten. Ich bestehe aus vielen Gewohnheiten und Ritualen. So war es schon immer und einzig mein Wissen darum lässt mich dabei vorsichtig bleiben...sie regelmäßig wechseln. Heute Nacht laufe ich wieder. Diese Weite...auch wenn es nun einige Jahre her ist...es ist noch immer in mir. Ich liebe diese Weite...das Gefühl unendlich weit laufen zu können, in alle Richtungen. Die lange Zeit in der es nicht so war...steckt noch in mir. Auch nicht vergessen...auch eine Erinnerung, die ich nicht vergessen werde...wenn auch ungewollt.
Ich habe ein recht einfaches schwarzes Trägerkleid angezogen. Einfach, wenn auch aus edlem Stoff. Darüber ein enges Jacket ohne Ärmel mit wenigen aufgenähten Applikationen. Stiefeletten mit moderaten Absätzen und das wars. Aus der Tasche des weit fallenden Rockes ziehe ich meinen Tabakbeutel und drehe mir eine Zigarette. Ich will sicher kein Aufsehen bei den Wachleuten erregen und gesehen worden bin ich wahrscheinlich schon, als ziehe ich mich erst einmal etwas weiter zurück, lehne mich an die gegenüber liegende Säule eines Geschäftes und rauche. Es ist 22:30 Uhr...noch Zeit. Ich schaue am Tower hoch...imposant ist er...beeindruckend und kalt. Gestein, Glas, Eisen. Ein Ungetüm das Menschen verschluckt...Leben...und Tot. Eine klare Ansage...