Ihr Ausdruck weicht einer gewissen Irritation, die auch leicht an ihrem etwas konzentrierten, unschlüssigen Blick erkennbar wird. Sie blinzelt einmal, dann ein zweites Mal bevor sie den Kopf leicht zur Seite neigt, gerade so als müsse sie sich irgendwie ja doch verhört haben. Er wollte tatsächlich, dass sie diese sündhaft teure Flasche Wein, die sie nicht einmal geordert hatte selbst bezahlte. Nun, wenn man die Dame mit ihren Accessoires genauer betrachtete, dann würde schnell klar werden, dass sie sich so etwas durchaus spielend leisten könnte, dennoch verriet ihre gesamte Körperhaltung mit einem Mal sichtliche Anspannung und Empörung. Da half auch sein beiläufiger Blick auf die Uhr und das leicht entschuldigende Schulterzucken nichts mehr. Offenkundig ging es nicht um finanzielle Mittel und Möglichkeiten, diese waren an einem Ort wie diesem beinahe vorauszusetzen aber um Höflichkeit, Galanterie und nicht zuletzt auch ein Stück weit persönlichen Stolz, darum ging es ihr sehr wohl. In ihrer Wahrnehmung schickte es sich ganz einfach nicht die Dame zahlen zu lassen, auch wenn man erst im Nachhinein über die Unmöglichkeit einer Weinverkostung aufgeklärt wurde. Vor allem da sie es gewesen war, welche die ganze Sache aufgeklärt hatte um ihnen weitere, peinliche Zwischenfälle zu ersparen. Zudem wirkte der ‚Gentleman‘ mehr als gelangweilt von ihr, dieser Unterhaltung und überhaupt der gesamten Situation. Weder war sie ihm das kleine bisschen höfliche Aufmerksamkeit wert, das eine Kommunikation wie diese zumindest aufrecht erhalten hätte, noch bestand in welcher Form auch immer, ein erkennbares Interesse an ihrer Person.
Als Krönung dieser merkwürdigen Begegnung, zog er es nicht einmal in Erwägung einen Ortswechsel durchzuführen oder sich dahingehend auch nur zu erklären. Nachdenklich senkt sie für einen Moment den Blick und nickt kaum merklich, ganz so als wäre sie soeben zu einem Entschluss gelangt. Und dieser wird auch prompt in die Tat ausgeführt, als sie mit einer Hand den soeben entschwundenen Kellner wieder heranwinkt und ihm unmissverständlich zu verstehen gibt, dass sie es ist, welche die noch offene Rechnung für die 1960er Flasche La Tâche Domaine de la Romanée-Conti begleichen wird. Wieder ihm zugewandt, ist ihr Lächeln nach wie vor ungebrochen aber ein aufmerksamer Beobachter würde unverkennbar den leicht angesäuerten Wechsel in ihrer Mimik erkennen. „Selina Kyle. Es hat mich sehr gefreut ihre Bekanntschaft zu machen Mr. Payton und danke auch, dass sie mir ihre kostbare Zeit so freigiebig geopfert haben. Nun will ich sie aber auch nicht mehr weiter behelligen. Sie sind ein vielbeschäftigter Mann, dessen Zeit knapp bemessen ist. Ich wünsche ihnen noch einen wunderschönen Abend und danke ihnen trotz allem für die Einladung zu einem, zweifelsohne erstklassigen Wein.“
So er sie nicht davon abhalten würde, würde sie dann auch wieder ihr kleines Handtäschchen fester mit einer Hand umschließen und sich langsam erheben. Zum Abschied erhält er noch ein knappes aber nichtsdestotrotz höfliches Nicken.
„Ich denke wir werden uns ganz sicher wieder über den Weg laufen, vielleicht sogar hier? Wo doch diese Live-Musik wirklich ganz hervorragend ist, das muss ich wirklich noch einmal besonders hervorheben. Auf Wiedersehen Mr.Payton.“
Ohne Hast, umrundet sie ihre ehemalige Sitzgelegenheit und begibt sich Richtung Ausgang, wo ihr auf halbem Wege schon der Kellner die Rechnung auf einem silbernen Tablett präsentiert. Anstandslos scheint sie eine Karte zu zücken und dem dienstbeflissenen Mann zu überreichen. Sie zeichnet gegen, verstaut alles wieder in ihrem Täschchen und verlässt die nächtliche Szenerie. Wütend? Erleichtert? Nachdenklich? Was immer gerade in ihr vorgehen mag, ihr Gesichtsausdruck lässt keinerlei Rückschlüsse zu.