Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]


Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Maldito Muerte » 12 May 2016, 18:44

Es war ein angenehmer Abend, ruhig und friedlich.
Die Straße war von parkenden Autos gesäumt und gelegentlich zog jemand hindurch auf dem Weg von hier nach dort, doch das Ladengeschäft hier war bereits seit einigen Stunden geschlossen.
Das Schaufenster ließ einen Blick ins Innere zu das in gedimmter Beleuchtung eine Ahnung über die vielen inneren Regale zuließ aber nur ausgesuchte Dekostücke in der Front deutlich hervorhob. Allein die Mannshohe Figur vor dem Geschäft war vielleicht auch Hingucker genug wie sie mit offenem Mund in die Welt glotzte und vermutlich der faulste Wächter der Welt war.
Das Sammelsorium handgefertigter Gegenstände welches sich präsentierte lud zum kurzen Verweilen ein, insbesondere wenn man sich in den liebevoll gestalteten Geschichten verlor. Einige der Bilder boten einen gruseligen Anblick aber das machte ja auch einen gewissen Reiz aus, den fremdartige Malerei mit sich bringen musste um Interesse zu wecken.

Geduldig hockt der alte Mann im hinteren Bereich auf einem Kissen. Silia jagte schon seit einer Weile umher und putzte, stellte Sachen um, schnatterte aufgeregt über die ach so wichtigen Kleinigkeiten die alle nicht außer Acht gelassen werden durften. Nur selten warf der alte Mann etwas ein und hatte daran teil, ihre fliegenden Hände waren schwer zu bändigen und nunja, für sie stand großes bevor. Die junge Frau die umherflitzte wie der Wirbelwind hing gerade mit nachwehenden Lockenhaaren im Türrahmen zwischen dem Ladengeschäft und der Werkstätte im hinteren Teil und lächelte Maldito gewinnend zu, nickte eifrig und trippelte auf den Zehenspitzen in den Durchgang. Eine kleine Bewegung und das lockerleichte Seidenkleidchen glitt an ihrem schlanken Körper herum und intensivierte diesen lebhaften Eindruck von ihr... den der alte Mann mit einem liebevollen Lächeln beobachtete. Glänzend weiten sich ihre Augen und ein Ausdruck höchster Zufriedenheit nimmt der indisch anmutenden Schönheit etwas von ihrer Jugend.
Das Haus war bereitet, die Gastgeber waren in fröhlicher Erwartung.
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Re: Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Clara de Vries » 16 May 2016, 19:43

Und während sich die sorgsamen und liebevollen Vorbereitung im Hause des Gastgebers langsam ihrem Ende zuneigten und das Gefühl, doch noch ein wichtiges Detail vergessen zu haben, allmählich der stillen Vorfreude auf den heutigen Abend wich, setzten anderswo die dumpfen Bassklänge einer Gitarre ein, die bald von den harten, treibenden Schlägen eines Drumsets begleitet wurden. Das dröhnend Crescendo schien immer lauter und durchdringender zu werden; vermischte sich mit dem unweigerlichen Klopfen von harten Zylindern, die eine metallenen Höllenmaschine mit unverschämt überhöhten Tempo über den nächtlichen Asphalt pflügen ließen. Mit voll aufdrehten, xenonverstärkten Aufblendlichtern, raste ein matt-graues Geschoss durch die zuvor noch so träge-genügsamen Straßenschluchten. Ein Chevrolet Stingray, dessen brodelnder Motorblock gerade dazu ansetzte einen gutbürgerlichen Mittelklassewagen zu überholen, was ihm ob der im Inneren verbauten Motorleistung auch nicht sonderlich schwer fiel.

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Es hagelte ein brachiales Hupkonzert, das gar nicht mehr aufhören wollte und erst dann verebbte, als der schnittige Sportwagen mit einer glühenden Vollbremsung an einer Parklücke gegenüber des Porzellanladens vorbeizog; nur um dort nach einigen Metern zum Stillstand zu kommen und die stechend roten Rücklichter aufblitzen zu lassen. Mit schwungvollem Elan, das musikalische Höllenfeuer noch immer durch die massigen Subwoofer jagend, parkte der Stingry rückwärts ein. Als der dunkelblaue Mitsubishi sich dem Fahrzeug näherte, verringerte der Fahrer seine Geschwindigkeit um bei geöffnetem Fenster seinen Unmut kundzutun. ‚Arschloch‘, hallte es entrüstet durch die geöffnete Scheibe. Doch als die schwarz-getönte Scheibe auf der Fahrerseite des Stingray sich in aller Ruhe nach unten senkte, um eine schlanke Frauenhand zu offenbaren, die ihm grazil den Mittelfinger emporreckte, korrigierte der Fahrer seine Wortwahl prompt. ‚Fotze‘, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und beschleunigte weiterhin fluchend. Kaum war er ein paar Meter gefahren, schloss sich die schwarz-getönte Scheibe auch schon wieder wie von Zauberhand und dem metallenen Ungetüm, entstieg Clara, die in dieser Nacht eine recht unauffällige Bekleidung gewählt hatte. Manche würden ihr sogar ganz schlechten Stil vorwerfen, denn ihre Kombination aus gewöhnlichen Jeans, Sneakers und einem auberginefarbenen, asymmetrischen Oberteil mit der verspielten Aufschrift:

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... mochte nicht unverzüglich jeden erlesenen Modegeschmack treffen.

Gleiches galt wohl auch für ihre guten Manieren, denn als das noch fluchende Opfer ihrer Raserattacke, sich bereits davon machte, formte sie mit Mittel- und Zeigefinger den Lauf einer Pistole, richtete diese auf die Rücklichter des davonfahrenden Wagens und drückte imaginär ab. Untermalt wurde diese Spektakel von der wortlosen Bewegung ihrer zu einem Grinsen verzogenen Lippen – ‚Bam‘. Im Anschluss beugte sie sich nach hinten über die Rückenlehne in den Wagen und entzog ihrer fahrenden Hardcore-Disco eine unauffällige Papiertüte, sowie eine dezente Handtasche. Ein letzter prüfender, Blick in den Seitenspiegel; Haare sitzen, Make-up nicht verlaufen? Dann konnte einem fantastischen Abend ja nichts mehr im Wege stehen. Mit einem abrupten Blinken und Quaken, schloss sich die Zentralverriegelung des Stingray, woraufhin der musikalische Hochgenuss ein jähes Ende fand. Mit beinahe tänzelnden Schritten, näherte sie sich dem Eingang des Porzellanladens und spähte interessiert in die Auslage.


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„Girls don’t like boys, girls like cars and money…“, murmelte sie in einem gedämpft-geistesabwesenden Singsang, während ihre grünen Augen prüfend über die ausgestellten Waren und im Anschluss auf ihre filigrane Armbanduhr fielen. „… boys will laugh at girls when they’re not funny. The girls with the bodies like boys with Ferraris…“ Sie gönnte sich kurzerhand einen Kaugummi aus ihrer Handtasche. Es war kurz vor zehn Uhr abends.
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Re: Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Spook » 17 May 2016, 22:54

Der fahrbare Untersatz, mit dem Spook anreiste, war weit weniger auffällig, wenn er auch deutlich größer war und mehr Reifen hatte. Und viel mehr Sitze. Es war schon der zweite Bus am heutigen Abend, mit dem er fuhr, wobei er aus dem ersten kurz vor Schließen der Türen hinausgesprungen war. Alte Angewohnheiten wurde man schwer los. Im Gegensatz zu der lauten Musik aus dem Stingray drang aus den Knöpfen in seinen Ohren kein einziger Laut nach außen, was ein rücksichtsvolles Verhalten war, das nicht in das Bild im Kopf der älteren Dame zu passen schien, die Spook von ihrem Sitz schräg gegenüber misstrauisch beäugte. Eher noch misstrauischer, als er es bei Personen dieser bürgerlichen Sorte normalerweise der Fall war.

Zugegeben hatte sie in den letzten Jahren zu viel gesehen, um sich ihre hart erarbeitete Mittelstands-Seifenblase nun durch so etwas beeinträchtigen zu lassen. Er hatte keine Lust auf einen sinnlosen Disput und blickte stattdessen lieber auf die Spitzen seiner schwarzen Docs, die, durchaus auf eine schräge Weise der Gegend angepasst, zerkratzt und nicht besonders sauber, aber alles in allem nicht kaputt waren. Obwohl das glänzend schwarze Tape, das man an einigen Stellen um den Stiefelschaft geklebt hatte, derartige Schäden vielleicht auch verbarg. Das Tape war weiter um die Beine und die eng anliegende schwarz-grau gestreifte Jeans gewickelt, die keine echten oder künstlichen Risse aufwies, außer denen, die zugeklebt worden waren. Um das rechte Fußgelenk lag ein zweckentfremdetes Nietenhalsband, wobei sich das spitze Metall an den Gürteln wiederholte, von denen nur der zweckmäßigste einen Zweck außer Dekoration oder Abschreckung erfüllte. Die Lederjacke war in einem Zustand, der den Schuhen ähnlich war. Strapaziert, an ein paar Stellen mit Tape oder klassischen Sicherheitsnadeln geflickt, aber nicht ganz kaputt. Auf den Aufschlagen der Jacke fanden sich DIY-Buttons, die meisten anscheinend von irgendwelchen Bands, ein schwarzer mit einem roten A im Kreis. Rot war das Tuch, das um seinen Hals gewickelt war über einem leicht verwaschenen Misfits-T-Shirt. Die Handschuhe, die er heute trug, waren weder aus Leder noch aus Stoff, sondern allem Anschein nach aus undurchsichtigem mattschwarzem Latex und auch hier hatte man mit dem schwarzen Lacktape nachgeholfen. Um die Finger und am Handgelenk, halb unter einem weiteren Nietenarmband und einer vergleichsweise unauffälligen Uhr mit Lederarmband verschwindend.

Abgesehen von den Blicken gab es keine Kommentare bis der Bus an der schon bekannten Haltestelle einen Block von Silias Geschäft entfernt hielt und ihn ausspuckte. Ohne weitere Verzögerung schlenderte er in Richtung der Adresse des heutigen Abends, bog dann aber rechts ab, in die Parallelstraße. Aufmerksam aber möglichst unauffällig betrachtete er die Umgebung, die Dächer der Mittelschichthäuser, die Straßenränder auf der Suche nach...schwarzen Vans mit undurchsichtigen Scheiben. Oder anderen für die Gegend unpassenden Wagen. Ohne fündig geworden zu sein, blieb er vor dem Parkplatz hinter Silias Pottery stehen, warf einen Blick auf die Uhr, die ihm verriet, dass es etwa zehn Minuten zu früh war. Zehn Minuten, in denen er den schmalen Weg rechts des Hauses entlang gehen und die Kronen der Bäume studieren konnte. Die laute Musik, die ihm durchaus bekannt vorkam und die wenig unauffälligen Geräusche des herannahenden Wagens lenkten seine Aufmerksamkeit dann aber ab.

Bei einem weitern Blick auf die Uhr, wurde er Zeuge eines unfreundlichen kurzen Wortwechsels, dann stand er wieder weit genug an der Straße, um den Wagen sehen zu können, der definitiv nicht in die Gegend passte. Eine Kopfdrehung später erblickte er auch eine junge Frau, die das gleiche Ziel wie er zu haben schien. Ein Blick galt noch der Umgebung vor dem Haus, dann setzte sich wieder in Bewegung, und zog sich nebenbei die Kopfhörer aus den Ohren, um das Kabel um seine Finger aufzuwickeln, während er auf die Tür und die Fremde zuging. Die Haare waren so wie meistens, kinnlang und schwarz gefärbt ins Gesicht fallend auf der einen, extrem kurz auf der anderen Seite. Das freigelegte Ohr war den Rand entlang von silbernen Ringen und einem Industial-Stab durchbohrt, was aber unauffällig erschien im Vergleich zu den kleinen Silberringen, die sich von den Mundwinkeln zu den Wangenknochen aneinandergereiht durch die Haut bohrten und den Eindruck eines sehr breiten Lächelns hinterließen. Oder dem Versuch, ein solches zuzutackern. Das Gesicht darüber hinaus war zwar blass, aber nicht in unnatürlicher Weise, etwas hager mit leicht hohlen Wangen unter dem Silber und etwas zu tiefen Schatten unter den grauen Augen. Davon lenkte auch der schwarze Kajal nicht ab, mit dem man nicht gerade dezent verfahren war. Das Alter dieses Mannes war nicht so leicht zu schätzen, aber ein wütender Teenager war er wohl schon seit schätzungsweise zehn Jahren nicht mehr. Musste wohl eine andere Motivation haben für diesen Aufzug.

In einem Abstand von drei Schritten blieb er stehen, sah kurz zwischen der großen Statue und der scheinbar jungen Frau hin und her und hob dann die rechte Hand, um lässig zu grüßen:
"Nette Musikauswahl.", sagte er dann mit einer heiseren Stimme und einem schrägen Lächeln, wobei er seinen Kommentar durchaus nicht ironisch zu meinen schien.
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Re: Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Maldito Muerte » 17 May 2016, 23:51

Eine Kollektion von Teegeschirr führte durch eine morbide Welt aus tönernen Totenschädeln mit kleinen Knochenbeinchen die alles in Stabilität und Waage hielten. An anderer Stelle waren prächtige Tiermotive in Landschaften gebettet und machten klar, alles was hier verkauft wurde waren Unikate.
Handarbeit, jedes einzelne Stück was hier in der Ausage stand - verschiedene dezente Hinweise darauf waren auch in schriftlicher Natur angebracht damit auch jeder Zweifel ausgeschlossen war.
Aus der Reihe von dekorativen Stücken die sich dann doch wiederholten, waren Sonnenscheiben. Tönerne, handtellergroße Scheiben mit metallischen Verzierungen und Einlegearbeiten die alte Aztekische Motive zur Schau trugen und so oppulent, so protzig an ihren Plätzen prangten das sie naturgemäß das Auge anzogen und immer wieder neue Details offenbarten. Natürlich gab es aber auch die Tikibecher deren aufgerissene Mäuler liebevoll verziert mit metallisch glitzernden Zähnen oder gar Ziersteinen aufwarten konnten so das man manchmal das Gefühl hatte, der grimmige Geist dieses Gefäßes wartete nur darauf Leben eingehaucht zu bekommen.

Irgendwo im Inneren wussten die Beiden um die Anwesenheit der Besucher und so war Bewegung auszumachen zwischen den Regalen. Etwas hell flatterndes hüpfte zwischen den Spots einher und näherte sich dem Fronteingang - es war eine gertenschlanke junge Frau mit näherungsweise indischen Zügen. Ihre dunklen Haare wallten lockig über ihren Rücken und flossen an ihr entlang wie das Seidengewand das sie trug. Durch das massive Glas des Schaufensters, das ein namenhaftes Emblem trug welches Hinweise auf die obligatorische Durchschussicherheit gab, war sie nicht zu hören aber so wie man sie sah mochte sie wohl fröhlich singen.
An der Tür angekommen machte sie sich daran zu schaffen und zog sie dann auf. Barfuß wie sie war lief man im Inneren des Ladens anscheinend auf gewebten Teppichen aus etwas das aussah wie Flachs und trotz der Tatsache das es ein banaler Bodenbelag war, konnte man den Hauptweg leicht und simpel entlang der kleinen Ziermuster ausmachen die findige Hände mit sorgfalt eingezogen hatten. Es war aber auch nicht so schwer - direkt von der Ladentheke aus, ging ein gerader Gang zur Tür.
Jene war nun geräuschlos aufgegangen in ihren schweren Scharnieren und die junge Frau machte einen Knicks mit einer anfolgenden einladenden Geste. Ihre Stimme plätschert klar und hell in die Nacht hinaus wie sie so stand...

"Willkommen bei Silias Pottery and moore, ich bin Silia... Bitte, treten Sie ein!"

Mit einem lebenslustigen Glitzern in den Augen betrachtete sie ihre beiden Gäste so ganz ohne Scheu und Angst. Lediglich der kurze, sichernde Blick über die Straße und die Tatsache das sie im Inneren des Gebäudes stand - umgeben von sicheren Wänden zur Außenwelt - legte einen Reigen von steter Wachsamkeit in ihr Leben. Just in diesem Moment gab sie anscheinend Clara den Vorzug und hatte eine Freude daran sich an ihrem Sein zu ergötzen. Da lag fast soetwas wie... Anbetung... in ihrem Blick während sie dieses filigrane Gesicht abtastete und sie dennoch nicht berührte weil es der Anstand gebot. Die Augen mussten genügen.
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Re: Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Clara de Vries » 18 May 2016, 10:58

Oh und da gab es so vieles Interessantes, Filigranes, Kunstvolles und ab und an sogar das eine oder andere Kuriosum, das den Blick ihrer grünen Augen verträumt über die einladend dekorierte Auslage wandern ließ. Diese Teetasse dort hinten war ja wirklich eindrucksvoll gearbeitet worden und die mysteriösen Sonnenscheiben, ließen ebenfalls keinen Zweifel darüber aufkommen, das die Besitzer dieser Stätte der verloren gegangenen Handwerkskunst mit sehr viel Liebe und Herzblut begegneten. So etwas fand man dieser Nächte wahrlich selten und im Gegensatz zu den geschickten und unterbezahlten Kinderhänden in dritte Welt Ländern, fand man sich hier vor einem Betrieb wieder, wo Produkt und Produzent sich einander in den sich stetig verändernden Zeiten der Globalisierung noch nicht fremd geworden waren. Wenn man daran dachte wie selbst die namhaftesten Porzellanmanufakturen heutzutage arbeiteten, ihre Künstler bezahlten und die Rohstoffe einkauften, mochte einem ja das Herz bluten. Wo war die Liebe hin verschwunden? Immer ging es nur um Gewinnspannen, Cash-Flows und die Erwirtschaftung von Gewinn, Erhöhung von Profiten. Die erste Regel des Kapitalismus: Verkaufe deinen nächsten wie dich selbst. Solche und ähnliche andere Gedanken, mochten der attraktiven Frau am Schaufenster gerade durch den Kopf gehen, während sie sich redlich darum bemühte ihre gute Laune beizubehalten und ihr Augenmerk wieder auf die Ausstellungsstücke und nicht zuletzt auch auf den eigentlichen Grund ihres heutigen Besuches zu richten.

Dann tritt die eigentümliche Gestalt an den Rand ihrer Aufmerksamkeit und zieht vorerst einige irritierte Blicke auf sich. Was für eine… bemerkenswerte Aufmachung er doch gewählt hatte. Ihre sichtliche Überraschung, weicht einem allmählichen Gesichtsausdruck, der Wohlwollen ausdrücken möchte; sie scheint zu einem gewissen Teil abgestoßen und gleichsam angezogen von ihm und seiner Erscheinung. Da funkelt ein ganz besonders interessierter Glanz in ihren Augen, der wohl dem glänzenden Metall in seinem Gesicht gilt. Mit einem hübschen Lächeln, hoben sich ihre Schultern ein wenig verhalten beschämt ob seines initialen Kompliments.

„Danke. Tja ich habe nach wie vor eine Schwäche für guten alten Rock, Metal und Punk. Das waren noch Stilrichtungen mit Aussagen und Werten. Heutzutage ist alles synthetischer Dubstep und billiger Hip-Hop. Die alten Meister des Rap würden sich bitterlich weinend im Grab umdrehen. Seit wann sind wir so oberflächlich und nichtssagend geworden? Nicht das man diesen dekadent-egoistischen Lebensstil nicht lustvoll zelebrieren könnte aber diese Gedankenlosigkeit verschlägt mir gelegentlich die Sprache. Man sollte immerhin wissen was man tut.“ Die grünen Smaragde ihrer Augen, blieben weiterhin auf ihm haften, als sie einen knappen Schritt an ihn herantrat, um ihm ihre Hand entgegen zu strecken. Es handelte sich just um jene Hand, die zuvor noch ein imaginäres Projektil abgefeuert hatte. „Clara de Vries aber sie dürfen mich gerne Clara nennen, immerhin scheint es doch so, als ob wir beide gleich einen kuscheligen Abend miteinander verbringen werden. Sie müssen Spook sein, freut mich.“, sagte sie mit ungebrochenem Interesse und fand durch die eben gewonnene Nähe zueinander, mittlerweile ganz besonderen Gefallen an seinen üppig aufgetragenem Kajal, dem eigenwilligen Haarschnitt und vor allem an den hübsch roten Accessoires. „Tolle Piercings. Lässt du stechen oder machst du das selbst?“, fügte sie fast augenblicklich fragend hinzu.

Und da gäbe es sicher noch einiges mehr, das sie fragen oder in Erfahrung bringen wollte aber mittlerweile war auch im Inneren des Geschäfts eine grazile Bewegung zu erkennen, die einen Teil ihrer Aufmerksamkeit auf sich zog. Nun, man würde sicherlich noch ausreichend Gelegenheit bekommen sich länger miteinander zu unterhalten und die oberflächlich-äußerlichen als auch innerlich-charakterlichen Eigenheiten des jeweils anderen näher kennenzulernen. So würde Clara dem Neuankömmling kurzerhand nur mit etwas verhaltenem Druck die Hand reichen, sollte er diese ergreifen und sich im Anschluss Silia zuwenden, die bereits vergnügt und scheinbar in grenzenloser Vorfreude in der Eingangstür verweilte; sich an einem höflichen Knicks versuchte. Clara zwinkerte Spook in unauffälliger Art und Weise immer noch lächelnd zu und schenkte ihm einen Blick der im übertragenen Sinne wohl ‚Anschnallen‘ bedeuten mochte; machte dann ein paar knappe Schritte in Richtung der Eingangstür und schenkte der Frau ein warmes Lächeln. Die Augen mussten genügen aber über diese verhaltene Genügsamkeit, war die attraktive Dame, die noch immer die Papiertüte in der linken trug, längst hinaus. Freudig ergriff sie die Hand von Silia und schüttelte diese dezent-höflich, während ihr Blick kurzeitig dem ihren in die sie umgebende Nacht hinaus folgte. War da etwas? Nein, natürlich nicht. Alles in Ordnung. Es gab augenblicklich nur sie, Spook und Clara. Nahezu zauberhaft, wenn man denn schon eine Bezeichnung dafür finden wollte.

Ihren beinahe anbetenden Blick, quittierte sie mit der zurückhaltenden Erziehung einer Lady aus gutem Hause und tadelloser Manieren; legte aber vielleicht ein Stück weit zu viel unterschwellige Bedeutung in den Händedruck. Ihr kalter Daumen, rieb verstohlen über Silias zierliche Hand, wie als ob da mehr wäre, als nur eine liebevolle Begrüßung. Ob der sie umgebenden Dunkelheit, mochte es sich aber dennoch der Aufmerksamkeit eines Beobachters entziehen. Silia hingegen, würde es unweigerlich spüren.

„Vielen Dank für die freundliche Einladung“, führte Clara in gelassenem und zuvorkommenden Tonfall aus. „Ich darf ihnen sagen, dass ich mich schon sehr auf diesen Abend gefreut habe und schon jetzt ganz hin und weg bin von ihren Arbeiten. Es steckt so viel Liebe und Leidenschaft in ihren Werken; sie sind eine bemerkenswerte Frau mit einem geschulten Auge für die zarten, oft vergessenen Details.“ Ihre Hand glitt in die Papiertüte und entzog dieser ein kleines, handliches Päckchen, das in hübsches Geschenkpapier annähernd aztekischer Musterung gehüllt war. Vor allem aber war es strahlend bunt.

„Ich habe mir erlaubt ihnen eine Kleinigkeit mitzubringen. Es ist nichts besonders aber vielleicht haben sie ja dennoch Freude daran. Leider keine Blumen aber ich finde es immer so schade, wenn etwas so hübsches sein Leben so trostlos auf dem Wohnzimmertisch verbringen muss.“ Lächelnd überreichte Clara ihr das kleine Geschenk und warf dann einen kurzen Blick Richtung Spook. Es war wohl offenkundig, dass sie sich demnächst gemeinsam auf den Weg zu einem gemütlichen Abend ins Innere des Gebäudes machen würden. Fraglos war man drinnen auch umso vieles sicherer als hier draußen… oder?
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Re: Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Spook » 23 May 2016, 10:36

Spook zog die Brauen ein wenig hoch angesichts des offenbar so nicht erwarteten eloquenten Wortschwalls, den die grünäugige Fremde von sich gab, schien ihr aber eher angenehm überrascht aufmerksam zuzuhören und derweil nebenbei die Eigenheiten des hübschen Gesichtes zu betrachten, sowie den Spruch auf ihrem T-Shirt, das andere vielleicht als modisch fragwürdige Entscheidung betrachten mochten, ihm jedoch ein zustimmendes Schmunzeln entlockte.

Irgendwann, vermutlich bei den weinenden Meistern des Rap, schlich sich ein Lächeln in seine Mundwinkel, das man sich vielleicht auch einbilden konnte wegen der Piercings.
"Du meinst, man kann nur einem dekadenten Lebensstil frönen, wenn man es ironisch meint?" Dass er sie duzte klang nicht mal nach einer Provokation, sondern so, als würde er das wohlmöglich mit jedem tun. " Oder als Anspielung auf die antiken...Römer oder so?" Bei den letzten Worten klang er so belustigt, dass zum Lachen nicht mehr viel fehlte:

"Tja, was die guten alten Zeiten angeht... ´76 konnte man in London sicher keinen echten Punk auf Vinyl im Laden kaufen, dafür konnte man aber in einem hautengen glitzernden Overall mit Schlag zu völlig sinnentleertem Disco tanzen..." Das Lächeln verrutschte in Schieflage: "Wenn man unbedingt wollte. Und Metall war in den frühen 80ern...da gab es auch die Fraktion mit toupierten Mähnen und blondierten Strähnchen, die eine Charts-Platzierung nicht als Schande betrachteten. Ich fürchte also, Oberflächlichkeit ist kein Phänomen dieser Zeit." Er zuckte die Schultern, als ließe sich daran wohl nichts ändern. "Andersrum: Im Untergrund gibt es immer irgendwelche authentischen Leute. Bis sie einen Vertrag unterschreiben, versteht sich."

Als sie sich vorstellte, lächelte er und als sie gleich darauf seinen Namen vermutete, nickte er nur bestätigend. "Freut mich auch, dich kennenzulernen, Clara.", erwiderte er ihre Begrüßung freundlich und tippte sich mit dem behandschuhten Zeigefinger gegen einen der unteren Ohrringe:
"Ich hab sie einmal stechen lassen, in LA. In dem unglücklichen Fall, dass mir eins...verloren geht, mach ich das selbst. Hab hier noch keinen..." Seine Mundwinkel zucken, bevor er sich eine andere Formulierung überlegt: "...niemanden gefunden, der wirklich gut darin wäre."

Die Hand, die ihr gereicht wurde, war kühl, genauso kühl, wie das hautenge Gummi, in dem sie steckte, der Handschlag wurde kräftig erwidert, wenn auch nicht betont, noch sonst irgendwie speziell. Die Bewegung im Inneren zog früh einen schnellen Blick seinerseits auf sich, der dann wieder zu ihr zurück sprang, um ihr Zwinkern mit einem zustimmenden Zwinkern seinerseits zu beantworten.

Da die scheinbar junge Frau, die dann die Tür öffnete und sie begrüßte, sich in erster Linie auf Clara konzentrierte, hob Spook ivorerst zur Begrüßung nur locker eine Hand und nutzte ansonsten vorerst die Gelegenheit, sie und ihre Details zu betrachten. Wenn auch ohne Verehrung und deutlich unauffälliger. Mit einigen Sekunden Verzögerung folgte er auch Silias und Claras Blick auf die andere Straßenseite, auch wenn er sich eigentlich sehr sicher war, dass dort nichts war. Es sei denn, es war in den letzten zwei Minuten dort erschienen. Was natürlich möglich war...und einen kurzen unauffälligen Blick zu riskieren, während das hübsch und wohl keineswegs gedankenlos eingepackte Geschenk aus der Papiertüte gezogen wurde, konnte sicher nicht schaden. Dann richtete er den Blick an der Inhaberin vorbei auf das Innere des Ladens, soweit man über ihre Schulter hinweg mehr erkennen konnte als durch das Schaufenster. Man mochte eine gewisse vorfreudige oder ungeduldige Neugier in diesen Blick interpretieren, auch wenn er sich ansonsten natürlich noch nicht von der Stelle rührte. Claras Blick wurde mit einem leicht schrägen Lächeln erwidert und einer lockeren Geste, die ihr den Vortritt ließ in die vermeintliche Sicherheit des Ladens. "Hey..", richtete er dann auch noch das Wort an Silia: "...guten Abend." Auch er würde auch ihr die Hand reichen, auch hier ohne Besonderheiten, abgesehen vielleicht davon, dass nicht die entfernteste Spur von Überlegenheit darin lag. Weitere Worte wollte er aber wohl nicht an sie richten, bevor sie den Laden nicht alle betreten hatten.
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Re: Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Maldito Muerte » 23 May 2016, 12:22

Silia errötet und nimmt vorsichtig das Geschenk entgegen als könne es bei Berührung zerbrechen. Eine Reihe fröhlicher, glucksender Laute entfährt ihr während sie das Packerl an sich drückt und dann anstrebt die Tür hinter beiden zu schließen. So wie sie zuvor verschlossen war, mehrere Schlösser schoben den Bemühungen etwaiger Einbrecher lässig einen Riegel vor.
"Vielen Dank, das wäre doch nicht nötig gewesen edle Herrin..."
Etwas an der Art wie sie spricht hat sich verändert, womöglich kann es damit zusammenhängen das die Türe nun geschlossen ist. Hier in ihrem persönlichen Reich, sozusagen, war sie eine eigene kleine Göttin die sich bescheiden unter den anderen wandelnd sah und sichtlich die Aufmerksamkeit jener mochte und genoss. Nur ein paar flinke, leichtfüßige Schritte ziehen voran dann macht sie wieder die einladende Geste - just in diesem Moment veränderte sich das kühle Licht das aus dem hinteren Bereich des Ladengeschäfts kam zu einem sanften Orange und Grün. Mit der geschlossenen Tür war man anscheinend auch der ladeninternen Klimatik ausgesetzt und soweit einem die Geruchssensoren das glaubhaft vermitteln konnten, stand man in einem Bambushaus oder zumindest in einem Djungel und mochte die Geräusche fremdartiger Tiere missen. Das die Regale großflächig aus Bambus zusammengeflochten waren mochte diesen Eindruck verstärken... eigenwillige andere Gerüche wie Paolo Santo, eine Holzart deren Verräuchern Räume reinigte von bösen Geistern, irgendwas frisches das Nuancen von Pfefferminze hatte... und der Duft von Schokolade.
Etwas, das eindeutig jüngst herbeigefügt worden war und auch hier, aus der Werkstatt hereinzog in das Ladengeschäft - der Geruch von heißer, flüssiger Schokolade. Süß und Kräftig mochte man es fast auf der Zunge schmecken wie der Dunst durch den Raum waberte, nur wenige Körper mochten sich der Kindheitserinnerungen entziehen den soetwas auslösen konnte doch, hier unter Toten, war es nur Beiwerk.
Man konnte Silia ansehen das sie ihre Finger kaum unter Kontrolle halten konnte, das Päckchen zu öffnen und hinein zu sehen, was sich darin befand - doch ihre Verpflichtungen wogen schwerer und so lächelte sie, beobachtete die Beiden mit der Sorgsamkeit eines Gastgebers um ihnen die ersten Fragen zu beantworte die vielleicht mit dem ausgestellten Material an dem man vorbei musste, einhergehen konnten. Anscheinend war sie darauf eingestellt das die Gäste sogar in den Laden "ausbrechen" mochten um zwischen den Regalen zu stöbern, wenngleich der Plan eigentlich war das sie dem Hauptfad, den Sonnenscheiben am Anfang entlang, weiter durch tönernes Essgeschirr und Tiergestalten zum Tresen hin folgten... und dahinter in den nicht einsehbaren Raum gingen. Dort, wo die Gerüche am stärksten waren. Dort, wo anscheinend der offizielle Teil des Geschäfts einfach so endete und in irgendwas überging.
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Re: Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Clara de Vries » 23 May 2016, 16:00

Claras Gesichtsausdruck, war eine Mischung aus genügsamen Wohlwollen und dezent-höflicher, ja beinahe gönnerhafter Zurückhaltung, als Silia das soeben überreichte Geschenk voller Dankbarkeit und errötender Freude an sich drückte. Gerade letztgenanntes Erröten, schien der attraktiven Dame mit dem eigenwilligen Urban-Street-Look, ganz besonders zuzusagen. Da huschte ein vielsagendes, sachtes Lächeln über ihre Lippen, das eine unverkennbare Sympathie erahnen ließ. Der kleine, dankbare Wirbelwind, gefiel ihr zusehends und dabei hatte man sich doch gerade eben erst kennengelernt. „Edle Herrin?“, fragte Clara etwas verwundert und ließ der Frage ein verhaltenes Lachen folgen, während das entzückende Etwas sich eilig daran machte die Eingangstür zu sichern. „Es schmeichelt mir zugegebenermaßen so betitelt und geadelt zu werden aber andererseits machen sie mich damit auch ein wenig verlegen. Ich fürchte das ich dann doch leider nicht ausreichend ‚edel‘ und ‚hochwohlgeboren‘ bin, um diese Anrede zu verdienen. Nenne sie mich doch bitte einfach Clara, das genügt völlig.“ Ihre grünen Augen verharrten für den Bruchteil einer Sekunde an den Riegeln und Schienen der Eingangstür. Mehrere Sicherheitsschlösser, Ketten, Sperren und schusssicheres Panzerglas; immerhin. Draußen lag die immerwährende Gefahr einer blutigen Auseinandersetzung, hier drin war man ja wie schon der Geruch nahelegte, unter wohlwollenden Freunden.

Und zwar unter sehr wohlwollenden Freunden, wenn man der Intensität und Vielzahl der hier im Raum liegenden Gerüche Glauben schenken wollte. Und auch wenn es einen zu anfangs womöglich zu erschlagen drohte vor lauter Eindrücken, irgendwo besaß das Geschäftslokal trotzdem einen ‚typischen‘ Geruch für namhafte und hochqualitative Handwerkskunst oder zumindest etwas, das in diesem Zusammenhang nicht völlig deplatziert wirkte. Es verströmte die Sehnsucht weit entfernter oder längst vergangener Kulturen und Religionen, vereinte in sich die verträumten Wälder des Amazonas, genauso wie die glühende Savanne Afrikas. Frisch und zugleich herb roch es, wie der Aufbruch in ein Abenteuer der berauschten Sinne und genauso fühlte Clara sich auch – berauscht. Oder betäubt, würden böse Gedanken unzufrieden im Hinterkopf bemängeln, die sich aber eilig wieder in die tiefsten Untiefen ihres Bewusstseins flüchteten. Neben selbst gemachten Regalen aus Bambus und eindrucksvoller Handwerkskunst, durchzog dann plötzlich der süßliche Duft von Schokolade ihre feine Geruchs Sensorik. Und diese war ja ebenso wie der Rest ihrer genussfreudigen Raubtiersinne, ganz besonders sensibel und detailverliebt. Für ihre Verständnisse, hätten nur noch ein paar halbnackte Teenager mit schläfrigen Augen, einer Shiha-Pfeife oder einem Teller lustiger Pilze gefehlt, die seelig vor sich hindämmerten oder aber ein mit kryptischen Symbolen beschmierter, kahlrasierter Mönch, der meditative Gesänge anstimmte.

Und selbst wenn es ganz offensichtlich die eine oder andere Kleinigkeit in den hübschen Regalen und Ausstellungsvitrinen gab, die sie näher erkunden, befühlen, betasten oder erfragen wollte, verbot sie sich diese, zu diesem Zeitpunkt völlig unpassenden Unhöflichkeiten und folgte Silia gemächlichen Schrittes in den hinteren Bereich des Geschäfts. Man würde später sicher noch sehr viel Zeit haben all diese spannenden Dinge im Detail und mit allen zur Verfügung stehenden Sinnen zu erkunden. Denn schließlich und endlich offenbarte sich für Clara hier eines bereits jetzt schon ganz offensichtlich: Sinne und Sinnlichkeit, Berühren, Riechen, Schmecken und Tasten verwob sich hier zu einer überschwänglichen Symphonie der Lust. Die Lust an sich selbst und seinem Sein. So hätte Freud es wohl beschrieben, wenn sie ihn dazu in einem Buch konsultiert hätte. Oder das Handbuch für angehende Junkies, je nachdem. Sie warf einen Blick in Richtung Spook, der noch immer geprägt war durch ein beständiges Lächeln. Warmherziges Lächeln passte auch geradezu vorzüglich zum Interieur und trotzdem wirkte es manchmal ein wenig unsicher gequält. Wie das ‚erste Mal‘ oder so. Vielleicht wollte sie auch nur in seinem Blick erkennen, was ihm gerade durch den Kopf gehen mochte.
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Re: Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Spook » 25 May 2016, 10:43

Spook nahm Silias Erröten mit einem Hauch eines schräg-sarkastischen Lächelns in einem Mundwinkel zur Kenntnis, und drehte sich mit ihr, als sie die Tür wieder verschloss. Einbrecher ausschloss und...alle, die darin sind....nun ja. Waren in Sicherheit. Natürlich. Er schob sich die schwarzen Strähnen aus dem Gesicht, bevor er sie Drehung fortführte, um sich dann wieder dem Laden mit beiden Augen zu widmen.

Die Anrede, die die Inhaberin des Ladens für Clara verwendete, wurde derweil ohne weitere Regung gehört, auch wenn die Reaktion der edlen Herrin seine Mundwinkel leicht zucken ließ, während er tief durch die Nase einatmete. Nicht genießerisch, sondern eher so, als wollte er die Gerüche, die sich in diesen Räumlichkeiten mischten, in ihre Bestandteile zerlegen, sortieren und sich darüber Gedanken machen, welchem Zweck diese olfaktorischen Details wohl dienten. Möglich, dass es immer so roch. Aber die Schokolade...war wohl kaum für die toten Gäste des heutigen Abends gedacht, nein? Scharf atmete er durch die Nase wieder aus, so wie man Wein bei einer Probe nicht schluckt, sondern ausspuckt, unabhängig davon, ob er einem zusagte oder nicht.

Fragen gab es sicherlich einige in seinen Augen, noch über die hinaus, die sich aus dem Geruch ergaben, aber keine davon wurde vorerst ausgesprochen, so dass Silia nicht davon abgehalten wurde, sie in den hinteren Bereich der Werkstatt zu geleiten. Er folgte ihr und Clara wortlos und saugte dabei mehr von der ausgestellten Handwerkskunst, dem Licht, der generellen Atmosphäre und den Regalen durch die Augen auf, als...gäbe es hier ein Rätsel und als gäbe es auch eine Lösung für dieses Rätsel, wenn man den richtigen Blickwinkel dafür fand. Mehr als den Kopf zu drehen, in die ein oder andere Richtung schräg zu legen und die Haare immer wieder aus dem rechten Auge zu schieben tat er allerdings nicht - er wich genauso wenig wie Clara vom Weg ab, um die Ausstellungsgegenstände aus größerer Nähe in Augenschein zu nehmen.

Bei der Musterung der Umgebung, streifte er Clara unweigerlich immer wieder mit dem Blick, ihren Blick auf ihm bemerkte er aus dem Augenwinkel und wandte ihr den Blick aus eben jenem zu, ohne den Kopf zu drehen. Unter einer hochgezogenen Braue fand sich darin keinerlei Anzeichen von Berauschtheit, dafür eine unausgesprochene Frage an sie neben einer ganzen Reihe von weiteren Fragen und angespannter Wachsamkeit irgendwo im Hintergrund. Etwas, das vielleicht eher die leicht gequälte Unsicherheit ansprach.

Kurz bevor sein Blick sich wieder abwandte und dem Übergang zum Dahinter zuwandte schlich sich allerdings ein Lächeln in den linken Mundwinkel und ein Aufblitzen von Neugier in seine Augen.
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Re: Silias Pottery and moore [Mittelschicht (Spook, Clara)]

Postby Maldito Muerte » 31 May 2016, 12:55

Die Geschichte geht

hier...

weiter.
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