Page 2 of 3

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 05 Jul 2016, 11:19
by Munir Andara
Er blieb stumm, sah sie nur an. Ihren Unterarm hatte er nicht losgelassen. Seine Finger, ja, seine gesamte Hand, waren viel kälter als sein Arm, unangenehm kalt. Als wäre sie erneut ein Kind und würde das erste Mal ohne Handschuhe in einer Schneeballschlacht stehen; die Kälte brannte sich langsam in ihren Arm. Dann ließ er sie ohne einen Ansatz los und deutete auf den Jungen, der weiter hinten im Raum hing. Er ging ein paar Schritte in seine Richtung und drehte sich dann wieder zu ihr um, wartete. Würde sie ihm nicht folgen, würde er mit seinem Kopf auffordernd auf ihn zeigen.

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 05 Jul 2016, 16:50
by Fiona Berdia
Wieder keine Antwort. Seine Arm war kalt. Doch nicht zu kalt. Die Kälte war vorhanden, aber Sie fühlte sich ebenfalls kalt. Wieder ein leises Geräusch aus Ihrem Körper von diesem Wesen. Was war dieses Wesen in ihr? Und warum antwortete dieser Mann nicht.
Er liess sie los mit einer raschen Bewegung und deutete auf den jungen Körper auf der anderen Seite des Raumes.
Fiona war irritiert. Was war mit dem jungen Mann? War es eine Drohung? Warum sagte der Mann nichts. Der Mann drehte sich um, ging in die Richtung des aufgehängten Opfers. Fiona verlor langsam die Nerven. Was war hier los? "Hallo, was ist los? bist du taub? oder stumm?" fragte sie nun, folgte ihm jedoch. Ihre Stimme klang merklich angespannt und genervt.

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 06 Jul 2016, 13:50
by Munir Andara
Ein Lächeln lockerte seine starre Miene kurz auf.
Zweites, formten seine Lippen- stumm. Mit einer Hand zog er einen zerknitterten Zettel aus einer seiner Hosentaschen, runzelte kurz die Stirn und strich die gröbsten Falten aus ihm. Dann hielt er ihn ihr entgegen.

Schau ihn dir an. Erkennst du ihn?

Und sie erkannte ihn, auch wenn sie ihn bisher nur einmal kurz gesehen hatte. Es war einer der Jugendlichen, die auf sie und die anderen Passanten losgegangen waren. Ob er einer von denen war, die ihrem ersten Gesprächspartner hinterhergejagt waren oder einer der anderen, konnte sie nicht mehr sagen. Sie wusste nur, dass sie sein Gesicht zuvor in der Gruppe gesehen hatte. Auch wenn sein auf die Brust gesunkener Kopf, ebenso wie die Wunden, die definitiv neuer waren- das zeigte auch das getrocknete Blut-, ihn anders wirken ließen, hilfloser, schwächer. Er wirkte nun wie der schmächtige Junge aus den Slums, der er auch war.
Aber, und das trotz der Wunden und ihrem eigenen merkwürdigen Zustand, der sie nicht atmen ließ: er atmete, was das flache Heben und Senken seines Brustkorbes bewies.
Munir beachtete den gefesselten Jugendlichen nicht, er hatte seinen Rücken zu ihm gedreht. Er betrachtete nur Fiona, jedoch ausdruckslos.

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 12 Jul 2016, 13:46
by Fiona Berdia
Seine Lippen formten ein Wort. Fiona glaube das Wort "zweites" zu erahnen. Stumm wäre das demfall. Fiona fühlte sich ein wenig schlecht, dass Sie dies so brüsk gefragt hatte. Doch das kurze Lächeln auf seinem Gesicht schien, als ob er Ihr das nicht übel nahm. Dann zog er einen Zettel aus seiner Tasche und hielt diesen Fiona entgegen. Sie las die Nachricht und schaute auf den Mann hinter Munir. Ja, sie erkannte ihn. Einer der Jugendlichen, welcher Sie angefallen hatte. Scheinbar war es ihm nicht gut bekommen. Fiona sah mit Mitleid auf den Jungen. Vermutlich war er hier in den Slums aufgewachsen und kannte kein anderes Leben. Kannte nichts als den Kampf und das Überleben des Stärkeren.
Fiona empfand weniger Wut für Ihn als einfach nur Trauer. Trauer für die Situation, in der er war, und in welcher der Junge lediglich sein Bestes versuchte. Natürlich war da eine kleine Spur von Wut und Hass, für die Schläge. Für die Schmerzen.

Doch... In Ihrem Inneren meldete sich wieder dieses Wesen. Es schrie nach dem Blut dieses Mannes. Schien Fiona nach vorne stürzen zu wollen. Schien diesen jungen, gefesselten Mann weitere Schmerzen zubereiten zu wollen. Fionas Gesichtszüge wurde sehr hart, als Sie sich zu halten versuchte. Das Wesen in Ihr wollte nach Vorne stürmen. An diesem Mann vorbei hin zum gefesselten Jugendlichen. Sie hielt sich jedoch an Ort und Stelle. Ging etwas verbissen sogar einen Schritt zurück. Mit Mühe wandte Sie ihren Blick zurück zum grossen Mann. "Ja. Ich erkenne ihn".
Fionas Reaktion auf den Anblick des Jungen musste für Munir mindestens teilweise ersichtlich gewesen sein.
"hast du das gemacht?" fragte Sie dann, und bezog sich damit auf die Wunden und die Tatsache, dass der Jugendliche gefesselt war.

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 12 Jul 2016, 19:40
by Munir Andara
Ihre Züge wurden schon jetzt härter? Dabei war noch nicht einmal etwas passiert, er hatte nichts von ihr verlangt, ihr nichts befohlen, sie lediglich etwas gefragt. Es musste wohl das Tier sein, das sie gerade zu beherrschen versuchte. Oder- nein, das war nicht möglich, noch nicht. Später vielleicht, aber jetzt? Nach wenigen Minuten nicht. Das würde bedeuten, er hätte einen Fehler gemacht. Und er konnte sich nicht getäuscht haben.
Aber wieso trat sie vor dem Jungen an der Wand zurück? Hatte sie noch immer Angst vor ihm? Der Gedanke durchzuckte ihn, hinterließ leichten Spott, der sich auch ihr anhand seines leicht angehobenen Mundwinkels offenbarte. Oder hatte sie Angst vor dem Tier und am liebsten einen Schritt weg von sich selbst gemacht? Das konnte er schon eher verstehen. Jedenfalls mehr, als Angst vor einem gefesselten
Menschen.
Aber das spielte jetzt keine Rolle für ihn, ihre Gefühle hatten ihn nicht zu interessieren.
Mit einer gemächlichen Bewegung griff er in eine seiner Taschen und brachte nebst einem kleinen Bleistift einen älteren, kleinen Notizblock zum Vorschein. Auf diesen fing er an zu schreiben, wobei er sich dabei scheinbar mehr für das Blatt als für sie zu interessieren schien. Er schien jedenfalls keine Angst zu haben, sie würde ihn angreifen können oder auch nur wollen, oder gar vorhaben zu fliehen. Nachdem der Stift einige Sekunden mit einem Kratzen über das Papier gekrochen war, hielt er ihr den Block hin.


Gut. Nein, er ist hinter uns hergelaufen, weil er sich bei dir für sein Verhalten entschuldigen wollte. Als wir dann vorhin hier angekommen sind, ist er dann leider die Treppe auf dem Weg nach oben hinuntergefallen, deshalb hat er die Wunde. Wie du sehen kannst, ist er dadurch ziemlich mitgenommen und konnte kaum noch stehen. Da er auf dem Boden zu sehr gefroren hat, hat er sich an die Trainingspuppe gelehnt. Er hat gedroht, dort zusammenzubrechen, deswegen habe ich ihn mit den Fesseln stabilisiert.

Er zögerte kurz, blieb allerdings ausdruckslos, ehe er den Block wieder zu sich zog und begann, auf eine neue Seite zu schreiben.

Wer sollte es denn sonst gewesen sein? Wieso interessiert dich, wer das
Als er glaubte, sie könnte an der Stelle angelangt sein, deutete er auf den Jugendlichen.
getan hat, wo dich doch ganz andere Fragen wurmen sollten? Zum Beispiel, wo du hier bist. Oder wieso du nicht atmest. Wer ich bin.
Du weißt also, wer das ist. Dann weißt du auch, was er getan hat. Was, denkst du, sollten wir jetzt mit ihm machen?


Dabei war die Ausdrucklosigkeit aus seinem Gesicht gewichen und hatte einem schmalen Grinsen platzgemacht, das jedoch nicht seine Augen erreichte.

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 18 Jul 2016, 16:15
by Fiona Berdia
Munir schien keine Hast zu haben, und zog gemächlich einen Stift und Zettel hervor. Er schrieb etwas. Sie hörte das Kratzen von Blei auf dem Papier. Was schrieb er? Das Warten behagte ihr nicht. Nach einigen wenigen Sekunden, welche Fiona jedoch länger vorkamen, hielt er den Zettel ihr hin. Begierig begann Sie zu lesen.

Doch er schien sarkastisch geschrieben zu haben. Das regte Fiona auf. War das hier nur ein Spiel für ihn? Nahm er diese Situation überhaupt ernst? Sie merkte, wie das Etwas in Ihr drin sich zusammen mit dieser Wut breit machte. Sie sah ihn daher mit einem wütenden Blick an, als er den Block zurücknahm und nochmals zu schreiben begann. Diesmal ging es schneller. Er war sich der Ironie seiner vorherigen Nachricht bewusst.
Er fragt sie, warum sie das wissen wolle. Wobei es doch wichtigere Dinge für sie geben sollte. Nun, da hatte er Recht und gleichzeitig Unrecht.
Es wäre eine hilfreiche Information ob dieser Mann wirklich so stark war, wie er aussah. Oder ob es lediglich Handlanger waren, welche diesen Jungen so hergerichtet hatten. Sie tendierte jedoch zu ersterem. Hier in den Slums überlebten die meisten nicht aufgrund anderer, sondern nur mit der eigenen Stärke. Genauso wie es bisher auch Fiona geschafft hatte. Doch ihre Scharfsinnigkeit musste Sie dem Mann hier nicht gleich zeigen.

Weiter sollte sie doch fragen, wo sie hier sei, warum sie nicht atme und wer er sei. Nun, es stimmte, das waren Fragen, welche Sie sehr interessierten. Doch vorhin hatte er ja keine Antwort gegeben.
Dann stand da noch,w as man mit dem Jugendlichen anstellen wolle. Das war Fiona, ehrlich gesagt, ziemlich egal im Moment. So sehr der Gefesselte auch ihr Mitleid erweckte, da sie vermutete, dass er immer hier in den Slums aufgewachsen war, so war Ihre eigene Situation momentan wichtiger für sie. Sie war sich sicher, dass Diana irgendwo hier in den Slums war.

"Nun, wer bist du und wo bin ich?" fragte Sie, und ihre Stimme klang aggressiver als sie es vorgehabt hatte. Sie wusste nicht, was sie von diesem Riesen vor ihr halten sollte. Sympathisch war er ihr nur bedingt. Auch wenn er ihr das Leben gerettet hatte. Er würde etwas dafür haben wollen. Und das war Fiona unangenehm.

Sie zeigte auf den Jugendlichen, "was du mit ihm machst, ist mir egal. Ich werde nichts gegen..." Sie hatte mit starker Stimme angefangen, doch als Sie gerade sagen wollte, dass sie dem Jugendlichen nichts antun würde, wehrte sich ihr inneres. Diese Etwas in drin schien zu rebellieren, als sie das sagen wollte. Fiona griff mit Ihrer Hand in ihren Bauch. Was war das. "Was ist das in mir drin?" fragte Sie nun sehr direkt. "was hast du mit mir getan?" hakte sie gleich nach, vorwurfsvoll.

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 19 Jul 2016, 00:17
by Munir Andara
Wütend war sie. Amüsant. Ob sie wohl irgendwann die Beherrschung verlor? Ob ihrer Wut und den Bildern, die ihm seine Vorstellung bescherte, musste er grinsen. Wie sie auf ihn losging. Ein Messer suchen würde, um auf ihn einzustechen, um hinterher wegzurennen.
Aus ihrem Blickwinkel betrachtet war er ihr wohl tatsächlich einige Erklärungen schuldig. Innerlich noch immer grinsend, begann er Antworten zu schreiben.


Ich bin Munir und du bist in dem, was von einer alten Kirche übrig ist. In Sicherheit.
Oh, ich werde nichts mit ihm machen.


Sein Grinsen wurde noch breiter, als sie Bekanntschaft mit dem Hunger machte. Mit dem Tier. Sollte sie erst einmal warten, wenn ihre Beherrschung nicht mehr ausreichen würde, sie würde staunen, über wieviel Macht es gebieten konnte...

Was in dir „drin“ ist? Blut. Vielleicht kannst du es dir unter dem Begriff „Tier“ besser vorstellen. Weißt du, was passiert, wenn du jemanden- oder ein Tier- aufschneidest und im Meer schwimmen lässt? Am besten im tiefen Meer. Haie kommen und geraten in einen Blutrausch. So ähnlich kannst du es dir vorstellen, denke ich. Du wirst es noch besser kennen lernen, keine Sorge. Und was ich mit dir getan habe? Ich habe dafür gesorgt, dass du den Menschen, den du suchst, noch finden kannst. Hätte ich nicht eingegriffen, würdest du noch dort liegen, wo ich dich gefunden habe. Ausgeraubt und geschändet, denke ich. Wahrscheinlich aber tot. Wäre dir das lieber gewesen?

Noch während er den Text schrieb, war das Grinsen von seinen Lippen verschwunden. Kalte, fast schwarze Augen erwarteten ausdruckslos ihre Antwort.

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 02 Aug 2016, 14:55
by Fiona Berdia
Erst grinste er komisch. Was war das hier für ein Spiel. Was war das für eine Person ihm gegenüber. Fiona merkte wie dieses etwas in ihr Kontrolle übernehmen wollte. Doch das würde sie nicht zulassen.
Nachdem Sie die neue Nachricht des Riesen gelesen hatte, wusste Sie endlich einen Namen. Und einen Ort. Munir hiess er also und sie waren hier in einer Kirche. Das war zwar keine sehr spezifische Information, aber immerhin etwas. Und dass sie in Sicherheit war. Nun, das bezweifelte Sie doch ein bisschen.
Im Versuch eine gesellschaftliche Konvention aufrechtzuerhalten, erwiderte sie. «Ich bin Fiona.» mit eher matter Stimme. Sie wollte gleich weiterfragen, hielt jedoch direkt inne. Sie sah, dass er bereits wieder auf dem Zettel schrieb. Dies gab ihr die Zeit, sich in dem Raum umzusehen. Sie war also in einer Kirche. Sie vermutete, dass diese noch immer in den Slums von Chicago war. Sicher konnte sie sich jedoch nicht sein. Es war dunkel. Es war Nacht. Wie lange war Sie auf dem Boden gelegen? Und warum konnte Sie so gut in der Nacht sehen?
Nach etwas längerer Zeit bekam Fiona den von Munir beschriebenen Zettel. Sie las den Text. Ihr Kopf war irritiert. Ihr Körper, dieses Tier, wie Munir es beschrieb, brodelte in Ihr. Verlangte nach Essen. Nach… Blut. Fiona las den Text noch einmal. Sie verstand die Worte. Sie verstand die Sätze. Doch der Inhalt ging nur langsam in Ihr Bewusstsein ein.
Es verlangte ihr also nach Blut? Und was noch wichtiger war. Woher wusste Munir, dass Sie jemanden suchte? Wusste er etwas über Diana? Was war hier alles los. Und er hatte sie gerettet. Aber was er mit ihr gemacht hatte, stand da nicht. Sie musste Antworten haben.

«Danke, aber WAS hast du mit mir gemacht?» fragte sie nun nochmals, mit Nachdruck. Sie wollte wissen, was hier gespielt wurde. Sie wollte endlich wissen, was hier abging. «Was bist du? Und woher weisst du, dass ich wen suche? ANTWORTE MIR!» Sie steigerte sich in eine Wut. Dieses stete Ausweichen Ihrer Fragen und doch Antworten darauf ging ihr auf die Nerven. Das ‘Tier’ in Ihr regte sich. Regte sich mit ihr auf. NEIN, das würde sie nicht zulassen. «Sorry….» sagte Sie nach einer kurzen Pause für Ihren Wutausbruch. «Nein, tod wäre mir nicht lieber gewesen…» antwortete Sie noch auf die letzte Frage auf dem Zettel.

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 02 Aug 2016, 20:09
by Munir Andara
Sah er da.. Zweifel? Woran? Er rief sich den Wortlaut der zuvor verfassten Nachricht wieder in seinen Kopf. Wieso sollte sie an seinem Namen zweifeln? Nein, das ergab keinen Sinn. An dem Ort vielleicht? Womöglich, immerhin sah es hier nicht mehr aus wie in dem Inneren einer Kirche. Wahrscheinlich aber zweifelte sie an ihrer eigenen Sicherheit. Oder seiner Aussage darüber. Wieso aber sollte er ihr nun etwas antun? Wieso nach dem Kuss? Sie war ihm zuvor vollkommen ausgeliefert gewesen, hätte nicht einmal die Möglichkeit gehabt, sich zu wehren. Kam ihr das nicht in den Sinn? Zudem war sie seinetwegen noch am Leben. Nun, vielleicht nicht ganz am Leben, aber immerhin noch nicht vollkommen tot. Aber vielleicht ignorierte sie die Fakten auch einfach, nur die wenigsten reagierten mit Bedacht in derartigen Stresssituationen.

Nachdem sie ihren Blick einige Momente hatte schweifen lassen, konnte sie sich einen genaueren Plan des Raumes machen. Einige Meter vor ihr waren die Trainingspuppen an der gegenüberliegenden Wand aufgestellt- mit dem daran gefesselten Jugendlichen. Rechts davon sah sie eine breite Fensterfront aus recht dick wirkendem Glas. Als sie hinaussah, konnte sie gedanklich ihren ungefähren Aufenthaltsort bestätigen. Es war so, wie sie geglaubt hatte, sie war noch in den Slums. Sie sah zerfallene Häuser, regelrechte Ruinen, verfallene Straßen und noch ein paar wenige Mutige oder Dumme, die sich zu dieser Uhrzeit- wie spät es auch sein mochte, so war es doch dunkel und somit Nacht- noch auf ebenjenen Straßen herumtrieben.
Als sie ihren Blick wieder auf den Raum fokussierte, nahm sie die Tür hinter sich wahr, die jedoch geschlossen war. Und sie konnte einige Meter davon entfernt an der selben Wand sogar eine zweite Tür ausfindig machen. An der Wand zu ihrer Linken bemerkte sie eine ebenfalls verschlossene Tür, den Abschluss machte, auf der anderen Seite des Raumes ihr gegenüber eine letzte, verschlossene Tür. Eine jede von ihnen schien massiv zu sein, sowie relativ neu. Neuer jedenfalls als das Gemäuer, das sie um sich herum in Augenschein nahm. Dieser Ort schien schon bessere Tage gesehen zu haben, das bewiesen die alten Steinplatten des Bodens, die Wände und die Decke. Aber er schien auch schon schlechtere gesehen zu haben, was die neuer wirkende Ausstattung bewies. Den Abschluss bildeten einige spärliche, ihr bekannten Geräte an den Wänden, die definitiv dem Zweck der körperlichen Ertüchtigung dienten.

Er sah ihre Ungeduld, ihre Wut, noch bevor sie sich deshalb Luft machte und die Zügel aus der Hand gab. Er wartete ihren Ausbruch ab, ebenso wie ihre Entschuldigung. Ließ einige weitere Sekunden verstreichen, bevor er mit der ihr bekannten Methode antwortete. Ein kleines Schmunzeln zierte sein ernstes Gesicht, als er dies tat.


Was genau, musst du nicht wissen. Ich habe dir.. Leben geschenkt. Oder eine neue Art des Lebens, das trifft es vielleicht besser. Was ich bin.. das, was du jetzt auch bist, schätze ich. Und was könnte das sein? Ich bin mir sicher, du hast dir bisher schon ein Bild gemacht, was gerade abgehen könnte. Wir benutzen dafür allerdings nicht das Wort, das du wahrscheinlich kennst. Wir nennen uns Kainiten. Und woher ich weiß, das du jemanden suchst? Du fragst derart viele Menschen, was erwartest du denn? Dass jeder von ihnen brav seinen Mund hält? Denkst du wirklich, die, mit denen du gesprochen hast, wären die einzigen, die wissen, dass du wen suchst?
Wäre dir vielleicht die geringe Möglichkeit lieber gewesen, sie hätten dich nur ausgeraubt und geschändet? Immerhin wärst du dann noch am Leben und könntest weiter jeden fragen, der dir ein wenig seiner Zeit überlassen würde. Du hättest fast keine Verpflichtungen- abgesehen von deiner Arbeit, versteht sich. Und vielleicht deiner Suche. Falls dir das lieber sein sollte als die Sicherheit hier, kann ich dich gerne zu einer neuen Gruppe Halbstarker bringen, die nur darauf warten, jemanden wie dich in ihre dreckigen Hände zu bekommen. Du würdest wahrscheinlich sogar alles, was sie mit dir anstellen würden, überstehen. Aber dennoch ziemlich schnell draufgehen, wenn auch nicht durch ihre Hände. Oder durch ihre Waffen oder anderen Körperteile. Du kennst keine der Regeln. Du glaubst vielleicht zu wissen, wie man überlebt, aber das Wissen kannst du jetzt getrost über Bord werfen. Du weißt es nicht.

Re: Nightmare [Humboldt Park - Slums; Fiona/Munir]

PostPosted: 05 Aug 2016, 12:00
by Fiona Berdia
Wieder die kurze Pause. Diese kurze Pause, bevor er etwas schrieb. Diese kurze Pause, welche an Fionas Nerven zerrte. Doch liess sie sich das nicht anmerken. Vermutlich war es sein Ziel, sie damit zu triezen.
Sie wollte diese Situation erfassen. Sie wusste, momentan hatte sie Ihnen Kopf nicht beieinander. Das musste sich ändern. Sie wusste jedoch nicht, weshalb Munir sie gerettet hatte. Aus reiner Menschenliebe bezweifelte sie. Die meisten Menschen dachten nur noch an sich selbst. Munir sah nicht aus, wie der Typ welcher sich selbstlos um andere Personen kümmerte. Was für einen Nutzen sollte er davon haben. Was war der Nutzen davon, diese Jugendlichen hier zu haben. Bei dem Gedanken an den Jugendlichen kam wieder das Tier in ihr. Ihre Gesichtszüge verhärteten sich. War dies ein Teil dieser neuen Krankheit? Eine neue Form? Sie hatte davon noch nie gehört.

Sie sah den Stift über den Zettel huschen. Sie wollte die Antwort. Sie wollte die Antwort jetzt. Auch wenn sie sich entschuldigt hatte, so war ihre Wut doch berechtigt. Was war hier los.
Sie nahm den Zettel von Munir entgegen. Sie las die Nachricht.
Zumindest hatte sie nun einen Namen für das, was das hier war. Kainit. Nun die Frage woher er das mit Diana wusste, war eigentlich auch klar. Sie hatte sich schon denken können, dass sie hier in den Slums einen gewissen Ruf hatte.
Der zweite Teil der Nachricht war wieder unklar. Sie hatte doch bereits erwähnt, dass sie dankbar war, nicht tot zu sein. Und was für Regeln kannte sie nicht?
«Also, dass mit den Kainiten. Ist das auch etwas, was es erst seit…. Dieser Neuschaffung der Erde gibt? Seit 2001? Oder ist das auch etwas was mit diesem Alice Syndrom zu tun hat? Und von was für Regeln sprichst du?»
Man merkte, wie sich Fiona langsam fassen konnte. Ihr Hirn funktionierte wieder und sie konnte die Situation immerhin ein wenig besser einschätzen. Dieses Tier in Ihr war komisch, aber damit würde sie auch fertig werden.
«Und eben, danke, dass ich nicht tot bin. Aber…» sie sah ihn ein wenig berechnend an «was erhoffst du dir davon, mich gerettet zu haben? Ich glaube nicht, dass du das aus reiner Menschenliebe für mich getan hast.»
Sie drehte sich von Munir ein wenig weg. Wollte aus dem Fenster schauen, ob draussen noch etwas los war. Doch als Sie ihren «Retter» aus dem Augenwinkel sah, fiel es ihr plötzlich wieder ein. Sie hatte ihn schon mal gesehen. Bereits mehrere Male. Er war auch bereits in der Bar gewesen, in der sie arbeitete. Rasch drehte sie sich wieder zu Munir. Ja, jetzt erinnerte sie sich. Er war immer sehr still gewesen. Riesig, aber unscheinbar. Schien nie grossartig auffallen zu wollen.
«Ich habe dich bereits gesehen…. In Westtown. In der Bar in der ich arbeite.» Innerlich fragte sie sich, ob er sie verfolgte. Oder ob dies hier nur ein Zufall war. Doch nüchtern betrachtet war dies auch nicht weiter wichtig. Sie war nun hier. Ein Kainit. Was auch immer das nun genau heissen mochte. Ihr fiel der letzte Teil seiner Botschaft wieder ein. Sie konnte ihr Wissen fürs Überleben über den Haufen werfen. Weshalb?
«was heisst das nun, ein Kainit sein? Warum ist das Überleben anders?»