Abendmesse [Mittelschicht, offen]


Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Abigail Green » 09 Apr 2016, 02:16

"Wirklich?"

Es war keine echte Frage. Natürlich glaubte sie ihm. Vielmehr drückte es ihre Überraschung aus. Sie schaute ihn interessiert und auch anerkennend an.

"Wie wird denn ein Hirte zum Jäger?"

, fragte sie neugierig und schob schnell hinterher:

"Wenn Sie nicht drüber reden wollen nehme ich Ihnen das natürlich nicht übel..."
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Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Elias » 09 Apr 2016, 10:48

"Eine wirkliche Wahl hatte ich nie... Vielleicht war es das Verlangen immer mehr zu lernen, zu wissen. Aber im wesentlichen war es Leidenschaft die zu meinem Fall und zu meiner Wiedergeburt führte. Viele schlimme Dinge geschehen aus einem emotionalen Augenblick heraus. Ebenso wie viele Gute."

Ganz kurz hing er einem Gedanken aus der Vergangenheit nach, eher er seinerseits fragte.

"Und Sie? Ich habe Sie noch nie in diesem Viertel gesehen, noch bei einen der gesellschaftlichen Zusammenkünfte unserer Art. Wie kommt es dass eine Gläubige zum Jäger gemacht wurde?"

Elias Körpersprache gab zu verstehen, dass auch er ein Ausweichen oder Ausbleiben einer Antwort verstehen würde.
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Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Abigail Green » 09 Apr 2016, 12:39

Abby lauschte ihm aufmerksam. Es war schon erstaunlich wie viele Gemeinsamkeiten die Beiden zu haben schienen. Dennoch zögerte sie etwas, als sie an der Reihe war. Sie hatte ihre Geschichte noch nie Jemandem erzählt und würde es auch nicht einfach so tun können, selbst wenn wie es wollte. Ihr Schmerz und ihre Reue waren zu groß.

"Bei mir war es wohl Ähnlich..."

, sagte sie nur. Mehr konnte sie einfach nicht preisgeben.

Sie schwieg einen Moment, bemüht die Gedanken an Liam wieder abzuschütteln, bevor sie auf seine andere Frage einging.


"Ich bin neu in der Stadt ... Und von solchen gesellschaftlichen Zusammenkünften habe ich mich immer fern gehalten."
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Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Elias » 09 Apr 2016, 14:47

Mit dieser Art von vager Antwort konnte er gut leben, war seine eigene doch kaum weniger diffus gewesen. Zudem war Vorsicht wichtig und Abigail schien sich dessen bewustt zu sein und so nickte Elias lediglich verständnisvoll.

"Sie haben sich ferngehalten? In gewisser Weise ist das sehr weise, andererseits habe ich es selbst einige Jahre so gehandhabt und feststellen müssen, dass die Einsamkeit der dunklen Stimme in uns Auftrieb verleiht."

Er musterste Abigail erneut, versuchte sie einzuschätzen und zu einem Entschluss zu gelangen.

"Aber Sie wissen um die gesellschaftlichen Zusammenhänge und Gruppierungen unserer Art?" fragte er mit deutlich besorgtem Unterton, hoffentlich wiederholten sich gewisse Ereignisse hier nicht, jeder Unwissende war eine gefahr für sie alle.

"Ganz abgesehen davon: Wenn Sie neu in der Stadt sind brauchen Sie vielleicht in irgendeiner Form Hilfe? Und wenn es nur eine neue Garderobe ist um weniger aufzufallen... womit ich Ihnen keinesfalls zu nahe treten möchte." beeilte er sich zu versichern."Ich versichere Ihnen Abigail, dass jegliche Hilfe meinerseits keinerlei Verpflichtung oder Gegenleistung von Ihnen erfordert. So fern mir solches auch sonst liegen mag, aber bei einer wahren Gläubigen sehe ich dies als meine Pflicht an."
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Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Abigail Green » 09 Apr 2016, 21:27

Abigail bemerkte seine Besorgnis und fürchtete sie bestätigen zu müssen.

"Naja, ich habe schon ein paar Dinge mitbekommen, aber ich bin wohl nicht auf dem Laufenden. Ich hab mich seit dem Blackout aus Allem heraus gehalten... Und davor ... habe ich eigentlich auch nur am Rande der Camarilla existiert."

Sie war sich ziemlich sicher, dass Elias kein Problem damit hatte, wenn sie sich am Ehesten der Camarilla zuordnen würde. Dennoch beobachtete sie seine Reaktion mit leichter Unruhe. Sie wusste eben nicht, was sich in der Zwischenzeit verändert hatte. Der Blackout hatte sicher Einiges zerrüttet.

"Tatsächlich könnte ich Hilfe brauchen."

, antwortete sie verlegen und schaute an sich herunter.

"Meine Kleidung ist wirklich in schlechtem Zustand... Aber ich würde ungerne Hilfe ohne eine Gegenleistung annehmen. Wenn ich etwas für Sie tun kann, dann tue ich das gerne."
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Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Elias » 09 Apr 2016, 23:52

"Camarilla also... naja, wollen Sie denn dahin zurück? Oder lieber ungebunden bleiben? Oder sich völlig neu orientieren? Das ist alles was ich als Gegenleistung gern wüsste. Das heisst wenn Sie denn darauf bestehen, denn wie ich schon sagte würde ich Ihnen auch so helfen." Das würde er wirklich, doch hatte sich ein vorsichtiger Unterton eingeschlichen, insbesondere bei seiner Frage nach einer möglichen Neuorientierung. Abigail wirkte zwar nicht wie eine von 'denen' aber Elias war sich zu gut bewusst, dass der Schein bedauerlicherweise manchmal trog...
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Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Clara de Vries » 10 Apr 2016, 08:46

"Wie deine Hilfe aussieht wissen wir ja bereits..."

Ertönte dann völlig unvermittelt eine weibliche Stimme hinter den beiden Spaziergängern. Er würde sie ohne Zweifel erkennen, die Dame an seiner Seite wohl nicht. Und würde man sich daraufhin kurz entschlossen umdrehen, so würde man in einer Entfernung von nicht einmal zehn Metern, eine attraktive Dame erkennen, deren Name dem einen oder anderen in der Stadt bereits etwas sagte. Clara ging da in gebührendem Abstand hinter ihnen; hielt eine brennende Zigarette in der Hand und blies genüsslich den Tabakqualm in die Nachtluft. Ihre Lippen umspielte ein höhnisches Lächeln in dem keine Wärme lag. Man könnte sich mit ihr gut und gerne die Betriebskosten für einen Kühlschrank sparen.

Ihr abschätzig auf Elias ruhender Blick, wanderte von ihm hinüber zu seiner Begleitung und endete in einem abrupt geringschätzigem Lachen. "Der barmherzige Samariter, Beschützer der Schwachen, Rächer der Enterbten und Bewahrer des frommen Glaubens..." Ihr Kopf mit den hübsch drapierten Haaren schüttelte sich kaum merklich, als sie Abigail einmal kritisch beäugte. "Weißt du überhaupt was dieser genügsame Mann Gottes da neben dir für infame Lügen erzählt? Oh, wie ist er nicht sympathisch. Dieses gewinnende Lächeln, diese funkelnden Augen und der entzückende Lockenkopf, zum Anbeißen wirklich." Ihre Absätze hallten spitz über den Aspahlt, als sie ein paar knappe Schritte auf das Pärchen zuging.

"Und ehe du dich versiehst, hat er dich genau da wo er dich haben will. Nackt und willig, seine Zunge in deinem Rachen und seinen Schwanz bis zum Anschlag in dir. Selbst eure nachfolgende Gespräche vermitteln eine so warmherzige Sympathie, das du den Tränen nahe bist. Soviel Freundlichkeit, soviel Güte, soviel Intimität. Zum Abschluss gibt es sogar noch einen Satz neue Klamotten, weil du die Beine so artig breit gemacht hast und dich ohne großen Widerstand hast ficken lassen."
Ihre Zigarette landet glühend auf dem Aspahlt; wird dort unter einem ihrer Absätze zerdrückt. Den Kopf den Nacken gelegt, bläst sie die lezten Rauchschwaden in die Luft und bedenkt Elias mit einem verächtlichen Lächeln.

"Nicht einmal eine Woche später, wird er dich dann noch einmal ficken; diesmal im übertragenen Sinn. Er lässt dich fallen wie eine heiße Kartoffel, verrät, betrügt und intrigiert gegen dich. Das witzigste daran: Du bist nicht einmal anwesend sondern bekommst alles erst über fünf Ecken nacherzählt, ohne wirklich zu wissen, womit du so eine Behandlung eigentlich verdient hättest. Aber das macht nichts..." Sie baut sich in vielleicht einem Meter Abstand zu den beiden auf. "Ihm macht es zumindest nichts, denn er ist ja nach wie vor der hilfsbereite Charmeur mit der weißen Weste und dem süßesten Lächeln von hier bis Washington."

Ihre grünen Augen wandern zu Abigail und auch wenn sie keine Ahnung hat wer sie ist, richtet sie ziemlich eindeutige Worte an sie.

"Wenn du mehr als ein Objekt sein willst Liebes, an dem sich dieser Traum von einem Charmebolzen austoben kann; im buchstäblichen und im übertragenen Sinne, dann kleb ihm eine und verschwinde ganz schnell wieder dahin, woher du gekommen bist...."

Langsam drehen sich ihre funkelnden Augen wieder zu Elias, fixieren diesen und Clara fügt immer noch an Abigail gerichtet hinzu.

"Andernfalls würde ich die klassische Missionarsstellung empfehlen, da kann er direkt in dein Gesicht sehn und zehrt noch wochenlang von diesem Bild, wenn er dich nur kurze Zeit später benutzen kann um sich selbst zu glorifizieren. Du bist bloß Spielzeug für ihn..."

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Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Abigail Green » 10 Apr 2016, 12:54

Abigail folgte den Ausführungen der Dame mit zunehmender Überraschung. Sie war so elegant, so schick gekleidet, aber ihr Mundwerk widersprach dem Anblick vollkommen. Eloquent war sie ja, aber die Wortwahl... Sie musste einen unglaublichen Groll gegen Elias hegen. Wer war sie? Und was war zwischen den Beiden geschehen?

[Aura Wahrnehmung: Patzer]

Ihre Geschichte klang, als sei sie aus eigener Erfahrung erzählt. Sie hätte Elias völlig anders eingeschätzt, aber genau darum ging es der Dame ja. War Elias so ein guter Schauspieler und Lügner? Hatte sie sich beim Lesen seiner Aura so vertan oder war er etwa so gut darin, seine Gefühle und Absichten zu verschleiern, dass er sogar seine Aura beeinflussen konnte? Abby wusste nicht, ob das überhaupt möglich war.
Abigail würde zunächst schweigen und noch keine Position beziehen, sondern erst abwarten was Elias zu diesen Vorwürfen zu sagen hatte.
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Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Elias » 10 Apr 2016, 23:37

Diese Stimme, als Elias Claras Stimme hörte blieb er stehen und drehte sich ganz langsam zu ihr um. In seinen normalerweise recht kontrollierten Gesichtszügen stritten Freude darüber Sie überhaupt zu sehen mit der Abneigung über den Inhalt und den Ton des Gesagten, um schließlich mit einem kühlen Lächeln zur Ruhe zu kommen.

"Clara, wie schön dich zu sehen."
Seltsamerweise schien es tatsächlich so, auch wenn Elias ein anderer Zeitpunkt, ein anderer Ort und vor allem kein Publikum lieber gewesen wäre. "Ich verstehe deine Wut, deine Entrüstung... doch das tue ich wirklich. Ich bedaure wirklich, dass ich das tun musste, aber ich war gezwungen ein Zeichen zu setzen."

Ihren Blick, diese funkelnden Augen die ihn förmlich durchbohrten fing Elias auf, erwiderte ihn mit einer Intensität... er könnte jetzt gleich dieser Szene die Sie ihm hier machte ein Ende bereiten... doch das Tat er nicht, unternahm keinen Versuch. Er war sich sicher dass Clara das hier jetzt brauchte und jeden Versuch auf ihren Geist einzuwirken würde Sie sicherlich nie vergeben können. Gut, als ob das noch eine Rolle spielte, aber die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt.

"Ungeachtet dessen was du vielleicht glaubst Clara, so bin ich nicht. Was wir zusammen hatten war Einzigartig und wird es auch bleiben. Ich habe dich belogen, das stimmt, aber benutzt habe ich dich nicht. Unsere jeweiligen Loyalitäten kamen doch erst danach zur Sprache, und ja da beließ ich dich im Glauben und bestärkte dich sogar darin, dass ich mich deiner, eurer Sache verpflichten würde. Als das mit uns passierte gingst du davon aus, dass ich der selben Sekte angehören würde wie die meisten meiner Herkunft, genauso wie ich von dir annahm du würdest der gleichen angehören wie die meisten deines Blutes. Du hast dich zuerst offenbart und ich bin mitgegangen, anders herum wäre es wohl nicht viel anders gewesen."

Während Abigail für den Moment fast vergessen schien für Elias, trat er einen kleinen Schritt auf Clara zu und sagte mit leiser Stimme:
"Du bist kein Spielzeug für mich Clara und auch wenn ein Konflikt mit deinem Führer unvermeidlich ist, DU bist nicht mein Feind. Du must es nicht sein..." Wenn Clara nichts dagegen unternähme würde Elias noch näher treten und etwas in ihr Ohr flüstern. Dann würde er wieder zurücktreten, Clara sehr ernst ansehen und weitersprechen.

"Es tut mir leid dich verletzt zu haben, denn trotz aller Differenzen ideologischer oder machtpolitischer Art bist du das einzige Wesen in dieser Stadt, das mir etwas bedeutet. All die stofflichen Überbleibsel unserer Begegnung... ich werde sie vernichten, restlos. In deinem Beisein wenn du magst."

https://www.youtube.com/watch?v=1CurN2Fg-2E
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Re: Abendmesse [Mittelschicht, offen]

Postby Clara de Vries » 11 Apr 2016, 19:16

I've been here before
But always hit the floor


Ihr Ausdruck verliert langsam an unnachgiebiger Kälte, dafür ist es nun stumme Verblüffung, die sich in ihrem Gesicht abzeichnet. Den Mund halb offen und mit schier ungläubigem Blick, schüttelt sie langsam und unkontrolliert ihren Kopf, wie als müsse sie sich verhört haben; als wäre all dies hier nur eine lächerliche Farce, ein Theaterstück bestenfalls. Ist sie heute Nacht überhaupt aufgestanden oder liegt sie noch im Bett? Warum zwickte sie niemand? Unglaublich.

I've spent a lifetime running
And I always get away


„Hallo Clara? Wie schön dich zu sehen? Sag mal hast du sie noch alle?“, bricht es dann mit bebender Stimme aus ihr heraus. „Was zum Teufel glaubst du eigentlich wer du bist? Hast du den Kopf heute Mittag um zwölf etwas zu weit aus dem Fenster gehalten oder bist du bei der Predigt aus der Kanzel gefallen und mit dem Kopf zuerst aufgeschlagen?“ Man mochte ihr diese bösartigen Anfeindungen und wüsten Beschimpfungen, im Beisein einer ihr völlig unbekannten Person jetzt übel nehmen oder nicht, es änderte nichts daran, dass die Worte nur so aus ihrem Mund sprudelten. Ja, möglicherweise brauchte sie das gerade tatsächlich sehr dringend.

But with you I'm feeling something
That makes me want to stay


„Und du bedauerst es, deinen Schwanz in mich geschoben und dein Gesicht zwischen meinen Titten vergraben zu haben, um mich danach in aller Seelenruhe öffentlich bloßzustellen und zu denunzieren? Weil du ein Zeichen setzen musstest? Vor versammelter Mannschaft? Vor allen? Nicht nur vor Dreifachverräter Johnny ‚ich-bin-so-scheiße-das-es-mir-schon-aus-den-Ohren-rauskommt‘ Gursel sondern auch den hässlichen Harry aus Kopenhagen und Mary-Sue aus Pittsburgh. Selbst meine Oma wäre hingegangen wenn sie noch leben würde! Bei Gott, hörst du dir überhaupt selbst zu? Die ganze verschissene Welt war dort!“ Dass er ihren funkelnden, stechenden Blick einfing und sich diesen zunutze machen könnte, um diese furienartige Szene innerhalb weniger Augenblicke zu beenden, kam ihr gerade gar nicht in den Sinn. Was immer da in ihr brodelte, kochte und dahinsiedete musste hinaus, sonst wäre sie daran erstickt. Sie hebt die Hände und sieht sich etwas planlos nach irgendeinem Signal um, einem Zeichen oder der versteckten Kamera; lässt diese dann wieder sinken. Niemand half ihr, niemand war da um ihr zu erzählen das all dies nur ein böser Traum war. Und nach dem plötzlichen Anschwellen von rasenden Zorn, scheint auch dieser allmählich einem sich noch bei weitem schneller ausbreitendem Gefühl Platz machen zu müssen. Je mehr er sprach und sich zu rechtfertigen und zu erklären suchte, desto tiefer wurde ihr Schmerz und ihre Bitterkeit.

I'm prepared for this
I never shoot to miss


„Mein Gott Elias…“ Ihre Hände wandern an ihren Mund und sie schließt die Augen, verzieht das Gesicht und es sieht wirklich so aus, als müsse sie jeden Moment anfangen zu weinen; dieses Gefühl hinunterwürgen und unterdrücken; wieder dorthin verbannen wo nicht einmal sie selbst es wieder hervorholen könnte. „Alles was ich jemals wollte, war etwas das mir gehört. Mir ganz allein. Eine einzige, winzige Sache nur wollte ich ganz für mich alleine in diesem verlogenen, dreckigen Loch von einer Stadt. Das war alles, was ich wollte. Ist das… so verwerflich? Ist das so falsch?“ Langsam lässt sie die Hände wieder sinken und versucht sich zu sammeln. Immerhin war da noch jemand anderes anwesend. „Du hast mich belogen und du hast mich sehr wohl benutzt Pater Elias Immerfromm. Wie erklärst du dir sonst, dass du dein beschissenes Druckmittel, das du in grenzenlos dummer Selbstüberzeugung wie eine Fahne hinter dir herschleppst, über mich besorgt hast? Weil ich dir vertraut habe? Deine ganze Friede-Freude-Eierkuchen Sache, die du dir in deinen paradiesischen Träumen von der grenzenlosen Unabhängigkeit ausmalst, wird nicht funktionieren du genialer Stratege. Die kochen mich in Pech oder nein besser, sich springe freiwillig in kochendes Pech bevor sich hier irgendjemand erpressen lässt. Das hast du nicht verstanden oder? Und was ist mit der Gegenseite du Schlaukopf? Glaubst du dein Arsch ist jetzt in Sicherheit? Du machst die Tür zu und schreibst: ‚Cool und unabhängig‘ drauf und dann ziehen alle respektvoll den Hut vor dir? Weißt du was mit dem letzten deiner Art passiert ist, der das versucht hat? Weißt du das? Ich hab dir erzählt was mit ihm passiert ist und wenn meine Vögelchen nicht blanken Müll zwitschern, dann hast du ihn auf der Veranstaltung gesehen. Du und all diese schmierigen Schuhlecker und Ärscheküsser.“ Erneut schüttelte sich resignierend ihr Kopf und starrte ihn ernüchtert und beinahe verzweifelt an.

But I feel like a storm is coming
If I'm gonna make it through the day


„Alles was du hättest machen müssen, wäre ein Anruf gewesen: ‚Hey Clara es war ne verdammt geile Nacht, das nächste Mal will ich dir ins Gesicht spritzen aber den ganzen Rest kannst du dir in deinen hübschen Arsch schieben‘ und die Sache wäre erledigt gewesen. Aber nein, du musstest alles zerstören, einfach alles. Ich habe dich gewollt du Vollidiot! Ich hätte nicht nur meinen Hintern sondern auch meinen Kopf für dich hingehalten, es hätte alles so gut werden können. Wie in einem dieser dreckigen Märchen aus dem Bilderbuch. Womit hab ich das verdient? Bin ich so schlecht, so widerlich, dass du mir das antun musst? Hast du dir jemals angesehen, was sonst noch so in dieser Stadt herumläuft? Ich bin die verdammte Kirsche auf dem Sahnehäubchen im Vergleich dazu…“ Sie würgt ihren Schmerz die trockene Kehle hinab.

Then there's no more use in running
This is something I gotta face


Als er auf sie zutritt, ist sie beinahe versucht einen Schritt rückwärts zu machen. Ihr ganzer Körper ist bis zum Zerreißen angespannt und viel fehlte nicht mehr und er würde entweder einfach reflexartig ihre Hand an seiner Wange spüren oder sogar schlimmeres. Schlussendlich lässt sie ihn aber mit einem Ausdruck tiefster Verbitterung in ihren Augen gewähren und atmete im Nachhinein schwer aus. Dann nickte sie resignierend und gefangen zwischen höchst ambivalenten Gefühlen, Gedanken, Sorgen und Wünschen. Es droht sie beinahe zu zerreißen. „Ich kann nicht…“, sagt sie dann und ihre Stimme bricht beinahe, ist nur ein heiseres Flüstern das der Wind zerstreut. Es klingt beinahe schon entschuldigend, als würde sie allein um diese Worte zu sprechen, Höllenqualen erdulden. Dann fällt ihr Blick in Richtung Abigail, die sie bisher beide so sträflich in ihrem Gespräch ignoriert haben. „Ein Sturm zieht auf Elias…“, meint sie monoton und niedergeschlagen. „Und ich habe alles daran gesetzt, dass er uns nicht mit sich reißt. Ich muss nachdenken und… das ist weder der passende Ort, noch der passende Zeitpunkt. Ich bin mindestens genauso dumm wie du, wenn nicht sogar dümmer aber heute Nacht ist mir das herzlich egal. Wir klären das ein andermal.“

If I risk it all
Could you break my fall?


Es entsteht eine knappe Pause, in der sie diesmal nicht nur in Richtung Abigail blickt, sondern auch mit dem Anheben ihres Kinns, etwas nonchalant auf sie deutet. „Und wen hast du dir da angelacht? Tätschelst du ihr den Kopf während sie dir einen bläst, damit sie Absolution erhält? Du solltest entweder ehrlich mit ihr sein oder sie gehen lassen. Sie wird noch früh genug merken, was es heißt in dieser Stadt zu leben und jeden Tag und sich jede Nacht aufs Neue mit all diesem Müll befassen zu müssen.“ Ihr Blick gleitet wieder vielsagend hinüber zu Elias. „Zumindest wenn sie mit dir zusammen bleibt.“

How do I live? How do I breathe?
When you're not here I'm suffocating
I want to feel love, run through my blood
Tell me is this where I give it all up?
For you I have to risk it all
Cause the writing's on the wall


[Perfect Drama: Why?...]
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