Abendmesse [Mittelschicht, offen]

[Abigail Green]

Es war ein milder Sonntag Abend, der Himmel klar. Noch war es recht früh und die Straßen in der Gegend noch belebt.

Vor einer halben Stunde hatten die Kirchenglocken geläutet, es fand eine Abendmesse statt. Aus der kleinen alten Kirche waren gelegentlich leise Orgelklänge zu vernehmen, die von den Autos übertönt wurde.

Die ganze Zeit über stand eine junge Frau in schäbiger Kleidung in der Nähe der Kirche, die Augen geschlossen. Sie stand völlig regungslos da, machte einen meditativen Eindruck. Gelegentlich liefen Passanten an ihr vorbei, die meisten ignorierten sie, manche wandten sich verwundert nach ihr um. Aber Abigail ließ sich nicht stören.

[Elias]

Seine Schritte verklangen, als der schlanke junge Mann etwa drei Schritte neben der etwas entrückt wirkenden Frau zum stehen kam. Im Gegensatz zu ihrer Kleidung war die seine hochwertig, wenn auch schlicht gehalten. So blieb er denn reglos neben ihr stehen und lauschte den Orgelklängen, würde warten bis die Kirchenglocken und herauskommenden Kirchgänger vom Ende der Messe kündeten.

"Warum sind Sie hier draußen und nicht dort drinnen?" Erklang unvermittelt seine ruhige, sanft klingende Stimme.

[Abigail Green]

Abby erschrak als so plötzlich direkt neben ihr eine Stimme ertönte. Sie war so tief konzentriert gewesen, dass sie ihn nicht bemerkt hatte.
Sie schaute ihn überrascht an und begann zu antworten bevor sie richtig nachgedacht hatte.

"Ich... Ich kam zu spät. Wollte nicht stören."

Sie war nicht die beste Lügnerin, aber es würde von der Aufmerksamkeit des neugierigen Mannes abhängen, ob er erkennen würde, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach.

[MAN + Ausflüchte: 3, 4, 6, 7]

[Elias]

Zumindest weckte ihre Aussage keinen Argwohn seinerseits, sie schien schlüssig. Wahrnehmung+Empathie: 4, 7, 3, 10, 5.
"Das ehrt Sie. Auch wenn jeder wahrhaft Gläubige sich durch jemanden der sich verspätet nicht gestört fühlen würde."
Weiter sagte er zunächst nichts, sondern betrachtete stumm die wenigen Bewohner der Mittelschicht die nach der Messe das Gotteshaus verließen. Ein Hauch von Wehmut, vielleicht der Gedanke an bessere, einfachere Zeiten, lag wie ein Schatten auf seinem Gesicht.

[Abigail Green]

Abbys Blick schweifte wieder in die Ferne, bis sie unvermittelt zu Schmunzeln begann.

"Als ich klein war hatten wir einen Pfarrer im Ort, der stotterte. Er konnte es bei den Predigten ganz gut überspielen, aber wenn ihn etwas aus dem Konzept brachte, fiel der Ärmste immer ins Stottern zurück. Deshalb kam bei ihm nie Jemand zu spät. ... Ist wohl noch ein Relikt aus der Zeit."

Sie lächelte ihn an, während sie ihn neugierig musterte. Ihr Blick verweilte kurz auf dem kleinen silbernen Kreuz, das um seinen Hals hing und unvermittelt wanderte ihre Hand zu ihrem eigenen Anhänger, welcher dem des Mannes sehr ähnlich sah.

Sie fragte sich, warum er sie angesprochen hatte.

[Elias]

Er war ebenso zu spät gekommen wie Sie, auch wenn er an der Messe gar nicht hatte teilnehmen wollen. Rat geben und nehmen hatte er gewollt, doch das konnte getrost auf eine kommende Nacht verschoben werden. Letztlich hatte ihr sonderbares Verhalten dazu geführt, dass Elias sie ansprach. Ihre meditative Trance, möglicherweise Einkehr, Gebet, war etwas das er nachvollziehen konnte und ihn gleichzeitig neugierig machte. Wie wirklich Gläubigen waren selten dieser Tage.

"Ein Hirte mit Handicap, nun ja er muss dennoch gut für seine Gemeinde gesorgt haben wenn sie derart rücksichtsvoll war. Vielleicht war solches früher tatsächlich anders."

Ihren Blick auf sein silbernes Kreuz nahm er wahr, ebenso, dass die junge Frau ein ähnliches trug. Elias lächelte sacht.

"Früher war so vieles anders..."

[Abigail Green]

Sie nickte traurig und schweifte mit ihren Gedanken wieder ab. ... Ja, früher war die Welt noch in Ordnung. Früher war sie selbst noch in Ordnung.
Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu fangen und ihren Gesprächspartner wieder in ihren Fokus zu rücken.

"Wie heißen Sie?"

, fragte sie ihn gerade heraus.

Nachdem der letzte Gast die Kirche verlassen hatte dauerte es noch ein wenig, bis auch der Pfarrer sie verließ. Er sprach mit einer älteren Dame, während Beide den Weg Richtung Straße entlang gingen, geradewegs auf Abby und Elias zu.

Als sie den Parrer näher kommen sah, wandte sie sich unwillkürlich etwas ab und senkte den Kopf leicht, als wollte sie nicht erkannt werden. Es war nur eine leichte, unauffällige Bewegung. Vielleicht blieb sie unbemerkt. Zumindest der Pfarrer, der ins Gespräch mit der Dame vertieft war, bemerkte weder Abby noch ihre Geste.

[Elias]

"Elias, ich heiße Elias."

Die Traurigkeit in ihrem Lächeln nahm er ebenso wahr wie die Geste angesichts des Pfarrers. Was ihn nun wirklich neugierig machte. Was mochte die junge Frau fühlen, dass sie einem scheinbar gutmütigen Geistlichen auswich?
Auspex 2 - Patzer/Wenn du magst beschreibe etwas irreführendes

Faszinierend...

[Abigail Green]

Ihre Aura war durchströmt von einem deutlichen goldenen Schimmern. Solche Farbtöne hatte er schon bei besonders spirituellen und religiösen Menschen beobachten können, aber nie so klar wie bei ihr. Es wirkte fast als trüge sie einen Heiligenschein.

Abigail schüttelte ihre traurigen Gedanken ab und lächelte Elias an.

Vielleicht war es auch sein erster Eindruck von ihr, das Kreuz an ihrem Hals oder ihr sanftes Lächeln, dass ihn den goldenen Schimmer in ihrer Aura so deutlich erkennen ließ?

"Freut mich. Ich heiße Abigail."

Sie reichte ihm die Hand zum Gruß.

[Elias]

Faszinierend... und zugleich irgendwie beängstigend. Sein Lächeln war freundlich, verblasste aber um einige Nuancen als Elias ihr unsicher die Hand reichte.

"Freut mich ebenso, Abigail."

Sein Lächeln gewann wieder an Sicherheit, nun da er keinen brennenden Schmerz oder ähnliches gefühlt hatte. Manchmal, wenn das Licht des Glaubens nur hell genug war konnte es die Schatten verbrennen... so hatte das Wesen das ihn in die Nacht geholt hatte zumindest unterrichtet. In seiner Unsicherheit hatte Elias sogar vergessen zu atmen, was der jungen Frau vielleicht sogar hätte auffallen können, je nachdem wie aufmerksam sie war...