Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]


Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Clara de Vries » 14 Apr 2016, 14:50

Und tatsächlich klappt das erstaunlich gut. Sie hätte es nicht für möglich gehalten, lag ihr letzter Tanz dieser Art doch bereits tatsächlich eine beträchtliche Zeit zurück; war mehr eine Wolke aus Erinnerungen und Bildern, denn einer wirklich gemachten Erfahrung. Trotzdem stellt sie sich zu ihrer eigenen Überraschung, gar nicht so dumm an wie sie selbst prophezeit hatte. Natürlich war eine Drehung hier und da nicht ganz sauber; ein Fuß zu schnell, zu langsam oder nicht bewusst gesetzt. Ja, mitunter musste er schon korrigierend eingreifen um sie beide im Takt der Musik, als auch im Fluss der Bewegungen zu halten doch hier zeigt sich seine natürliche Begabung, Leidenschaft und in jahrelangem Training erarbeitetes Können.

Anders als er muss sie sich aber ziemlich auf das konzentrieren, was sie da eigentlich macht. Es war jetzt nicht so, dass sie wortlos Takte auszählte oder andauernd auf ihre Beine starrte aber hin und wieder… doch. Bemerkt sie es, scheint sie mit sich selber unzufrieden und hebt den Kopf sofort wieder an. Eine große Hilfe ist da wiederum seine gelungene Führung, mit der sie im Grunde genommen gar keine andere Richtung einschlagen kann, als die von ihm vorgegebene. Durch geschickte Verlagerung von Gewicht und Oberkörper, hat er sie auch was die Schrittfolge betrifft auch nach einiger Zeit recht zuverlässig dort, wo er sie haben will. Feinheiten und Details spielten derzeit noch keine Rolle. Sie tanzten Tango. Zwar noch nichts dass man mit offenem Mund hätte bestaunen können aber im Vergleich zu dem was Nicht-Tänzer auf dem Parkett fabrizierten, war man mittlerweile ganz passabel. Erweiterung des Zurückgehens, ein Cortè und ein Valentino. Grundschritt, Drehung, noch einmal. Er ist da und gibt ihr Halt mit den Händen, erinnert sie an die richtige Körperspannung und führt sie im Anschluss in die Promenade über. Solange er diesen engen Körperkontakt zu ihr aufrecht hält, hat sie die Sicherheit keinen allzu großen Fehler zu begehen. Offene Figuren, bei denen auch einiges an Geschick und Können von ihr verlangt werden würde, kämen erst später. Zum Glück. An ihrem Gesicht kann man deutlich erkennen, dass sie fürs erste recht zufrieden mit sich, ihm und ihrer ersten gemeinsamen Tanzstunde scheint. Übung macht den Meister, nur nicht aufgeben. Der Rest kommt von allein, genauso wie der Spaß daran. Gerade letztgenannten, scheint sie ohnehin bereits schon zu haben. Gerne würde sie bereits etwas auf seine Worte erwidern aber die hohe Kunst der Kommunikation während eines Tanzes, hat sie bei weitem noch nicht gemeistert. So nickt sie nur konzentriert auf seinen Vorschlag hin: „Gut, lass uns noch ein paar Lieder tanzen, wir haben ja noch den ganzen Abend Zeit uns ausgiebig zu unterhalten.“

Gesagt – getan. Die Übungen gehen weiter. Er führt, sie folgt und versucht sich an den verschiedenen, bereits vorgezeigten Figuren. Eine Promenade, der Grundschritt, einige Drehungen. So tanzen sie allmählich recht sicher durch den abgetrennten Bereich, bis auch die letzten Takte der Musik verklungen sind. Mit einem verspielten Knicks, lächelt sie ihm zu und lässt ihren Blick dann noch einmal langsam über seine ansprechende Erscheinung gleiten. „Vielen Dank. Ich hatte ja schon mit verstauchten und umgeknickten Knöcheln und einer unglaublichen Blamage gerechnet aber das war doch schon ganz passabel für meine Verhältnisse. Ich muss zugeben, dass ich selbst ein wenig überrascht bin. Scheinbar war die Wahl des Einzelunterrichts, genau die richtige Entscheidung. Nicht zuletzt deshalb, weil du so ein fabelhafter Tänzer bist und ausgesprochen gut führst. Wäre das nicht so, hätte ich wohl jetzt schon keine Lust mehr aber im Gegenteil: Es macht mir immer mehr Spaß.“ Mit einem leichten Lachen, lässt sie die Schultern ein wenig kreisen und schüttelt nacheinander die Beine. Lockerungsübungen, mochte man meinen.

„Du sagst also, dass deine Leidenschaft für Tango bereits vor deinem Werden bestand hatte und nicht der Grund dafür war? Merkwürdig, ich wäre jede Wette eingegangen dein Talent beim Tanzen hätte deinen Erzeuger dazu bewogen dich auszuwählen. Es mag zwar etwas klischeebehaftet sein aber immerhin ist auch das Tanzen eine Art von Kunst. Und Kunst, Ästhetik und Leidenschaft ziehen uns immer an. Zumindest den Großteil unsere Familie. Wir entstammen doch derselben Familie oder?“
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Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Rafael » 14 Apr 2016, 22:30

Nachdem sie mit dem ersten Teil fertig sind, verbeugt er sich dankend vor ihr.

"Vielen Dank für diesen Beginn. Es ist immer eine Freude, jemandes Begeisterung bei etwas Neuem zu erleben. Es gibt da ein Sprichwort: 'Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.' Ich denke, wenn man Glück hat, verfliegt dieser Zauber nicht oder wandelt sich in einen anderen."

Er geht zum Pult und tippt auf dem Tablet herum. Klänge des 'Nuevo Tango' ziehen durch den Raum, weniger zum Tanzen geeignet als zum Hören.

"Eine Blamage? Es kann natürlich sein, dass etwas passieren hätte können, dass dir peinlich ist, aber zu einer Blamage gehört doch jemand, der diese als solche wahrnimmt und am besten noch weiterträgt. Insofern bestand, und besteht, überhaupt keine Möglichkeit zu einer derartigen Situation, meine ich."

Er tritt wieder zurück zu ihr und bietet ihr den Arm an, deutet anschließend auf eine Reihe von Clubsesseln an einer Wand. Sorfern sie keine Einwände hat, würde er sie zu ihnen geleiten.

"Eine Pause in den Sesseln dort?

Tatsächlich ist es ein Unterschied, ob man ein Paar unterrichtet oder eine einzelne Person. In unserem Fall brauche ich mich bloß auf dich zu konzentrieren, kann versuchen, Fehler, sofern welche auftreten, zu korrigieren und allgemein versuchen, das Aufkommen von Fehlern zu vermeiden. Dann reguläre Tanzkurse; dort versuche ich häufig, Paare zumindest kurzzeitig zu trennen, damit sich etwaige Fehler, die sich durch die gemeinsame Abstimmung nicht auswirken, frühzeitig ausmerzen."


Mit einem sachten, fast ungläubigen, Kopfschütteln beendet er seinen Sermon über die Unzulänglichkeiten mancher Tanzschüler. Sinnend blickt umher, sein Blick bleibt für kurze Zeit am Pult hängen.

"Mein Erzeuger hätte ein Künstler sein können, aber dann hätte er wohl eher manche meiner Bekannten genommen, denke ich; ein paar der Größen meiner Zeit waren mir, nun, persönlich bekannt. Aber nein, ich denke, wir teilen weder Familie noch Klan miteinander. Mein Erzeuger war wohl mehr an meiner Abstammung oder meinem sonstigen Bekanntenkreis interessiert."

Ein etwas verträumtes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht, als er sich zurückerinnert an die vergangene Zeit. Manchmal mit einem Schatten der Wehmut, dann mit einem jungenhaft frechen Grinsen. Aber er fängt sich schnell wieder und sieht sie an.

"Ich hoffe doch, du kannst akzeptieren, dass du von jemandem unterrichtet wirst, der nicht deiner Familie angehört."
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Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Clara de Vries » 16 Apr 2016, 19:45

Mit einem ruhigen Lächeln quittiert sie seine weisen und durchdachten Worte. Er vermittelt ihr den Anschein von absoluter Professionalität; nicht nur was seine Kompetenzen und Fähigkeiten als Tanzlerer, sondern auch als Gesprächspartner betrifft. Nun, bis zu einem gewissen Teil gehörten Charme und Redegewandheit ebenso zu den wichtigen Merkmalen dieses Berufsbildes, schließlich war Tanzen nicht nur das Lehren und Weitergeben irgendwelcher Schrittfolgen sondern auch ein großes Stück sozialer Interaktion. Der Begriff 'Gentlemen' und 'Lady' geisterte ihr durch den Kopf, als die ersten Takte des 'Nuevo Tango' angespielt werden. Rafael hatte einen gewissen Stil, eine gewisse Klasse die manch andere in dieser Stadt vermissen ließen. Selbst dann noch, wenn man sich die Lage des 'American Tango Institute' vor Augen führte. Um ein gutes Haus zu führen, war ganz offensichtlich nicht nur die Lage ausschlaggebend, sondern in aller erster Linie das darin beschäftigte Personal. Rafael brauchte keine Verschnaufpausen und war an den langen Tanzabenden, an denen sich der Großteil der Gesellschaft hier einfand, stets einsatzbereit und ausgeruht. Irgendeinen Vorteil musste so eine Existenz ja auch mit sich bringen. Mit einem leichten Lachen schüttelt sie erleichtert den Kopf.

"Oh, wie auch immer sich meine zukünftige Karriere als Tanguera entwicklen mag, eines steht jetzt schon ganz ohne Frage fest: Du bist es, der wahrlich zauberhaft ist. Was immer ich mir bezüglich meiner Ambitionen als Tango-Tänzerin für Sorgen mache, wo immer ich hadere oder verunsichert bin; du findest wie ganz selbstverständlich die richtigen Worte um mich zu beruhigen und zu motivieren. Allein das würde ich schon als 'Kunst' bezeichnen." Natürlich war sie beinahe schon gezwungen ihm schöne Komplimente zu machen; Gallanterie gehörte schließlich für beiderlei Geschlechter zum guten Ton. Allerdings würde man aufgrund ihrer Körperhaltung und Wortwahl keine schmeichlerischen Tendenzen erwarten. Was sie über ihn dachte, das äußerte sie auch. Und derzeit gab es wohl nur Positives, das ihr von ihm in Erinnerung bleiben würde. Mit einem höflichen Nicken, folgt sie seiner Einladung in den bereitgestellten Sesseln am Rande der Tanzfläche Platz zu nehmen. Eine fließende Bewegung ihres Körpers später, lässt sie sich auf einen der Sessel gleiten, streicht ihr Kleid zurecht und überschlägt damenhaft die Beine. Hin und Wieder überprüft sie den Sitz ihrer Schuhe und lässt die Füße am Knöchel kreisen. Etikette ist ihr augenscheinlich nicht fremd, hohe Absätze hingegen schienen jedoch keinesfalls ihre ständigen Begleiter zu sein.

Nachdenklich folgt sie seinem Blick zum Pult und nickt dabei leicht. "Ich bin überzeugt davon, das es mitunter eine rechte Herausforderung sein kann so viele, tanzende Paare anzuleiten, zu korrigieren, dabei trotzdem den Überblick zu behalten und allen einen möglichst gelungenen Abend zu präsentieren. Einzelstunden dürften dahingehend ja fast schon eine Art Entlastung für sie sein. Arbeiten sie Vollzeit oder auf Honorarbasis?" Die Frage klang vielleicht schon eine Spur 'langweilig', wenn man die 'außergewöhnlichen' Lebensumstände seiner, als auch ihrer Person mit einbezog aber dennoch schien sie sich auch dafür zu interessieren.

"Nichts fällt mir leichter, als das zu akzeptieren wobei deine Bitte nach Akzeptanz dessen völlig unnötig ist. Es gibt einige meiner Familie, die der illusorischen Vorstellung anhängen, nur unsere Abstammung verleihe einem die 'Erlaubnis' schöpferisch oder künstlerisch tätig zu werden. Das geht dann meistens auch noch ein Stückchen weiter, sodass am Ende ausschließlich unser Clan das Privileg genießt oder genießen sollte sich mit Tanz und Kultur zu beschäftigen. Alles andere stünde dann naturgemäß, viele Stufen unter unseren vermeintlichen Leistungen." Mit ihrer rechten Hand, wischte sie wie beiläufig all diese Aussagen beiseite und man bekäme sogar den Eindruck, sie wirkte dabei etwas angewidert oder entnervt. "Lächerlich wenn du mich fragst. Nicht jeder Toreador ist ein großer, herausragender Künstler und nicht jeder herausragende Künstler, muss zwangsweise meiner Familie angehören. Das ist bloß egoistische, arrogante PR nach außen." Erneut schenkt sie ihm ein wohlwollendes Lächeln.

"Allerdings muss ich gestehen, dass du jetzt meine Neugier geweckt hast. Diese Leidenschaft für eine Sache, ist trotz aller Gegenargumente und Individualität meistens doch ein Merkmal meines Clans. Wenn du keine 'Rose' bist, wo liegt dann deine Herkunft?" Sie sah ihn erwartungsvoll mit ihren neugierigen, grünen Augen an. "Oh, ich weiß es ist beinahe ein gesellschaftliches Tabu diese Frage zu stellen aber ich dachte in dieser trauten Zweisamkeit, wäre man geneigt mir diesen skandalösen Etikettebruch zu vergeben. Du musst selbstverständlich nicht darauf antworten, wenn du nicht möchtest."
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Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Rafael » 17 Apr 2016, 19:31

Er ist ein aktiver Zuhörer; seine Mimik wandelt sich von einem beruhigenden Lächeln zu einem bestätigenden Nicken oder einem nachdenklichen Stirnrunzeln. Offensichtlich sieht er sich nicht in Eile, vielleicht waren ihre Fortschritte ausreichend gut, dass man sich jetzt ganz gemächlich einer Unterhaltung hingeben kann. Bei einem Lob hebt er immer wieder die Hand, als wolle er es abwehren oder zumindest mindern und dies sieht weder affektiert noch einstudiert aus. Entweder ist er tatsächlich bescheiden oder Lob scheint ihm wenig zu bedeuten. Vielleicht auch beides.

"Ich danke dir für das Lob. Ich freue mich allerdings am meisten, wenn sich bei dir Fortschritte einstellen; das zeigt mir nämlich, dass wir beide zusammen den richtigen Weg nehmen. Vielleicht bin ich ein guter Lehrer, aber schlussendlich musst du den Hauptteil der Leistung erbringen, Lernen ist viel schwieriger als Lehren."

Er nimmt sich kurz die Zeit, über ihre Worte nachzudenken, bevor er antwortet. Keinem ist geholfen, wenn herumgestammelt oder korrigiert wird und hier und jetzt ist ausreichend Zeit, sich in Ruhe zu überlegen, wohin man möchte. Das Improvisieren auf der Tanzfläche ist das eine, aber ordentliche Fragen verdienen auch ordentliche Antworten.

"Es ist tatsächlich so, dass man im Einzelunterricht die meisten Fortschritte macht. Zum einen, weil man durch nichts und niemanden abgelenkt ist, zum anderen, weil man freier agieren kann. Ich schätze es, mit nur einem oder einer Einzelnen den Tango kennen zu lernen, aber die meisten versuchen, die preisgünstigsten Angebote wahrzunehmen. Zum Schnuppern ist das sicherlich sehr sinnvoll, aber ansonsten sehe ich da Herausforderungen, die nicht unbedingt sein müssten."

Kurz schmunzelt er; ob sie ihn zu Privatstunden einladen möchte?

"Ich bin hier fest angestellt, wenn auch nicht in Vollzeit. Die Nächte haben leider viel zu wenig Stunden, um hier an jeder erscheinen zu können."

Ihre Einschätzung über die Künstler und ihr Vermögen ist interessant. Was sie beschreibt hat er bereits erlebt. Kurz überlegt er sich, ob er ihr von seinem Tangoduell damals erzählen soll, aber dann lässt er es doch lieber bleiben. Auch wenn sie augenscheinlich ein sehr offenes Verhältnis zu ihrem Klan hat, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sie letzten Endes dem innewohnenden Humor nicht gewogen sein wird.

"Tatsächlich sehe ich mich außerstande, diese Frage zu beantworten. Weniger wegen dem Tabu, mit dem man diese Frage behaftet, sondern eher wegen einem der möglichen Gründe dafür. Ich folge nicht dem Weg meines Erzeugers und ich würde es damit auch schätzen, nicht mit seinem Klan in Verbindung gesetzt zu werden, da dann gewisse - hmm, Erwartungshaltungen geschaffen würden, die ich nicht bereit bin zu erfüllen.

Es würde mich freuen, wenn du diese Absage nicht persönlich nimmst. Ich denke nicht, dass ich jemandem in den letzten Jahrzehnten meine Abstammung offengelegt habe."


Er sieht sie offen an, allerdings nicht herausfordernd; scheint keine Abfuhr zu erwarten, schließt sie aber wohl auch nicht komplett aus.
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Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Clara de Vries » 18 Apr 2016, 20:36

Sie findet es geradezu entzückend, wie er mittels der abwehrend-höflichen Geste seiner Hand versucht, sämtliches Lob und jegliche Anerkennung dezent von sich zu weisen. Als ob er es nicht annehmen könnte oder wollte. Besonders seine Mimik, erhält währendessen ihre ganz besondere Aufmerksamkeit und es scheint fast, als wolle sie aus seinem Gesicht gar eine versteckte Botschaft oder einen Hinweis erhaschen. Aber tatsächlich lässt sich dort rein gar nichts finden, das im Widerspruch zu seiner charmanten Bescheidenheit stünde. Das gefällt und imponiert ihr. Sehr sogar.

"Nun, vielleicht trage ich tatsächlich den Hauptteil der Anstrengungen, weil ich die Schülerin bin. Aber lass dir gesagt sein: Die größten Künstler, Poeten, Dichter und Musiker sind nicht unbedingt die besten Lehrer. Es ist sogar wissenschaftlich belegt, dass eher das Gegenteil der Fall ist. Mozart, Beethoven, Lang Lang oder Rembrandt waren und sind nach wie vor alles großartige Ausnahmetalente..." Ihre Mundwinkel heben sich leicht. "Trotzdem konnten sie niemanden dieses Wissen weitervermitteln. Da hat man die bahnbrechendsten Koriphäen unserer Zeit aber sie können nicht sagen, warum sie so gut sind, wie sie es nunmal sind oder diese Expertise an andere weitergeben. Insofern habe ich durchaus Glück. Du bist talentiert und obendrein noch ein kompetenter Lehrer; das ist nicht selbstverständlich Rafael." Erneut nickt sie ihm anerkennend zu. Ja, mit diesem Lob musste man womöglich erst einmal umgehen lernen aber die Dame lässt ihm da scheinbar auch keine wirkliche Wahl.

Ruhig und gelassen, widmet sie sich interessiert seinen Erläuterungen über die Vorteile von Einzelstunden im Gegensatz zu herkömmlichen Gruppenkursen; nickt dabei gelegentlich ohne ihn zu unterbrechen. Offenbar hatte er sich nicht in ihr geirrt, denn als man schlussendlich bei seinem Beschäftigungsausmaß bzw. Dienstverhältnis angelangt ist, klatscht sie einmal sichtlich erfreut in die Hände. "Ah, du bestätigst mir genau das, was ich als unbedarfter Laie bereits vermutet hatte. Ganz abgesehen davon, das ich meine Männerbekanntschaften vermutlich ohnehin nicht zu einem Tanzkurs für Paare überreden könnte. Unter uns gesagt, sind die Herren der Schöpfung oder Verdammnis, in dieser Hinsicht wohl tatsächlich mehr tot als lebendig. Einzelstunden bei dir zu buchen, war demnach also das einzig richtige." Und ihre heitere Freude darüber, offensichtlich wirklich das bestmögliche Arrangement für sich selbst getroffen zu haben, wirkt keinesfalls gespielt oder unnötig überspitzt. Sie will tanzen lernen und hat offenbar die richtige Wahl getroffen. Selbst ohne große Vorkenntnisse; meint auch ihr Tanzlehrer. Damit einhergehend, kommt nun wenig überraschend tatsächlich auch die Frage, mit der er womöglich bereits gerechnet hatte.

"Gibst du auch Privatstunden? Nicht das ich das Ambiente und die Ausstattung dieses Institutes nicht zu schätzen wüsste aber in den eigenen vier Wänden, fühlt man sich doch noch um einiges entspannter und sicherer. Eine vertraute Umgebung, könnte sich zudem auch positiv auf meinen Lernfortschritt auswirken. Weniger Hemmungen, weniger Bedenken sich zu blamieren..." Ihre Schultern heben sich ein winziges Stück. "Die finanzielle Aufwandsentschädigung, spielt dabei natürlich keine Rolle; man lebt schließlich nur einmal nicht wahr?" Eine rein rhetorische Frage natürlich aber soweit er ihre Persönlichkeit bisher einschätzen könnte, war sie tatsächlich niemand der das Wochenende alleine vor dem Fernseher verbrachte. Die Frau wollte was erleben, tanzen, sich bewegen, ausgehen, Leute kennenlernen. Ihr ungestümer Tatendrang, besaß durchaus seinen ganz eigenen, jugendlich-frechen Charme. Kurz darauf schmückt jedoch ein leichtes Bedauern ihre Gesichtzüge.

"Oh, ich nehme dir das nicht übel; wirklich nicht. Es ist in dieser Stadt Gang und Gäbe seine Herkunft möglichst bedeckt zu halten, gerade weil andernfalls die unmöglichsten Interpretationen und Assoziationen entstehen könnten. Und da ich ein gutes Näschen für derlei Dinge besitze, kann ich auch sehr gut nachvollziehen, dass du deine Abstammung nicht jedem beliebigen Fremden offenlegen möchtest. Da entstehen nur fürchterlich falsche Bilder, vor allem da du dich ja völlig deiner Leidenschaft verschrieben hast und Abstand von deinem Erzeuger nehmen möchtest." Ihr darauffolgendes Lächeln, ist so voll makellosem Verständnis und betont wissender Nachsicht, dass es beinahe schmerzt. Allerdings lässt sie ihm nicht wirklich ausreichend Zeit, der merkwürdigen Beschaffenheit dieses Lächelns näher auf den Grund zu gehen, sondern setzt bereits mit einer erneuten Frage nach:

"Aber was ist mit der Politik in dieser Stadt? Es formieren sich ja bereits wieder altbekannte und neue Fronten, Parteien, Loyalitäten und Herrschaftsansprüche. Wo siehst du dich in diesem komplexen Gebilde aus Sekten, Clans und Ideologien?"
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Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Rafael » 19 Apr 2016, 22:37

Er neigt zum Lächeln, immer wieder verbreitert sich sein Mund, rutschen die Mundwinkel nach oben.

"Da treffen wir, glaube ich, auf den Unterschied zwischen Künstler und Lehrer. Ersterem ist die Kunst an sich am wichtigsten, letzterem der Schüler. Manche Künste, wie eben das Tanzen, stellen da allerdings eine Besonderheit dar. Wir tanzen nicht alleine, wir präsentieren nicht ein fertiges Ergebnis, wir schaffen nichts Dauerhaftes für die Äonen. Insofern können wir Kunst und Lehre wohl besser verbinden als die von dir genannten Künstler und viele andere dazu."

Privatstunden. Wäre wahrscheinlich interessant, aber meist bevorzugt er neutralen Boden. Weniger Missverständnisse, weniger Ärger. Allerdings scheint Clara tatsächlich über eine große Börse zu verfügen, beneidenswert. Aber so ist das eben auf der Welt.

"Wenn du auf Privatstunden bestehst, kann ich gerne meine Chefin fragen, ob sie diese gestattet - schließlich würde ich ja während dieser Zeit nicht ihrem Haus zur Verfügung stehen.

Aber vielleicht gibt es da noch eine andere Schwierigkeit; ich nehme an, du wohnst in der Innenstadt. Ich weiß nicht, inwiefern ich mich dort einmischen darf oder überhaupt aufhalten will. Dort sind eine ganze Menge unserer Art, ich meine sogar, zu viele, die einen Auswärtigen wohl eher nicht akzeptieren würden.


Das Lächeln wird zu einem leisen Lachen, als sie die Sprache auf die Gruppierungen bringt. Als ob man sich ausschließlich über Zugehörigkeiten definiert.

"Dafür bin ich vielleicht wieder zu sehr Künstler. Ich will mich nicht mit Gruppierungen gemein machen. Ich wurde bereits angesprochen, aber ich bevorzuge persönliche Kontakte über irgendwelche pauschalen Abmachungen, zu denen man gezwungen wird, weil die Mehrheit, die Führung oder gegnerische Parteien dies einem vorschreiben.

Mir wurde zwar schon gesagt, dass dies mein Untergang wäre, aber ich denke, solange ich für niemanden eine Gefahr bin, dürfte sich auch niemand um mich kümmern. Insofern gehöre ich keiner Seite an und möchte dies auch so beibehalten. Natürlich führt das auch wieder zum Problem des Auswärtigen."


Er sieht sie an, aber scheint keine Frage stellen zu wollen. Ihm ist es in dieser Hinsicht wohl nur wichtig, seine eigene Haltung darzustellen und fragt nicht nach ihrer, nicht einmal mit Blicken.
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Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Clara de Vries » 24 Apr 2016, 11:16

Mit überschlagenen Beinen besieht sie sich ihren Gesprächspartner erneut; lächelt dabei ein versonnenes Lächeln, das wohl mehr ihr selbst als ihm gelten mag. Etwas nachdenklicher, gibt sie ihm anschließend mit einem respektablen Nicken ihre Zustimmung. „Hm“, kommt es sorgfältig einschätzend von ihr, dann die fast vernachlässigbare Bewegung einer ihrer Schultern.

„Da magst du grundsätzlich Recht haben Rafael. Tänzer arbeiten nicht alleine sondern haben einen Partner oder eine Partnerin mit der sie ihrer Leidenschaft frönen. Anders als bei den bildenden Künsten, bleiben aber von dieser Darbietung nur die Erinnerung und das damit verbundene Gefühl. Keine Notenblätter, keine Büsten oder Skulpturen, keine Gemälde oder Ausstellungsobjekte. Nichts dass man später vorzeigen könnte und dennoch…"Sie schmunzelt. „Dennoch haben sie etwas von bleibendem Wert geschaffen, denn für all jene die sich für diesen kurzen Augenblick in ihrem Tanz verloren haben, bleibt die bereits angesprochene Erinnerung. Kunst war schon immer vergänglich und die Bilder die wir heute von namhaften Meistern bestaunen können, sehen wir uns nicht an weil wir das künstlerische Erlebnis miteinander teilen wollen; wir sehen sie uns an um den gesellschaftlichen Anspruch an Intellektualität, Kultiviertet und Bildung genüge zu tun. Vielleicht berühren uns diese vergänglichen Exponate und Ausdrucksformen, menschlichen Leidens, Liebens und Hoffens um einiges mehr, gerade weil sie nur für den Augenblick leben. Ein Augenblick der nicht wieder kommt; die Genese von etwas Einzigartigen im Hier und Jetzt. Alles muss irgendwann vergehen, damit Neues entstehen kann.“ Mit einem nachdenklichen Lächeln, hob sie den Blick wieder an und lachte kurz beschämt.

„Verzeih, manchmal verliere ich mich in philosophischen Konstrukten und Überlegungen. Manches Mal, wird eben einfach ein Thema angesprochen das zu ergründen und sorgfältig zu durchleuchten unheimlichen Spaß verspricht.“ Entschuldigend hebt sie die Schultern an und schüttelt den Kopf. „Privatstunden…“, meint sie dann nüchtern in einer Überleitung zu ihrem derzeitigen Gesprächsthema. „Ich bestehe zwar keineswegs auf Privatstunden aber ich ziehe die Möglichkeit durchaus in Betracht und was deine Chefin angeht…“ Ihr blickt gleitet kurz hinüber zur Tür, die wieder hinaus auf den Flur führt; anschließend mit einem schiefen Lächeln wieder zurück zu ihm. „Ich bin mehr als überzeugt davon, dass wir uns schnell einig werden. An deiner Anstellung und deinen damit einhergehenden Verpflichtungen, soll das Ganze nicht scheitern. Davon wollen wir uns doch nicht aufhalten lassen nicht wahr?“ Eine offensichtlich rein rhetorische Frage.

Fast schon belustigt irritiert, hebt sie nachfolgende eine Augenbraue und schüttelt abermals vergnügt den Kopf. Es war geradezu entzückend, wie viele schrecklich unnötige und unbegründete Sorgen sich ihr Tanzlehrer doch machte. „Ich wohne in der Innenstadt, tatsächlich. Dort wo dir alle fünf Minuten, eine dieser lästigen Verkehrs- oder Überwachungsdrohnen entgegen kommt. Wo alles und jeder CCTV überwacht wird und jeder deiner Schritte registriert wird; du für alles eine Berechtigung oder einen Ausweis benötigst.“ Es erklang ein helles Kichern, das ihre zuvor getroffene Aussage bereits wieder ein Stück entschärfte und revidierte. „Du musst dich in gar nichts einmischen Rafael, niemand verlangt das von dir und auch wenn sich dort einige unserer Art tummeln, lade ich dich in meine höchst private Domäne ein, als mein verehrter Gast. Und als solcher, genießt du für die Zeit deines Aufenthaltes, meinen ganz persönlichen Schutz. Solange du deine gute Erziehung nicht vergisst, musst du dich vor nichts und niemanden fürchten.“ Sie schmunzelte zutiefst überzeugt von dem, was sie ihm da in Aussicht stellte.

„Fantastisch, ein weiteres, freies und unabhängiges Individuum unserer Gesellschaft der den persönlichen Kontakt über hierarchische Strukturen und Reglements stellt. Verzeih, das klang etwas spöttisch aber du magst nicht glauben, wie viele unserer Art ich in dieser Stadt bereits getroffen habe, die ebenfalls deinen Weg der Parteilosigkeit verfolgen. Es scheint als verspürten so viele den dringenden Wunsch nach Veränderung; den Ausbruch aus alten Ketten und Loyalitäten.“ Mit einer geschickten Gewichtsverlagerung ihres Oberkörpers, beugt sie sich ein wenig näher an ihn heran.

„Mir geht es da ganz gleich Rafael, allerdings habe ich immer wieder die Erfahrung machen müssen, dass niemand wirklich vogelfrei sein kann. Es kommt nicht darauf an, ob man ein Problem, ein Hindernis oder ein Ärgernis für irgendjemanden darstellt, sondern nur darauf, wonach es einen verlangt. Alles beginnt mit einem simplen Wunsch, hat Freud einmal so treffend formuliert." Gespannt sah sie ihn an und wirkt nicht einmal im Mindesten irritiert oder verwundert darüber, dass ihm ihre eigene Fraktionszugehörigkeit, in höchstem Maße egal zu sein scheint.

"Was wünscht du dir?“
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Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Rafael » 29 Apr 2016, 22:33

Er sitzt ganz entspannt, in eine Konversation vertieft, die immer weniger mit Tanzen zu tun hat. Dafür geraten sie in Themen, die unweigerlich auf Ärger hinauslaufen. Sie ist sich wohl dessen bewusst, aber das Spiel mit dem Feuer reizt die meisten, und dies aus gutem Grund. Aber sich in der Innenstadt aufzuhalten - das führt unweigerlich zu einem Ärger, dem er nicht gewachsen sein wird; nicht nach den letzten zwei Jahrzehnten, die ihn bar jeder Möglichkeit gelassen haben - ach, egal.

"Nun, ich bin mir sicher, dass deine Überzeugungskünste bei Maria Wirkung zeigen werden. Und wenn man die praktischen Begründungen in Erwägung zieht, hat es sicherlich seine Vorteile. Allerdings bin ich selber in der Innenstadt nur höchst selten aktiv und kenne mich dort weder aus, noch verfüge ich über ein angemessenes Transportmittel, fürchte ich. Wobei ich das Gefühl habe, dass diese Einwände schnell abgetan und gelöst werden."

Ein Schmunzeln macht sich auf seinem Gesicht breit. Ein Jahrzehnt Ruhe, dann plötzlich diese Tanzveranstaltung, die anstehende Einladung zu dieser Veranstaltung im Willis Tower und jetzt auch noch ein regelmäßiger Besuchsrythmus. Nicht, dass er sich schon bereit dazu fühlt, aber ein Suchender sollte sich auf das einlasssen, was geschieht.

Bei ihrer letzten Bemerkung zieht er allerdings kurz eine Augenbraue hoch.


"Gute Erziehung vergisst man nicht, will ich meinen. Wobei es natürlich den Umständen, dem Kontext und der subjektiven Empfindund des Einzelnen geschuldet sein wird, ein Benehmen als passend zu empfinden. Aber ich bin optimistisch, dass ich mich in einer normalen Situation nicht im Ton vergreifen sollte."

Er sieht weniger verärgert, als vielmehr irritiert aus. Als würde ein Mensch darauf hingewiesen werden, nicht das Atmen zu vergessen. Aber die Irritation legt sich schnell wieder und das Lächeln stellt sich wieder ein; ist er nur zum Scherz auf ihren Kommentar eingegangen?

Ketten und Loylitäten? Eine interessante Kombination, die er kurz überdenkt.


"'Parteilosigkeit', ein schönes Wort. Genauso schön wie 'Individualität'. Aber beides kann nur in Maßen akzeptiert werden, nehme ich an. Wenn die alten Bünde wieder aktiver werden, wird es immer wieder Situationen geben, die zu Entscheidungen führen müssen. Ich hoffe mal, dass dieser Kelch noch eine ganze Zeit lang an mir vorüber gehen wird."

Auf ihre Frage hat er eine Antwort - sie ist in seinen Augen, seiner Haltung zu erkennen, aber sie kommt nicht über seine Lippen. mit einem schwachen Lächeln schüttelt er leicht den Kopf.

"Verzeihung, aber ich bin in dieser Hinsicht abergläubisch. Wünsche, die genannt werden, führen meist zur Enttäuschung. Und irgendeine nichtssagende oder ausweichende Antwort wäre in diesem Gespräch nicht angemessen, meine ich."
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Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Clara de Vries » 11 May 2016, 10:58

Dass diese entspannte und völlig harmlose Kommunikation über Kunst, Wissenschaft, Tanz und die alten Meister ihrer Zunft, gerade in gänzlich andere Bahnen gerät und darüber hinaus möglicherweise tatsächlich Ärger, Konflikte oder Missverständnisse heraufbeschwört, scheint die Dame nicht sonderlich zu stören. Vielmehr ging er wohl recht in seiner Annahme, dass sie das Spiel mit dem Feuer praktisch magisch anzuziehen schien. Sie legte es wohl einfach gerne darauf an und erwartete mit ungezähmter Vorfreude und Neugier auf eine entsprechende Reaktion. Eine Reaktion, die er nicht missen ließ; allerdings selbstredend anders als sie es sich erwartet oder gar erhofft hatte. Rafael nahm ihr ein Stück weit den Wind aus den Segeln. Diplomatie und rhetorisches Geschick, waren wohl auch für ihn keine Fremdworte und er führte beides mit respektablem Können. Es brachte ein strahlendes Lächeln auf dieses hübsche, feminine Gesicht mit dem tiefroten Lippenstift und den glänzend grünen Augen. Mit einer gedankenverlorenen Geste, strich sie über den Saum ihres Kleides und nickte versonnen.

„Oh, das macht wie du dir bereits vorstellen kannst überhaupt nichts. Ich habe einen schnittigen Wagen und es gibt eine gute, öffentliche Verkehrsanbindung. Mit den heutigen, technischen Errungenschaften, sollte es ein leichtes sein eine simple Adresse in Erfahrung zu bringen; mitunter lenkt einem dann sogar eine freundliche Stimme direkt bis vor die Haustür. Was Maria angeht…“ Sie zwinkert ihm vielsagend zu. „Sterbliche sind auf die eine oder andere Art immer bereit dazu einem gefällig zu sein, das muss ich gegenüber jemanden wie dir wohl nicht besonders hervorheben.“

Ihre Schultern heben sich ein Stück und wie nebensächlich, überprüft sie den Sitz ihrer Schuhe; lässt den Knöchel ein wenig kreisen. „Als Mann der Gesellschaft und der geistreichen Vergnügungen der du für mich bist, bin ich weniger in Sorge darüber ob du der Etikette Genüge tun könntest, sondern eher ob du über deinen Schatten springen kannst, falls es die Situation erfordert.“ Ihr Blick hebt sich und sie lächelt ihn fast schon ein wenig lasziv an. „Dennoch wärst du ohne Frage ein interessanter Gast und eine willkommene Unterhaltung in vielerlei Hinsicht, auch wenn deine postulierte und vielfach bekräftigte Unabhängigkeit und Fraktionslosigkeit, sich früher oder später als nachteilig erweisen dürfte. Wir alle müssen trinken, ob wir wollen oder nicht.“

Ihr schlanker Oberkörper richtet sich wieder auf und sie drückt den Rücken ein wenig durch; streckt sich unvermittelt. „Ja, man möchte schon durchaus abergläubisch werden, wenn man bedenkt, dass hier zwei tote Kadaver miteinander tanzen und sich unterhalten. Aber warum müssen solche Geschichten einem immer zum Nachteil gereichen? Wir beschäftigen uns viel zu viel mit dem was andere von uns wollen und viel zu wenig mit dem was unsere innersten Bedürfnisse, Wünsche und Sehnsüchte sind. Das geht über trockene und wenig erfüllende Politik weit hinaus Rafael, denn es ist das, was uns jenseits unseres Verlangens nach Vitae definiert.“ Sie seufzt kurz und hält einen Moment inne, um ihn eingehend zu betrachten. „Du willst die Ziele und Agenden der Fraktionen nicht zu den deinen werden lassen und dennoch verfolgst du ganz sicher höchst persönliche Interessen. Von Kadaver zu Kadaver, von Individuum zu Individuum: Was will der untote Tanzlehrer Rafael?“

[Weil du doch drauf stehst: Präsenz 1 --> Fehlschlag!]
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~Francis Bacon~
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Clara de Vries
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Re: Let's dance [Logan Square; Rafael & Clara; offen]

Postby Rafael » 11 May 2016, 22:21

Wird in einem Sonderforum fortgesetzt...
Der Tango kommt aus den Slums, nicht vom Parkett. Wenn man das nicht mehr sieht oder spürt, dann ist er tot.
Carmen Calderón
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Rafael
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