by Kaspar » 22 Mar 2016, 23:29
Vielleicht war es eben jener Dreck und Gestank der Slums, der noch immer an ihr haften mochte, als sie die harte Grenze von Armut und Verwahrlosung zu Wohlstand und Ordnung überschritt. Jener Duft, der etwas aus den Slums anlockte, das ihr auf Schritt und Tritt folgte, so als wäre es von Anfang an da - und doch nicht da - gewesen. Oder war es nur so ein Gefühl, denn konnte man doch nichts sehen oder hören? Das Gefühl von Blicken, die einem über die eigene Haut streifen, einen auf eine unangenehme und geradezu aufdringliche Art abtasteten. Blicke von Augen, die im Verborgenen lagen. Nur... ein... Gefühl.
Schöne neue Welt. Die Häuser hier im Randgebiet der Mittelschicht waren gewiss nicht die neuesten oder modernsten, auch nicht die geräumigsten und teuersten, doch waren sie durchaus bereits dazu in der Lage einen Kontrast zu dem darzustellen, was hinter der dem Grenzgemäuer und dem Stacheldraht lag. Sie erinnerten an alte Tage, in denen wohl auch die Slums mal so oder so ähnlich ausgesehen haben mussten. "Normal" gekleidete Menschen, Autos, Fahrräder, Familien, Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsunternehmen - hätte man hier tagsüber beobachten können. Nicht mehr jedoch um diese Uhrzeit, wo die Straßen in dieser Randregion eher ruhig sind.
Der Bus, der eben noch an der Haltestelle gegenüber des Grenzüberganges hält, wurde mit einem Zischen des Hydraulikfahrwerks vom Bordstein angehoben. Der Motor tuckerte langsam auf und setzte das gut 15 Meter lange Fahrzeug in Bewegung. Als es den Blick auf die Bänke in dem kleinen Häuschen aus Kunstglas und Werbeplakaten frei gab, konnte man dort eine einzelne Person sitzen sehen.
Ein älter wirkender Herr mit klassischem Herrenhut, einem dunkelgrauen Filzmantel, sowie einer farblich passenden Anzughose und zu Glanz polierten Herrenschuhen. An den behandschuhten Händen hielt er eine Tageszeitung aufgefaltet, die den Einblick auf sein Gesicht für den Betrachter verwehrte. Das Licht der anbei stehenden Straßenlaterne musste gerade so reichen um dem Mann das Lesen zu ermöglichen. Er schien der einzige zu sein, der um diese Zeit noch auf einen Bus wartete. Wobei unklar war, ob der gerade abgefahrene nun der letzte war oder ob der Herr lediglich auf den nächsten wartete. Rauchschwaden stiegen hinter dem aufgefalteten Papier auf. Auf der Schlagzeile des Titelblatts konnte man deutlich lesen: "Schlachtfest in West Town".
'll torture you and hunt you, I've got you where I want you, a victim of my dark and dirty plot.