Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]


Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Abigail Green » 22 Mar 2016, 21:58

Abigail hielt nervös die Luft an als das Wachpersonal ihre Papiere begutachtete. Ihr Bauch verkrampfte sich, während sie ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen zwang, das sagen wollte, alles sei ok, sie sei vertrauenswürdig und er könne sie einfach durchwinken.
Schließlich nickte der Mann ihr zu und sie durfte passieren. Zügigen Schritts passierte Abby das Tor und verlangsamte ihr Tempo erst wieder, als sie um die nächste Ecke gebogen war.
Sie hielt einen Moment inne um die Umgebung zu begutachten, erleichtert den Dreck und Gestank des Slums hinter sich gelassen zu haben.
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Re: Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Kaspar » 22 Mar 2016, 23:29

Vielleicht war es eben jener Dreck und Gestank der Slums, der noch immer an ihr haften mochte, als sie die harte Grenze von Armut und Verwahrlosung zu Wohlstand und Ordnung überschritt. Jener Duft, der etwas aus den Slums anlockte, das ihr auf Schritt und Tritt folgte, so als wäre es von Anfang an da - und doch nicht da - gewesen. Oder war es nur so ein Gefühl, denn konnte man doch nichts sehen oder hören? Das Gefühl von Blicken, die einem über die eigene Haut streifen, einen auf eine unangenehme und geradezu aufdringliche Art abtasteten. Blicke von Augen, die im Verborgenen lagen. Nur... ein... Gefühl.

Schöne neue Welt. Die Häuser hier im Randgebiet der Mittelschicht waren gewiss nicht die neuesten oder modernsten, auch nicht die geräumigsten und teuersten, doch waren sie durchaus bereits dazu in der Lage einen Kontrast zu dem darzustellen, was hinter der dem Grenzgemäuer und dem Stacheldraht lag. Sie erinnerten an alte Tage, in denen wohl auch die Slums mal so oder so ähnlich ausgesehen haben mussten. "Normal" gekleidete Menschen, Autos, Fahrräder, Familien, Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleistungsunternehmen - hätte man hier tagsüber beobachten können. Nicht mehr jedoch um diese Uhrzeit, wo die Straßen in dieser Randregion eher ruhig sind.

Der Bus, der eben noch an der Haltestelle gegenüber des Grenzüberganges hält, wurde mit einem Zischen des Hydraulikfahrwerks vom Bordstein angehoben. Der Motor tuckerte langsam auf und setzte das gut 15 Meter lange Fahrzeug in Bewegung. Als es den Blick auf die Bänke in dem kleinen Häuschen aus Kunstglas und Werbeplakaten frei gab, konnte man dort eine einzelne Person sitzen sehen.
Ein älter wirkender Herr mit klassischem Herrenhut, einem dunkelgrauen Filzmantel, sowie einer farblich passenden Anzughose und zu Glanz polierten Herrenschuhen. An den behandschuhten Händen hielt er eine Tageszeitung aufgefaltet, die den Einblick auf sein Gesicht für den Betrachter verwehrte. Das Licht der anbei stehenden Straßenlaterne musste gerade so reichen um dem Mann das Lesen zu ermöglichen. Er schien der einzige zu sein, der um diese Zeit noch auf einen Bus wartete. Wobei unklar war, ob der gerade abgefahrene nun der letzte war oder ob der Herr lediglich auf den nächsten wartete. Rauchschwaden stiegen hinter dem aufgefalteten Papier auf. Auf der Schlagzeile des Titelblatts konnte man deutlich lesen: "Schlachtfest in West Town".

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Re: Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Abigail Green » 23 Mar 2016, 21:01

Ein unbehagliches Gefühl ließ Abby ein paar mal den Kopf wenden und die Straße hinunter starren, aber da war nichts, keine Bewegung, kein Laut. Sie war allein. Es musste Einbildung sein.

Sie schaute dem abfahrenden Bus hinterher und stellte dann fest, dass sie doch nicht ganz allein war. Aber der ältere Herr dort schien so in seine Zeitung vertieft, dass er sie nicht bemerkte.
Schlachtfest? Die Schlagzeile hatte ihre Aufmerksamkeit gepackt. Sie konzentrierte ihre Sinne und fokussierte den Artikel. Auf dem Bild daneben erkannte sie einen Polizeiwagen und mehrere Leichensäcke, die gerade abtransportiert wurden. Mehr war auf die Entfernung nicht zu erkennen. Was war da passiert?

In den Slums wäre es zwar nicht schwer gewesen eine Zeitung aufzutreiben, aber etwas Aktuelles hat selten den Weg dort hin gefunden und Geld für eine Zeitung hatte sie nicht. Also vielleicht ... vielleicht konnte sie dem Mann ja seine Zeitung abschwatzen. Also bewegte sie sich auf die Haltestelle zu und grüßte den Mann freundlich.


Guten Abend.

Abby lächelte freundlich, aber sie war leicht nervös ob seiner Reaktion. Sie wusste nicht recht ob es an ihrer eigenen Unsicherheit lag oder ob Menschen einfach spürten, dass sie anders war, dass etwas mit ihr nicht stimmte; aber Gespräche mit ihnen fielen ihr immer etwas schwer, egal wie sehr sie sich bemühte freundlich zu sein und menschlich zu wirken.

Sie lächelte und wartete.
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Re: Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Kaspar » 26 Mar 2016, 14:31

Die Zeitung raschelte, gleichzeitig wurden die gleichmäßig aufsteigenden Rauchschwaden dahinter unterbrochen. Als die Gestalt das Papier senkte trat dahinter ein vom Alter gezeichnetes Gesicht hervor. Diverse Fältchen, eher als Sorgen- denn als Lachfalten zu werten, leicht eingefallene Augenhöhlen, ein hageres von einem Dreitagebart besetztes Kind, ein schmaler Mund mit kaum erkennbaren Lippen, zwischen denen eine nach unten hin gebogene Tabakspfeife hing.

Der Blick aus den wachsamen Augen blickte die junge Frau etwas verwundert an. Es dauerte einen Moment, ehe er reagierte, dann nickte er ihr jedoch letztlich doch noch zu und erwiderte Ihren Gruß.


"Guten Abend."

Es schien als ob der Alte es nicht gewohnt war, auf offener Straße von Fremden begrüßt zu werden. Oder aber er wurde einfach zu apprupt aus seiner Lese-Trance gerissen. Während er die junge Frau so betrachtete, nippten die Lippen mehrfach an der Pfeife und erzeugten so eine neue Reihe von Rauchschwaden, deren Geruch entgegen manch anderem Pfeifentabak eher als beißend bezeichnet werden konnte... scharf... heuartig. Sein Fokus rückte von ihr ab, wanderte zu der Grenzstation zu den Slums auf anderen Straßenseite, dann wieder zurück zu ihr. Vielsagend... abschätzig. Fragend?

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Re: Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Abigail Green » 04 Apr 2016, 18:28

Abby verstand seinen kritischen Blick in die Richtung, aus der sie gekommen war, sehr wohl, beschloss aber es zu ignorieren. Schon ihre alte abgewetzte Kleidung, die langen ungekämmten Haare und die schwarzen Ränder unter ihren Fingernägeln suggerierten, dass sie nicht aus den besten Verhältnissen stammte. Sie war es nicht anders gewohnt.

Also lächelte Sie trotzdem weiter.


Ich hoffe, ich störe Sie nicht. Ich wollte nur kurz fragen, wie spät es ist.

Mit einer Geste der Hilflosigkeit deutete sie auf ihr Handgelenk, an dem sich keine Armbanduhr befand.
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Re: Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Kaspar » 04 Apr 2016, 22:42

Sein Blick wanderte erneut skeptisch musternd über ihre kümmerliche Gestalt. Seine Augen blieben an den ihren hängen. Ein besorgter und gleichsam fast vorwurfsvoller Tonfall stellte sich bei dem alten Herren ein.

"Zu spät als dass Sie sich noch draußen herumzutreiben sollten, Kindchen. Selbst hier."

Er wartete einen Augenblick lang, ehe er nachsetzte.

"Bitte, setzen Sie sich."

Dabei nickte er mit dem Kopf knapp auf den Sitzplatz neben sich und es schien als würde es ihn direkt beunruhigen, dass sie noch immer so 'auffällig' vor ihm stand. Er kramte aus der Innentasche seines Mantels eine kleine Taschenuhr heraus, die an einem Silberkettchen irgendwo unterhalb des Mantels befestigt war. Ein kurzes Aufklappen offenbarte die Uhrzeit.

"23:45 Uhr."

Bemerkte der Alte beiläufig, ehe er die Uhr wieder wegsteckte und sich erneut seiner Tageszeitung widmete. Einen Moment lang schien es als ließe er die Konversation damit absterben und würde sich nicht weiter um das Mädchen kümmern. Dann, mit leicht nervösem und zögerlichem Blick, würde er sie schließlich erneut von der Seite ansehen - sofern sie sich denn tatsächlich gesetzt hätte.

"Wie haben Sie es geschafft zu entkommen?"

Eine sehr direkte aber nicht ganz unberechtigte Frage. Das "einfache" Volk der Slums verfügte gewöhnlich nicht über die Möglichkeiten, diese einfach so zu verlassen. Es bedarf einigem Verhandlungsgeschick... oder aber einem hohen Preis an Selbstkosten, den nur wenige aufbringen können... um auf 'offiziellem' Wege die Grenze zur Mittelschicht zu übertreten. Immerhin könnte ein jeder in diesen Alice mit sich bringen.

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Re: Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Abigail Green » 04 Apr 2016, 23:38

Abby hatte sich auf seine Aufforderung hin gesetzt.

"Danke."

Sie war etwas verlegen, hatte nicht erwartet, dass der Mann so freundlich reagieren würde, fast schon als sei er um sie besorgt. Sie hatte eher mit einer kalten abweisenden Reaktion gerechnet, oder damit, dass er aufstand und ging, weil er plötzlich irgendwo hin müsste.

Seine direkte Frage erwischte sie eiskalt. Für ihn war es keine Frage OB sie aus den Slums kam, sondern nur WIE sie herausgekommen war. War es so offensichtlich? Verunsichtert schwieg sie einen Moment.


"Ich ... Ich hab Papiere. Ich bin nicht gerade wohlhabend ... offensichtlich ... aber ich hab gültige Papiere."

, stammelte sie. Sie hatte bezahlt, teuer bezahlt, aber darüber wollte sie nicht sprechen.

"Aber keine Sorge. Ich bin gesund."

Sie hielt einen Moment inne und machte dann Anstalten aufzustehen.

"Ich ... sollte gehen."
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Re: Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Kaspar » 08 Apr 2016, 13:13

Der ältere Herr stutzte und blickte sie ein wenig überrascht an. Vielleicht sogar eine Spur verärgert.

"Wohin gedenken Sie denn zu gehen?"

Fragte er sie inverhohlen, wobei er seinerseits keine Anstalten machte, sie physisch von ihrem Vorhaben abzuhalten. Das wäre wohl auch unangebracht und aufdringlich. Unpassend für einen in die Jahre gekommenen Gentleman. Er fügte letztlich noch einen weiteren Satz hinzu:

"Und viel wichtiger: Was denken Sie, werden die mit Ihnen machen, wenn Sie sie finden?"

Auf wen genau er referenzierte wollte er dabei nicht anfügen, noch schien er Anstalten zu machen, näher darauf eingehen zu wollen. Ein wenig so als wüsste er, dass sie weiß, wovon er spricht. Als spräche er von einem Elephanten im Raum, der nicht direkt beim Namen genannt werden soll.

"Haben Sie Angehörige innerhalb dieser Grenzen?"

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Re: Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Abigail Green » 08 Apr 2016, 19:18

Abby war noch nicht ganz aufgestanden, als der Mann sie mit weiteren Fragen löcherte. Zögerlich setze sie sich wieder hin.

Wohin sie eigentlich wollte wusste sie noch nicht genau. Erst Mal raus aus dem Dreck. Sie würde sich einen Unterschlupf suchen und bessere Kleidung ... stehlen wahrscheinlich, aus Mangel an Alternativen. Aber das konnte sie ihm schlecht erzählen.

Seine zweite Frage verwirrte sie etwas. Meinte er etwa die Polizei? Warum sollten die sich für sie interessieren? Die hatten sicher Besseres zu tun und wenn doch, würde sie sich schon rauswinden können. Das waren ja Menschen. Aber, dass sie keiner war, wusste der ältere Herr ja nicht.

Nach einigem Nachdenken schüttelte sie den Kopf.


"Ich bin noch nicht lange in Chicago und kenne noch Niemanden hier."

Der Herr hatte zuerst einen sehr freundlichen Eindruck gemacht, vielleicht war er ja tatsächlich zumindest ein wenig besorgt um sie. Vielleicht könnte er ihr sogar helfen?
Sie lächelte den Mann unsicher an während sie antwortete. Sie zeigte ihm, dass sie Hilfe brauchte, auch wenn er das wahrscheinlich selbst schon längst wusste. Vielleicht würde er ja Mitleid empfinden? Wenn das auch eine seltene menschliche Regung geworden war...


[Präsenz Stufe 1: 1 Erfolg]
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Re: Raus aus den Slums [Mittelschicht, offen]

Postby Kaspar » 12 Apr 2016, 08:37

Der Herr mit dem Hut nickte Abigail verständnisvoll zu. Daraufhin schien er einen Moment lang zu grübeln. Man konnte es merklich hinter der Stirn des Mannes rattern sehen. Letztlich hob er seinen Zeigefinger so als wäre er auf eine Art Idee gekommen.

"'Noch' impliziert, dass Sie aber 'noch' nach jemandem suchen... oder etwas. Vielleicht kann ich Ihnen bei Ihrer Suche behilflich sein?"

Ein sanftes Lächeln und auch eine spürbare Form von Neugier begleitete sein Angebot dabei.

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