by Candace Reed Harper » 29 Mar 2016, 20:19
Sie waren zu viert an diesem Abend. Da waren Joshua und ein zierliches, rotblondes Mädchen mit Sommersprossen in einem schlichtweg zauberhaften Sommerkleid, das ihm immer wieder Seitenblicke zuwarf. Diese Art von Seitenblicken, die irgendwo zwischen Bewunderung und Nervosität lagen. Jetzt bloß nichts Falsches sagen, bloß nicht zu lange anstarren und schon gar nicht das Gesicht verziehen, sondern hoffen man sehe hübsch genug aus an diesem ersten Abend. Diesem vielleicht ersten Date? Immer wieder wanderten ihre Finger zu dem Muschelarmband an ihrem rechten Handgelenk, das zwar in der Großstadt ein wenig aus der Mode gekommen wirkte, aber doch wirklich fein gearbeitet worden war. Ein Geburtstagsgeschenk vielleicht oder doch ein Geschenk zum Studienanfang? Eine Geschichte, die von an Details Interessierten ergründet werden wollte.
Und da war sie. Das Mädchen mit dem so markanten Südstaatenakzent, das allem Anschein nach tatsächlich von einem jungen Mann über die Schulter geworfen worden war. Zumindest war ihre Kehrseite das Erste, was die Leute im High Noon Saloon von ihr an diesem Abend zu sehen bekamen. Abgetragene, weiche Boots, deren Schäfte in lange und von der Sonne gebräunte Beine übergingen, die wiederum in sehr kurzen Daisy Dukes verschwanden, die den hübschen Hintern irgendwie gerade so bedeckten und ausgezeichnet zu dem engen Tanktop in Unschuldsweiß passten. Die Rebel flag als vom häufigen Waschen längst ausgeblichener Aufnäher auf der Gesäßtasche, die nicht komplett zerrissen war. Das Haar hing ihr wild ins Gesicht, obwohl sie allem Anschein nach zumindest versucht hatte, es zu einem Pferdeschwanz zusammenzubinden. Ein Unterfangen, das aufgrund ihrer aktuellen Lage von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen sein musste. Stören tat sie sich daran allerdings dennoch nicht, denn auf ihren Lippen fand sich ein überaus zufriedenes Grinsen. Glücklich irgendwie. Unbeschwert und lebendig, wie das eines jungen Mädchens.
Der Mann an ihrer Seite derweil sah jünger aus, als man es vielleicht beim ersten Blick vermutet haben mochte. Attraktiv und sehnig, aber die Gesichtszüge irgendwie sympathisch und weich. So aus der Nähe betrachtet. Das blonde Haar war nicht kurz geschoren, sondern eigensinnige Locken ragten unter dem Basbeballcap auf seinem Haupt hervor. Modisch gestylt, was allerdings nicht ganz zu dem T-Shirt mit den abgerissenen Ärmeln, den sogenannten Georgia Boots und seiner zerschlissenen Jeans mit den Ölflecken passen wollte. Oder zu dem kleinen Ziegenbart an seinem Kinn, der das hübsche Gesicht einfach nicht entstellen konnte, sondern sich perfekt in das Bild des Jungen aus dem Süden fügte. Dem tiefsten Süden, wie der Akzent verriet, als er immer wieder höflichst darum bat Platz zu machen und sich für etwaige Fehltritte entschuldigte. Er war zwar kein wirklicher Junge mehr, aber eben auch noch kein Mann, wenn man beobachtete, wie schwer es ihm fiel mit ihrem Gewicht auf der Schulter die Balance in den Gedränge der Bar zu halten. Immerhin schaffte er es sie beide unversehrt bis an die Bar zu bringen, wo er sie vorsichtig zu Boden gleiten ließ, nicht ohne die Hände ein letztes Mal über ihren Hintern wandern zu lassen …
„Fireball!“
Grinsend richtete sie sich auf, wobei sie kurz über ihre Schulter zu dem Barkeeper gesehen hatte, um ihre Bestellung aufzugeben. Doch noch ehe der Geruch von Zimt und Alkohol ihre Sinne streifen konnte, erstarrte sie plötzlich. Irgendetwas in der Menge hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Irgendeines der Gesichter. Mit geröteten Wangen, ungeordnetem Haar und diesen so lebhaft funkelnden Augen fand sie … Elias.
She's a product of being raised in the country.
She knows her roots & works hard for her money.
A Southern drawl & dark tan legs.
Ain't nothin' like a woman Southern born & bred.
(G.R.I.T.S. - Brantley Gilbert)