Dinner at O'Hare [offen]

[Kaspar]

Der Herr im hellen Anzug nickte einmal sachte anerkennend, dann ergriffen seine Finger den Kelch des Glases und hoben dieses zum Toast an.

"Mr. Muerte."

Er führte das Gefäß erneut zu seinem Riechkolben, sog das Aroma des gegärten Traubenerzeugnisses in sich hinein und nippte letztlich an dem Glas, ehe er es wieder abstellte. Seine Hände griffen ineinander und legten sich vor ihm auf seinem Schoß ab, die Bewegungsabfolge ergab ein Bild der Ungezwungenheit. Ein Gespräch unter Freunden oder jene die es noch werden konnten. Vertraut ob doch so fremd.

"So dies nun ein Teil dessen ist, was sich zu einem großen Ganzen zusammenfügt, welchen aller Teile bevorzugen Sie dann bislang und weshalb?"

Knüpfte Kaspar letztlich nahtlos an die Konversation an. Und schon begann sie ein wenig mehr Tiefe zu gewinnen, Tiefe die Raum für Interpretation aber auch Missinterpretation ließ. Ein Wirrwarr aus Gedanken, von denen sich erst noch herausstellen sollte, ob sie dem gleichen Ursprung entstammten.

[Maldito Muerte]

"Die Vorfreude..."
Es liegt etwas darin wie er das so sagt und irgendwie scheint er etwas zu wissen, eine eigene innere Uhr mitlaufen zu haben. Es war einer der vielen Fäden die hier im Raum lagen und er lenkte den Blick zur Seite wo aus der "ferne" die Bedienung heranstreunen würde um ihm etwas zu bringen. Ein weites Glas mit einer Flüssigkeit darin die träge sich bewegte und einen Film am Glasrand ließ dessen Lichtfall an die Sonne im Abendrot gemahnen mochte. Weinbrand, von der Zeit die es gedauert hatte die seine Bestellung zu erfüllen bis jetzt wo das Glas vor ihm zu stehen kommen würde, war eine spezielle Form Heimat.

"...auf die vielen Eindrücke besonderen Geschmacks. Die Stadt hat sich noch keine besondere Mühe gegeben sich von der schlechten Seite zu zeigen und das trotz des Troubels. Ich bin kurz vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs hergekommen, damit hatte ich so nicht gerechnet."
Mit einem freundlichen Nicken legt er seine Hand um das Glas und hebt es, entlässt die Bedienung und prostet Kaspar zu.
"So wenig wie mit Ihnen, Mr. Notch."
Die Nase senkt sich mit einem zufriedenen Lächeln über das Glas und langsam zieht er die Atemluft ein, ein Moment vollkommenen Genusses. Für den Moment hatte er sich eine Rarität aus den Kellern dieses Ortes gegönnt und das Aroma bescherte ihm eine ganze Flut wohlmeinender Erinnerungen.

[Kaspar]

"Vielleicht hatten Sie bisher Glück."

Sein Lächeln intensivierte sich und formte ein leichtes Grinsen - nur für einen Moment. Der neckische Unterton, der in seinen Worten mitschwang ließ den Schelm, der ihm im Nacken sitzen musste, kurzzeitig durchblitzen. Eine kurze Pause folgte.

"Oder Sie beweisen schlichtweg Talent darin, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Beides Eigenschaften, die nicht zu verachten wären."

Ein leichtes Schulterzucken folgte, zusammen mit einem erneuten Hochziehen der Brauen. Schmeicheleien, die im Small Talk unter Gentlemen ausgetauscht wurden, ein beliebtest Stilmittel um Konversationen von vornherein einen positiven und angenehmen Charakter zu verleihen. Wenn der Gesprächspartner es denn annahm.

"War ihr vorheriger Aufenthaltsort für jene Erwartungshaltung verantwortlich? Oder vielmehr: Was hätten Sie stattdessen erwartet?"

Begann Kaspar dann seine Neugierde unverhohlen fortzuführen. Und dabei schien er sich nicht daran zu stören, dass die Fragen gerade hauptsächlich von ihm kamen. Er schien gern Geschichten zu hören, dieser Mr Notch. Vielleicht macht er sowas ja öfter - einfach in öffentlichen Lokalitäten sitzen, Leute an seinen Tisch einladen und sich dann von diesen berieseln lassen. Eine nicht ganz unpassende Vorstellung wäre es in der Tat.

[Maldito Muerte]

"Ich vereise eigentlich nur um zu arbeiten... sogesehen sind also alle meine vergangenen Aufentthaltsorte dafür verantwortlich."
Die Flüssigkeit berührt die Lippen und er nippt daran, stellt das Glas wieder hin während sein Auge mit einem Blick der in Erinnerungen schwelgt durch die Welt zieht für den Moment. Da ist eine filigrane Düsternis in diesem Lächeln, eine sinistre Art die eine Frage aufwerfen mochte ob jeder diese Empfindung mit ihm bereitwillig teilen möchte. Gemächlich richtet sich sein Blick wieder auf Kaspar.
"Viele gute arbeitsreiche Jahre und Umzüge liegen hinter mir und für viele die mich in Erinnerung behalten haben bin ich ein Jäger, spezialisiert auf Geheimgesellschaften. Da war meine Erwartung an die Stadt hier, eine recht einfache beim Einzug... nämlich eine bestimmte solche zu finden. Da hat der Bürgerkrieg aber nicht viel von übrig gelassen, jetzt sehe ich mir erstmal die Konsolidierungsphase an."

Die Neugier des Anderen schien ihn nicht zu berühren, mehr noch, das Interesse war anscheinend genau das was der alte Mann erwartet hatte, oder zumindest als Möglichkeit tief in Betracht gezogen. Aus dem Blickwinkel der eigenen Geschichte war es auch kein Wunder irgendwie doch das trug er hier nicht auf den Tisch.

"Leben Sie in dieser Stadt... vielleicht sogar schon seit der Zeit vor meiner Anreise?"

[Kaspar]

Der alte Mann mit dem graumelierten, leicht schütteren Scheitel zog die Augenbrauen hinauf und nickte sachte bei den Worten seines Gegenüber. Ein aufmerksamer Zuhörer in einem gemütlichen Plausch. Mit dem Zeigen von Interesse schien er sich dabei auch keineswegs zurückzuhalten.

"Sie kommen also viel herum? Welcher Profession gehen Sie denn nach? Das heißt - wenn die Frage erlaubt ist."

Seine Hand machte dabei eine kreisende Bewegung um seine Floskel gestisch zu unterstreichen. Nicht dass es ihn was angehen würde, er kannte den Mann ja noch keine fünf Minuten. Und gewiss ist nicht jeder so offen und plauderfreudig, wie er es gerade zu sein schien. Auf die Frage von Maldito hin lächelte er dabei amüsiert, sein Blick wich ab und schien sich einen Augenblick lang in Gedanken zu verlieren. Er schüttelte leicht den Kopf.

"Nein. Ich schätze ich bin genauso sehr ein Blatt im Winde des Bürkerkriegs, wie Sie wohlmöglich eines sind."

Erneutes Aufblicken zu Maldito. Die Gedankenverlorenheit schien sich nun auf diesen zu übertragen, so als fischte er seinen Fokus aus einem Tümpel aus alten verschleierten Erinnerungen und legte ihn auf Maldito ab um ihn damit zu verbinden. Sein Zeigefinger hob sich an als er erneut sprach, so als wolle er einen bestimmten Punkt verbal besonders hervorheben.

"Dennoch scheinen die Fäden, die durch die vergangenen finsteren Jahre zerrissen wurden, in dieser Stadt nach und nach wieder zusammenzulaufen. Ganz erstaunlich ist es gar. Nicht, dass ich es belegen oder greifen könnte. Es ist so ein... Gefühl. Vielleicht... können Sie es auch spüren?"

Gespanntes, lauerndes Abwarten.

[Maldito Muerte]

"Fragen dürfen Sie immer..."
Floskeln gaben sich die Hand und wickelten den reibungslosen Verlauf des Gesprächs wie es naturgemäß der Fall sein sollte. Ein kleines Schmunzeln will sich einnisten und verharrt auch, während er so spricht.

"Ich bin Händler... Eigentlich hatte ich mich zur Ruhe gesetzt, aber sowas hört ja irgendwie nie auf. Zu viele Freunde um deren Wohlergehen man sich kümmern kann."

Als Kaspar beginnt von Fäden zu sprechen lauscht der alte Mann dem inneren Wiederhall und lächelt sacht, als möge er Bild von alters her. Es war fast als lausche er dem alten dürren Mann in der Wüste wie er von dem feinen Garn spricht durch das die Welt gesponnen, wie all jene Fäden bebten oder sich verschoben.
"Es läuft ganz gut, ja... viele Dinge finden auf ganz natürliche Art in ihren Platz zurück oder sich neu. Der Boden hier scheint ausgezeichnet dafür geeignet. Dieses Land hat schon immer an die Pioniergeister apelliert und sie zur Höchstform getrieben, jetzt sehen wir sie mal wieder bei der Arbeit."

[Kaspar]

Der Anzugträger lächelte etwas intensiver.

"Pionier sein oder nicht sein bleibt die Frage. Der Prozess wird jene die es sind von jenen trennen, die es nur glauben zu sein."

Die Glashand schwenkte das Gefäß in langsamen kreisenden Bewegungen, sein Inhalt schwappte sachte aber rhythmisch darin umher. Eine Pause entstand. Eine dieser seltsamen Pausen, die drohten peinlich zu werden, da man denken konnte es sei beiden Gesprächsteilnehmern der Gesprächsstoff ausgegangen. Doch Kaspar durchbrach diesen aufkommenden Eindruck letztlich.

"Ein Händler also? Mit was handeln Sie denn?"

Setzte er dann die Fragestunde fort. Warum auch nicht? Es war wohl die naheliegendste aller Fragen im Moment.

[Maldito Muerte]

"Kurzwaren..."
Sagt er so leichtfertig als Antwort und es klingt wie ein absichtlicher Deckmantel für "dies und das" während er das so sagt. Vielleicht macht es das kleine hintergündige Lächeln in seinem Gesicht oder das kurze absichtliche Schweifen des Blicks.

"... im Moment helfe ich dem Kunsthandwerk aus. Es ist nur ein kleines Geschäft in der Mittelschicht, vielleicht kennen Sie Silias Pottery and moore."
Da wandert der Blick kurz durch das Gesicht des anderen und schaut ob er das tatsächlich kennt. Er würds nicht vermuten, aber wie es nun einmal der Händler Art ist kann auch die kleine Eigenwerbung hier einfach nicht fehlen. Die Finger schließen sich wieder um das Glas und mit einem wohligen Lächeln führt er es zurück zur Nase um den Duft davon aufzusaugen.

"Arbeiten Sie auch noch, oder sind Sie schon bei den Hobbys angekommen?"
Und so harmlos wie die Frage klingt, klebt doch ein kleiner Sumpf an ihr vor allem wenn man betrachtete, wo die beiden alten Männer hier herumsaßen und ihre Zeit vertrieben. Von wirklicher Arbeit mochte da ja sicherlich niemand sprechen, beim einen wie dem anderen.

[Kaspar]

"Passe. Zur Leidenschaft für Kunstwesen hat mir stets der Feingeist gefehlt. Ich bewundere jedoch jene, die darin Dinge erkennen können, die Leuten wie mir verborgen bleiben."

Witzelte der graumelierte Herr mit einer Mischung aus Selbstironie und verbitterter Enttäuschung. Könnte aber auch nur ein gekünsteltes Schauspiel sein, man weiß es oft nicht wenn man die Personen hinter der Fassade noch nicht so gut kennenlernen konnte.

"Soldat im Ruhestand. Den Dienst habe ich schon vor ein paar Jahren abgetreten. Offiziell gehöre ich noch der Reserve an... haben die zumindest gesagt."

Er schmunzelte dabei verschmitzt, ganz so als wollte er signalisieren, dass er daran selbst nicht so recht glaubte. Und damit wurde auch ein Spur deutlicher, dass sein Ausscheiden wohl einen Grund hatte, der ein Rückkehr unwahrscheinlich machte. Vor allem wohl auch altersbedingt.

"Solange es also nicht kurzfristig noch einen zweiten Crash gibt, der meine Beihilfe erfordert, genieße ich die einfachen Gefälligkeiten des alltäglichen Lebens. Ein Gläschen Rotwein, eine Tasse Kaffee, die Tageszeitung, Kochsendungen und Talkshows, Spaziergänge im Park... so Dinge eben."

Ein gedankenverlorener Blick glitt hinaus auf die belebte nächtliche Flughafenpassage. Erinnerungen an längst vergangene Tage kamen für einen Augenblick lang auf und zogen vor seinem geistigen Auge vorbei. Damals. Als die Welt noch in Ordnung war.

[Maldito Muerte]

Der Witz war ansteckend zumindest für ihn wie er dort saß. Er konnte sich viele Möglichkeiten aus erster Hand vorstellen, wie das eine oder andere von dem Gesagten letztlich abgelaufen sein mag oder sich verhalten mochte und für jenen dort, schien es nichts womit er keinen Gedanken teilen konnte.
Ein Nicken, solidarisch mit der Liste jener Dinge für den Ruhestand... und doch hatte er ja schon gesagt, das es für ihn keine Ruhe gab sogesehen.

"Teile meiner Familie waren in der Armee... ich habe sie immer ein wenig beneidet, für die Ausbildung letzten endes von der ich sicher auf meine alten Tage noch gut zehren könnte. Scheint als kreuzt mein Weg stets die interessanten Lebenswandel."

Da war dieser Tonfall der irgendwie für den Hauch eines Moments dafür sprach, das die Gedanken Malditos irgendwo zwischen den Sternen ruhten, oder in der Tiefe der Welt selbst - Anklang findend am schweifenden Blick des Anderen.
"Finden Sie diese fliegenden kleinen Soldaten in weißem Plastik nicht auch entwürdigend... von Ihrem Berufsstand aus gesehen? Ich finde es irgendwie sehr asymetrisch. Die Vorstellung das irgendwo jemand hinter seinem Monitor das gleiche Gewicht in die Welt trägt wie ein ausgebildeter Soldat mit seiner Waffe... Wie Kinder mit Granaten."

Wie eine kleine Welle Ungemachs wischt es über sein Gesicht. Irgendwie war er auch neugierig ob vom Stand der Erfahrung des Anderen, die Sicht eine andere sein würde.