Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]


Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Clara de Vries » 10 Apr 2016, 17:16

Ihre Lippen teilten sich als sie bereits zu einer Antwort ansetzen wollte, schließlich schien sie es sich aber doch noch anders zu überlegen und bedachte ihn mit einem zurückhaltenden Lächeln. Offenbar war da mehr, worüber sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewillt scheint sprechen zu wollen. "Folter ist so ein düsteres Wort, wie wäre es mit..." Sie überlegte für einen Augenblick. "Mitleidenschaft? Rhethorische Spitzfindigkeiten ich weiß aber ja... natürlich meine ich in erster Linie Dinge, die mein Bewusstsein derart verändern oder eben in Mitleidenschaft ziehen, dass ich davon bleibende Schäden davontrage. Das schließt Folter und auch Vergewaltigung mit ein. Also an mir selbst natürlich..." Andere waren ihr da wohl eher egal oder spielten höchstens eine untergeordnete Rolle in ihrer 'Adventure-Planung'. "In der Kurzfassung: Ich will da in einem Stück hinein und auch in einem Stück wieder hinaus. Was die da drin untereinander machen, soll mich jetzt weniger stören oder in irgendeiner Weise irritieren. Vielleicht schreibe ich ja im Nachhinein darüber. Eine Art Erfahrungsbericht womöglich, mal sehen." Ihre Schultern hoben sich ein Stück weit, während sie den Weg in Richtung Eisbahn, gemeinsam mit ihm fortsetze.

"Du wärst der erste, der das sehen will", stimmte sie dann in sein Grinsen mit ein und drehte sich zeitgleich einmal gespielt aufreizend um die eigene Achse, damit er sich ein Bild von dem machen konnte von... nun, von dem was er da glaubte an ihr zu erkennen. "Gewalt um der Gewalt Willen, war noch nie so meine Sache, von demher fällt eine zünftige Straßenkeilerei für mich wohl flach." Die hübsche Frau zwinkerte ihm neckisch zu. "Obwohl ich natürlich im gleichen Atemzug zugeben muss, manchmal sehr große Lust auf ein wenig Aggression zu verspüren, um all diesen widerlichen Frust und meine innere Anspannung loszuwerden. Du kennst das sicher. Manchmal hat man so Tage, da könnte man dem einen oder anderen schon den Kopf abreißen." Er tat das dann vermutlich auch, sie ihren eigenen Angaben nach, dann wohl vermutlich nicht.

"Ich werde nicht kämpfen wenn ich nicht muss oder ein Ziel dahinter sehe aber wenn du das gerne sehen willst... mach mir ein Angebot und zwar ein äußerst verlockendes. Geld oder Aktien habe ich genug, schöne Autos interessieren mich nicht und Kunstwerke bestaune ich in der Galerie. Falls du irgendwann wirklich den dringenden Wunsch verspürst nun... dabei zu sein, dann musst du dir was wirklich Einmaliges überlegen." Vermutlich müsste es sich bei ihren 'Kampfkünsten' oder worauf immer sie da anspielte, ebenfalls um etwas sehr Spezielles oder in irgendeiner Form Beeindruckendes handeln. Vielleicht band sie ihm aber auch einfach nur einen Bären auf. Mit der Schuhspitze, kickte sie ein tennisballgroßes Stück Schnee und beförderte es mit Schwung, einen halben Meter über das gefrorene Eis. Ja, sie hatte irgendwie einen ziemlich ausgeprägten Spieltrieb. Es trennte das Pärchen nur noch ein knappes Stück, dann wären sie bereits wieder an ihrem Ausgangspunkt angekommen und hätten den eisigen Park somit umrundet. Die Musik als auch die Geräuschkulisse der mit verstreuten Menschen gefüllten Eisbahn, hatten allmählich wieder zugenommen.


"Also direkt hassen eher nicht aber ich habe doch Grund zur Annahme, dass man mir Schlechtes will ja; durchaus. Lieber wäre es wenn sie mich fürchten würden aber... das kommt später." Mit einem aufmunternden Lächeln, das ihre kurzweilige Nachdenklichkeit und Besorgnis zu überdecken suchte, klopfte sie ihm auf die Schulter. "Dafür habe ich momentan dich eingeplant. Wer sollte schon Angst vor jemandem wie mir haben hm? Mit dir als protektiver Faktor, mag mir das vielleicht etwas leichter gelingen." Erneut vergruben sich ihre Hände in den dicken Jackentaschen und ihr Blick ging für einen kurzen, nachdenklichen Moment, in Richtung des sternenklaren Nachthimmels. "Genausowenig wie du derzeit Grund hast mich zu hassen, habe ich keinerlei Veranlassung dir in den Rücken zu fallen. Sag mir deine Spielregeln und wir werden uns gewiss einig werden. Und wenn es dir nicht um Geld geht - gut, dann lass uns diese Nacht einfach gemeinsam erleben, uns näher kennenlernen und herausfinden, in welche Richtung wir uns noch bewegen können und wollen. Jeder der mich näher kennt, dürfte dir sicher bestätigen, dass man mit mir eine erschreckende Menge Spaß haben kann. Soviel Spaß, dass die Uralten sich im Grab umdrehen würden." Ihr breites Grinsen, wollte bei diesen Worten gar nicht mehr aus ihrem Gesicht weichen, als ihr Blick knapp zur Tasse gelenkt und im Anschluss wieder auf ihn gerichtet wurde. Er grinst, sie grinst. Humor brachte die Leute zusammen und erfüllte jede noch so ernste Konversation mit erfrischender Leichtig- und Lebendigkeit. Alles andere war doch ohnehin bereits tot. Ihre grünen Augen wandern noch einmal leicht über seine Erscheinung, dann nickt sie versonnen.

"Oh ich kann mir durchaus vorstellen, das du da deine ganz eigene Art hast ordentlich... anzustoßen." Ein Zwinkern bestätigte seinen Verdacht: Eine erneute, etwas freche Zweideutigkeit ihrerseits. Das ließ sie sich einfach nicht nehmen. Ihr Kopf nickte sachte zu seinen Worten bevor sich die Schultern anhoben und ein egalitärer Ausdruck auf ihrem Gesicht erschien. "Was immer wir uns ansehen oder gedenken zu tun, ich bin überzeugt davon dass du weißt was sehens- und erlebniswert ist. Dahingehend genießt du bereits mein vollstes Vertrauen." Mittlerweile war man wieder am Rande der Eisbahn angelangt, wo noch immer ein paar Teenager und mittlerweile doch der eine oder andere Erwachsene, mehr oder weniger grazil seine Runden drehte. Mittels der satten Soundanlage, legte sich ein poppiger Klangteppich über die Atmosphäre. Kein Underground, sondern eher moderne Radiomusik. Die Art von Songs, die tagtäglich im Auto laufen wenn man zu faul war den Sender zu wechseln. Clara drehte sich zu ihm um und lächelte erneut.

"Gut, treffen wir uns also nach Beendigung der Arenakämpfe, am Eingang zu deiner Welt." Ihr Blick fiel kurz auf die filigrane und recht luxuriös wirkende Armbanduhr an ihrem Handgelenk. "Noch irgendwelche Wünsche bezüglich meines Outfits? Jetzt hast du noch die letzte Gelegenheit dazu. Soll es die Krankenschwester werden? Lack und Leder oder doch eher das Cowgirl? Ansonsten wird es eine Überraschung, wenn du Überraschungen magst." Sie sah ihn lange und eindringlich an, ganz so als würde sie noch auf etwas warten. Schlussendlich fügte sie grinsend hinzu: "Das wäre jetzt der Moment, wo wir uns entweder leidenschaftlich küssen oder du mich um meine Telefonnummer bittest. So machen wir das in meiner Welt. Was darfs sein?"
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Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Munir Andara » 10 Apr 2016, 23:02

Keine Sorge, ich werde mich dafür einsetzen, dass du nicht in Mitleidenschaft gezogen wirst. Zumindest nicht allzu sehr.
Seine Lippen spalteten sich wieder zu einem Grinsen. Die Nacht war dahingehend irgendwie merkwürdig, er zeigte mehr Emotionen als sonst- was er auf seine Umgebung und auch seine Begleitung schob. Immerhin war beides ungewöhnlich, zumindest für ihn.

Er schien kurz zu überlegen, neigte dabei den Kopf ein wenig zur Seite.
Wie groß ist dein Gerechtigkeitswille? Und wieviel liegt dir allgemein an Menschen? Oder anders gefragt, wenn einem Anderen, dir Unbekannten etwas geschieht, was geahndet werden müsste, was würdest du tun? Wenn es vor deinen Augen geschehen würde, wegschauen und weiterlaufen oder vor Begeisterung klatschen und zuschauen? Nur, damit ich mir schonmal Gedanken machen kann, was ich dir zeigen sollte und was nicht.

Nun ließ auch sein Grinsen Süffisanz durchscheinen.
Ich könnte dich auch einfach ins Messer laufen lassen, oder selbst das Messer führen, dann würde ich dich auch in Aktion sehen- aber lassen wir das. Wenn es mir tatsächlich wichtig sein wird, werde ich mir etwas überlegen.
Wie mächtig sind die, die dir Schlechtes wollen? Dir sollte klar sein, dass ich es nicht mit der halben Cama

-durchgestrichen-
mit deinen Feinden aufnehmen kann, wenn sie allzu mächtig sind. In einem solchen Falle könnte ich höchstens für eine gewisse Chancengleichheit sorgen.
Er zuckte mit seinen Schultern und ließ damit nicht durchscheinen, ob er irgendein Interesse daran hatte.
Ich fürchte jedoch, dass ich in den Slums etwas bedrohlicher wirke, als in einem Ballsaal. Und vor gesellschaftlichen Anfeindungen kann ich dich ebenfalls nicht schützen, wie du vielleicht schon gemerkt haben könntest, fällt es mir nicht allzu leicht, laut meine- oder eine andere Meinung zu vertreten.
In seinen Augen glomm keine Freude, nur Kälte. Er hatte sich wohl wieder gefangen.

Wir können mit etwas einfachem anfangen: Schütze keinen Tremere. Wenn du dich daran hältst, dürfte es dir schwerfallen, mich wirklich zu verärgern. Ansonsten dürfte das gleiche gelten, was wahrscheinlich auch für dich gilt, auch du wirst es nicht mögen, sollte ich einem deiner Feinde die Hand geben. Meine Feinde wirst du jedoch nicht kennen, das gleiche dürfte für mich gelten.
Bei dieser Führung geht es mir nicht um Geld, gratis arbeiten werde ich für dich jedoch nicht.

Was auch immer sie mit Spaß meinte, seine Form davon konnte sie nicht meinen.. Auch wenn sie danach gefragt hatte, daher würde er ihr durchaus die Annehmlichkeiten seiner Welt zeigen.
Ach, auf einmal genieße ich nur dahingehend dein Vertrauen? Mehr nicht? Ich dachte, du müsstest mir ein gewisses Vertrauen entgegenbringen, immerhin bezahlst du mich nicht und verlangst doch von mir, dass ich dich unberührt durch die Slums führe..
Er feixte.
Als sie sich wieder der Menschenmenge näherten, auch wenn sie geschrumpft war, seit sie sie hinter sich gelassen hatte, fühlte er wieder ein gewisses Unwohlsein, versuchte jedoch, nicht seinen Oberkörper unnötig zu verspannen. Nur seine Wangenmuskeln traten kurz hervor, als er wieder die Geräusche, das Lachen und die Musik wahrnahm, jedoch entspannten sie sich nach einem kurzen Anhalten des Zustandes wieder.
Zieh an, was du willst. In den Slums sehen sich die meisten nur negativen Überraschungen gegenüber, dementsprechend.. bin ich Überraschungen gegenüber etwas voreingenommen. Aber meinetwegen lasse ich mich von dir überraschen.

Er starrte sie entgeistert an. Was..?
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Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Clara de Vries » 11 Apr 2016, 18:57

Als Erwiderung kam nur ein dezent entnervtes Augenrollen von ihr. Scheinbar hatte sie doch ein wenig zu viel ihres ‚köstlichen‘ Humors zum Besten gegeben. „Worauf ich hinauswollte war, dass wir unsere Telefonnummern austauschen. Natürlich wollen wir uns nach dem Turnier am Eingang zu den Slums treffen aber es ist ja nicht so, dass wir einfach in den Zug steigen und an der Station ‚Bitterstraße; Kreuzung Wehmut‘ aussteigen. Außerdem werde ich nicht darauf warten, bis irgendwann ein Anruf kommt, der mir mitteilt das ich mich ins Auto setzen kann, weil die Afterparty bereits in vollem Gange ist und die feine Gesellschaft die Sektkorken knallen lässt.“ Sie schüttelte den Kopf und lächelte in sich hinein. „Sobald das Event vorüber ist, vereinbaren wir ein genaues Datum, eine Uhrzeit und den dazugehörigen Treffpunkt. So können wir auch noch eventuell offene Fragen klären. Ist das für dich akzeptabel? Oder willst du doch lieber einen Kuss?“ Jetzt legte sie den Kopf mädchenhaft liebäugelnd schief und grinste ihn direkt an. Planung und Organisation schienen nicht gerade zu seinen großen Stärken zu gehören aber das war ja auch nicht der eigentliche Grund, warum sie gefallen an ihm gefunden hatte oder in Erwägung zog, ihn als ihren persönlichen Leibwächter zu rekrutieren. Geistig machte sie sich eine Notiz: Sarkasmus und Ironie reduzieren. „Ich werde mir bezüglich meines Outfits, was Nettes überlegen. Vielleicht wird es sogar etwas, das sogar deinen Geschmack trifft, mal sehen.“

Ihn verschmitzt musternd, verschränkte sie gespielt provokant die Arme vor der Brust. „Du lässt mich nicht ins Messer laufen oder führst es gar selber, dafür sorge ich schon. Außerdem würdest du damit jegliche Möglichkeit einer weiteren freundschaftlichen oder geschäftlichen Beziehung mit mir zunichtemachen. Das könnte dir natürlich herzlich egal sein, stimmt schon. Andere würde es wiederum doch etwas betroffen machen. Betroffen und womöglich etwas… verärgert. Lass uns diesen Abend doch einfach ohne große Gewalt gegeneinander begehen. Es wär ja nicht so, dass wir nicht ohnehin genug davon in den Slums zu sehen bekämen.“ Langsam hob sie eine Augenbraue um ihre Worte zu unterstreichen. Halb fragend, halb feststellend. Dann wanderten ihre Schultern wieder etwas egalitär noch oben und ihre Arme entspannten sich allmählich. Seine Frage bezüglich der Sterblichen, hatte wohl nach wie vor keine besonders hohe Priorität bei ihr. „Du kannst mir alles zeigen, ich habe nicht vor die Augen vor dem zu verschließen, zu schreien oder panisch wegzulaufen, vor dem was sich mir dort bieten mag. Wenn ich schon dorthin gehe, dann will ich die ungeschönten Slums in all ihrer zweifelhaften Pracht und Verkommenheit kennenlernen. Klar bin ich völlig fremd dort und mache lediglich eine Führung durch die Elendsviertel der Stadt aber ich habe nicht All-Inclusive gebucht, um dann wie ein Pauschaltourist, müßig auf der Sonnenliege am Strand zu braten. Zeig mir alles, was wert ist gesehen und erfahren zu werden und hör bitte auf mich schonen zu wollen. Ich heule schon, wenn ich nicht mehr kann, versprochen.“ Dann machte sie eine sehr ausladende, wegwerfende Handbewegung und überdrehte noch einmal die Augen. Diesmal war es ein Zeichen dafür, dass er sich viel zu viele, unbegründete Sorgen machte oder Einwände vorbrachte.

„Du und deine Fähigkeiten, sind für den Moment völlig ausreichend um mein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen. Ich habe auch mit keinem Wort erwähnt, das ich dich auf irgendwelche Attentatsmissionen entsenden will, wo es darum geht ganze Horden von Ahnen abzuschlachten oder die Stadt von jeder nur möglichen Bedrohung zu säubern. Du bist neben mir und wenn mir jemand zu nahe tritt, dann trittst du in Aktion. Weder bist du Soldat, noch Attentäter sondern ein gewöhnlicher Leibwächter mit den allgemeinen Privilegien und Pflichten eines Leibwächters. Du kannst nicht sprechen und vermutlich auch nicht gut auf einem Ball tanzen, weder kannst du mich beim Shoppen beraten oder verbale Anfeindungen gegen mich entschärfen. Macht das was? Nein, tut es nicht. Überhaupt nicht. Ich respektiere dich und deine Fähigkeiten, genauso wie ich respektiert werden will und falls du doch einmal deine sozialen Fähigkeiten etwas verfeinern willst oder tanzen möchtest, lässt sich das alles arrangieren. Man kann alles lernen, ich belege zum Beispiel gerade einen Tanzkurs, weil ich bemitleidenswert schlecht darin bin.“ Abermals hoben sich ihre Schultern und sie schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln. So einfach wie sie es ihm erklärte, so einfach stellte sie sich die ganze Sache wohl auch vor. Keine Haken oder doppelte Böden, keine großen Wenn und Abers; gerechter Lohn für gerechte Arbeit. Strenge Rechnung – gute Freunde. In gleicher Art und Weise, verhielt es sich mit den auferlegten Gesetzmäßigkeiten und Spielregeln unter dessen Schirmherrschaft sich möglicherweise mehr als nur eine rein geschäftliche Beziehung entwickeln könnte. Darum erntete er nur ein bekräftigendes Nicken diesbezüglich. Eine Selbstverständlichkeit. „Tremere hm? Ja die sind schon ein spannender Haufen geheimnistuerischer Ferkelchen und kein Mensch weiß, wo sie derzeit abgeblieben sind. Ich habe zumindest noch keinen in der Stadt getroffen… nun, das heißt keinen der sich mir als Hexer zu erkennen gegeben hätte aber was heißt das schon? Wir sind allesamt fantastische Lügner aber die Usurpatoren, hatten schon immer ein besonders begnadetes Talent dafür. Ist es was Persönliches oder bist du ein kleiner Drache?“ Clara hielt kurz inne und schüttelte nach einer kurzen Pause der Nachdenklichkeit äußerst knapp den Kopf, so als müsse sie einen unliebsamen Gedanken vertreiben. „Nein, sag es mir nicht, ich will es gar nicht wissen. Keine Tremere; geht in Ordnung. Damit kann ich sehr gut leben.“

Schlussendlich bekam er noch ein sehr breites Grinsen auf sein feixen, das sich wohl durchaus mit seinem eigenen Amüsement messen durfte. Ah, er verstand ja doch Humor, Sarkasmus und die gelegentliche Ironie. Vermutlich hatte sie ihm da wirklich Unrecht getan. Vom Küssen hatte er aber nach wie vor sicher keine Ahnung, davon war sie immer noch felsenfest überzeugt. Andererseits, wer küsste sich heutzutage schon noch? Was für langweilige Zeiten. Wenigstens versprach dieser Ausflug in die Slums, eine willkommene Abwechslung.

„Wenn wir von ‚Berührungen‘ sprechen, meinst du da Verletzungen oder… also die eine oder andere Berührung…“ Sie brach mitten im Satz ab und seufzte kurz resignierend. Nein, Munir war niemand den man mit derartigen Dingen necken konnte oder wollte. Diesen entzückenden Schlagabtausch, müsste sie sich mit anderen liefern. Hier ging es ums Geschäft und darum Vertrauen zueinander zu fassen. Wenigstens gerade so viel, das beide wieder heil aus dieser abenteuerlichen Slumtour herauskommen würden.

„Gut, du willst also kein Geld für deine kostbare Zeit und deine dienstbeflissenen Bemühungen. Womit kann ich dir denn ansonsten etwas Gutes tun? Was ist der Preis für diesen kleinen Gefallen, unsere Reise in die gefährlichsten und schäbigsten Viertel Chicagos?“
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Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Munir Andara » 12 Apr 2016, 21:43

Seine Reaktion war ein bloßes Schulterzucken. Warum sollte es nicht so einfach sein? Aber gut, richtete er sich nach ihrem Wunsch. Sonderlich schaden konnte es nicht, ihre Nummer zu haben.
Meinetwegen. Ich müsste nicht in einen Zug steigen, sondern nur etwas laufen. Warum könntest du nicht auf einen Anruf warten? Fürchtest du dich bereits jetzt vor einer Zeit, die du ohne mich totschlagen musst?
Beim Schreiben zuckten seine Mundwinkel amüsiert. Er war kurz davor gewesen, Ach, ich vergaß. Dafür brauchst du ja mich. zu schreiben. Was etwas zu viel des Guten gewesen wäre, wie er befand.
In Ordnung. Offene Fragen? Warum stellst du sie nicht gleich?
Ihr Grinsen erwiderte er ausdruckslos, in seinen Augen lag jedoch keine Kälte, nur eine Abwesenheit von Wärme. Auch sein Mund bildete eine gerade Linie, wurde an keinem Ende durchbrochen.
Und was sollte es deiner Meinung nach sein, was mir gefallen könnte?
Nun lag wieder ein kleines Schmunzeln in seinem Gesicht.
Nackt, blutverschmiert und mit einem Schwert in der Hand?

Dann lasse ich dich nicht ins Messer laufen, wenn du mich schon so überzeugend versuchst zu überreden. Und so lieb bittest. Aber sicher, ich werde dir gegenüber keine unnötige Gewalt zeigen. Es sei denn natürlich, um dich zu schützen. Vielleicht stoße ich dich ja beiseite, um eine Kugel abzufangen oder derartiges, werden wir denke ich sehen. Und sicher, wenn du in den Slums Gewalt sehen willst, werde ich sie dir zeigen. Nicht an dir selbst, versteht sich. Soll ich für den Fall der Fälle eine Augenbinde und in-ear-Ohrenstöpsel für dich organisieren? Dann kann ich dich blind und taub aus den Slums wieder hinausführen, wenn du willst. Ich könnte mich dann in meiner Großzügigkeit dazu herablassen, sie dir als Geschenk zu überlassen.
Bei seinen Worten- auch wenn sie nur geschrieben standen und es sich nicht um gesprochene handelte- war sein Schmunzeln immer weiter zu einem Grinsen gewachsen, offenbar amüsierte ihn das Gespräch nun doch zunehmend. Dass er dabei neue Seiten seiner Persönlichkeit entdeckte, steigerte nur sein Gefühl, den Abend als ungewöhnlichen Erfolg verbuchen zu können.

Ist es nicht etwas zu einfach, meine Fähigkeiten nur als ausreichend zu bezeichnen? Du weißt nicht, was ich kann, du hast mich noch nicht in Aktion gesehen. Außerdem könnte ich es dir übel nehmen, wenn du meine möglichen Leistungen lediglich als ausreichend bezeichnest, oder nicht? Und streichen wir das gewöhnlicher und betiteln wir meine zukünftige Position als Leibwächter, oder hast du noch mehr Leibwächter, möglicherweise sogar in einer noch höheren Position?
Dabei war seine linke Augenbraue um einige Nuancen nach oben gewandert, während das Grinsen an Intensivität verloren hatte.
Und nein, ich denke ich werde nicht vorhaben, tanzen zu lernen- jedenfalls nicht in dem Sinne, den du wahrscheinlich kennst. In Kämpfen, mit einer Klinge in jeder Hand lässt sich dem genauso gut nachgehen, wie ich finde.
Er zuckte nur die Schultern.
Vielleicht werde ich eines Tages eines deiner Bücher lesen, aber eine viel größere Vergrößerung einer sozialen Fähigkeit habe ich derzeit nicht vor.
Sein Stift verweilte für einen Moment ruhig, während er ihr zuhörte.
Nicht jeder Kainit ist ein Lügner. Gut. Du wirst wahrscheinlich noch früh genug erfahren, warum ich Tremere gegenüber keine allzu große Zuneigung empfinde.
Ich meinte Verletzungen. Oder ich halte dich an einer Schulter fest, wenn du nicht mehr weiterlaufen solltest, oder um dich vor etwas anderem zu schützen. Was ich will? Einen wesentlich ungefährlicheren Gefallen, würde ich meinen. Verfügst du über einige Informanten in den Slums? Wenn nicht, überlege ich mir beizeiten etwas anderes.
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Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Clara de Vries » 13 Apr 2016, 15:24

Der Ausdruck in ihren Augen, bekam abermals etwas zynisch Fragendes. So als müsse es doch auf jeden Fall klar sein, warum sie einen derartigen Ausflug gut planen wollte und nicht ad hoc einfach in den nächsten Zug springen würde. Vielleicht mochte es sogar einmal eine Zeit gegeben haben, in der sie das so gemacht hätte; ein Anruf und schon saß sie im Auto und war unterwegs. Aber nichts war mehr so einfach in den heutigen Nächten. Nicht wenn man Clara hieß. „Nein, ich fürchte ich werde auch ohne deine Gesellschaft eine gute Weile lang auskommen müssen und schätze, dass ich innerhalb dieser Zeit zudem ausreichend zu tun haben werde. Ich bin sehr gefragt momentan.“ Ein Konter, passend zu ihrem Augenaufschlag. „Das Gemeine an Fragen ist, das einem erst im Nachhinein die richtigen einfallen. Ich werde unser Gespräch ein wenig sacken lassen und ein paar Vorbereitungen treffen und im Zuge dieser Planung, wird mir sicher noch das eine oder andere einfallen. Und damit diese Dinge dann auch noch rechtzeitig in meine Planung mit einfließen können, war mir eine Kontaktmöglichkeit wichtig. Ist so etwas derart ungewöhnlich, da wo du herkommst?“ Ihre Schultern hoben sich schwach. Es war merkwürdig, dass ihn das so zu irritieren schien; für sie war das ganz selbstverständlich.

Abrupt fuhr dann ihr wedelnder Zeigefinger in die Luft und sie schüttelte gespielt brüskiert den Kopf. „Ts ts ts… Nackte, blutverschmierte Körper und Schwerter, kommen erst in Phase 3. Augenblicklich befinden wir uns noch in Phase 1. Du greifst vor mein Lieber. Alles zu seiner rechten Zeit. Wir beginnen mit einem unverbindlichen Kennenlernen bei elenden, sozialen Verhältnissen und trostloser Hoffnungslosigkeit. Danach steigern wir uns langsam.“ Sie schenkte ihm ein Lächeln, das wenn es von irgendjemanden aufgezeichnet worden wäre, demnächst von einer Werbetafel hätte prangen können. Perlweiß für strahlend weiße Zähne. „Alles andere fällt unter die Kategorie: Überraschung. Ich hab dich gefragt was du sehen willst, du wolltest eine Überraschung, jetzt wirst du deine Neugier zügeln müssen oder mir, wenn wir unsere Kontaktdaten ausgetauscht haben, ein Bild schicken müssen von dem was du haben willst. Vielleicht lass ich ja mit mir reden.“

Dann lachte sie richtiggehend herzlich und schüttelte ihren Kopf; strich sich im Anschluss eine Haarsträhne hinters Ohr. Sie wollte gar nicht mehr aufhören und hatte tatsächlich Mühe sich zu beherrschen. „Alle Achtung du lernst. Ich hatte Aufschlag und du hast den Ball makellos weitergespielt; Respekt. Protektive Gewalt, die meinem Schutz dient ist natürlich höchst willkommen aber tu mir den Gefallen und sag es mir, bevor du dich mit deiner ganzen Muskelmasse auf mich stürzt, um mich vor einem Kugelhagel zu retten.“ Mit einem Auge, zwinkerte sie ihm gespielt neckend zu und schnalzte mit der Zunge. „Ohrstöpsel nehme ich nur, wenn du die passende Musik mit dabei hast denn ich bin gerade was Songs angeht ziemlich wählerisch. Die Augenbinde… heben wir uns für andere Anlässe auf.“

Sie zückte langsam ihr Telefon aus der Jackentasche und drückte ein wenig auf dem Display herum, bevor sie ihm wieder ihre volle Aufmerksamkeit schenkte. „Richtig, ich habe nicht die leiseste Ahnung was du kannst. Rein äußerlich betrachtet, bist du ein vor Kraft strotzender Koloss aber ich habe schon kleine Mädchen gesehen die jemanden wie dich in zwei Hälften teilten. Äußerlichkeiten bedeuten gar nichts in unserer Welt, das ist die wichtigste Regel die hier jeder immer wieder aufs Neue vergisst. Weil es so einfach ist, seinen Augen trauen zu wollen. Vielleicht bist ein gottgleiches Wesen, das Blitze und Feuerstrahlen schießt oder mit zwei Fingern Panzerglas zerbricht. Wer weiß das schon? Du könntest alles sein. Ein Maulheld oder ein wandelnder, kämpfender Alptraum. Und übel nehmen solltest du mir gar nichts, ich wollte dich nur etwas anstacheln und zu… physischen Höchstleistungen anspornen. Was du wirklich kannst, sehen wir dann ja ohnehin in der Arena bzw. in den Slums nicht wahr?“ Schlussendlich blinzelte sie ein paar Mal irritiert, so als wüsste sie nicht was sie auf seine Frage erwidern sollte. Besser gesagt: Die Dame wusste es nicht gleich, denn mit dem langsam nach oben gleitenden Mundwinkeln, war man wieder bei einem belustigten Lächeln angekommen. Er wirkte für einen Moment beinahe unsicher, das fand sie… süß.

„Wir kennen uns gerade mal ein Stündchen und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, du bist bereits ein klein wenig… eifersüchtig? Ja ich weiß, alle wollen ein Stück von mir. Buchstäblich und im übertragenen Sinne.“ Mit ein paar betont feminin akzentuierten Schritten, kam sie auf ihn zu und strich mit der Spitze ihres Zeigefingers über sein Kinn, bis zu seinem Brustbein. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, keine weiteren Leibwächter die ich irgendwelchen Kategorien von ‚gewöhnlich‘ bis ‚einzigartig‘ zuordnen würde. Würde ich sonst jemanden suchen?“ Ihr Kopf legte sich schief und sie machte einen kleinen Schritt rückwärts. Es war ihm unangenehm, wie konnte sie das nur vergessen? Schade eigentlich, er sah nach Spaß aus. Und wo man gerade bei Spaß angekommen war…

„Kein Tanzen? Wirklich nicht? Oh aber du musst es versuchen. Ich habe da gerade einen fantastischen Lehrer den ich für Einzelstunden gebucht habe. Ein Mann der seine Leidenschaft lebt, es pulsiert förmlich in ihm. Man lernt so vieles dabei: Körperbeherrschung, Taktgefühl, Improvisation, Kommunikation, Augenkontakt, Adaption. Schließlich und endlich macht es einen Heidenspaß!“ Sie sah ihn begeistert an. „Nicht? Oh da versäumst du wirklich was. Es ist eine Ästhetik, die kaum mit brachialen Tritten und Schlägen vergleichbar ist. Außerdem bin ich nicht wirklich gut darin, du hättest also die einmalige Gelegenheit mich hin und wieder hinfallen zu sehen, wenn dir der Sinn nach Schadenfreude stünde. Ich kenne da ein paar, die würden dafür zahlen…“ Erneut glitt ihr wedelnder Finger nach oben, bevor sie noch kurz etwas auf ihrem Display eintippte.

„Ah, ich muss dich leider berichtigen. Nicht jeder Kainit ist ein guter Lügner. Lügen tun wir alle, nur von den schlechten Lügnern hört man nichts mehr. Die werden alle von der Nacht verschluckt und verschwinden spurlos. Und wo wir gerade bei sind, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden, sorgfältig zu differenzieren und uns nicht vom vermeintlich Offensichtlichen blenden zu lassen….“ Sie senkte ihre Stimme und sah ihn geradezu perplex an. „Wie kommst du darauf, dass jemand wie ich Kontakte oder Informanten in den Slums haben könnte?“ Eine Weile hielt sie diesen unschuldigen, völlig verwunderten Blick aufrecht, bevor sie leicht einen Mundwinkel nach oben zog. Wenn er heute Nacht gut aufgepasst hätte, wüsste er bereits auf was sie hinauswollte.

„Die Antwort auf deine Frage lautet: Das hängt davon ab, was du wissen möchtest. Was willst du denn wissen? Wonach verlangt es dein kleines, abgestorbenes Herzchen?“ Und wie völlig aus dem Kontext gerissen, fügte sie knapp hinzu: "Krieg ich deine Telefonnummer oder wird das nur ein One-Night-Stand?"
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Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Munir Andara » 15 Apr 2016, 00:05

Durch was hatte er sie verwirrt? Plante sie tatsächlich jede ihrer freien Minuten akribisch? Selbst über einen längeren Zeitraum? Das war.. ungewöhnlich, hielt er für sich fest. Andererseits war sie in mehr als nur diesem Aspekt ungewöhnlich- sofern er sie mit jenen, die er näher kannte verglich. Nur wenige hatten einen Stand in der Gesellschaft inne oder innegehabt, der dem ihren entsprach, was durchaus eine mögliche Erklärung darstellen konnte.
Nun war es an ihm, ehrlich erstaunt zu sein.
Was musst du denn planen? Was du anziehst und welche Waffen du mitnimmst? Vielleicht noch, wer dich während der Zeit deiner Abwesenheit vertritt? Es ist nicht unbedingt gewöhnlich
Er zog mit dem Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand sein Mobiltelefon aus einer seiner Taschen.
so etwas zu haben. Zumindest in den Slums, wenn es das ist, was du meintest.

Die Verwirrung schwand urplötzlich aus seinem Gesicht, wurde von seinem Grinsen ersetzt.
Ich fürchte, in den Slums könntest du durchaus mit Blut und Schwertern in Berührung kommen- und wenn nicht du, dann wohl ich. Bei der Sache mit den nackten Körpern gebe ich mein menschenmöglichstes
Das Grinsen intensivierte sich bei diesem Wort für einen kurzen Augenblick.
um dich davor zu schützen. Zumindest, wenn es sich dabei um deinen handelt und es unfreiwillig geschieht- du meintest ja, keine Vergewaltigungen.
Er blätterte um und begann, auf einer neuen Seite seines Notizblockes weiterzuschreiben.
Wäre das dann Phase 2? Also nicht die Vergewaltigung, sondern blutige Körper und Schwerter? Das wären immerhin 2 von 3 Dingen..
Bei diesen Worten hatte er versucht, ein ernstes Gesicht zu machen, wobei es nicht allzu lange anhielt und sich schnell wieder verzerrte, als sein linker Mundwinkel eindeutig erheitert nach oben kroch.
Nein nein, ich lasse mich von dir überraschen, soweit vertraue ich dir schon.

In ihr Lachen stimmte er nicht mit ein, wirkte dabei jedoch ebenfalls eindeutig amüsiert.
Wie sollte ich es dir denn deiner Meinung nach sagen, wenn ich dich innerhalb kürzester Zeit aus der Schussbahn befördern müsste? Soll ich es dir vielleicht ins Ohr flüstern oder lieber laut und deutlich sagen? Und ich fürchte, meine Auswahl an verschiedener Musik ist recht beschränkt, darauf wirst du verzichten müssen.
Er hob die Schultern nur leicht an.
In Ordnung, dann keine Augenbinde. Auch wenn ich mir keinen passenderen Moment vorstellen kann, immerhin würde es dich vor Einigem bewahren. Aber wie du willst.
Dabei wirkte er etwas verwirrt.

Kommt ganz darauf an, was geschieht. Aber ja, wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, dürfte dort zu sehen sein, was ich kann und was nicht.
Um das buchstäblich soll ich mich wohl kümmern, oder? Auf was sollte ich denn eifersüchtig sein, wenn es keine weiteren Leibwächter gibt? Und ich weiß nicht, wenn du einen sich als unfähig erwiesenen Leibwächter bezahlen würdest, könntest du dich dazu durchringen, einen neuen zu suchen.

Wieder ein Schulterzucken. Es war einiges möglich, warum also nicht auch das? Bei ihrer Berührung schauderte er kurz an seinem Körper, diesmal spannten sich jedoch nur seine Wangenmuskeln an, und auch diese nur für einen kurzen Moment. Er schien sich wohl wirklich Mühe zu geben, sich zu bessern.

Ich denke, über Körperbeherrschung, Improvisation, Augenkontakt und Adaption verfüge ich bereits mehr als ausreichend. Aber warum sollte ich tanzen wollen? Es bringt mich in nichts weiter und ob du es glauben magst oder nicht, auch ich bin niemand, der nur auf der faulen Haut liegt. Auch ich verfolge Ziele. Und keines- nun, fast keines- hat wirklich mit Spaß zu tun. Und beileibe nichts mit tanzen. Wenn ich den Job annehme, werde ich dich wahrscheinlich so oder so ab und an dorthin begleiten, denke ich. Also werde ich dich wohl doch das ein oder andere Mal fallen sehen. Meiner Erfahrung nach gibt es durchaus auch Kainiten, die nicht lügen- nicht weil sie es nicht könnten, eher weil sie es nicht wollen. Aber du hast recht, sie sind selten und verschwinden durchaus das ein oder andere Mal.
Ich komme nicht darauf, dass du dort Kontakte haben könntest. Ich habe nur danach gefragt.
Ich würde gerne so viele Informationen über ein gewisses Rudel in Erfahrung bringen wie möglich. Falls du dort Kontakte haben solltest, werde ich dir beizeiten meine bisherigen Informationen zukommen lassen- ich will aber nur Informationen, keinen Polizeiaufmarsch in dem Viertel. Das Rudel gehört mir.

Dabei spannte sich nun doch seine gesamte Muskulatur an, dabei versuchte er, seine Hände still zu halten, die nur leicht zitterten. Nach einer kurzen Zeit- wenigen Sekunden nur- zitterten seine Wangenmuskeln ein, zwei kurze Male, bis sich sein Körper wieder entspannte.
Seine Lippen formten- wohl als Entschuldigung für seinen kleinen körperlichen Ausbruch ein ´Tschuldigung. Jedenfalls sah es danach aus, er öffnete beim „Reden“ seinen Mund nicht richtig und gab sich wohl auch keinerlei Mühe, es deutlich zu zeigen. Er wirkte noch immer leicht abgelenkt.

Sicher bekommst du meine Nummer. Du hast ja danach gefragt.
Er gab ihr die verlangte Nummer und hatte sich wohl wieder gefangen, zumindest äußerlich.
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Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Clara de Vries » 16 Apr 2016, 19:50

Clara notierte sich seine Nummer in ihrem Smartphone und speicherte diese. Der Eintrag lautete 'Sir Speaks-A-Lot' und für einen kurzen Moment, war sie beinahe zögerlich versucht noch ein Anrufbild von ihm zu schießen. An ihren einschätzenden Blicken, die sich langsam über die breiten Schultern, den trainierten Oberkörper und die kräftigen Arme ausbreiteten, war zu erkennen das sie die Idee aber ziemlich schnell wieder verwarf. Vielleicht gab es ja ein Selfie mit Hashtag in den Slums, damit man sich noch lange an diesen 'Ausflug' erinnern könnte. Vielleicht gäbe es aber nur gebrochene Knochen und blutende Wunden für sie, das war ja das Problem dieses Viertels, in welchem einem Gevatter Tod tagtäglich über den Weg lief. Ja es war gut möglich, das er fröhlich pfeifend durch die 'Dark-Zone' spazierte und dabei ein Liedchen anstimmte, während rings um ihn Geschosse in bröckelnden Beton einschlugen. Keine Realität in der sie zu leben pflegte und somit unter der Berücksichtigung ihrer geringen Ambitionen als blutverschmierte Amazone, eher bedenklich. So sah sie ihn nur mit einem sehr ungläubigen Blick an, der seine Irritation nicht nur spiegelte sondern sogar noch überbot.

"Äh... ja?", meinte sie etwas ausdruckslos. "Natürlich will so etwas von langer Hand geplant sein, zumindest wenn du dir meine körperliche Konstitution vor Augen führst. Vielleicht ist dir aufgefallen, das hier oben eine dezente Wölbung bemerkbar ist, die mir im Gegensatz dazu zwischen den Beinen fehlt oder einfacher ausgedrückt: Ich bin ein Mädchen. Wieviele Mädchen die in sicheren und wohlhabenden Stadtteilen leben und arbeiten kennst du, die in ihrer Freizeit gerne durch Leichenberge und Blut waten?" Es erklang ein leicht grunzendes Prusten, als sie ein knappes Lachen unterdrücken musste. "Du lebst dort, du kennst dich dort aus. Ich muss und werde mein Outfit planen, meine Bewaffnung, Notfallmaßnahmen, eine Evac-Zone einrichten, eventuell noch ein paar scharfe Satellitenbilder. Und irgendwer muss natürlich meine 'Vertretung' übernehmen bzw. sollte wissen, wo sie meine Einzelteile zusammenkehren können, falls du wider Erwarten versagen solltest. Das klingt jetzt alles eher so, als hätte ich kein großes Vertrauen in deine Fähigkeiten und Kompetenzen..." Ihre Schultern glitten ein Stück weit nach oben. "... entspricht aber nicht der Wahrheit. Vielmehr bin ich einfach übervorsichtig und paranoid geworden in letzter Zeit. Wenn du über alles was ich bisher schon durchgemacht habe im Bilde wärest, könntest du das auch sehr gut nachvollziehen, glaub mir."

Gelassen lächelnd hörte sie sich in weiterer Folge seine Ausführungen und Mutmaßungen zu diversen Abläufen an, wobei er ihren Ausdruck von 'Phasen' interessanterweise übernommen hatte. Dann kam aber nur ein verneinendes Kopfschütteln, das etwas Tadelndes an sich hatte. Fräulein de Vries hat gerade die Endnoten eingetragen. "Das Phasenmodell ist eher etwas genereller gehalten und bezieht sich nicht ausschließlich auf unser kleines Abenteuer, allerdings hast du gerade Lektion 2 dieses Abends gelernt: Interpretation. Individuelle, subjektive Interpretation ist ein nicht zu verachtender Faktor." Sie sah ihn geduldig an und ließ ihn ihrer eigenen Meinung nach noch etwas 'zappeln', bevor sie sich dazu hinreißen ließ ihm die angesprochenen Phasen zu erläutern. Das musste sie nicht aber irgendwie fand sie es gerade in diesem Augenblick ziemlich passend und wenn es nur darum ging seinen Gesichtsausdruck dabei zu sehen. "In Phase 1, sitzen wir gemeinsam in einer kleinen Bar oder einem schnuckeligen Café, machen einen ausgedehnten Spaziergang oder begegnen und an einem anderen, neutralen Ort. Wir lernen uns kennen, wir reden miteinander, wir offenbaren uns ein Stück weit und ziehen unsere Figuren; versuchen den nächsten Schritt unseres Gegenüber vorauszusagen. In Phase 2, sind wir uns schon näher gekommen, möglicherweise sind wir schon beim 'Du' angekommen. Gelegentlich tauschen wir Geschichten und Erzählungen miteinander aus, die wir für gewöhnlich nur einem ausgewählten Personenkreis anvertrauen. Das ist auch der Moment, wo ich nicht nur angemessene und ansprechende, sondern womöglich bereits adaptiere Kleidung trage. Vielleicht ein wenig mehr Make-up, ein paar High-Heels, tiefer Ausschnitt. Es wird intimer. In Phase 3 schließlich, fickst du mich oder ich ficke dich, je nachdem wem du eher die aktive Rolle zugestehen möchtest und wo deine persönlichen Präferenzen liegen." Die attraktive Frau, ließ ihr Mobiltelefon wieder in ihrer dicken Winterjacke verschwinden und präsentierte ihm, in Anbetracht ihrer gerade getroffenen Wortwahl, ein recht nichtssagendes Lächeln. Weder schien sie sonderlich beschämt oder erschüttert darüber, was sie ihm soeben in aller Ausführlichkeit dargelegt hatte. "Im Übrigen dürfte eine kleine Geste, die meine Aufmerksamkeit auf dich lenkt völlig ausreichend sein; ein Tippen auf die Schulter, ein Zerren an meinem Arm. Ich werde nur ungern völlig unvermittelt zu Boden gerissen, auch wenn ich kein Problem damit habe unten zu liegen." Ah, da war wieder das freche Grinsen, das sich einfach nicht aus ihrem Gesicht stehlen ließ. Sie brauchte diese dezenten Anspielungen offenbar wie die Luft zum... nun, ein anderes Kapitel.

"Es gibt keine ehemaligen oder derzeitigen, gewöhnlichen oder ungewönlichen Leibwächer die ich in meinen Diensten beschäftigen würde", führte sie dann etwas gelangweilt aus, während ihr Blick mittlerweile schon etwas argwöhnisch zu seinem Schreibblock glitt. Diese unsägliche Zettelwirtschaft war ja schrecklich. "Du wirst sowohl in der Arena, als auch in den Slums ganz sicher mehrfach die Gelegenheit bekommen, deine Fähigkeiten unter Beweiß zu stellen und..." Sie brach mitten im Satz ab und ihr Gesicht verzog sich zu einer ärgerlichen Grimmasse. "Himmel, ich verstehe ja das du diese Zettelchen brauchst um dich verständlich zu machen aber hast du schon einmal darüber nachgedacht, was das für ein Aufwand wird wenn du den Block jede Nacht verbrennen musst oder ihn dir jemand stiehlt? Du verbrennst ihn doch hoffentlich jede Nacht?" Eine rhetorische Frage, ganz offensichtlich. Kopfschüttelnd fuhr sie fort. "Wie auch immer, wir werden das ändern, genauso wie die Bandbreite deiner zur Verfügung stehenden musikalischen Genüsse. Du bekommst ein Einstandgeschenk von mir, weil du lernwillig und voller Tatendrang bist. Außerdem siehst du ganz passabel aus, das ist auch nicht immer selbstverständlich." Und es klang mit einem Mal gerade so, als würde sie da keine Widerworte zulassen und jegliche Gegenargumente, bereits im Keim ersticken wollen. Fräulein de Vries hatte gesprochen und diesbezüglich unverzüglichen Handlungsbedarf erkannt. Immerhin stellte sie ihm Geschenke in Aussicht. Das war doch mal was.

"Siehst du? Genau das ist der Punkt beim Tanzen. Wofür haben wir eine Existenz die niemals auf natürlich Weise endet, wenn wir uns nicht weiterentwickeln; wenn wir uns nicht auch den Dingen zuwenden, die zunächst völlig sinnlos oder abstrus für uns klingen? Warum müssen wir uns Nacht für Nacht durch diese Stadt schleppen und stumpf dasselbe tun? Warum erproben wir uns nicht einfach an all diesen möglicherweise 'spaßigen' Aktivitäten? Was verlierst du dabei? Zeit dasselbe wie immer zu tun. Was gewinnst du? Möglicherweise etwas das dich mit Freude erfüllt oder dein Interesse weckt. Also ich für meinen Teil habe nicht vor, ständig nur grübelnd am Fenster zu sitzen und so meine Ewigkeit zu verbringen. Dementsprechend lautet die Antwort: Ja, du wirst mich ganz sicher zu festlichen Anlässen, Versammlungen und Tanzabenden begleiten müssen. Vielleicht noch viel merkwürdigere Dinge; je nachdem wonach mir der Sinn steht. Aber auch das gehört zu den Aufgaben eines Leibwächters." Ihre Mundwinkel hoben sich ein kleines Stück weit und sie schüttelte abermals tadelnd den Kopf. "Wir lügen alle. Wenn du nach Wahrheit suchst, bist du an den falschen Ort gekommen. Dreiste Lügen sind unserer Art immanent. Es sei denn..." Sie beendete den Satz nicht und ließ ihre abschließenden Überlegungen völlig offen. Weniger offen war sein plötzlicher emotionaler Ausbruch als er über das Rudel sprach, welchem er zu finden, offensichtlich eine hohe Priorität einräumte. Mehr noch. Die Art und Weise, wie sein gesamter Körper allein bei der Erwähnung des selbigen erzitterte und erbebte, nur mit großer Mühe seinen hasserfüllten Zorn vebarg, ließ sie etwas erschrocken und ernüchtert eine Augenbraue anheben.

"Du suchst also Informationen über ein Rudel in den Slums? Rudel klingt in meinen Ohren nach dem Sabbat; ein Sabbat-Rudel demnach? Was hast du mit denen zu schaffen? Ich dachte du hättest deinem ehemaligen Verein den Rücken gekehrt, zumindest ging das für mich aus deinen bisherigen Worten hervor. Warum soviel Hass und soviel Wut? Was haben sie dir angetan, das du so sehr auf Rache pochst?" Sie zuckte kurz entschuldigend mit den Schultern. "Es geht mich natürlich rein überhaupt nichts an aber bisher warst du eher sehr gefühlskalt und wenig schwingungsfähig. Das Rudel bringt dich in Rage. Warum?" Ihre grünen Augen fixierten fragend den stummen Mann ihr gegenüber. Wenn sie schon ihre Kontakte für ihn einschalten sollte und die Fühler ausstreckte, dann wollte sie selbstredend auch wissen weshalb. Und die einfache Antwort: 'Weil du mir einen Gefallen schuldest', wolltest sie nicht so ohne weiteres gelten lassen.
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Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Munir Andara » 17 Apr 2016, 23:13

Auf ihre Blicke, die ihn hinsichtlich seines Körperbaus taxierten, reagierte er amüsiert. Er war trainiert, ja. Aber hatte sie dies nicht schon an diesem Abend festgestellt? Sogar mehrmals?
Ihre Ungläubigkeit quittierte er nur mit weiterer Verwirrung.
Tatsächlich, ein Mädchen. Bei deiner Aufmachung war das nicht unbedingt zu übersehen. Und jetzt kenne ich eines. Und ja, ich habe es denke ich verstanden. Du hältst dich- oder sagen wir bist? einzigartig und willst noch etwas längere Zeit durch die Nacht wandeln. Wenn du so paranoid geworden bist, weil du in deinen letzten Jahren oder Jahrzehnten vieles erlebt hast, warum lernst du nicht einfach, dich zu verteidigen? Als zusätzliche Maßnahme, versteht sich. Außerdem hast nicht nur du vieles erlebt, Gehenna ist noch nicht lange her, wie du dich vielleicht erinnern kannst.
Er legte eine kurze Pause ein, in der er wieder seine Belustigung erlangte.
Wenn du nicht durch Leichenberge und Blut waten willst, soll ich dich tragen? Dann sollten wir nur hoffen, dass wir währenddessen nicht angegriffen werden, sonst würdest du wohl oder übel im Blut landen.

Er zuckte nur seine Schultern. Dachte sie wirklich, er hatte ernst gemeint, was er zuvor geschrieben hatte? So schien es wohl. Aber gut, hörte er sich nun ihre Ausführungen an, ihre Belehrung.
Auf den Versuch, ihn zappeln zu lassen, ging er nicht ein, wartete nur, bis sie fortfuhr. Er war geduldig- nun, vielleicht nicht immer, so aber zumindest hier. So blieb sein Gesicht recht ausdruckslos.
Ich verstehe.. Aber sind wir nicht schon beim `Du´ angekommen? Und hältst du die Slums tatsächlich für einen neutralen Ort oder hoffst du, dort bereits in Phase 2 zu sein?
Seine linke Augenbraue hob sich ein wenig, es trat ein fragender, etwas irritierter Ausdruck in seine Augen.
Wie schätzt du meine `persönlichen Präferenzen´ denn ein? Denkst du tatsächlich, ich würde dir irgendeine körperliche Kontrolle über mich geben? Falls wir soweit kommen sollten, ficke ich dich. Er wartete eine kurze Zeit. Dann fuhr er weniger ernst fort:
Das heißt, ich soll dich im Zweifelsfall auf deine Schulter tippen und dich dann zu Boden reißen? Oder würdest du lieber in einem möglichen Kugelhagel stehen bleiben? Das wäre auch eine Möglichkeit.
Nun hatte er sein Grinsen wieder. Die letzte Möglichkeit war nicht einmal so abwegig, wie sie klingen mochte. Irgendwann gewöhnte man sich an Schmerzen, dann waren Kugeln auch nicht viel mehr als kurze, punktierte Schmerzen- das alles schien sein Grinsen heißen zu können, es wirkte tatsächlich etwas verwegen.

Na dann, dann wäre ich wenigstens ebenfalls einzigartig, hmm?
So groß wird der Aufwand nicht sein. Sprachst du nicht von Spaß? Dann könnte ich jemandem das Herz stehlen, klingt das nicht spaßig? Vielleicht bewahre ich die Zettelchen auch einfach auf, um mich an Gespräche oder Geschriebenes zu erinnern? Vielleicht bin ich ja recht vergesslich und brauche eine Gedächtnisstütze?
Ich denke, auf Musik kann ich ganz gut verzichten.
Und wie willst du das mit den Zetteln ändern? Sollte ich mir verschiedenste Wörter in die Haut tätowieren und dann jedes Mal auf sie zeigen, um so Sätze zu formen? Ich fürchte, dafür ist nicht mehr allzu viel Platz auf ihr. Lernwillig wofür?

Misstrauen blitzte kurz in seinen Augen auf und verschwand schnell wieder.
Kann ich nicht beurteilen, aber.. danke, schätze ich?
Spielte sie damit wieder auf ihr Phasenmodell an, oder... wieso bemerkte sie das?
Auf das Geschenk dürfte er wohl noch etwas warten müssen, sie würde ihn überraschen wollen.

Wir werden es sehen. Aber mach dir keine allzu großen Hoffnungen, mich tanzen zu sehen. Derzeit habe ich noch genügend Sachen zu tun, als dass ich zuviel Zeit hätte, die ich dem tanzen widmen könnte. Und wenn ich meine Zeit noch mehr zu deinem Schutz opfern werde, habe ich noch weniger Zeit für so etwas. Ja, dich zu begleiten würde wohl zu meinen Aufgaben zählen.

Ex-Sabbat ist wohl korrekter. Auch wenn ich sie als Rudel bezeichnen würde. Wirklich zu schaffen habe ich nichts mit ihnen, ich hatte erst einmal das Vergnügen.
Bei seinen Ausführungen zitterte seine Hand etwas und er drückte den Stift beim Schreiben etwas fester in das Papier als noch zuvor. Der Gegensatz zu seiner vorigen Reaktion war durchaus als groß zu bezeichnen; immerhin hatte er sich nun wohl wieder gefangen, wenn von seiner verräterischen Hand abgesehen wurde.
Ansonsten habe ich nichts mehr mit dem Sabbat zu tun, das ist richtig. Ebenso wenig, wie mit der Camarilla oder den Anarchen. Warum mich das Rudel in Rage bringt? Du willst also eine Geschichte hören..
Innerhalb kürzester Zeit hatte er sich wieder vollkommen unter seiner Kontrolle, wobei ihm sein breites Grinsen ins Gesicht geschrieben stand.
Ist das nicht ein Teil von Phase 2? Warum also vorgreifen? Wie sagtest du so schön- du wirst dich überraschen lassen müssen.
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Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Clara de Vries » 18 Apr 2016, 20:32

Von einem frechen Lächeln begleitet, vollführte sie für ihn spielerisch die 'Monroe' und zwinkerte ihm dabei einen neckenden Kussmund zuwerfend, lasziv zu. Ja ein Mädchen und dazu noch richtig en vogue gekleidet, wenn man sich bemüsigt fühlte die neuesten Modetrends des Frühjahrs mitzuverfolgen. Die attraktive Dame ihm gegenüber, hatte diese offensichtlich eingehend studiert. "Oh, gefalle ich dir etwa nicht? Sehr schade aber Geschmäcker und Ohrfeigen sind ja bekanntlich verschieden. Man kann es nicht immer jedem recht machen hm?" Ihr Gesicht zierte ein gespielt enttäuschter Ausdruck, der an kleine Kinder erinnerte, wenn sie gerade eine herbe Enttäuschung erleben mussten. Fast zeitgleich, wandelte sich diese Enttäuschung aber schon wieder in ein altbekanntes, schiefes Grinsen. "Und selbstverständlich bin ich einzigartig auf dieser Welt, ganz genau wie du. Jeder ist einzigartig aber wie das nunmal in der Privatwirtschaft läuft, vermisst mein Arbeitgeber auf kurz oder lang lediglich meine Arbeitskraft und nicht meinen zauberhaften Charme." Nach einer nachdenklichen Pause, fügte sie schulterzuckend hinzu: "Man kann sich wirklich glücklich schätzen, wenn es da draußen jemanden gibt, dem man als Person wirklich etwas bedeutet. Das ist seltener als Diamanten und mindestens so wertvoll." Ihr Blick trübte sich etwas als er Gehenna und den Blutmond ansprach. Scheinbar verstand sie sehr gut, was jene Nächte des allgegenwärtigen Todes, für alle ihrer Art bedeuten mochten. Jeder hatte gelitten, jeder hatte Verlust erfahren müssen und war bisweilen um Haaresbreite der eigenen Auslöschung entronnen. Zwischen den langsam gesprochenen Zeilen ihrer Worte, lag eine so unermesslich bösartige Dunkelheit, das einem Angst und Bange werden konnte. "Der Tod ist nicht das schlimmste Schicksal, das einen ereilen kann Munir. Manchmal ist der Tod nur die Erlösung aus einer ewigen Folter, an der man zu zerbrechen droht. Es gibt beiweitem grausamere Abgründe als die Auslöschung des Seins. Dein Körper heilt alle Wunden, bis auf die schlimmsten aber die schmerzhaftesten Narben, sind jene die niemand sieht. Die trägst du weiter mit dir in die Unendlichkeit."

Unvermittelt hob sie ihren düsteren Blick erneut an und schmunzelte, als wäre nichts gewesen. "Abgesehen davon, kann es sicher nicht schaden ein paar Selbstverteidigungskurse zu belegen. Wenn man bedenkt wozu unsere Art aber manchmal fähig ist, glaube ich jedoch das zu einer ordentlichen Verteidung von Leib uns Seele, mehr von Nöten sein dürfte, als nur ein paar sorgfältig einstudierte Schläge und Tritte. Gibst du mir Unterricht starker Mann?" Dann ertönte ein glockenhelles Lachen, das ihm ihr unverkennbares Amüsement zu verstehen gab. Immer noch belustigt ihren Kopf schüttelnd, überdrehte sie scherzhaft die Augen. "Wenn wir so weiter machen, trägst du mich am Ende der Nacht noch über die Schwelle. Dabei steht mir Weiß ja überhaupt nicht." Mit einer verwunderten Geste, die das gefrorene Eisfeld, den verschneiten Park und kahlen Bäume umschloss, wante sie sich fragend an ihn: "Und was ist dann das hier? Wir trinken Tee, plaudern ein bisschen, lassen uns von Mainstream-Popmusik inspirieren oder martern... ich würde diesen ruhigen Abend durchaus als 'neutral' betiteln. Die Slums sind einfach nur eine wilde Achterbahn der Konfrontationen. Gewalt, Hass, Neid, Gier, Verzweiflung... damit werden wir uns dann hinter der Mauer beschäftigen. Jetzt...", sie deutete auf die mittlerweile entleerte Tasse in ihrer Hand, "... trinken wir Früchtetee." Mit einem halb belustigten, halb fragenden Lächeln, legte sie den Kopf leicht schief und fügte abschließend hinzu: "Außerdem ist mein Phasenmodell fließend; nichts lässt sich jemals so scharf voneinander trennen und abgrenzen. Alles braucht seine Zeit. Wir werden wissen wo wir stehen, wenn es soweit ist." Dann zeichnete sich großes Erstaunen und unerwartete Überraschung in ihren Zügen ab. Er fragte tatsächlich nach, damit hatte die Dame möglicherweise gar nicht gerechnet. Mit einem angestrengten "Hm...", tippte sie ein paar Mal mit dem Zeigefinger auf ihre Lippen, während sie ihn einschätzend musterte. Diesmal ging es dabei wohl weniger um offensichtliche Muskelmasse.

"Ich war ja schon knapp davor, dir eine solide Asexualität zu diagnostizieren aber wenn ich es recht bedenke, glaube ich eher, das du gerade mit deiner letzten Aussage in Richtung Machtgefälle, Kontrolle, Dominanz und Unterwerfung tendierst. Das ist nichts Verwerfliches oder Merkwürdiges, denn wir sind allesamt Raubtiere und erarbeiten uns Respekt in einer Hierarchie, die von Raubtieren erschaffen, geprägt und aufrecht erhalten wird. Schlussendlich ist es fest in unserer Natur verankert, sogar in beiden Existenzformen. Ganz tief in unserem über Jahrhunderte gereiften Gehirn, ist immer noch ein nicht zu verachtender Teil zutiefst animalisch und instinktgetrieben. Das potentziert und erweitert sich im Untod meistens noch." Ihr Lächeln wurde breiter und schien sogar von ein wenig Stolz erfüllt zu sein. Clara mochte es wohl ihm Wissen zu vermitteln. Oder zumindest das, wovon sie überzeugt war. Gemahnend hob sie einen Zeigefinger.

"Aber um eines noch einmal ganz deutlich hervorzuheben: Du wärst ungeheuer erstaunt darüber, was du alles verpasst, wenn du nicht ab und an ein wenig Kontrolle über dich oder deinen Körper abgibst. Es ist dieses anregende Wechselspiel, dass einen richtig heißen Abend erst zu einem wirklich unvergesslichen Erlebnis macht. Lass dir das von einer gesagt sein, die weiß wovon sie redet. Was deine Entschiedenheit bezüglich der aktiven oder passiven Rolle betrifft angeht: Wenn du mich schon knallhart ficken willst, dann wirst du schon etwas mehr bieten müssen, als lediglich blutgefülltes Fleisch. Ich bin sicher nicht dein durchschnittliches Betthäschen von der Straße." Auf seine Anmerkungen hinsichtlich akzeptabler Gesten und Warnsignale in den Slums, ging sie gar nicht näher ein; schüttelte nur lachend den Kopf. Er lernte schnell und er konterte gut. So ließ sie sich ihr gemeinsames Spiel gerne gefallen.

"Von mir aus kannst du jedem das kleine schlagende oder verfaulende Herzchen stehlen, wem du willst. Ob du das jetzt buchstäblich oder symbolisch meinst, ist mir tatsächlich einerlei. Du solltest im Hinblick auf dein eigenes Wohlergehen nur bedenken, wem du deine innige 'Liebe gestehst' oder wo. Es gibt da welche unter uns, die fänden das beleibe nicht so erheiternd oder witzig, wie du dir das vielleicht vorstellen magst. Die würden dir dann im Gegenzug wohl auch ein paar Körperteile 'stehlen' und dich zum Braten in die Sonne werfen." Sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Aber daran muss ich dich ja natürlich nicht erinnern, du kommst von der Straße und weißt wie es läuft sonst wärst du heute nicht mehr hier."

Ein kehliges, beinahe entnervtes Stöhnen entfuhr ihrer Kehle und abermals überdrehten sich ihre Augen. Diesmal schien sie regelrecht unzufrieden mit ihm oder besser gesagt seiner Art und Weise, mit dem geschriebenen Wort umzugehen. "Und was dann? Legst du sorgfältig beschriftete Ordner und Kataloge an, die du mit Namen, Datum und Uhrzeit beschriftest und in einem Safe verwahrst, um in einer Musestunde wieder darin zu schmökern? Verbrenn deinen ganzen Zettelhaufen regelmäßig, denn nur was verbrannt ist, kommt nicht wieder. Mit allem anderen holen sich die Ratten demnächst kichernd einen runter und verkaufen dich für ein Butterbrot. Und was dein Gedächtnis betrifft: Leg dir Memo-Techniken zu. Alles andere ist indiskutabel." Ihre rechte Hand hob sich eventuelle Gegenargumente bereits im Keim erstickend in die Luft.

"Ich werde dein Zettelproblem mit der neuesten und erhabendsten Technik auf dem Markt für dich lösen. Du darfst gespannt sein und mir später deine unendliche Dankbarkeit zeigen. Und was du hier lernen kannst? Du lernst doch schon die ganze Zeit oder etwa nicht? Wir hoffen doch schon, das du das eine oder andere aus unserem Gespräch für dich mitnehmen kannst oder in einer deiner freien Minuten überdenkst? Du bist nicht dumm, keineswegs aber etwas mehr Vorsicht und Paranoia täte dir durchaus gut. Man kann sich nicht allein auf seine definierten Muskelpartien verlassen, sonst geht man unweigerlich unter." Sie tippte sich leicht gegen den eigenen Kopf und nickte wie zur Bestätigung. "Der hier, sollte deine schärfste Waffe werden und wie ein Rasiermesser durch Titan schneiden. Genau wie das Tanzen oder das regelmäßige Verbrennen von Schriftstücken, wird mit der richtigen Vorbereitung alles waffenfähig." Ihre Hände umfassten völlig ohne Scham ihr Dekollete und boten es ihm förmlich an. "Das hier, sind zwei Kilo C4; man beachte hierzu Lektion Eins." Und damit hatte sie dann wohl auch wieder fertig. Auffallend war wie nüchtern und ernst sie ihm dies alles vortrug; da war keinerlei Verunsicherung oder Sarkasmus in ihrer Stimme zu erkennen.

Natürlich bemerkte sie das feste Anpressen seiner Hand auf dem dünnen Stück Papier. Es fiel ihm wohl tatsächlich sehr schwer den Anschein von äußerer Ruhe bewahren zu können, auch wenn er sich nach wie vor redlich abmühte seinen Zorn vor ihr zu verbergen. Ihre Augenbraue wanderte ein paar Zentimenter höher. "Ach die Grummel-Griesgram Truppe? Ich hasse dich, du hast mich, wir hassen die Welt und alles und jeden darin? Hab schon mal was von denen gehört glaube ich." Dann schüttelte sie mädchenhaft unschuldig den Kopf und lächelte ihn mit einem zauberhaften Augenaufschlag an. "Wenn du mir deine kleine Schulhofgeschichte erzählen willst, helfe ich dir vielleicht sogar eigenhändig diesen Rüpeln einen dezenten Klapps auf den Hintern zu verpassen. Immerhin scheinen sie dir ja wirklich bitter aufzustoßen hm?"
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Re: Frozen [Mittelschicht – West Town; Clara/Munir/Offen]

Postby Munir Andara » 19 Apr 2016, 19:40

Ihre Geste erwiderte er mit Irritation. War dies wieder nur ein Teil ihres Modells? Ein Teil ihres Spiels? Oder..? Nein, das konnte es nicht sein, er hatte es zu ignorieren, nicht weiter darüber nachzudenken. Ihre modische Gewandung registrierte er zwar als das, was sie schlussendlich war, Kleidung- wenn auch wahrscheinlich recht teure, jedoch sah er darin nicht mehr. Sah nicht ihre Begeisterung gegenüber den Trends oder die Bedeutung, die sich wohl hinter der Wahl ihrer Kleider verbarg. Auf ihre Frage, in der Enttäuschung mitschwang, reagierte er schnell und begann mit einem neuen Zettel.
Das habe ich nicht gesagt. Ich hatte nur festgestellt, dass es sich bei dir um ein Mädchen handelt. Du trägst zum Beispiel keinen Bart-
Hier legte er eine kleine Pause ein. Dann beeilte er sich, weiterhin zu schreiben.
Ich denke nicht, dass ich über einen wirklich ausgeprägten Geschmack verfüge. So viel falsch machen kannst du also nicht. Ich nehme, was ich kriegen kann.
Er zuckte breit grinsend die Schultern. Verwirrt fragte er sich, wieso er versucht hatte, ihr die Enttäuschung zu nehmen. Wahrscheinlich, um sie nicht als möglichen Arbeitgeber zu vergraulen.
Bist du als Autorin nicht deine eigene Arbeitsgeberin? Ich muss zugeben, ich habe nicht sehr viel Erfahrung mit Büchern, aber ist deine Arbeitskraft nicht dein ´zauberhafter Charme´, den du in deine Bücher einfließen lässt?
Er zuckte nur die Schultern. Eine Person, die eine andere aufgrund der Persönlichkeit als etwas unfassbar wertvolles erachtete, hatte er nie kennen gelernt, etwas derartiges spielte für ihn keine Rolle, hatte es doch nie eine gespielt.
Dann lass deinen ´zauberhaften Charme´ noch mehr spielen und du wirst eines Tages vielleicht eine Person finden, der du Er schien kurz über eine Formulierung nachdenken zu müssen. am Herzen liegst. Das dürfte für dich doch machbar sein, oder etwa nicht?
Ihren düster werdenden Blick verfolgte er mit neuem Interesse. Sie bewegten sich nun wieder auf zumindest halbwegs vertrautem Terrain. Er hatte sich zwar nicht mit jeder Person, die er getroffen hatte, über Gehenna unterhalten und daher kannte er nur wenige Geschichten, allerdings waren dies durchaus Geschichten, die nicht alle Tage geschahen. Immerhin hatte auch er Verluste zu beklagen. Daher kannte er durchaus die Dunkelheit, die ihren Blick überschattete, wusste, was sie ausgelöst haben musste. Was sie wohl erlebt hatte und noch nicht wagte, ihm zu erzählen? Ihre anschließenden Worte bestätigten nur seinen Verdacht. Vielleicht konnte er ihr eines Tages versuchen, seine Lösungsidee des Problems nahe zu bringen. Heute jedoch schien sie dafür nicht in der richtigen Fassung zu sein- auch körperlich nicht. Denn seine Strategie schloss das Vergießen von viel Blut mit ein. Und sie schien nicht unbedingt dazu in der Lage zu sein.
Das fällt dann wohl unter ´Geschichte, die man nur seinen nähesten Freunden erzählt´. Und stell dir vor, ich weiß, dass der Tod auch Erlösung sein kann. Du vergisst, dass ich Teil des Sabbats war- ich habe mit Tod und Folter durchaus Erfahrung.

Ich würde dir raten, nicht nur zu lernen, unbewaffnet zu kämpfen. Sicher, es kann nie schaden, Waffen sind jedoch häufig etwas effizienter. Du bist ebenfalls ein Kainit, auch du verfügst über mehr Methoden als ein simpler Mensch, dich zu verteidigen. Und sei es nur, weil du über Vita verfügst. Sicher, ich könnte dir Unterricht geben, kleine Frau. Ein breites Grinsen folgte diesen Worten, das unvermittelt wieder recht ernst wurde. Sofern du nicht lernen willst, zu schießen. Das kann ich dir nicht beibringen- und wöllte es auch gar nicht. Ich weiß, es klingt aus meiner Hand nicht sonderlich.. wahr? ehrlich? aber was gibt es ehrenloseres, als von einer Kugel im Rücken getroffen hilflos zu sein, vielleicht sogar zu sterben? Womöglich war es nur ein Querschläger oder schieres Glück, das den Treffer bewerkstelligt hat? Nein, ich bleibe im Nahkampf. Auch wenn es- zugegebenermaßen- heutzutage durchaus viele Möglichkeiten gibt, dich aus der Ferne auszuknipsen.
Er wirkte für einen Moment verwirrt.
Welche Schwelle? Und wieso weiß? Willst du etwas weißes in den Slums tragen? Das dürfte nach der ´Führung´ nicht mehr weiß sein, das dürftest du wissen, oder? Seine Verwirrung schwand wieder, es trat Ernst, gepaart mit leiser Belustigung in sein Gesicht, insbesondere seine Augen. Das hier ist selbstredend ein neutraler Ort- für dich wahrscheinlich mehr als für mich, aber.. Er deutete ein Schulterzucken an. das dürfte egal sein. Dir zumindest. Aus dem Schulterzucken war ein Grinsen geworden. Die Slums sind dann wohl eher für mich ein neutraler Ort- oder eben doch der Beginn von Phase 2, wer weiß das schon. Du trinkst das Gebräu tatsächlich? Er wirkte nun doch wieder verwirrt. Früchtetee ist kein Blut, weißt du? Außerdem hast du nun keinen Handwärmer mehr. Aber sei es drum, selbst schuld, würde ich meinen. Und ich würde sagen, vor allem du weißt, wo wir wann stehen. Immerhin ist es dein Phasenmodell, nicht meines. Und wie du vielleicht gemerkt haben könntest, bin ich nicht allzu erfahren in solchen Dingen- zumindest nicht so, wie du es wohl kennengelernt- und wohl auch lieben gelernt- hast.
Nun war es wohl wieder an ihr, überrascht zu sein, dachte er grinsend. Worüber genau, wusste er jedoch nicht. Ebenso wie er nicht wusste, weshalb sie ihn schon wieder musterte. Warum tat sie dies so oft an diesem Abend? Versuchte sie, durch die Kleidung hindurch seine genauen Körperformen zu erraten? Taten dies nicht eher Männer? Jedenfalls hatten dies immer wieder verschiedenste Männer ihm gegenüber behauptet- manche sogar, dass sie es tatsächlich tun könnten. Nun sah er doch an sich selbst herab. Was war an ihm so auffällig, für sie so interessant, so neu? Als er nichts entdeckte, was sie zu einer neuen Musterung hätte veranlassen können, war nun er wieder der Verwirrte unter ihnen. Diese lichtete sich zu seinem Glück recht schnell wieder, als sie erneut zu sprechen anhob- auch wenn sie ein Thema anschnitt, das nicht unbedingt eines seiner liebsten war.
Daran ist nichts falsches. Und, hmm.. ja, ich denke du hast mit dem, was du sagst, recht. Aber wenn der animalische Teil tatsächlich so groß wäre, wie du behauptest, müsste ich nicht schon über dich hergefallen sein? Ich meine, schau dir Tiere an. Was tun sie den ganzen Tag? Essen, trinken, schlafen, sich paaren. Vielleicht noch ihren Nachwuchs aufziehen. Achso, und sterben. Aber ich bin sicher, du meinst einen anderen Teil ihres Lebens. Mehr das Jagen, das Spielen mit der Beute, die Kontrollsucht.

Und du würdest ungeheuer erstaunt sein darüber, was du alles verpasst, wenn du nicht ab und an ein wenig Kontrolle über dich an den animalischen Zug in dir abgibst. Sich einem Blutrausch hinzugeben, kann durchaus auch etwas schönes sein. So schön erfrischend. Er grinste breit. Er wusste, dass sie das nicht gemeint hatte. Ich sagte nicht, dass ich das will. Nur, dass es soweit kommen könnte. Ich hab es verstanden, du bist einzigartig und nicht durchschnittlich. Wenn wir uns besser kennen, werde ich dir vielleicht etwas Kontrolle über mich geben- mach dir dabei aber keine allzu großen Hoffnungen. Du würdest auch ´nein´ sagen, wenn ich dir sagen würde, du solltest etwas dir komplett fremdes tun. Würdest du dich zum Beispiel darauf einlassen, dich hier und jetzt deinem Tier hinzugeben und jeden Menschen hier anzufallen? Auch wenn ich dir versprechen würde, es würde sich währenddessen und hinterher gut anfühlen? Das Grinsen war bei diesen Worten aus seinem Gesicht verschwunden, er betrachtete sie ernst. Die Worte waren ehrlich gemeint, er wollte sie nicht als mögliches Resultat seines Schalkes deuten lassen.

Daran musst du mich tatsächlich nicht erinnern. Ich weiß, wer oder was alles durch die Nacht laufen könnte, was uns über den Weg laufen kann. Und es nur zu oft auch tut- oder tat. Gehenna hat auch sie einiges gekostet und nicht wenige sind nicht mehr da. Ich denke aber, dass die, die mir so weit überlegen sind, nicht selbst in meine Zuflucht eindringen würden, sondern das Handlangern überlassen würden. Und mit Handlangern dürfte ich mich doch ganz gut schlagen können, meinst du nicht? Sicher, es kommt auf die Handlanger an, aber dennoch..
Sie war unzufrieden? Dann hatte sie es wohl nicht verstanden, er müsste wohl zur Abwechslung einmal ihr etwas erklären. Sogar etwas, das eindeutig in ihr Gebiet fallen dürfte. Amüsiert betrachtete er sie, ließ sie ausreden, bevor er seinerseits fortfuhr.
Angenommen, ich würde sie tatsächlich aufheben. Dann würde ich sie nicht wirklich ordnen- vielleicht nach verbrauchten Blöcken oder so. Ich bewahre sie nicht auf, natürlich nicht. Manchmal überlasse ich sie meinen Gesprächspartnern, aber ich trage die hier Er hielt seine behandschuhten Hände spielerisch in die Luft und bewegte seine Finger vor ihren Augen. auch recht häufig, was Fingerabdrücke vermeiden sollte. Und ja, ich verbrenne sie üblicherweise. Das wichtigste werde ich mir wohl merken können und was ich nicht als solches erachte kann ich mir über Notizen merken. Dafür muss ich ja nicht den Wortlaut der Unterhaltung aufschreiben. Außerdem schreibe ich nicht die Namen, Berufsstände, Adressen und- nun- gesundheitlichen Zustände auf jeden einzelnen Zettel. Ich muss schließlich nicht überall rumposaunen, wer ein Kainit ist und wer nicht. Er wartete kurz, ehe er mit einem Feixen fortfuhr. Meinst du mit Memo-Techniken Knoten, die ich in Schnüre mache, die ich mir um den Arm oder die Finger binde, um nichts wichtiges zu vergessen?

Dann lasse ich mich mal überraschen. Auch wenn ich die Vermutung haben werde, dass es nicht wirklich einen großen Unterschied macht, einen Text digital oder analog zu schreiben. Wenn mir das Medium geklaut wird, wäre es das gleiche, als wenn mein Block gekla-
Hier wartete er kurz, sein Stift bewegte sich über das Blatt, ohne jedoch zu schreiben. Er schien zu überlegen. Nach kurzer Zeit fuhr er fort.
ich kann den Text nach dem Schreiben ja direkt wieder löschen. Ja, das müsste gehen. Dachtest du an so etwas oder etwas anderes? Wie sollte ich meine unendliche Dankbarkeit denn dir gegenüber ausdrücken? Ich hoffe du verlangst nicht, dass ich gratis für dich arbeiten sollte..
Du weißt doch gar nicht, wie vorsichtig oder paranoid ich bin. Ich vertraue nur etwas mehr auf meine Reflexe und meinen Instinkt, als wohl du. Ich habe bisher überlebt, ohne alles genau geplant zu haben, wieso sollte ich also ab jetzt mehr Probleme bekommen? Bei Waffen vertraue ich allerdings mehr auf meine Klingen, als darauf.
Er deutete mit seinem Kinn auf ihr Dekollete.
Zumal ich selbst männlich bin und die nicht habe. Aber wenn du das gerne als Waffe benutzt, nur zu. Auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, wie du damit bei Selbstverteidigungsstunden erfolgreich sein wirst.. Ich würde dir also noch etwas anderes empfehlen, und sei es auch nur eine Pistole.

Er hatte sich wieder. Natürlich hatte sie es gemerkt, wie sollte es auch anders gewesen sein?
Ja, genau die. Ich denke nicht, dass meine Geschichte in die Kategorie Schulhofgeschichte passt. Und ich denke nicht, dass ich dir jetzt meine Geschichte erzählen werde, vielleicht in Phase 2. Wie stellst du dir das vor? Du bezahlst mich, dich zu beschützen und ich nehme dich mit in eine Situation, in der ich das nur schlecht kann? Du wärest weitestgehend auf dich allein gestellt, das würde jedem von uns so gehen. Ich würde nur ungern meine Waffe niederlegen, wenn an deinem kleinen Hals eine Klaue oder ein Messer sitzt. Und mit einem kleinen Klapps hat das ganze wenig zu tun- bitter aufstoßen trifft es allerdings ziemlich gut.
So many and so various laws are giv’n;
So many laws argue so many sins
-John Milton, Paradise Lost
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Munir Andara
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