The Livonian Wolves at the Leaping Wall
Feiner Pulverschnee, gefallen vor einigen Stunden schon, bedeckte Wege und Straßen wo diese noch nicht geräumt waren. So zum Beispiel in jenem kleinen Park. Lediglich der sprichwörtliche Wind Chicagoes sorgte für Verwehungen und befreite Bäume und Skulpturen großtenteils vom pulvrigen Weiss. So kurz nach dem Jahreswechsel herrschte für gewöhnlich Ruhe in den kalten Strassen, doch Loop selbst kam wohl niemals völlig zum erliegen. Der Park mit den Skulpturen jedoch war, bis auf eine einsame gestalt, verwaist.
Gehüllt in einen dunkelgrauen Kaschmirmantel, zugeschnitten auf seine schmale Statur, stand dort ein vermeintlich junger Mann. Kurz leuchtete das Blitzlicht eines Smartphones auf, als er die Darstellung der Wolfsmenschen fotografierte. Unter dem Mantel konnte man noch verblichene, ebenfalls graue Jeans und robuste lederne Halbstiefel ausmachen. Die Rechte, die das Smartphoner hielt, war entblößt, während die Linke in einem schwarzen wildledernen Handschuh steckte. Unter dem linken Arm eingeklemmt war das passende Pendant und dazu noch ein abgegriffenes dickes Taschenbuch - "Shōgun" von James Clavell. Die Finger des dunkelgelockten Mannes wischten über das Display und tippten, anscheindend versendete er das gerade gemachte Foto.
Das Hecheln eines Hundes ließ ihn kurz herumfahren, aber die Quelle des Geräuschs war nur ein glatzköpfiger Gassigänger samt seines Bostonterriers. Werwölfe in Chicago Loop... also wirklich...