Der Eckhart Park in West Town lag genauso da wie jede Nacht, schmiegte sich an vier Hauptstraßen und ertrug die CO2-Verseuchung durch den viel befahrenen Kennedy Express Way mit der Geduld von Stahl und Holz.
Längst schon war die Nacht hereingebrochen und mit ihr kam die Dunkelheit, die sich über den Park legte wie ein schwarzes, samtenes Tuch. Wo vor wenigen Stunden noch Kinder sich auf Karussellen und Jogger ihre Runden gedreht hatten, herrschte jetzt gespenstische Stille. Die Bewohner waren verschwunden. Nur ihren Müll, den ließen sie zurück. Einzelne Gestalten wanderten die Gehwege entlang, gekleidet in blaue Overalls und Kappen, wegen derer die Parkbeleuchtung ihre Gesichter zu Schatten werden ließ, bewaffnet mit Pieksern und blauen Säcken. Ihre Mission: Die Gedankenlosigkeit der Menschen vertuschen, damit sich auch am nächsten Tag alle in der heiteren Schein-Welt des Eckhart Parks wohl fühlen konnten. Eine von ihnen war südamerikanischer Herkunft und trug über der Kappe weiße große Kopfhörer. Es schien fast, als würde sie den Piekser im Takt der Musi vor schnellen lassen, die sie hörte, ebenso wie den Kopf.
In einer ganz anderen, viel dunkleren Ecke, tummelten sich zwei andere Gestalten, zwei Kerle. Eine trug eine fast schon auffällig zu große Lederjacke und eine schwarze Stoffhose, die andere eine zerschlissene Jeans und ein altes, weißes T-Shirt, über dessen Gestank der leicht angewiederte Gesichtsausdruck des ersten Typen Aufschluss gab. Die Gestalt mit dem T-Shirt wirkte nervös. Ihr Blick flog hin und her, huschte an der anderen auf und ab, mit einem stummen Flehen im Blick, als wäre sie der leibhaftige Messias. Der andere Kerl ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und zählte gerade einige Banknoten. "Hundertvierzig, fünfundvierzig, sechsundvierzig, siebenundvierzig, achtundvierzig... ah, da ist noch eine.... fünfzig. Perfekt." Mit einem breiten Grinsen ließ er die Scheine in einer Trasche seiner Jacke verschwinden und förderte in der gleichen Bewegung ein schmales, längliches Kästchen hervor. Er öffnete es und offenbarte dem nervösen Typen den Inhalt. Dieser stöhnte und riss ihm das Kästchen schon beinahe aus den Händen. "Ho, ho, Johnny, immer mit der Ruhe..." Er hob abwehrend die Hände und beobachtete den anderen dabei, wie er eine der Spritzen rausfischte und sie gegen das Mondlicht hielt, als würde nur das elegante blasse Mondlicht ihrer Schönheit gereicht werden. "Verdammt, X-Ray, du hast mir die verschissene Woche gerettet. Danke, Mann! Bist 'n verdammter Heiliger!" Die letzten Worte kamen ein wenig genuschelt, denn der Typ mit der Jeans war gerade dabei, sich den Oberarm mit einem Riemen abzubinden, den er mit den Zähnen festzurrte. Der Kerl mit der Jacke hob nur die Schultern und wandte sich mit einem "Bis zum nächsten Mal, Johnny" ab, um anschließend ohne große Eile davon zu schlendern.
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