Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]


Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby Othello » 05 Jan 2016, 09:58

Der Eckhart Park in West Town lag genauso da wie jede Nacht, schmiegte sich an vier Hauptstraßen und ertrug die CO2-Verseuchung durch den viel befahrenen Kennedy Express Way mit der Geduld von Stahl und Holz.

Längst schon war die Nacht hereingebrochen und mit ihr kam die Dunkelheit, die sich über den Park legte wie ein schwarzes, samtenes Tuch. Wo vor wenigen Stunden noch Kinder sich auf Karussellen und Jogger ihre Runden gedreht hatten, herrschte jetzt gespenstische Stille. Die Bewohner waren verschwunden. Nur ihren Müll, den ließen sie zurück. Einzelne Gestalten wanderten die Gehwege entlang, gekleidet in blaue Overalls und Kappen, wegen derer die Parkbeleuchtung ihre Gesichter zu Schatten werden ließ, bewaffnet mit Pieksern und blauen Säcken. Ihre Mission: Die Gedankenlosigkeit der Menschen vertuschen, damit sich auch am nächsten Tag alle in der heiteren Schein-Welt des Eckhart Parks wohl fühlen konnten. Eine von ihnen war südamerikanischer Herkunft und trug über der Kappe weiße große Kopfhörer. Es schien fast, als würde sie den Piekser im Takt der Musi vor schnellen lassen, die sie hörte, ebenso wie den Kopf.

In einer ganz anderen, viel dunkleren Ecke, tummelten sich zwei andere Gestalten, zwei Kerle. Eine trug eine fast schon auffällig zu große Lederjacke und eine schwarze Stoffhose, die andere eine zerschlissene Jeans und ein altes, weißes T-Shirt, über dessen Gestank der leicht angewiederte Gesichtsausdruck des ersten Typen Aufschluss gab. Die Gestalt mit dem T-Shirt wirkte nervös. Ihr Blick flog hin und her, huschte an der anderen auf und ab, mit einem stummen Flehen im Blick, als wäre sie der leibhaftige Messias. Der andere Kerl ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und zählte gerade einige Banknoten. "Hundertvierzig, fünfundvierzig, sechsundvierzig, siebenundvierzig, achtundvierzig... ah, da ist noch eine.... fünfzig. Perfekt." Mit einem breiten Grinsen ließ er die Scheine in einer Trasche seiner Jacke verschwinden und förderte in der gleichen Bewegung ein schmales, längliches Kästchen hervor. Er öffnete es und offenbarte dem nervösen Typen den Inhalt. Dieser stöhnte und riss ihm das Kästchen schon beinahe aus den Händen. "Ho, ho, Johnny, immer mit der Ruhe..." Er hob abwehrend die Hände und beobachtete den anderen dabei, wie er eine der Spritzen rausfischte und sie gegen das Mondlicht hielt, als würde nur das elegante blasse Mondlicht ihrer Schönheit gereicht werden. "Verdammt, X-Ray, du hast mir die verschissene Woche gerettet. Danke, Mann! Bist 'n verdammter Heiliger!" Die letzten Worte kamen ein wenig genuschelt, denn der Typ mit der Jeans war gerade dabei, sich den Oberarm mit einem Riemen abzubinden, den er mit den Zähnen festzurrte. Der Kerl mit der Jacke hob nur die Schultern und wandte sich mit einem "Bis zum nächsten Mal, Johnny" ab, um anschließend ohne große Eile davon zu schlendern.

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Re: Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby LeChat » 10 Jan 2016, 14:04

Gar nicht so weit entfernt von dem fragwürdigen Spektakel, das wenig spektakulär sein wollte, hatte ein neues paar Augen verborgen zugesehen. Aufmerksam waren die Menschen beobachtet worden. Die blauen Heiligen, welche die Umwelt retteten – selbst wenn sie dafür bezahlt wurden. Die ungleichen Gestalten, die Geld gegen Ware getauscht hatten. Wenn es unauffälliger hätte sein sollen, hätte der Kunde die Ware nicht so offensichtlich hinauf halten sollen.
Ungesehen verzog sich der Mundwinkel der Katze. Diesem Johnny schien es egal zu sein, ob sein Kunde sich um Diskretion bemühte oder nicht. Das zeugte entweder von Dummheit, oder aber von einem übergroßen Selbstvertrauen. Nichts desto weniger, konnte es eventuell eine Gewinn bringende neue Bekanntschaft sein. Ein neuer Lieferant wäre nicht schlecht für das Geschäft. Es war nur die Frage, was dieser Kerl lieferte.
Nachdenklich harrte der Katzenmensch noch einen Augenblick aus, ehe er sich langsam erhob. Aus dem Schatten des kleinen Turms der wie eine einsame Festung auf dem Spielplatz stand, glitt der Traceur hinaus um im nächsten Augenblick nahezu lautlos auf dem Sand darunter zu landen. Ein paar weitere Schritte und schon befand LeChat sich auf dem kleinen Kiesweg. Den Kopf geneigt, schob es die Hände in die Tasche des schwarzen, weiten Sweaters. In einem größeren Abstand, begann LeChat dem Dealer zu folgen. Die Beine waren gehüllt in weite Baggy Pants und verliehen dem Katzenmenschen ein wenig die Optik eines Zwerges, mit kurzen Beinen und einem langen Oberkörper. Eile schien LeChat nicht zu haben. Eile erregte nur unnötige Aufmerksamkeit.
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Re: Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby Othello » 12 Jan 2016, 09:53

Der Typ in der schwarzen Lederjacke hatte es ebenso wenig eilig. Ob er der selben Maxime folgte, nachdem der vermeintliche Kunde im zerschlissenen weißen Shirt schon so auffällig gewesen war? Die Schritte führten ihn jedenfalls schon bald vom Kiesweg runter. Natürlich war es verboten, ihn zu verlassen, aber er schien sich darum nicht zu scheren. Wer hätte auch etwas anderes erwartet? Der Kerl stapfte also über die Rasenfläche. Alles in allem wirkte er nicht besonders aufmerksam, zumindest sah man seinen Kopf nicht verräterisch umher zucken. Stattdessen schien er den Blick stumpf nach vorn gerichtet zu halten. Ob der Katzenmensch ein Stück weit seine Unauffälligkeit riskierte, indem er dem vermeintlichen Dealer quer über den Rasen folgte, oder ihre Unauffälligkeit bewahrte und weiterhin dem Kiesweg folgte, über den es schließlich natürlich das gleiche Ziel erreichen würde - das südlich gelegene Ausgangstor des Parks, auf das der Lederjackentyp jetzt zu hielt, blieb natürlich ihm oder ihr selbst überlassen.

So oder so machte der Fremde keinerlei Anstalten, sein Tempo zu erhöhen und blieb schließlich sogar mitten auf dem Rasen stehen, um sich eine Zigarette anzuzünden. Aber erst nachdem er ein kleines Feuerzeug aus gelbem, transparentem Plastik mehrmals geschüttelt, undeutlich geflucht, es achtlos hinter sich geworfen und sich dann aus der Jacke ein neues, offenbar funktionierendes gefischt hatte. Die bläulichen Ringe, die in die tiefschwarze Nacht aufstiegen, waren kaum zu sehen.
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Re: Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby LeChat » 12 Jan 2016, 23:02

Obschon der Dealer nicht so aussah als befürchtete er keinen Verfolger, glaubte der Katzenmensch wenig an diese Option. Oder aber LeChat besaß so viel Paranoia, dass es für zwei reichte. Obschon der Traceur wusste, jederzeit und mit ein wenig Glück schnell verschwinden zu können, blieb dennoch immer ein Restrisiko, bei jedem Gang der in diesem Aufzug gemacht wurde. Zwar war es nichts auffälliges – zumindest nicht wenn man in das Gesicht der Katze sehen wollte – doch Vorsicht war besser als Nachsicht.
Über den Rasen ging LeChat nicht. Es hielt sich an den vorgeschriebenen Weg des Kieses, als sei das die einzig richtige Art durch diesen Park zu gehen. Dass ihr Objekt von Interesse sich über die Obrigkeit einer Wegführung hinaus setzte, kümmerte den Verfolger wenig. Natürlich bestand die Gefahr, dass die Lederjacke aus dem Sichtfeld verschwand, sowie er durch das Tor geschritten war. Große Sorgen darüber machte sich LeChat jedoch nicht. Lügen strafte jedoch, das erhöhen der Geschwindigkeit, als Lederjacke stehen blieb. Funken waren zu sehen. Zigaretten. Wunderbar.
Ein ungesehenes Schmunzeln verzerrte die Schatten auf dem Stoff. Dann wurden die Schritte etwas schneller. Sowie sich aber der Dealer wieder in Bewegung setzte, ging LeChat wieder normal weiter. Ein bequemer, wenn auch zügiger Gang, eindeutig auf den Herren mit der Zigarette zu.
Schon war die Grenze des Kiesweges überschritten und die schwarzen Sportschuhe tauchten in das feucht schimmernde Gras ein.

„Oy! Du!“ Die Stimme der Katze klang ein wenig heiser und rau. Gedämpft durch den Stoff am Mund, schwer einzuordnen ob es Frau oder Mann sein wollte. „Warte mal!“ Folgten weitere Worte bittend. Sowie sich der Angesprochene umdrehen wollte, kam LeChat schon angejogged, machte aber die letzten Schritte wieder gehend um letztlich in einem großzügigen Abstand stehen zu bleiben, so als wisse es noch nicht, ob es nicht doch weiter gehen würde. „Sorry man dass ich dich aufhalte, aber hast du vielleicht ne Kippe für mich?“ Leicht seitlich zu der Lederjacke stehend, war der freie Bereich in dem das Gesicht sein sollte nur schwarz. Als befände sich dort ein Loch und doch blitzte aus eben diesem Nichts, das bisschen weiß hervor, dort wo die Augen sein sollten.
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Re: Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby Othello » 13 Jan 2016, 10:11

Der Kerl hatte anscheinend die Ruhe weg. Zumindest schien er sich zu Beginn gar nicht angesprochen zu fühlen, verlangsamte seine Schritte erst dann wieder, als man die Katze dann auch Näherkommen hören konnte. Langsam drehte er sich um, musterte sie mit einem Blick, der offenbar die Eignung des Katzenmenschen als potenziellen Kunden berechnete. Offenbar war die Berechnung erfolgreich, denn auf die eher blassen, schmalen Lippen des Typen, der bei näherer Betrachtung gar nicht unattraktiv, sondern ganz im Gegenteil von einem gewissen schmuddeligen Straßencharme umgeben, schlich sich ein gewinnendes Lächeln. Beunruhigend geschickt glitt seine Hand in die Innentasche der Jacke und beförderte eine Zigarettenpackung heraus. "Aber klar", kommentierte er und hielt seinem Gegenüber dann die Packung mit dem offenen Deckel hin. Würde der Katzenmensch eine nehmen, würde der vermeintliche Lederjackendealer ihm dann auch das Feuerzeug entgegen halten.
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Re: Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby LeChat » 14 Jan 2016, 13:54

In welcher Form diese Person attraktiv oder unattraktiv war, interessierte LeChat wenig. Der Dealer wurde schlichtweg gemustert, flüchtig jedoch berechnend. Und der Blick mit dem LeChat selbst gemustert worden war, war nicht unbekannt und eindeutig. „Danke Kumpel“ Antwortete die Katze, trat nur einen kleinen Schritt näher und zog die Hand aus der Tasche des Sweaters. Selbst die Finger waren von Stoff umhüllt. Ebenso in der gleichen Farbnuance, wie der Rest des Outfits: schwarz. So griff es nach einer der weißen Zigaretten und hielt sie zwischen Daumen und Mittelfinger fest, der Arm sank locker hinunter. Feuer schien die Katze jedoch nicht zu brauchen. „Verteilst du noch anderen Kram an Leute?“ Wollte die Katze mit kratziger Stimme in einem Plauderton erfahren. Die Form der Kapuze veränderte sich ein wenig, was auf ein schräg legen des Kopfes hindeutete.
Den Schritt den die Katze zuvor auf den Fremden zugegangen war, nahm es nun wieder zurück.
„Dem Typ im Shirt jedenfalls hast du keine Zigarette geschenkt. Was war es?“
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Re: Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby Othello » 14 Jan 2016, 18:38

Die Hand mit dem Feuerzeug sank wieder herab, als der Katzenmensch keine Anstalten machte, die Zigarette tatsächlich auch zu rauchen. Es verschwand wieder in den Untiefen des Mantels. Der Blick des vermeintlichen Dealers blieb erstaunlich ruhig, wenn man die direkte Art des Katzenmenschen bedachte. Doch er erlaubte sich, die eher kleine und zierliche Gestalt einem weiteren prüfenden Blick zu unterziehen. "Geschenkt habe ich ihm gar nix", erwiderte er deutlich amüsiert, was sich in dem Grinsen wiederspiegelte, das sich auf seinen Lippen zeigte. "Aber wenn es so wäre, dass ich Sachen zu verteilen habe... was würdest du denn wollen?" Es war klar, dass er sich nicht einfach in die Karten schauen ließ.
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Re: Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby LeChat » 14 Jan 2016, 19:19

„Natürlich nicht“ kommentierte die Katze mit einem hörbaren leisen Lachen in der kratzigen Stimme. Als wäre LeChat tatsächlich davon ausgegangen, dieser Herr würde irgendwelche Stoffe umsonst verteilen. Die Frage die er nun stellte, war genau das, worauf der Traceur gewartet hatte.
„Kommt ganz darauf an, was es für Sachen sind die du verteilst.“ Antwortet LeChat ruhig, die Stimme war nicht besonders laut. Was wohl daran lag, dass es schmerzen wollte, lauter zu sprechen? Während die Hand in der die Zigarette schützend gehalten wird, wieder hinter dem Stoff des Sweaters verschwindet, ruhten die verborgenen Augen auf dem Anderen. Abschätzend und Aufmerksam.
„Und welche Qualität es hat.“ Gestrecktes Zeug gab es zur genüge, aber mit dem richtig guten Stoff verdiente sich auch das gute Kleingeld. Zu welcher Sparte dieser Lederjackentyp gehörte, würde sich eventuell gleich zeigen. Und dann galt es abzuwägen, in wie weit sich eine Kooperation als sinnvoll darstellte.
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Re: Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby Othello » 15 Jan 2016, 09:52

Der Typ mit der Lederjacke schenkte seinem Gegenüber einen weiteren langen, nachdenklichen Blick, schien dann aber zu einer Entscheidung zu gelangen. "Ich habe schon viele Junkies getroffen und du siehst überhaupt nicht wie einer aus. Was willst du also wirklich von mir?", erkundigte der erstaunlich clevere Typ in der dicken Jacke sich nun bei dem anderen. Seine eigenen Hände waren inzwischen in die Taschen besagter Jacke gewandert. Er vermittelte nicht den Eindruck, als hätte er ein Interesse an Ratespielen, sondern eher an konkreten Vorschlägen. "Du redest fast wie'n neugieriger Bullenschnüffler."
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Re: Eine Nacht wie jede andere (West Town) [Offen]

Postby LeChat » 15 Jan 2016, 11:43

Sekunden verstrichen in denen das Gesagte in der Luft hing. Vielleicht aber auch nur weil einer der blauen Heiligen ihnen etwas näher gekommen war, um ein umher fliegendes Papierchen aufzupicken, ehe es davon lief. Mit raschelnder Tüte schlenderte der Arbeiter weiter und entfernte sich von den beiden ungleichen Leuten. Erst dann begann LeChat zu sprechen. „Was ich von dir will ist simpel.“ Begann die Katze dann, ohne auf seine Anmerkung weiter einzugehen. „Eine eventuelle Partnerschaft.“
Der Katzenmensch trat einen kleinen Schritt näher an den Typen. „Ich halte immer Ausschau nach potenziellen Quellen. Wie du sicher weißt, nicht immer sind die Leute mit denen man derartige Geschäfte macht auch zuverlässig. Mich würde interessieren was du im Angebot hast. Und keine Sorge.. ich habe mit den Cops nichts zu tun.“ Der Blick wanderte fühlbar über den Lederjackenträger hinweg. „Und ich denke, du ebenso wenig.“
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